bar wurde. Der entstandene Schaden beträgt 150 Mk. Im vergangenen Jahre wurde dem Brose der Zapfen gezogen, wodurch ebenfalls ein nicht unbedeutender Schaden entstanden ist. Es scheint ein schändlicher Racheakt vorzuliegen. Durch Selbstentzündung von Streue ist ein Teil der Arbeiterkolonie Erlach ab­gebrannt. Die Liebe macht blind! Unter dem Vor­geben, daß sie ein Vermögen von 40 000 Mk. besitze, entzündete die 30jähr. Fra» Schick aus Gerad­stetten das Herz eines heiratslustigen jungen Mannes in Jungingen. Rasch fand die Verlobung und die Brautreise statt, bei welcher die Holde ihren Bräuti­gam um 20 Mk. zu erleichtern wußte und dann ver­schwand. Ein gleiches Manöver machte die Schwind­lerin in Neustadt, wurde aber entlarvt und verhaftet. Ein ungeschickter Sensenhieb war es, mit dem ein Bauer von Seitingen eine Kuh von sich abwehrte, die ihn, wie er meinte, angreifen wollte. Er traf sie nämlich so unglücklich auf den Hinterkopf, daß eine Schlagader durchschnitten und das Tier alsbald ge­schlachtet werden mußte.

* Karlsruhe, 16. Okt. In Amsterdam sind drei junge Mädchen aus Karlsruhe, die unter der falschen Vorspiegelung, daß sie gute Stellungen an ausländischen Plätzen erhalten sollten, dorthin gelockt worden und als Opfer eines unsittlichen Handels ausersehen waren, von der Polizei aus den Händen des gewissenlosen Agenten befreit worden. Der Vor­gang mag als eine Mahnung dienen, daß junge Mädchen in dem Abschluffe von Dienstverträgen nach ausländischen Orten vorsichtig sein mögen.

* Mannheim, 16. Okt. Nach geringfügigem Streit erschoß in Ludwigshafen der Zigarrenfabrtkant Bausch den Posthalter Reffert auf offener Straße.

* M annheim, 15. Okt. Der Großherzog von Baden hielt bei einem in Neckarau veranstalteten Kriegerfest eine Rede, worin er die Notwendigkeit der Erhaltung der 1870 errungenen Güter nachdrücklich betonte und seine Freude ausdrückte, daß der seiner­zeit von ihm ausgesprochenen Mahnung, für die Ehre des Vaterlandes mit Wort und That einzutreten, entsprochen worden sei.

'Darmstadt, 13. Okt. Die Strafkammer 1 des hiesigen Landgerichts hatte gestern über einen Fall allergewöhnlichster Heiratsschwindelei abzuuc- teilen. Der Maurer Ernst Wieland aus Unter- Grunbach bei Heilbronn hat nach und nach einem braven Dienstmädchen, mit dem er sich zu diesem Zwecke verlobte, dessen ganze Ersparnisse mit 1605 Mk. entlockt und sie zum größten Teil seinen Eltern nach Hause gesandt. Da Wieland vielfach vorbe­straft ist, auch eine Urkundenfälschung in der Affäre beging, sowie anderen Leuten gegenüber Schwindeleien verübte, wurde er in eine Zuchthausstrafe von 4 Jah­ren 3 Monaten verurteilt, während die der Anstif­tung bezw. Mittäterschaft eventuell Hehlerei ange- klagten Eltern freigesprochen wurden. Sein Bruder Hermann, der in die schmutzige Affäre ebenfalls thä- tig eingegriffen hatte, wurde wegen Betrugs zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt, während eine Schwester wegen Betrugsversuchs eine Geldstrafe erhielt.

* Vom Odenwald, 10. Okt. Ein Bauer aus B., der für Aepfel und Zwetschgen an 300 Mk. gelöst

hatte, wollte das Geld recht sicher aufbewahren und legte es deshalb in eine alte Wagenschmierschachtel. Damit aber ja niemand dahinter komme, that er oben drauf noch Schmiere, nachdem die Silberstücke gut zugedeckt waren. Die Schachtel wurde von dem Ueber- schlauen in den Kleiderschrank gestellt. Die Bäuerin fand die Bescherung und da sie nichts von dem In­halt ahnte, warf sie in begreiflichem Zorn die schmierige Schachtel zum Fenster hinaus. Kinder fanden bald die Schachtel und auch die Stlberstücke, die dem Eigen­tümer soweit solche noch erhältlich waren, be- händigt wurden. Er hat sie jetzt bester aufgehoben.

