jedoch habe den Krieg durch die Drohung, er werde aus dem Dreibund ausscheiden, verhütet. Unter der Volksmasse herrscht infolge dieser Hetzereien eine lebhafte Erregung.
"Paris, 20. Okt. Der heutige Ministerrat im Elysee beschäftigte sich mit den Anordnungen für die Leichenfeier des Marschalls Mac Mahon. Der Sarg wird in der Madelainektrche aufgestellt, von wo sich der Leichenzug nach dem Jnvaliden-Dom bewegen wird. Im Namen der Regierung wird der Mimstcrpcäsident Dupuy, im Namen der Armee der KriegSuunlster Loizillon sprechen. Da die Leichenfeier am Sonntag stattfindet, wird die Galavorstellung in der großen Oper von Samstag auf Montag, die Illumination von Sonntag auf Montag und das Rciterfest auf Dienstag verlegt. Die Witwe des Marschalls hat an den Präsidenten Carnot ein Telegramm gerichtet, in dem sie für die dem verstorbenen Marschall gegebenen Beweise von Sympathie und die ihm erwiesenen Ehrenbezeugungen ihren Dank ausspricht. Der Ministerrat hat ferner beschlossen, die Beisetzung auf Staatskosten vorzunehmen. — Der Ministerrat beschloß, daß auch die Beisetzung Gounods auf Staatskosten erfolgen soll.
* Paris, 20. Okt. Die russischen Offiziere haben ihre Wanderung durch Paris heute vormittag um 8^z Uhr begonnen; republikanische Garde bildete das Geleit und die Vorstände der Gemeinderäte begleiteten sie. Um 9^2 Uhr kam der Zug in den Zentralhalleu an, die prächtig geschmückt waren und wo den Russen bei jedem Zelt Blumensträuße überreicht wurden. Ein Orchester spielte die russische Hymne. Die Begeisterung war groß, zumal unter den „Damen der Halle". Der Zug setzte von dort aus seinen Weg unter lauten Zurufen fort.
* Paris, 20. Oktbr. Abends fand im Hotel de Ville eine Festtafel zu 564 Gedecken statt. Carnot toastierte auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland und die kaiserliche Famlie, worauf der Botschafter Baron Mohrenheim einen Trinkspruch auf Carnot und Frankreich ausbrachte. Der Präsident des Munizipalrais Humbert hieß die russischen Gäste willkommen und trank auf das russische Volk und das russische Vaterland, die Schwester des französischen Vaterlandes. Admiral Avellane antwortete mit einem Toast auf Paris. Die Umgebung des Hotels de Ville war glänzend geschmückt und beleuchtet. Die russischen Offiziere und Präsident Carnot wurden bei der Auffahrt von der Volksmenge begeistert begrüßt. Ein Chor von Sängern sang die Marseillaise und die russische Nationalhymne. — Carnot, Avellane und die Eingeladenen nahmen um 10 Uhr in der im Hotel de Ville errichteten Loggia Platz. Eine auf 50000 Köpfe bezifferte Volksmenge begrüßte die russischen Offiziere, welche mit Vivo ln I'raneo! erwiderten. Alsbald begannen die Trompeter und Tambours der Militärkapellen den Zapfenstreich, welcher sich inmitten einer wahren Menschen- mauer in Marsch setzte. Der Glanz, den die Fackeln, bengalischen Feuer und sonstigen Jlluminationskörper hervorbrachten, bot einen unvergleichlichen Anblick. Die Boulevards waren von Schaulustigen auf Fahrweg und Trottoirs dicht gefüllt. Alle Fenster und Balkone waren besetzt; Bäume, Leitern und Wagen
wurden erstiegen. Es kamen dabet einige Zusammenstöße vor.
* Lyon, 20. Okt. Die hiesigen Setdenfabriken übersandten dem russ. Admiral Avelane ein Dutzend kostbarer Seidenkleider zum Geschenk für d.e russische Kaiserin.
* La forest, Departement du Loiret, 19. Okt. Der deutsche Botschafter Graf Münster telegraphierte an die Witwe des Marschalls Mao Mahon: „Seine Majestät der deutsche Kaiser hat mich, sobald er Kenntnis erhielt von dem schweren Verluste, der Sie betroffen, beauftragt, als Ausdruck seines tiefen Mitgefühls tn seinem Namen einen Kranz auf den Sarg des tapferen und edlen Marschalls niederzulegen. Indem ich Ihnen, Frau Herzogin, meine persönlichen aufrichtigen Beileidsemvstndungen ausspreche, bitte ich, mir gütigst Zeit und Ort Mitteilen zu wollen, wo ich die Ehre haben kann, mich des Allerhöchsten Auftrags zu entledigen."
* Die Presse hebt den vorzüglichen Eindruck hervor, den das Beileidstelegramm Kaiser Wilhelms anläßlich des Todes Mac Mahons überall heroorruft. Unter den heutigen Umständen mache sich durch diese Handlungsweise eine äußerst wohlthuende Beruhigung geltend.
* Während der Fahrt des Schnellzuges Rotterdam-Amsterdam, knapp vor der Etnfahrtzeit des Zuges in die Station Herzogenbusch, wurde nach dem „Jll. Wiener Extrablatt" am 16. Oktober eine elegant gekleidete Dame in einem Coupe erster Klaffe von einem Reisegenoffen ermordet und die Leiche zum Fenster hinausgeworfen. Der Mörder stieg in Herzogendusch aus und verschwand spurlos. Der Name der Ermordeten ist nicht bekannt.
