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Vienslag dm 24. Oktober
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
^ ' Amtliches.
Die Herbfikontrollversammlungen im Ober- amttbezirk Nagold finden statt: In Altensteig-Stadt am 6. November, vormittags IO Uhr; in Simmersfeld am 6. November nachmittags 2 Uhr; in Halt er dach am 7. Novr., vorm. 10 Uhr; in N ag o ld am 7. Novbr., nachm.2>/r Uhr; in Wildb erg'am 8. November, vormittags 8*/, Uhr.
Uebertragen wurde ine erledigte Seminar-Oberlehrer- stelle in Nagold dem Lehrer Schirmer am K. Katharinenstift in Stuttgart.
L König Albert von Sachsen beging om Sonntag sein SOjähriges Mtlitär-Dienst- jubiläum. Nicht nur in seinem Lande, sondern in ganz Deutschland und über dessen Grenzen hinaus erfreut sich der greise Jubilar der vollsten Sympathien, die in den Huldigungen an seinem Ehrentage zum Ausdruck kamen.
König Albert ist der letzte noch lebende fürstliche Heerführer aus dem deutsch-französischen Kriege. Als Kronprinz Albert führte er sein sächsisches Armeccorps, das sich besonders rühmlich bei St. Privat, Sedan und vor Paris hervorthat; die Feldmarschallwürde, die dem Kronprinzen zu teil wurde, war im Kriege und vor dem Feinde erworben.
König Albert ist Chef des osipreußischen Dragoner-Regiments Nr. 10, Inhaber des österreichischen Dragoner-Regiments „Königs von Sachsen" und Chef des russischen Koporschen Infanterie-Regiments Nr. 4. Alle diese Regimenter Hoden Deputationen nach Dresden entsandt, um ihrem hohen Chef zu seinem Jubiläum persönlich zu gratulieren. Der Kaiser hat es sich nicht nehmen lasten, dem König Albert persönlich seine Glückwünsche darzubringen; verehrt der jugendliche Kaiser doch den Sachsenkönig wie einen Vater; der zwanglose, familiäre Verkehr des Kaisers in Villa Strehlen und die häufige Anwesenheit König Alberts in Berlin find die Folgen dieses schönen Verhäliniffes.
Im daierischen Heere ist der König Inhaber des in Neuenbuig a. D. garnisonierenden 15. Infanterie- Regiments, das seinen Namen führt; der König ist aber auch in der daierischen, wie in der gesamten deutschen Armee der einzige, der das Großkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens trägt, und zwar wurde ihm das Großkreuz verliehen, das seiner Zeit die Brust des österreichischen Feldzeugmeisters Grafen Ignaz G uloh schmückte
König Albert von Sachsen ist mit dem Kaiser Franz Joseph innig befreundet und fast jedes Jahr findet ihn als Jagdgast des Kaisers in der Steiermark oder in Ungarn. So war auch bei dem jüngsten Manöverbesuch Kaiser Wilhelms in Ungarn König Albert der dritte im Bunde der Monarchen, bei den Manövern wie später bei der Jagd. Erzherzog Albrecht, der erst vor kurzem vom Kaiser Wilhelm zum preußischen Feldmarschall ernannt worden ist, stattete dieser Tage dem Kaiser in Berlin persönlich seinen Donk für diese ehrenvolle Ernennung ab und begab sich sodann nach Dresden, um dort die Glückwünsche seines Kaiserlichen Vetters darzubringen. Er ist der Sohn des Erzherzogs Karl, des Siegers von Aspern über Napoleon I., während er selbst 1866 die Italiener bei Custozza schlug und gegenwärtig General-Inspektor der ganzen österreichisch-ungarischen Armee ist.
