mißt 1 m 94 om. Leider w«rde der Zahn stückweise herausgebrochen und dürfte nur schwer wieder zusammensetzbar sein.
* Waldmössingen, 24. Okt. Die hiesige Gemeinde hat zu anfang des Frühjahrs für 2500 Mk. Kunstdünger angeschafft und den Bürgern um den Kostenpreis unter Borgfrist bis Martini überlaffen. Da infolge des trockenen Sommers der Kunstdünger seine Wirkung teilweise versagte und die Futternot empfindlicher geworden ist, haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, 2 Wagen Mais anzukaufen und jedem Bürger 1 Doppelzentner unentgeltlich verabfolgen zu lassen. Dieser Beschluß hat die Genehmigung des K. Oberamtes erhalten.
* Bietigheim, 23. Oktbr. Die Weingärtner von hier kamen gestern im „Adler" zusammen, um sich miteinander über die von der Reichsregierung geplante Weinsteuer zu besprechen. Einstimmig beschloß die Versammlung, an die k. Regierung die Bitte zu richten, es möchte dieselbe im Bundesrate gegen eine solche Steuer stimmen, auch erging an den Reichs- tagsabgeordneten Haag in Heilbronn die Aufforderung, bet einer Abstimmung über diese mit „Nein" zu stimmen. Darin waren alle einig, daß durch eine neue Steuer die Mittel für die erhöhten Militärausgaben ausgebracht werden müssen, aber als allein richtige Quelle derselben wurde die Einführung einer progressiven Einkommenssteuer bezeichnet.
* (V ers chieden e s.) In Reutlingen ist von der deutschen Partei Privatier Rupp, von der demokrat. Partei Gemeinderat Elwert als Kandidat für die daselbst stattfindende Landtagswahl aufgestellt worden. — In Böhringen (Sulz) ist der 25 Jahre alte Schreiner R. an Blutvergiftung gestorben. Derselbe hatte im Gesicht eine kleine Schürfwunde, die er mit den Fingernägeln aufkratzte. Es trat Vergiftung ein und innerhalb 24 Stunden war der Mann eine Leiche. Der Fall ist eine erneute Warnung, die so weit verbreitete Unsitte des Kratzens mit den Fingernägeln an Wunden zu unterlassen. — In Heil - bronn hat sich ein lediger Sattler den Hals abgeschnitten. — In Massenbach (Brackenheim) find die Wohnhäuser des Johs. Essig und der Witwe Strauß abgebrannt. — In Künzelsau suchte und fand ein alleinstehender Taglöhner seinen Tod im Kocher. — In Stuttgart kam der Ankuppler Baumgart am Güterschuppen des Bahnhofs zwischen die Puffer und war augenblicklich tot. — In Heil - bronn goß eine zärtliche Ehefrau ihrem Mann anläßlich eines häuslichen Zwists einen Hafen kochenden Wassers über den Kopf. Der Mann befindet sich in ärztlicher Behandlung.
* Ober-Ingelheim, 24. Okt. Ein schreckliches Verbrechen wurde am verflossenen Samstag an der hier geborenen siebenjährigen Halbwaise Katharine Pitzer verübt. Mit einigen Freunden wollte dieselbe in die an dem Schillerplatze gelegene Villa des Herrn Pauli gehen, um Küchenabfälle zu holen. Ans Furcht vor den großen Hofhunden blieb sie vor dem Hofthore stehen; ihre Begleiterinnen traten dagegen ein. Während sie auf dieselbe wartete, kam des Wegs ein Junge im Alter von 12 bis 15 Jahren, hielt der Kleinen Augen und Mund zu
und brachte ihr mit einem großen Metzgermeffer einen tiefen lebensgefährlichen Stich in den Unterleib und zwei kleinere Stiche in den Oberschenkel bei. Niemand war Zeuge dieser Schreckenstat. Von einem nach Hause gehenden Manne wurde das stark blutende Kind der Mutter gebracht. Von dem Thäter fehlt bis jetzt jegliche Spur. Die arme Kleine liegt im Sterben, Rettung ist wegen Verletzung edler Teile und des starken Blutverlustes unmöglich.
