Fischer dahier an die französische Regierung gerichtete Ersuchen um Entlassung des erst 16jährigen Sohnes Fischers aus der französischen Fremdenlegion, in die derselbe sich in jugendlichem Leichtsinn dieses Früh­jahr anwerben ließ, hat die französische Regierung geantwortet, daß sie diesem Wunsche nicht zu ent­sprechen geneigt sei. Der junge Mensch hat nun die Folgen seiner unüberlegten That zu büßen.

* In Anwesenheit I. Maj. des Königs und der Königin fand Donnerstag nachmittag 1 Uhr die Ein­weihung der neuerbauten evangelischen Kirche in Wangen i. A. statt. Großartig war nach demSchw. M." die Beteiligung der ganzen Einwohnerschaft Wangens, sowie sämtlicher evang. Gemeinden Ober­schwabens.

* (Erfüllungs-Ort!) Von größter Wich­tigkeit für jeden Geschäftsmann ist genaue Festsetzung der Verkaufs- und Zahlungsbedingungen bei Geschäfts­abschlüssen. Auf Preislisten, Rechnungen u. s. w.

begegnen wir oft dem VermerkErfüllungsort."

(hier folgt Wohn- oder Gertchts-Ortsbezeichnung des Lieferanten) ohne weiteren Zusatz. Dies genügt in­dessen, wie ein kürzlich vorgekommener Streitfall und daraufhin erfolgte Reichsgerichts-Entscheidung er­wiesen hat, nicht, einen Lieferanten in den Fall zu setzen, an seinem eigenen Wohnorte säumige auswär­tige Schuldner verklagen zu können; die Lieferungs­bedingungen müssen vielmehr noch den ergänzenden Vermerk enthalten, daß der Erfüllungsort für die Lieferung zugleich auch Erfüllungsort für die Zahlung ist. Wer ans seinen Preislisten und Rechnungs­formularen dieser Reichsgerichts-Entscheidung noch nicht Folge gegeben hat, wird wohlthun, dies bei Bestellung neuer Formulare nachzuholen oder sich in­zwischen sofort einen entsprechenden Stempel auzu- schaffen. Man sichert sich dadurch die großen Vorteile und Annehmlichkeiten, im entlegensten Winkel Deutsch­lands wohnhafte säumige Schuldner am eigenen Wohnorte (also am Wohnorte des Lieferanten) ver­klagen zu können, ohne sich demnach am Wohnorte des Schuldners erst Rechtsanwälte suchen zu müssen.

* (Verschiedenes.) In Mehrstetten wur­den aus dem Studierzimmer des Pfarrhauses 60 bis 80 Mk. Opfergelder gestohlen. Der Dieb war durch ein Fenster eingesttegen. Ja der Gemeinde Jgelsberg wurden Donnerstag nacht bei einem Gutsbesitzer 2 Einbrüche verübt und dessen Sohne verschiedene Kleidungsstücke und S Mk.Geld gestohlen; der Thäter entkam trotz rascher Verfolgung in den nahegelegenen Wald. Diese Einbrüche verübt zu haben, ist dringend verdächtig der 19 Jahre alte Dienstknecht W. Kern von Grömbach, welcher kürzlich aus dem Amtsgericht Freudenstadt, wo er wegen schweren Diebstahls in Haft war, entwichen ist. Nach demselben wird eifrig gefahndet. Der Zimmer­mann Schauer von Schrozberg, welcher im Au- gust einem jungen Mann das Leben rettete, erhielt eine Belohnung vom Kgl. Ministerium mit 30 Mk. Zwei Brüder, Ztgarrenmetster Theilacksr und Be­zirkskrankenkassier Theilacker von Heidenheim er­hielten die freudige Botschaft, daß jeder von ihnen sowie noch 3 weitere Geschwister von einem Vetter in Amerika je das Sümmchen von 100 000 Mk. erben.

