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Erscheint Dienstag Donners­tag und SamStag.

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I Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei 1»«, I den Postämtern und Postboten.

Samstag den 28. Oktober

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

f. Mtensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8<H, bei mehrmol. je k

auswärts je 8 ^ die Ifpalt-Zeile

1893.

Die Herbstkontrollversammlungen im Konttoll- bezirk Freudenstadt finden statt: In Dornstctten am Dienstag 7. November, nachmittags 3 Uhr; in Pfalzgrafen­weiler am Mittwoch 8. November, vormittags 9 Uhr; in Besenfeld am Mittwoch 8. Nov., nachmittags 3 Uhr; in Baiersbronn am Donnerstag 9. Nov., vormittags 9 Uhr; in Freudenstadt am Donnerstag 9. November, nachmittags 3 Uhr.

Gestorben: Gottliebin Günther, Tuchmachers Witwe,

Nagold; Privatier Fischer, Marbach a. N.

Nach der Pariser Festwoche.

Die Pariser Festwoche ist zu Ende. Die rus­sischen Offiziere haben die Hauptstadt verlassen und werden, wenn diese Zeilen erscheinen, nach der Ent­gegennahme neuer Huldigungen in Lyon und Mar- eille, wieder in Toulon angekommen sein. Dort inden dann, unter Teilnahme des Präsidenten Carnot, >ie Abschiedsfeste statt. Die Begeisterung der Pariser Bevölkerung hat sich vom 17. bis zum 24. Oktober immer auf der gleichen Höhe gehalten, ja beim Ab­schied der Russen waren die Huldigungen womöglich noch lebhafter, noch lärmender, als bei ihrer Ankunft. Auch die russischen Gäste, Admiral Avellan an der Spitze, sind von der Hitze der Pariser allmählich er­wärmt worden, der Ton ihrer Reden stach zuletzt merklich ab gegen die kühle Zurückhaltung, die aus ihren ernsten Erwiederungen auf die französischen Liebeserklärungen sprach. Freilich irgend ein Wort, das den Hoffnungen der Franzosen direkt entgegen käme, istnicht laut geworden; Admiral Avellan ist bis zuletzt aus einer gewissen diplomatischen Reserve nicht heraus- getreten, womit er offenbar den ausdrücklichen Wün­schen des Zaren nochgekommen ist. Immerhin ist die entschiedene Wärme bemerkenswert, mit der er seine an die Stadt Paris gerichtete Danksagung ab­gefaßt hat. Es heißt darin: Der Admiral und die Offiziere seien tief bewegt von der Aufnahme, die kein Wort schildern könne. Alles, was sie wahrge- genommen während der ununterbrochen enthusiastischen Huldigungen bleibe ewig ihrem Herzen eingeschrieben und werde gelreulichst den Freunden in allen Teilen des Landes, den Hohen wie den Niedrigen, den Greisen wie den Kindern mitgeteilt werden. Sie haben mit Freundschaftsbezeugungen antworten wollen: da aber die Zeit fehle, so bitten sie alle in Paris und in ganz Frankreich, ihre brüderliche Freundschaft