* London, 20. Okt. Nach einer Meldung aus Detroit (Michigan) sind zwei Züge der Grand-Trent- Bahn auf einander gefahren. 25 Leichen sollen bereits unter den Trümmern hervorgezogen worden sein. Der Zug geriet in Brand und wurde vollständig zerstört.
* London, 20. Oktober. „Times" meldet aus Philadelphia: Das demokratische Komite unterbreitete dem Staatsschatz eine Transaktion, wonach der Staatsschatz bis 1. Juli 1895 monatlich 3 500000 Unzen Silber ankauft und zugleich dreiprozentige Obligationen ausgiebt, welche in fünf Jahren zahlbar sind. Wie der Newyorker Korrespondent der „Daily News" von gut unterrichteter Seite vernimmt, werde Cleveland, falls der Senat die Abschaffung der Shermann-Akte nicht annimmt, das Gesetz durch eine Botschaft an den Kongreß aufheben mit der Erklärung, daß der Staatsschatz die durch das Gesetz erwachsenden Ausgaben nicht decken könne.
* Madrid, 19. Okt. Ein spanisches Kriegsschiff ist nach Hamburg abgegangen zur Uebernahme von 10000 Mausergewehren.
* Madrid, 20. Okt. Die Königin vollzog ein Dekret, wodurch ein außerordentlicher, unbeschränkter Kredit für die Expedition nach Marokko ausgeworfen wird.
* Washington, 21. Okt. Die Repräsentanten- kammer nahm eine Resolution an, wonach den Ausstellern von Chicago ein Nachlaß an den Zöllen im Betrag bis zu 50 Prozent gewährt wird.
* Philadelphia, 19. Okt. Der Astronom Brooks vom hiesigen Observatorium endeckte einen neuen glänzenden Kometen.
* Rio de Janeiro, 19. Okt. Die Kanonade zwischen den Insurgenten und der Festung wird immer stärker. Das Feuer von Fort Santa Cruz beschädigte einige Jnsurgentenschiffe bedeutend. Zwei Bomben, welche inmitten der Stadt platzten, richteten großen Schaden an. Die Geschäftshäuser blieben geöffnet.
Handel und Verkehr
* (Mostobstpreise.) Stuttgart, 20. Okt. Zufuhr 19 Waggon — 3800 Ztr. Mostobst (2 württ., 6 Hess,, 11 schweiz..) Preis per Waggon 540 bis 600 Mk., Preis per Zentner 2 Mk. 80 Pf. bis 3 M. 10 Pf. — Wtlhelmsplatz. Zufuhr 3000 Ztr., Preis 3 Mk. 30 Pfz. bis 3 Mk. 60 Pfg. per Zentner.
Oeffeutlicher Tprechsaal.
Für Wtesenbesitzer. (Eingesendet.)
Um im Frühjahr so zeitig als möglich einen kräftigen Gcaswuchs zu erzielen, empfiehlt es sich, in der nächsten Zeit Kunstdünger, namentlich Thomasphosphatmehl, onzuwenden. Dasselbe bringt den wetteren namentlich bei heurigem Futtermangel nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß es die Wiesen vor dem Abweiden schützt.
Vermischte s.
"(Wieder eine Wetterprognose.) Der Meteorolog H. Habenicht in Gotha stellt nach dem Eis- und Wetterbericht vom Nordatlantischen Ozean folgende Prognose: „Mitte November wird sich mutmaßlich in Mitteleuropa der Winter, allmählich von Nordosten vordringend, einstellen und im Dezember, Januar und Februar sein firenges Regiment mit wenig Unterbrechungen in fast ganz Europa führen. Hierauf dürfte wieder ein trockenes Frühjahr folgen. Wenn im Januar und Februar nächsten Jahres sich nicht große, die Norm beträchtlich überschreitende Eis- maffen bei Neufundland eiastellen sollten, so wird sich voraussichtlich der jetzige kontinentale, d. h. trockene Kümakarakrer noch mindestens während des ganzen kommenven Jahres erhalten."
"(Sächsische Höflichkeit. Ob der nachstehende Fall von der vielgerühmlen Höflichkeit in das Gebiet der Anekdoten gehört oder auf der Thatsache beruht, muß dahingestellt bleiben. Um eine Wette auszutrageu, bat ein Sachse in Gegenwart des Mit- wettenoen während der Fahrt von Dresden nach Berlin einen preußischen Schaffner um Cigarrenfeuer. „Da müßte ich viel zu thun haben", lautete die barsche Antwort. Auf der nächsten Haltestelle wurde die Bitte an einen sächsischen Schaffner gerichtet. Sofort zündete Letzterer ein Streichholz an und reichte es mir verbindlichem Lächeln seinem Landsmann, der nunmehr seine Taschen durchsuchte und bedauernd erklärte, er habe leider keine Zigarre bei sich. Und stehe da — jetzt zog der Schaffner einen Gltmmstengel aus der Tasche und überreichte ihn seinem ob der gewonnenen Wette hocherfreuten Land- mann.
Verantwortlicher Redakteur: W. Riekec, AltsnSsig.
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Zur Feier unserer ehelichen Verbindung erlauben wir uns Verwandte,!
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