In der militärischen Laufbahn König Alberts gab es eine Zeit, in der seine Disziplin auf eine harte Probe gestellt war, eine Probe, die sie selbstverständlich bestand: es war das 1866, als sich Sachsen zwischen Preußen und Oesterreich entscheiden mußte. Der Kronprinz war mit dem Verhalten des damaligen Ministerpräsidenten Beust nicht einverstanden; als aber die Ereignisse ihren Lauf nahmen, begleitete der Kronprinz seinen Vater, den König Johann, nach Böhmen, und vor Königgrötz entschied sich das künftige Schicksal Deutschlands. Preußen und Sachsen standen damals in zwei verschiedenen Lagern, aber obwohl Preußen Sieger blieb, hat es doch neidlos die heldenhafte Tapferkeit der Sachsen anerkannt und aus den damaligen Gegnern wurden treue Bundesgenossen, deren Blut gleichzeitig die Schlachtfelder Frankreichs düngte. Und auch der Dritte, Oesterreich, ist seit Jahren ein fest Verbundener geworden. Gleiche Interessen haben eine Gemeinschaft schließen lassen, die dem Herzen König Alberts besonders sympathisch sein mußte.
Mö»e dem Könige, wie seinem Lande, ganz Deutschland und seinen Verbündeten beschieden sein, in Zukunft ungestört von kriegerischen Ereignissen ihren schönen friedlichen Missionen obzuliegen. Der Militärische Ruhm hat immer einen traurigen Nebengeschmack von vergossenem Blute. Die geschichtliche
Entwickelung Europas verbürgt leider noch lange nicht bedingungslos den Frieden. Möge das deutsche Volk, wenn cs dereinst nochmals für den Schutz seiner Grenzen und zur Abwehr fremden Uebermutes zu den Waffen p» greifen gezwungen ist, stets Führer finden, wie es Kaiser Wilhelm, „unser Fritz", dessen Geburtstag der 18. d. war, der Großherzog Friedrich Franz U. von Mecklenburg-Schwerin und nicht zuletzt der „Kronprinz Albert" waren, deren fürstliche Stellung durch den Sieges-Lorbeer noch verschönt wurde. Dem König Albert aber, dem letztüberlebenden Heerführer aus dem großen Kriege sei noch ein langer und heiterer Lebensabend beschieden, bestrahlt von der Sonne ungetrübten Friedens und gewidmet dem Glücke und dem Fortschritte seines Sachsenvolkes.
Landesischrichtes.
* Wildberg, 20. Okt. Am Mittwoch gerieten zwei Brüder, Söhne des Oekonomen Bräuning, in Streit. Der ältere, ein arbeitsscheuer, verschlossener Mensch, stieß dem Bruder ein Transchiermesser in den Leib, so daß dieser gestern abend den Verletzungen
! erlegen ist. Der Thäter ist verhaftet. Der Getötete > kehrte erst im vorigen Herbst als Unteroffizier vom ' Militär zurück.
* F r e u d e nstad t, 20. Okt. In der letzten Nacht wurde einem hiesigen Tuchfabrikanten ein auf einer Tuchrahme aufgespanntes großes Stück Tuch los- gischnitten und entwendet. Der Wert desselben ist nicht unbedeutend. Von dem Thäter hat man noch keine Spur.
' * Von der Alb, 18. Ott. Die zu hoffende reiche Buchelernte kann zu einer guten Einnahmequelle für unsere Landleute werden. Während früher die Bucheln entweder im Walde verdarben, oder höchstens zur Mästung von Vieh benützt wurden, werden sie seit geraumer Zeit gesammelt, da auS den geschälten Früchten ein ausgezeichnetes, haltbares Oel und aus den Preßrückständen ein gutes Futtermittel hergestellt wird. Eine Oelfabrik hat vor 5 Jahren für 60,000 M. Bucheln verarbeitet, welche in einem Herbst gesammelt wurden und zwar nur in drei Bezirken des Landes.
* Aalen, 19. Okt. Auf das vom kaiserl. auswärtigen Amt im Namen des Arbeiters Martin
Gr ist der Gröe!
(Fortsetzung.)
Draußen wurde es ruhiger, man sprach lebhaft und schien Harterott m das Kontor zurückzuführen.
Dann schloß sich die Thür drüben; sie öffnete sich aber bald wieder und die Stimme des Luchhat- teis sagte laut:
„Preuß, der Prinzipal bedauert seine Ueb^eiluug — die Schlüssel sind da, sie sind von seinem Pult auf den Fußboden gefallen. Sie werden der augenblicklichen Aufregung des Prinzipals gedenken und fich's genügen lassen an seinem Bedauern. Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit."