und wahrste Dankbarkeit entgegen zu nehmen. Sie senden den Franzosen das Beste, was sie im Herzen haben. In den Pariser Blättern kommt ein­stimmig große Befriedigung - über den Verlauf der Russenfeste zum Ausdruck; hie und da klingt es auch wie ein Stoßseufzer der Erleichterung, daß es ohne gefährliche Erregung der Volksleidenschaft, ohne ernstere chauvinistische Ausschreitungen, die bei dem unberechenbaren Temperament des Pariser Volks von manchen Seiten befürchtet wurden, abgegangen ist. Die Blätter sind entzückt über die würdige Haltung, die das Volk fast durchweg bewahrt habe, und sprechen die Hoffnung aus, daß das Zusammenstehen aller Parteien, wie es sich jetzt gezeigt habe, immer das Gleiche sein werde, wenn das Ansehen und das heilige Interesse des Vaterlandes in Betracht komme. Auf den Frieden wird auch jetzt wieder manches Lied gesungen. Jules Simon schreibt im Figaro:Was Frankreich mit einer seit den Tagen der großen Revolution nicht erlebten Einmütigkeit gefeiert hat, ist nicht die Gewinnung eines Ueberge- wichts über den Dreibund, obwohl Frankreich und Rußland die nummerische Ueberlegenheit besitzen, sondern die Gleichstellung. Der Friede ruht nicht mehr allein auf dem Machtworte Deutschlands, son­dern Rußlands und Frankreichs, die keinerlei Inte­resse am Kriege und keine Neigung zum Kriege haben." Dagegen hört man aus folgenden Worten des Gaulois die Kriegstrompete schmettern:Jede Herausforderung und Beleidigung, gleich der Schnäbele-Affäre, ist nunmehr unmöglich, da wir vollkommen gegen den Angriff gewaffnet find. Das bedeutet die russische Allianz, die, obwohl ihre Friedensliga notgedrungen eines Tags zu einer Kriegsliga werden wird." Das letztere hat man in Deutschland a vgcsichts des nahen­den russisch-französischen Bündnisses immer gesagt, und eben deshalb haben wir in diesem Jahre unserem Heer eine neue Verstärkung geben müssen, damit wir dieser Kriegsliga ruhig ins Auge sehen können. Eine nicht mißzuverstehende Drohung gegen uns spricht auch Vacquerie imRappel" aus, wenn er den Russen nachruft:Aut Wiedersehen, Brüder, bei uns, bei Euch oder anderswo!" Aus solchen Worten geht immer von neuem hervor, daß es für «ns ziemlich gleichgültig ist, ob die Franzosen den Krieg oder den

Frieden im Munde führen, da sie unausgesetzt den Haß und die Rachsucht im Herzen tragen. Noch lange, lange werden leider unsere Vorposten Wache stehen, unsere Armeen gerüstet sein müssen. (Schw.M.)

L«de-»>chn-te».

* Altensteig, 27. Okt. Mit dem Eintritt der rauheren Jahreszeit haben sich die Gesundheitsver­hältnisse, welche in den letzten Monaten ganz gute waren, wieder verschlechtert, obwohl das Wetter an­scheinend nicht ungesund und für die vorgeschrittene Jahreszeit noch verhältnismäßig recht angenehm war. Vor allem sind offenbar als Folge der kühleren Herbst­winde Katarrhe wieder überall im Anzug; auch Hals­entzündungen sind an der Tagesordnung. Abhärtung des Körpers durch kalte Waschungen und namentlich auch das Unterlasten der so weit verbreiteten Ver­zärtelung der Halspartien durch dichtes Einhüllen in dicke Halstücher selbst im Zimmer, dürften wohl als wirksamstes Vorbeuguugsmittel in sehr vielen Fällen zu empfehlen sein.

* Pfalzgrafenweiler, 25. Okt. Herr Ober­förster Greiner hat mit einer Anzahl auswärtiger Jagdgäste am Montag und Dienstag eine Treib­jagd abgehalten, auf welcher 31 Rehe, 21 Hasen und 2 Füchse erlegt wurden.

"Calw, 24. Okt. Gestern fand die Herbst­übung der freiwilligen Feuerwehr statt. Dieselbe ge­staltete sich zu einer großen Huldigung für den seit­herigen, nunmehr zurückgetretencn Kommandanten Kauf­mann Emil Georgii. Derselbe stand 31 Jahre an der Spitze der Feuerwehr und hat während dieser langen Zeit eine wirklich ersprießliche Thätigkeit ent­falte:. Die gesamte Feuerwehr stellte sich vor dem Hause des Gefeierten auf, worauf eine Deputation aus den bürgerlichen Kollegien und den Offizieren der Feuerwehr dem verdienten Manne eine von Uni- versttätsturnlehrer Wüst in Tübingen künstlerisch ausgeführte Ehrenurkunde, sowie eine prachtvolle goldene Uhr übergab. Mit einem dreifachen Hoch auf den früheren Kommandanten schloß die Feier.

* Cannstatt, 22. Okt. Letzten Freitag wurde in der Sandgrube des Weingärtners Lutz hier ein Stoßzahn von einem prähistorischen Tier (Mammuth oder sispIiLs Llltiguus) zu Tage gefördert. Derselbe

Gr ist der Gröe!

Roman von L. H a i d h e i m.

(Fortsetzung.)

Jetzt war die Jagd günstiger, und als dann der Abend kam, stieg er fern von dem Ausgangspunkt ans Land.