* Mainz, 19. Okt. Wie aus Zürich gemeldet wird, verhaftete die dortige Polizei den von den deut­schen Behörden verfolgten Karl Zimmermann von Mainz, der einer Kölner Jmmobtltengesellfchaft 30,000 Mk. unterschlagen hat. Der Verhaftete trug das meiste gestohlene Geld auf sich und ist der Kölner Polizei ausgeliefert worden.

* Mindestens von symptomatischer Bedeutung ist ein am 20. d. gefaßter Beschluß der brandenburgischen Provinzialsynode, bas Kirchenregiment der preußischen Landeskirche zu bitten, darauf Bedacht zu nehmen, durch welche Maßnahmen dem Ueberhandnehmen christlich-jüdischer Mischehen wirksamer als bisher Ein­halt geboten werden könne, «ad wie Christen und Christinnen, die beklagenswerterweise eine solche ein­zugehen beabsichtigen oder eingegangen sind, kirchlich zu behandeln find."

* Berlin, 21. Okl. Die Verhandlungen mit dem Herzog von Cumberland über die Bibliothek, das Archiv und das sogenannte Welfen-Musmm haben zu einem befriedigenden Abschluß geführt. Die ge­nannten Institute verbleiben bei Hannover und gehen zum Teil in die Verwaltung der Provinz über. Mit dem nächsten Dampfer, der am 30. November von Hamburg abgeht, reist wieder eine Anzahl An­siedler nach dem südwestafrtkanischen Schutzgebiet.

* Berlin, 19. Okt. Bei den letzten Reichstags­wahlen ebenso wie bei den in verschiedenen Bundes­staaten stattgehabten Landtagswahlen bildeten die Klagen über die Alters- und Jnvaliditätsoerstcherung eine stehende Rubrik. Die Großgrundbesitzer des Ostens sind damit ebenso unzufrieden wie die Groß­industriellen des Westens und die Kleinbauern in Süddeutschland. Kamen doch im vorigen Jahre allein aus Bayern an den Reichstag Petitionen mit über 250000 Unterschriften, in denen die Wieder- aufhebung des ganzen Gesetzes verlangt wurde. Man begründete das Gesuch mit der drückenden Last und mit der Zwecklosigkeit des Gesetzes. Indessen kann aus verschiedenen Gründen an eine Annullierung des Gesetzes nicht gedacht werden. Einmal schon, weil sich die Rechtsansprüche, die sich aus dem Gesetz ergeben, schwer feststellen und befriedigen ließen. Zum zweiten, weil eine solche Aufhebung die Bankerotler- klärung der sozialpolttischen Thätigkeit des Staates bedeuten würde. Möglich ist jedoch eine Vereinfach­ung des Gesetzes. Hauptsächlich muß es sich um eine Vereinfachung des Verwaltungsapparates, viel­leicht auch um eine Einschränkung des Bersicherungs- zwang-s handeln. In dieser Hinsicht hat auch die Regierung bereits Verbesserungen in Aussicht gestellt.

* Die Einführung eines Qaittungsstsmpels soll nach derRhein. Wests. Zig." in Erwägung gezogen werden für den Fall, daß die eine oder andere der in Vorbereitung begriffenen Steuervorlagen die Zu­stimmung des Reichstags nicht finden sollte.

* Hirschberg. Ein stärkerer Schneefall ist, nachdem in den letzten kühlen Tagen schon mehrfach Schneegestöber aus dem Hochgebirge gemeldet worden war, in der Nacht zum Donnerstag eingetreten, so daß sich der ganze Gebirgszug im Wintergewande zeigt. Die Temperatur ist auch im Thale erheblich gesunken.

Ausländisches.

* Sichrow, 19. Okt. Der gestern nachmittag in Berlin aufgestiegene BallonPhönix" mit einer je zur Hälfte aus Leuchtgas und Wafferstoffgas be­stehenden Füllung ist nach ergebnisreicher Hochfahrt über 6000 Meter bei Turnan in Böhmen glatt ge­landet.