* Berlin, 26. Okt. Der Nordd. A. Z. zufolge ist die Finanzministerkonferenz gestern geschlossen worden. Einstimmig trat die Auffassung hervor, daß eine Finanzreform zur Regelung des Verhältnisses der Etuzelstaaten zum Reich im Interesse der Einzelstaaten unbedingt geboten sei. Die Entwürfe über die Tabaksteuer und die Retchsstempelabgaben fanden einstimmige Billigung. Bezüglich der Wein- steuer soll erwogen werden, ob nicht auch bei Erleichterung der Kontrolle der finanzielle Erfolg gesichert erscheine.
* Ber 1 in, 27. Oktober. Ein besonderer Zug der gegenwärtigen preuß. Wahlbewegung, schreibt die „N.-L.C.", ist u. a. auch die Gärung der konservativen Wählerschaft, und zwar in den eigentlichen Kern- «nd Stammlanden dieser Partei, in Pommern, Brandenburg Schlesien. Wir meinen nicht die Erfolge der antisemitischen Agitation, auf welche schon öfters hingewiesen worden ist, sondern die mit Kraft sich geltend machenden Ansprüche des mittleren und kleinen konservativen Bauernstandes aus eine angemessene Beteiligung an der parlamentarischen Vertretung. Bisher verstand es sich von selbst, daß allein Großgrundbesitzer oder Landräte und untere Beamte die Vertretung des konservativen Bauernstandes besaßen. Jetzt regen sich mehr und mehr Zweifel, ob ausschließlich diese Elemente die richtige Vertretung der gesamten landwirtschaftlichen Interessen darstellen. In einer ganzen Anzahl von Wahlkreisen sind bereits konservative Bauernkandidaturen ausgestellt, und es bleibt abzuwarten, welchen Erfolg sie haben werden. Aehnliche Strömungen sind im Handwerkerstand vorhanden. Auch hier verlangt der Mittelstand nach eigenen Vertretern. So wird das in neuerer Zeit von der konservativen Partei eingeschlagene demagogisch-agitatorische Auftreten ihr selbst nach den verschiedensten Richtungen gefährlich.
* In Berlin haben Konservative, Antisemiten und Ehristlichsoziale für die Landtagswahl ein Kartell abgeschlossen und in allgemeiner Versammlung die gemeinsamen Kandidaten aufgestellt. In dieser Versammlung hielt der Führer der konservativen Partei Frhr. v. Manteufel eine Rede, worin er u. a. sagt: Es werde der konservativen Partei verdacht, daß sie klar und deutlich Stellung zur Judenfrage genommen habe. Keine politische Partei werde auf die Dauer die Judenfrage mit Stillschweigen übergehen können. Hätten doch bei der Wahl in Fried- berg-Arnswalde viele frühere Freisinnige für Ahlwardt gestimmt. Die Freisinnigen seien ebensogut zum Antisemitismus übergegangen wie die Konservativen. Wenn die Freisinnigen behaupten, daß der Antisemitismus bet ihnen nicht vorhanden sei, so lügen sie; wo vernünftig denkende Menschen sind, wird es auch Antisemiten geben. Allerdings haben wir es heute
in der Synode erleben müssen, daß der Kammergerichtsrat Schröder die Juden als Deutsche bezeichnete. Er teilt die Deutschen in drei Gruppen, in evangel. Deutsche, katholische Deutsche und jüdische Deutsche. Daß ein Kammergerichtsrat mit christlichem Namen und christlichem Aussehen die Juden für Germanen halten kann, ist mir nicht begreiflich. Dieser Herr ist noch nicht belehrt, daß es unter den Freisinnigen auch Antisemiten giebt. Die Natkonalltberalen sind bereits klüger und haben sich, wo es nötig war, offen zum Antisemitismus bekannt. Nur bei den Sozialdemokraten finden wir keine Zustimmung zum Antisemitismus. Sie wählen den Juden Singer zu ihrem Vorsitzenden und find von Juden durchsetzt. Dies kann uns mit einiger Beruhigung erfüllen. Wenn der zesetzende Geist des Judentums sich bei den Sozialdemokraten einfrißt, so habe ich die Hoffnung, daß die Sozialdemokraten durch diese Schwefelsäure uns nicht so gefährlich werden, wie sie es sonst werden könnten. Es waren nicht allein parteipolitische Interessen, sondern auch staatserhaltende Grundsätze, die uns nötigen, zur Judenfrage Stellung zu nehmen. Wir mußten diese Frage in einer dem Heil des Vaterlandes günstigen Weise zu lösen suchen, und sie nicht dem reinen Antisemitismus allein überlassen, in dessen Reihen Leute dieselbe zur Agitation benutzen, die nicht an parlamentarischen Rücksichten gebunden und deshalb geneigt sind, unerfüllbare Versprechungen zu machen.