* Berlin, 17. Okt. Die Kreuzz. beschuldigt unsere hohe Finanz, Alles zu thun, um ein möglichst rasches Zustandekommen des Handelsvertrags mit Rußland herbeizuführen. Die Finanz hoffe, als Lohn die Unterbringung einer russischen Anleihe in Deutschland einzustreichen. Das Blatt will zuver­lässig wissen, daß hiezu von Berliner Bankiers in würdelosester Weise in Petersburg vorgearbeitet wor­den sei. Der Einfluß des russischen Finanzministers auf einen Teil der deutschen Presse mache sich immer mehr geltend. Beweise für diese haltlosen Behaup­tungen gibt die Kreuzz. nicht.

* Ein seltenes Famtlienereignis ist es, wenn von einer Familie fünf Generationen am Leben vorhan­den sind, wie dies in der in der Urbanstraße zu Berlin wohnenden Familie Schmechel zu verzeich­nen ist. Die Ururgroßmutter, eine noch verhältnis­mäßig rüstige Frau, zählt 89 Jahre, ihre Tochter, die Urgroßmutter, ist 66 Jahre alt. Die Groß­mutter steht im 48. Lebensjahre, deren Tochter, die Mutter nur 18 Jahre jünger ist. Die Tochter der Letzteren ist ein niedliches Baby von sieben Monaten, welches Urur- und Urgroßmutter täglich nach dem Kreuzberg-Park fahren.

* Berlin, 17. Okt. Erhebungen, welche die Re­gierung über die Lage der Angestellten im Handels­gewerbe seit einiger Zeit anstellen läßt, sollen «. a. die Unterlage bilden, eine Mindest-Kündigungsfrist festzusetzen. Es herrschen in dieser Beziehung bei uns vielfach beklagenswerte Zustände. Acht- oder gar vterzehntägige Kündigungen sind besonders bei den in Ladengeschäften thätigen Personen beneidete Aus­nahmen ; die meisten Vereinbarungen werden zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dreitägige, ja selbst eintägige Kündigung geschlossen. So ist es ein Leben voll Hangen und Bangen, das die Arbeitnehmer füh­ren; eine armselige, düstere Existenz, nur einen Schritt entfernt vom äußersten Elend; eine Existenz, wo auch die redlichste Arbeit, die treueste Pflichterfüllung kaum Hoffnung auf größere Sicherheit des Erwerbs ge­währen. Nicht nur Gründe der Menschlichkeit drän­gen, derartige Zustände zu beseitigen, sondern auch Interessen der Gesellschaft. Denn nicht wenige Ver­gehen und Verbrechen gegen Leben und Eigentum sind am letzten Ende von dem Unglückstag herzu­leiten, da der Arbeitnehmer vor die Thüre gesetzt wurde, in kurzem seine Mittel erschöpfte und vergeb­lich Beschäftigung suchte. Derartige Gepflogenheiten müssen mit Hilfe des Gesetzes ausgemerzt werden. Ein Dieuftbote, der weit leichter Stellung findet als eine im Laden oder im Bureau thätige Person, hat ein gesichertes Brot als jene. Die Regierung wird

sich den Dank vieler Tausende erwerben, wenn sie hier bald durchgreifenden Wandel schafft.

* Das Berliner Tageblatt meldet aus Posen: Der Arbeiter Kokocinski, welcher wegen Tötung seiner ersten Frau zu vier Jahren Zuchthaus vorbestraft wurde, erwürgte gestern seine zweite Ehefrau.