* Aus Anlaß der Abfahrt des englischen Geschwa­ders von Tarent am Freitag herrschte in den ersten Morgenstunden auf dem Schiffahrtskanal eine lebhafte Bewegung. Die Truppen hatten am Kanal Auf­stellung genommen, die Musikcorps spielten während der Vorüberfahrt des englischen Geschwaders. Als sich letzteres in Bewegung setzte, wurden Salutschüsse, mit den italienischen Kriegsschiffen gewechselt. Eine zahlreiche Menschenmenge in Booten auf dem Kanal und auf den Terrassen der Häuser begrüßte durch Zurufe und Tücherschwenken die Abfahrenden aufs lebhafteste.

* In Sizilien sind der Regierung außer durch das zunehmende Br'gantenwesen durch die sog. Fasci, Geheimbünde von sozialistischem Charakter, große Schwierigkeiten emstanden, Trotz aller Auflösung gehr die Gründung neuer Vereine weiter vor sich. In der letzten Woche sind zwölf neue Fasci gegrün­det worden. In diesen Vereinen werden den Mit­gliedern Bilder einer besseren Zukunft vorgsführl, dann aber auch klarer vorgezstchnete Progcammpunkte behandelt: die Forderung der Bodenverteilung und der Besitzteilung, sowie der Lostrsnnung von Italien. Das sind die Zauberworte, welche Tausende und Tausende den Vereinen zutreiben, denen in Schaaren auch die Weiber angehören, die ihre Säuglinge in die Vereinslisten einschreiben lassen, damit die Kinder, wenn geteilt wird, auch ihren Teil erhalten. Es scheint in allem Ernst der Anschluß an England dis­kutiert zu werden, unter Hinweis auf Malta, dem die englische Herrschaft blühenden Wohlstand ge­bracht habe.

* Zürich. In Ottikon erstickten, wie das Lu- zsrnecVaterland" meldet, infolge ausgelaufenen Weines der Wirt Konradi und ein Gast. Die dem Tode nahe Kellnerin hofft man zu retten. Das Mädchen ging in den Keller, um für einen Gast Wein zu holen. Unten erlosch das mitgebrachte Licht sofort, das Mädchen stürzte und im Fallen schlug es den Hahn eines Fasses aus; dessen Inhalt ergoß sich in den Keller. Durch das lange Ausbleiben des Mädchens besorgt, ging der Wirt selbst in den Keller, hatte aber kaum den Faß über die Schwelle gesetzt, als er ebenfalls bewußtlos hinfiel. Der Gast nun, dem das Ausbleiben beider auffiel, ging in den Keller, das gleiche Schicksal ereilte ihn. Die beiden Männer sind erstickt, während man das Mädchen zu retten hofft. Der Keller ist ein dumpfer Raum ohne jegliche Ventilation; die durch die Gährung gebildeten giftigen Gase hatten keinen Ausweg.

* Paris, 21. Okt. Die Mitglieder der Patrio­tenliga verbreiten erfolgreich die Legende, daß vor 14 Tagen der Ausbruch des Kriegs unmittelbar be­vorstand. Italienische und deutsche Truppen seien von Metz bezw. Ventimiglia in Frankreich einzubrechen marschbereit gewesen. Der Kaiser von Oesterreich

sives Goldrot verklärte den Westen und warf ein zauberhaftes Licht auf die ganze Gegend.

Der heiße Tag wich der erfrischenden Kühle es wurde ein köstlicher Abend.

Fritz Lörrach war langsam bis in die Näh: des Hauses gedrungen. Ueberall tiefste Stille; die An­lagen und Blumen waren altmodisch er lächelte ein wenig Engländer würden dies hier einen ver­wilderten alten Garten nennen, nicht Park.

Trotzdem oder vielleicht eben deshalb lag aber, wie ihm vorkam, ein Zauber ganz eigener Art auf diesen alten Boskotts, diesen Blumen, die den Ge­schmack der Großeltern repräsentierten und nichts wußten von den Modeblumen und Teppichbeeten der Jetztzeit.