* Die „Nordd. Allg. Ztg." teilt mit, der Emir von Jola, der mächtigste Herrscher in Adamaua, dessen erkannte Gewalt sich bis Ngaundere und Gaschka erstreckt und dem die Unterhäuptlinge dieser Landschaften unbedingten Gehorsam leisten, habe dem Premterlieutnant v. Stetten gegenüber erklärt, daß er keiner anderen Nation irgend welche Erwerbungen gestattet habe oder gestatten werde und daß in den von der deutschen Expedition durchzogenen Landschaften bis zur südöstl. Grenze von Adamaua n u r Deusch- land Stationen zu errichten -befugt sei. Der sechs Wochen später eingetroffene Expedittonsführer Mtzon wurde von dem Emir nicht empfangen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen teilte Premierlieutenant v. Stetten Hrn. Mizon die Erklärungen und Abmachungen des Emirs mit und erhielt darüber eine Empfangsbestätigung.
* Das „Berl. Tagebl." bestätigt, daß der neue Kriegs minist er ein Gegner des öffentlichen Mtlitärgertchtsverfahrens sei. Gleichwohl sei die Reform desselben nicht ins Ungewisse htnausgeschoben; vielmehr dürste die Regelung des Militärstrafprozeffes dahin erfolgen, daß die militärischen Vergehen nach Art des bisherigen, aber reformierten Verfahrens abgeurteilt werden, die nichtmilttärischen aber zur öffentlichen Verhandlung kommen.
* Berlin, 27. Oktbr. Die Schwierigkeiten bezüglich der Weinsteuer dürften größer sein, als offiziös zugestanden wird. Ueber den Hauptpunkt, die Wertgrenze, scheint es zu keiner Verständigung in der Ministerkonferenz gekommen zu sein.
* In Berlin und in Stettin sind eine große Anzahl Schaffner der Stettiner Bahn wegen Veruntreuungen in großem Maße verhaftet worden. Die Betrügereien sind in der Weise verübt worden, daß
Dann begann sie zu plaudern und zu fragen, und während er Auskunft gab. sprach das Fräulein von Jhlefleth mit ein, hielt dabei aber die Augen meist fest auf das Leinen gerichtet, welches sie und die alte Frau nun wieder durchschnitten. Nur zuweilen, als das Gespräch lebhafter wurde, blickte sie auf, und Fritz Lörrach war dann jedesmal, als würde ihm ganz warm ums Herz.
Bald war die Arbeit geschehen, Hedwig wickelte die Bündel zusammen und die alte Preuß packte sie in einen Korb, den später die Magd vom Schlosse holen sollte.
Fritz Lörrach fühlte, er müsse nun gehen, erhob sich, nahm sein Gewehr, seinen Hut, blickte sich nach dem Hunde um und empfahl sich.
„Ich gehe auch heim, nehmen Sie mich mit, Herr Lörrach," sagte Fräulein Hedwig zögernd, als sei sie nicht gewiß, ob das auch von ihr recht gehandelt wäre.