* Bet den voraussichtlich bevorstehenden Neufor- derungen der Marineverwaltung handelt es sich den BerlinerPol. Nachrichten* zufolge in der Hauptsache um die Fortführung zweier größerer Pläne. Der eine bezieht sich auf die Vergrößerung der Schlachtflotte um 4 Panzerschiffe, 9 Panzerfahr­zeuge, 7 Kreuzerkorvetten, 4 Kreuzer, 2 Avisos und 2 Torpedodivisionsboote. Nach dem von der Marine­verwaltung aufgestellten Plane wäre der Bau dieser neuen Schiffe mit dem Jahre 1894 bis 95 überhaupt beendigt worden. Da der Reichstag jedoch in jeder Session an den bezügl. Forderungen der Marinever- walrung beträchtliche Abstriche vornahm, so ist es gekommen, daß erst für 2 Schlachtschiffe, 3 Panzer­fahrzeuge, 1 Kreuzeikorvette, 2 Kreuzer, 1 Avi'o und 2 Torpedodtvisionsboote. die Mittel völlig bewilligt sind.

* Stettin, 16. Okt. Die Cholera greift immer mehr um sich, obwohl pon der Behörde nichts ver­säumt wird, um der Wetterverbreitung der Seuche vorzubeugen. Die Krankheit tritt nicht in einem be­stimmten Stadtteil auf, sondern die Erkrankungen verteilen sich über die ganze Stadt. Während an­fangs nur Erkrankungen aus Arbeiterfamilien ge­meldet wurden, sind in den letzten Tagen solche auch in den befsergestellten Familien vorgekommen.

* Stettin, 17. Okt. Im Laufe des gestrigen Tages wurden 2 weitere Choleratodesfälle konstatiert. Heute sind bis vormittags 10 Uhr 5 Erkrankungen und 2 Todesfälle vorgekommen.

Ausländisches.

* Wien, 17. Okt. Nunmehr erst wird bekannt, daß am 11. Oktober in Agram ein starkes Erdbeben statlfand, welches unter der dortigen Bevölkerung eine große Panik hervorrief. Um 6 Uhr 25 Min. mor­gens erfolgte ein Erdstoß, der 5 Sekunden dauerte, mit unterirdischem Getöse und Donner, dem ein Schwanken der Häuser folgte, so daß die Bewohner voll Entsetzen und Schrecken halbnackt auf die Straße liefen. Im Innern der Häuser wurden zahlreiche Einrichtungsgegenstände zertrümmert, die Häuser zeig­ten große Sprünge in der Richtung des Erdstoßes. Viele Einwohner reisten in fluchtartiger Eile ab. Auch in Wien sind mehrere Agramer Familien ein­getroffen, welche die Angst verjagt hat. In 18 Ort­schaften nahe bet Agram wurden gleichfalls Erd­stöße verspürt. Alle Depeschen aus Agram wurden unterdrückt.

'Rom, 17. Okt. Sämtliche Blätter veröffent­lichen Artikel, wortn sie dem in Tarent eingetroffenen englischen Geschwader warme Willkommgrüße dar­bringen.

* Rom, 17. Okt. Heute begann die Beförderung von 8 Bataillonen, die die Regierung zur Unter­drückung des Räuberwesens nach Sizilien entsendet.

* Genua, 16. Okt. Gestern fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Enthüllung des Gari­baldidenkmals statt, welcher Crtspi beiwohnte. Hierauf

Es war ein köstlicher Heimweg.

Du solltest den Tourbillon verkaufen, sobald du kannst," sagte Fritz beim Nachhausekommen.

Hans' Vorliebe für das Tier konnte nicht in den Verdiensten desselben beruhen.

Hast du auch Pferdeverstand?" war die spöt­tische Antwort, und der hochfahrende Ton Harterotts fiel Fritz unangenehm auf.

Es wurde ihm klar, sein Vetter ließ in seinen Anwandelungen von schlechter Laune mehr als gut die Zügel schießen.

Er für feine Person nahm ihm solche Ausfälle nicht übel, aber er bezriff, daß Hans damit bitter verletzen konnte. Und diese Selbstüberhebung bildete einen so schroffen Gegensatz zu seinem Ton gegen den Baron v. Jhlefleth.