Ein kleines Gartenhäuschen, an eine Gruppe riesenhafter Ulmen gelehnt, stand offen; es reizte Lörrach, sich heranzuschleichen und hineinzublicken, aber er wandte sich enttäuscht ab es war leer und offenbar vom Gärtner für das Aufbewahren von Sämereien benutzt.

Dann schämte er sich seines Spionierens und noch mehr eines immer stärker erwachenden Vertan gens, die junge Schloßherrin wieder zu sehen.

Ich bin ein Narr, ein Erznarr!" schalt er sich, sobald er sich dieser Sehnsucht bewußt wurde, und wie um sich zu bestrafen, wandte er sich entschlossen um und schritt dem Ausgang wieder zu. Er war aber noch nicht sehr weit gekommen, da klang vom Hause her eine Stimme, die ihn zusammenzucken machte, wie von einem elektrischen Schlage getroffen.

Ich laufe noch ein bischen umher, Papa!" rief diese Stimme. Hatte sie einen so wunderbar melo­dischen Klang oder kam ihm das nur so vor?

Sie sehm! Das war sein nächster Gedanke. Das Blut schoß ihm zu Kopfe, sein Herz klopfte laut eine unsinnige Freude, ein Entzücken, das er selbst nicht begriffen hätte, wenn er zum Nachdenken Zeit gefunden, beherrschte ihn vollständig.

Sie sehen sie nur von fern und selbst unbe­merkt einmal vorübergehen sehen.

Mit wenigen raschen Schritten war er in einen Seitenweg des Bosketts getreten.

So weit er in der Eile berechnen konnte, mußte sie über den freien Platz kommen, der von hier aus ganz zu überblicken war.

Sie sang kunstlos und wie man so unbe­achtet vor sich hin singt. Er kannte das Lied, Bet­tina sang es auch, und sie hatte eine herrliche Stimme, aber seltsam, diese hier klang so innig, so träumend und weich.

Da war sie, ganz nahe schon kam sie unter den Bäumen daher, immer singend und zuweilen stehen bleibend, um in das Abendrot zu blicken.

Sie trug heule ein weißes, sehr schlichtes Kleid und nur am Halse ein einzig rotes Schleifchen. Der Hut hing ihr am Arm. So zwanglos, so ganz mit sich selbst, sich allein glaubend, erschien sie ihm un­beschreiblich reizend. Der Abendschein fiel auf ihr zartes stilles Gesicht, daß es aussah, wie von rosa­rotem Marmor.

Er atmete kaum; seine ganze Seele lag in seine" Augen. Ob er dachte und was, das wußte er nicht.

Aber jetzt fuhr er zusammen. Sie kam näher, sie wandte sich nach der Seite, wo er stand wirk­lich, sie schritt direkt auf seinen Platz zu.

Wohin? Ec blickte nach einem Versteck umher und fühlte doch gleichzeitig, daß des Lauschens über­genug sei.

Jetzt mußte er sich entscheiden. Er hatte es gethan: seinen Hut lüftend, trat er ihr mit einer Befangenheit, die ihn vergeblich nach einem Worte - suchen ließ, entgegen. !

Sie sah ihn an, hielt mit dem Singen ein und blickte ihn ungewiß und erstaunt und dann tief errötend an. Seine unverkennbare Verlegenheit teilte sich ihr in womöglich erhöhtem Grade mit.

Darüber fühlte er, daß er sich fassen müsse.

Vergebung, gnädigstes Fräulein, daß ich wie ein Eindringling vor Ihnen stehe, ein Bauer sagte mir, der Eintritt in den Park sei gestattet," sprach ec, nun doch wieder glücklich, mit ihr reden zu können.

Das ist auch so, Herr Lörrach, es bedarf keiner Entschuldigung," erwiderte sie und blickte ihn freund­lich an.

Er hatte sie, als sie seinen Namen sofort wußte, mit einem sonderbaren Augenblitzen angesehen, denn sie fragte befangen:Ich irre doch nicht? Sie find der Herr ?" (Fortsetzung folgt.)

Auflösung des Rätsels in Nro. 12s:

Pavian Pavia.