„Mit tausend Freuden, gnädiges Fräulein!" Er hätte jauchzen mögen vor Vergnügen und fühlte jetzl plötzlich, daß er auf dem besten Wege sei, sich gründlich zu verlieben. Erschrocken stand er sozusagen vor sich selbst still.
„Das wäre doch der blühendste Wahnsinn! Set kein Narr, Fritz. Sie ist ein reizendes Mädchen — aber —!" Und er war sich der Unmöglichkeit, sie jemals gewinnen zu können, vollkommen bewußt. Außerdem — er, ein Kaufmann, der eben dahin gelangt war, sich im Auslande eine Stellung zu erringen, von welcher aus er hoffte, mit Erfolg weiter
zu arbeiten, und sie — Unsinn! „Spiele nicht mit Feuer! Sei vernünftig!"
Und während er sich diese Vernunft predigte, ganz erschrocken über sich selbst, schritt er neben ihr vom Hofe, Bob hinterdrein, und sie erzählte ihm, die alte Frau habe viel Gutes an ihr gethan, denn seit sie herangewachsen und die Gouvernante entlassen sei, predige die alte Preuß ihr fortwährend, daß sie eine gute tüchtige Hausfrau werden und ihre verstorbene Mutter auf dem Gute ersetzen müsse.
„Sie ist so praktisch, die gute, alte Frau; ich habe als Kind bei ihr das Spinnen und Weben gelernt, jetzt läßt sie mich die Hemden nähen, denn die Idee ging von ihr aus, nicht von mir. Ich habe das vorhin nicht gesagt, weil es mir nicht gleich einfiel, aber wissen müssen Sie es doch," plauderte sie.
„Warum denn?" fragte er erstaunt.
„Weil Sie sonst wunder meinen, wie gut ich sei," sagte sie lachend, aber er sah ihr an, ihre Ehrlichkeit verlangte dies Bekenntnis.
Dann sprach sie von seiner Mutter, fragte, ob er sich ihrer noch erinnere, wo sie seinen Vater kennen gelernt habe, ob ihre Verwandten ihre Heirat gut- gehetßen hätten.
„Wegen des bürgerlichen Namens?" fragte er.
„Ja, die Kronbergs sind hochmütig, aber sonderbarerweise kommen bei ihnen auffallend viele solcher Heiraten vor. War man Ihnen dämm böse?"
„Ich hörte nie davon, Baronesse. Meine Mutter war elternlos, als sie sich verlobte, und arm;
vielleicht waren die Angehörigen zufrieden, sie voraussichtlich versorgt zu wissen."
„Aber Ihr Vater starb und sieblieb zurück. Was fing sie an?"
(Fortsetzung folgt.)
Irommer Wunsch.
Fast macht ich bittend zu dir sagen:
Sieh mich nicht an, mein holdes Kind So sehr erweckst du alte Klagen,
Aus Zeiten, die verklungen find.
Denn jene Augen, die sich schlossen,
Als du zum Leben einst erwacht,
Aus dir nun schaun sie glanzumflossen Mich an mit alter Zaubermacht:
Die Wangen, die mein Kuß durchglühte; Der Mund voll Hellem Liederklang;
Die Stirn, die weiße Flieberblüte;
Ach, alles, wie ich's einst besang.
Und schwebst du durch die Rosenhecken Als jugendschöne Rosenfee,
Dann muß ich mein Gesicht bedecken In tiefem, nie gestilltem Weh.
Dann strömt zurück mir aus den Klagen Ein Hauch des Glücks, das mir geraubt; — Laß Gott dich solches Leid nicht tragen,
Sein reichster Segen auf dein Haupt.
K o vt - « y m.
Zwei Silben hat mein kleines Wort, Das nahe dir an jedem Ort;
Und liest du, Leser, mich von hinten, Wirst du dasselbe finden.
Auflösung folgt in nächster Nummer.