* H *

Die nächsten Wochen gingen für Fritz Lörrach in stetem Wechsel und meist angenehmer Anregung hin. Daß er in seiner Vaterstadt eine ganze Reihe von Schul- und Jugendfreunden wiederfand, war natür­lich, aber es überraschte ihn in der freudigsten Weise, je länger, je mehr zu bemerken, daß man ihm wirk­liche Freundschaft bewahrt hatte und alles mögliche that, ihm dieselbe fühlbar zu machen.

Trotz seiner aufrichtigen Bescheidenheit mußte er sich sagen, man zeichnete ihn förmlich aus, und zu­weilen stieg in ihm ein dunkler, unbehaglicher Ver­dacht auf, als lege man in diese Beweise liebevoller Hochachtung einen versteckten Gegensatz zu der Art, wie man sich zu Hans Harterott stellte.

Wollte er solchen momentanen Eindrücken nach­geben, sie sich klar machen, so fand er nichts Greif­bares; Hans war nicht beliebt, das ließ sich nicht leugnen, aber niemand sagte dies direkt, noch weniger verriet man, was gegen ihn vorlag und die Stim­mung beherrschte.

So empfand Fritz bei allen alten Bekannten und Freunden. Dagegen lernte er viel neue Menschen kennen, die mit Hans und Ella Verkehr hatten, zum großen Teil angenehme Leute, alle reich, ja sozu­sagen der Haute-Finance der Stadt angehörend, und hier fanden die Harterrots volle Geltung.

Es amüsierte Fritz, im stillen zu beobachten, wie gut Hans es verstand, sich ein Relief zu geben, wie ihm ein gewisses Air schon zur Gewohnheit ge­worden war und wie eigentlich dieses Großthun nach außen seine Meinung von sich selbst beeinflußte. Er glaubte offenbar zeitweise allen Ernstes das zu sein, was er vorstellte; er wußte gar nicht mehr, daß er nur eine Rolle spielte, und fiel um so ungemütlicher zu andern Zeiten in die Erkenntnis zurück, daß seine Lage keineswegs so günstig sei, wie er sich und an­dern vorspielte.

Daher kam denn seine Reizbarkeit, sein fahriges Wesen, seine häufigen Verdrießlichkeiten mit seinen Leuten, und um dieser Herabstimmung zu entgehen, trieb er sich gewaltsam stets wieder in die Illu­sionen hinein.

Lörrach versuchte einige Male seinen Vetter auf dies Mißverhältnis schonend aufmerksam zu machen, Hans wies ihn aber so scharf zurück, daß er es vor­

zog, zu schweigen, um nicht die alte Freundschaft aufs Spiel zu setzen.

Der Streik der Weber dauerte fort. Die alten Arbeiter, die Fritz noch von früher kannten, redeten ihn bei zufälligen Begegnungen an, klagten über Har­terott, sprachen trotzig und bitter von seinem rück­sichtslosen und ungerechten Eigennutz und seiner Un­gerechtigkeit gegen alle seine Untergebenen und baten Lörrach, für sie zu sprechen, seinem Vetter Vorstell­ungen zu machen.

Dieser gab zwar in seinem Innern den Leuten nicht unrecht und beredete sie, wo er es für ange­messen hielt, zum Nach geben, lehnte aber eine Ein­mischung um ihretwillen entschieden ab, denn er kannte seinen Vetter und dessen eifersüchtige Natur.

Frau Ella, teils zu unerfahren, teils zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die Zustände mit Ein­sicht zu beurteilen, gab Hans seinen Leuten gegen­über recht, schalt ihn aber Hypochonder und Grillenfänger, sobald er ihr mit seinen üblen Launen lästig wurde.

Hans müsse nach Karlsbad, redete Ella ihm zu, diese Schwarzseherei sei einfach Folge eines Leber- leidenS, und am Ende glaubte er ihr. So wechselte in Harterotts Hause die Laune täglich und gab dem Leben mit ihnen etwas Unbehagliches. Aber da ma» überhaupt selten längere Stunden unter sich blieb, sondern von einer Gesellschaft zur andern eilte, hier einen Ausflug unternahm, dort ein Tänzchen im Freien einrtchtete oder selbst Gäste bet sich sah, so blieb diese dunkle Strömung in ihrem Leben von Fernstehendes gänzlich unbemerkt. (Fortsetzung folgt.)