Fünf prächtige Enten! Er wollte sie durch einen Boten an Frau Ella schicken der alte Preuß schaffte ihm sicher einen solchen; seine Wohnung war nicht weit entfernt, und wenn er die Frau allein traf, so kostete es ihm gewiß nicht allzu große Mühe, sie über das Fräulein von Jhlefleth zum Reden zu bringen.

Behaglich schlendernd langte er auf dem Vor­werk an. Der alte Pluto lag nicht wie sonst vor der Hausthür auf den Treppenstufen; es zeigte sich auch in dem großen steingepflasterten Flur niemand, aber drinnen im Zimmer hörte man das Murmeln von Stimmen.

Er klopfte, öffnete aber in demselben Augenblick, da seines Erachtens den ulten Freunden gegenüber das Klopfen nur Form war.

Sich tief bückend, denn die niedrige Thür zwang ihn dazu, ries er seiner alten Freundin, die inmitten eines Haufens Leinwand saß und dieselbe mit einer großen Schere zerschnitt, sein altgewohntesGuten Tag, Großmutter Preuß", zu; erst dann sah er, da war noch jemand bei allen Heiligen, da war ja!

Und er riß seinen grauen Jagdhut vom Kopfe

und verbeugte sich vor dem Fräulein von Jhlefleth, ganz rot werdend vor freudiger Ueberraschung.

Auch sie schien sprachlos vor Erstaunen auch sie wurde rot, sehr rot.

Die Alte hatte sich ruhig mit vergnügtem Lächeln erhoben und bot dem Kommenden die Hand, indem sie mit der andern die Hornbrille abnahm.

Das ist der Herr Lörrach, gnädiges Fräulein, er ist zur Jagd bei Herrn Harterött aus Warmenau," stellte sie Fritz der jungen Dame vor.

Die beiden konnten ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken.

Und dies ist das gnädige Fräulein von Jhle­fleth," fuhr Großmutter Preuß ohne etwas zu merken, fort.Das gnädige Fräulein näht Hemden für die armen Kinder zu Weihnachten und da schneiden wir sie hier nur zu "

Da fangen Sie ja früh an, vorzusorgen, gnä­dige Baronesse." sagte Fritz Lörrach.

Ich bin nicht so überaus fleißig, da brauche ich mehr Zeit als andere," erwiderte die junge Dame.

Und es ist eine ganze Reihe, die das gnädige Fräulein zu versorgen übernommen hat," rühmte die Alte.

Sie haben glückliche Jagd gemacht?" brach Hedwig ab.

Für einen Sonntagsjäger, der ich eigentlich bin, ist es eine stolze Beute! Ich hoffe, Großvater Preuß schafft mir einen Boten, sie zur Stadt zu schicken," meinte Fritz lächelnd.

Ein gewisses Erstaunen in den Blicken der jungen Dame richtig deutend, sagte die alte Frau:

Herr Lörrach macht nur Spaß, er hat unseren Alten schon als Kind so genannt. Sein Großvater war Landdrost in M., sein Vater wäre vielleicht auch einer geworden, wenn er nicht so jung hätte sterben müssen, und die Mutter hieß Jda von Kronberg zu Wetterhoh, bei denen habe ich noch als kleine Magd gedient, bei den Eltern mein' ich. Der jetzige Herr ist Herrn Lörrachs Vettrr."

Die Familie kenne ich sehr gut. Wir verkehren zusammen. Haben Sie die Beziehungen zu ihnen auf­recht erhalten?" fragte Fräulein Hedwig lebhaft.

Nein, gnädiges Fräulein, ich habe trotz der nahen Verwandtschaft keine Beziehung zu meiner Mutter Familie. Man hatte sie nach meines armen Vaters Tode wohl ein wenig zu sehr fühlen lassen, daß man nicht geneigt sei, die Last von einer Witwe und ihrem Kinde sich aufzubürden; möglicherweise konnte es der Bruder auch nicht, die Kronbergs sind auch nicht reii. So zog sie zu meinem Onkel, und als der Bruder dann starb, ließ sie die Beziehungen fallen."

Hedwig sah ihn mit ihren großen, treuherzigen Augen an, als wollte sie sagen:O, ich verstehe, deiner armen Mutter Heirat mochte sie wohl den Verwandten entfremdet haben."

Die alte Frau war unterdes nach ihrem Milch­keller gegangen und brachte unaufgefordert ein Glas Milch herein.

Ich weiß, Sie essen jetzt nicht, Herr Lörrach."