in schnellen Lauf, der Knecht wurde überfahren, und getötet. Der Bauer Sch. in Altheim brachte seine rechte Hund in die im Gang befindliche Obstmllhle. Die Folge war, daß ihm der Unterarm abgenommen werden mußte. Als ein Knecht in Künzelsau abends in einer dortigen Wirtschaft ein Glas Bier bezahlte, sah ein dabeisitzender Gutedel dessen gutgespickten Geldbeutel. Mt einem Genossen wurde dem Knecht auf 'der Straße aufgelauert, derselbe angerempelt und ihm dabei der Geld­beutel entwendet. Die Thäter sind verhaftet.

* München, 3. Okt. In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer legte der Finanzminister Freiherr v. Riedel sein Finanz-Expose dar. Das Budget Baierns balanciert mit 323 276 924 Mark. Baierns Anteil an den Reichs-Einnahmen betragen 39 912 750 Mark und an Ausgaben für Reichszwecke 46 711280 Mark. Die zweijährige Ftnanzperiode pro 189091 ergab 59 921855 Mark Ueberschuß, wovon 12440 360 Mark der letzte Landtag wieder verausgabte. Von dem Reste mit 21164 700 Mark wurden dieEisenbahn-Anlehenanulliert und 14 101165 Mark zu Staatsbauten angewiesen. Der Finanz- minister hob hervor, die Frankfurter Ministerkonferenz habe einstimmig beschlossen, unter strengster Wahrung des föderativen Gedankens der Retchsverfassung und des Reservatrechts, sowie des Budgetrechts des Reichs­tages, eine feste Regelung der finanziellen Beziehungen des Reichs und der Einzelstaaten zu einander anzu­bahnen. um letztere gegen überschießende und unregel­mäßige Matrikularforderungenzu schützen. Wünschens­wert sei, den Einzelstaaten einen ziffermäßtg begrenzten Anteil aus den Reichszöllen und direkten Steuern zu sichern und die Reichsschulden zu mindern. Der Finanzminister schloß seine Rede, indem er hervorhob, auf der Frankfurter Minister-Konferenz habe man sich geeinigt, die Reichsausgaben lediglich auf dem Wege der indirekten Steuern zu decken und die Reichs­schuldenlast vermindern zu wollen, ohne drückende Belastung des deutschen Volkes unter möglichster Schonung der Minderbemittelten und sogar unter teil­weiser Entlastung der Produzenten. Die inscenierte Agitation hiegegen sei nicht von Bedeutung. Die geplanten oder ihnen ähnliche Maßnahmen seien ab­solut unvermeidlich, statt die Matrikularbeiträge zu erhöhen.

*Seid umschlungen, Millionen, diesen Kuß der ganzen Welt!* rief letzthin in Glogau ein poetisch angehauchter Arbeiter auf der Straße, umarmte heftig eine des Weges kommende korpulente Dame und drückte ihr einen feurigen Kuß auf die Lippen. Schwapp! schallte es, und anmutig kollerte im Rinnstein der Begeisterte, der sich, plötzlich ernüchtert, heftig die Wange rieb, um sich von der erhaltenen, gepfefferten Ohrfeige wieder zu erholen.Ich werde ihn lehren eine ehrbare Obsthändlerin zu beleidigen," versetzte die in Zorn gesetzte umfangreiche Dame, in­dem sie voller Befriedigung mit in die Seiten ge­stemmten Armen dem Manne zusah, wie er sich aus seiner erniedrigenden Position zu erheben anstrengte. Kaum war ihm dies gelungen, als er, einen scheuen Seitenblick auf die streitbare Dame werfend mit möglichster Eile sich aus deren Gesichtskreis zu bringen strebte, indem er dabei brummte:Absolut kein Ver­ständnis für die höhere Poesie I"

wir das nicht besser gewußt als alle anderen? Die waren richtig verlobt, wenn auch nicht öffentlich!"

Küssen und Spazierengehen macht noch kein Brautpaar, Lieschen, das sagte ich damals gleich!"