„Das sagen Sie mir, Herr Maine, nicht Herr Harterott, das weiß ich gut genug," ei widerte die aufgeregte Stimme von Willy Preuß, der draußen im Hausflur zurückgeblieben zu sein schien.
„Wenn ich Ihnen dies im Aufträge des Herrn Harterott sage, so haben Sie nichts zu mäkeln, Preuß. Uebrigens stehen wir alle für Sie ein! Und nun vorwärts junger Mann, seien Sie vernünftig; so was kann dem Besten passieren. Der Alte ist rein aus dem Häuschen!" redete Herr Maine dem „Jüngsten" freundlich zu.
Dieser ichien sich denn auch zu beruhigen.
„Kommen Sie, Ella, kehren wir an den Frühstückstisch zurück. Und wenn Hans kommt, kein Wort von diesen Vorfällen! Nicht wahr?"
„Ach ja, Fritz, welches Glück, daß Sie ihm zur Seite stehen," gab sie »ach.
„Davon bat er gar nichts, denn er läßt sich von mir nicht raten!" suchte dieser zu scherzen.
Etwas später erschien Harterott. Er sah blaß und finster aus, aß hastig einige Bissen, sprach nicht, sondern schien ganz in Gedanken verloren und trieb dann zum Aufbruch.
Di- Fahrt durch den schönen Sommermor^en beruhigte den erregten Mann.
Fritz hätte jubeln mögen, singen — er wußte selbst nicht, warum? - aber zwang sis, freundlich auf Harterotts Angelegenheiten rinzugehen, um ihn zu einem offenen Aussprecren zu veranlassen.
Das gelang denn auch, aber nur teilweise. Er hielt immer das letzte zurück, sprach nie ganz rückhaltlos seine Gedanken aus, versank wieder und wieder in düsteres Brüten und es legte sich auf sein Gesicht und in seine Augen jener Lörrach so unangenehm berührende Ausdruck, den zu definieren er nicht im stände war. Vielleicht that Harterott es selbst, denn er mgte, nachdem sie ihr Abendbrot von der Müllerin erhalten hatten und als sich beide erhoben :
„Ich bin heute abend in ungemütlicher Stimmung, mir geht auch viel durch den Kopf. Verzeihe, wenn ich dich bitte, mich allein zu lassen."
Ob Harterott wirklich damit gedient war? Gewiß, es gab solche Stunden, Fritz Lörrach kannte sie nicht aus eigener Erfahrung, ab.r er konnte sich vorstellen, daß sein Vetter das Alleinsein brauchie, um das innere Gleichgewicht wiederzufinden.
Eine Viertelstunde später stand er an dem Park
thor von Gasberg und blickte in den großen Garten des Gutes, für den der Titel Park freilich ein bischen zu stolz war. Hans hätte ihm keinen größeren Gefall n thun können, als ihn so sich zu überlassen.
Ohne daß Lörrach es beobachtet hatte, war auf dem Wege ein Bauer dahergekommen; die Stimme desselben, dicht hinter ihm, weckte ihn auS seiner träumerischen Versunkenheit, deren er sich gar nicht bewußt g worden war.
„Das ist offen, der Eintritt wird jedem vom gnädigen Herrn erlaubt. Sie schließen nur in der Obstzeit wegen der Dorfjungen, die sonst in Haufen in den Garten kämen." Damit war der Mann schon vorüber gegangen, Lörrach konnie ihm nur ein: „Ich danke!" zurufen.
Offen? Der Eintritt erlaubt?
Zögernd versuchte er das Schloß; es trieb ihn, er wußte selbst kaum, was? — wollte cs auch gar nicht wissen.
Die Thürsprang auf; er widerstand der Lockung
nicht.
Hier also wohnte sie? Hier ging sie täglich umher, die stolze, junge Dame, die ihn keines Wortes gewürdigt hatte?
Im Anfang vorsichtig umherspähend, um keine „unliebsame" Begegnung mit den Eigentümern zu haben, dann nach und nach sicherer und unbefangener, schritt Lörrach in dem Garten umh.r, der in dieser Stunde völlig einsam lag.
Die Sonne war eben untergegangen, ein inten-