Na, deine Grundsätze brauchst du dir nicht teuer bezahlen zu lassen, du Leichtfittig!" lachte die Frau.

Inzwischen rollte der Wagen weiter auf der breiten, aber schlecht gepflasterten Straße, die vor fünfzig Jahren die schönste und vornehmste der Stadt gewesen war und deren zum Teil sehr stattliche alte Häuser jetzt nur von Kleinbürgern bewohnt wurden.

Vor einem hochgegiebelten alten Steinhause, dem größten und vornehmsten der ganzen Straße, hielt er endlich.

Auch hier überflog der Ankömmling mit raschem Blicke die Front mit den unregelmäßig verteilten Fenstern, die beiden weit vorspringenden Erker an jeder Seite des Hauses, die von großen steinernen Löwen in sitzender Stellung bewachte rundbogige Hausthür, über der noch in Stein gehauen das Wappen der einstigen Besitzer, der Barone von Jhle- fleth, prangte.

Dann aber war er schon an der Hand Harterotts durch die sich öffnende Thür, vorüber an einem sauber gekleideten Dienstmädchen, in den altmodischen weiten Flur getreten und von dort in die zwei Stu­fen höher liegende Wohnstube.

Fritz!"

Ella!"

Es war ein seltsamer Klang in dieser ersten Be-

* (Bitte um Schonzeit.) Man schreibt aus Berlin, 3. Okt. Seit drei Jahren haben wir eine Ueberproduktion ln der Gesetzgebung. Kaum vermag selbst der Berufspolitiker den Erscheinungen auf die­sem Gebiete zu folgen. Es ist, als ob eine lange aufgestaute Flut freigeworden wäre, und fast unab­sehbar ergießen sich die Wasser. Da stand früher ein mächtiger Damm und wehrte dem allzuschnellen Fluß. Es genügte das Wort:Fürst Bismarck will nicht!" dann blieben die feinst ausgearbetteten Entwürfe der geheimen Räte und eifrigerjüngerer Kräfte" in den Pulten. Zum Wohl der Oeffentlichkeit, die jetzt vor derFülle der Gesichte" mehr Beklemmung empfindet als Freude darüber, daß wieder einFortschritt" sich vollziehen soll. Reformen überall. Man hat das Gefühl, in einem Hause zu wohnen, wo die Repara­turen kein Ende nehmen. Heute klopft der Schreiner, morgen klebt der Tapezierer und übermorgen trägt man gar das Dach ab. Schuld an dieser Masfen- gesetzgebung trägt nicht allein die Regierung. Diese scheint auch zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß ein Fortfahren in diesem Schnelltempo auf Han­del und Wandel schädigend wirken muß. Sonst würde die offiziöseNordd. Allg. Ztg." nicht soeben in ihren Spalten einen Aufsatz wtedergegeben haben, der nach­drücklich dieBitte um Schonzeit" aussprtcht.

* Berlin, 4. Okt. DieKreuzztg." veröffent­licht den Wortlaut der kaiserlichen Kabinetsordre vom 21. April 1890 an Professor Schweninger. Es heißt darin:Nicht nur das deutsche Volk, son­dern alle Nationen der kultivierten Welt nehmen lebendigen Anteil an der Gesundheit und dem Wohl­ergehen des Fürsten von Bismarck, Herzogs von Lauenburg. Mir persönlich liegt es besonders am Herzen, den Mann mit Gottes Hilfe möglichst lange erhalten zu sehen, der sich so unermeßliche Verdienste um das Vaterland und mein Haus erworben hat. Ich weiß, daß Sie mit ebensoviel Hingebung und Treue als Geschick und Erfolg seit einer Reihe von Jahren den Fürsten ärztlich behandelt und auch in kritischen Momenten den Gesundheitszustand desselben zu erhalten und zu befestigen gewußt haben. Es ist daher mein Wunsch, daß Sie auch fernerhin die ärztliche Behandlung des Fürsten leiten und, soweit erforderlich, selbst ausüben; indem ich Sie mit diesem Auftrag betraue, will ich von Zeit zu Zeit Ihrem Bericht über das Befinden des Fürsten entgegensehen." (Der Slr. P. wird gemeldet: Professor Schweninger, der während der letzten Krankheit des Fürsten Bis­marck die Berichterstattung an den Kaiser unterließ, erklärte auf Anfrage, er sei durch die Pflege des Fürsten derart in Anspruch genommen gewesen, daß er habe den kaiserlichen Auftrag nicht erfüllen können.)

* In militärischen Kreisen nimmt man an, daß im nächsten Jahre auch im nördlichen Deutschland große Armeemanöver, zu welchen verschiedene Korps heran­gezogen werden dürften, stattfinden werden.

* Die Verhandlungen über den d eutsch-russischen Handelsvertrag sind am Montag unter Vorsitz des deutschen Delegierten v. Thielmann eröffnet worden.

*Koburg, 4. Okt. Im Schlöffe Kallenberg wurden 300000 Mk>, welche Herzog Ernst bar hinterlassen hat, vorgefunden.

' Koblenz, 4. Okt. Laut dem heute verkün­

deten Urteil gegen Pfarrer Stück in Trier wegen Entziehung eines Kindes, sowie gegen die Witwe Ludwig, die Mutter des Kindes, wurde Pfarrer Stöck zu 3 Monaten, die Witwe Ludwig zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

* Nach einem bei der Antisklaverei-Gesellschaft ein­gegangenen Telegramm ist Major v. Wißmann am 9. Juli am Tanganjika eingetroffen. Major v. Wißmann hatte daselbst schwere Kämpfe zu bestehen, die jedoch stegreich endeten und wobei mehrere Hundert Sklaven befreit wurden.

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Ausländisches.

* DerFigaro" läßt sich aus Prag melden, der Klub der jungczechischen Abgeordneten habe beschlossen, während des Aufenthalts der russischen Offiziere in Paris ein: Depesche abzusenden, in welcher die franko- russtsche Allianz begrüßt und gegen die Tripel-Allianz protestiert werden solle.

* Oberitalien wird seit Anfang der Woche von starken Gewittern heimgesucht, die überall Ueber- schwemmungen und großen Schaden verursacht, sowie verschiedene Menschenleben vernichtet haben.

* Rom, 4. Okt. Wie amtlich festgestellt, starben an Bord des Packetbootes Carlo auf der Hin- und Rückreise zwischen Genua und Rio de Janeiro 201 Personen an Cholera. Gegenwärtig sind 19 an Bord Erkrankte im Lazaret von Asinara.

* R o m. Der Gemeinderat von Tagent hat 15 000 Frank für festlichen Empfang der englischen Flotte bestimmt, ebenso haben die umliegenden Ort­schaften größere Summen für denselben Zweck aus­geworfen. Ueberall bilden sich Komitees, um das Ereignis zu feiern.

* Paris, 4. Okt. Der Ministerrat bewilligte für die Feste zu Ehren der Russen 300,000 Fr.

* Paris, 4. Okt. Ein heftiger Angriff Cassag- nacs auf General Sausster, wegen dessen er sich vor dem Schwurgericht verantworten wird, wurde anläß­lich des Todes von Miribel gemacht. Er schrieb eine solche Grobheit nieder, daß die Blätter Bedenken tra­gen, den Artikel wiederzugeben. Caffagnac behauptet, Sausster sei unfähig, die Stelle, zu der er ausersehen sei, als Generalissimus der Armee, zu bekleiden. Ueberhaupt schaue die Republik bet ihren Beförderun­gen nur auf die Parteistellung, nicht auf die Fähigkeit des Betreffenden. Die Monarchie und das Kaiserreich haben nach der politischen Meinung nichts gefragt, es habe genügt, daß jemand fähig und ehrlich ge­wesen sei. Jetzt zieht man immer den Dummkopf und den Schuft vor, wenn er nur mit Leib und Seele den am Ruder befindlichen Männern ergeben sei. Sausster sei der vollendete Typus eines solchen Stre­bers. Niemals habe er kommandiert und könne nicht einmal reiten. Gambetta hätte ihn nicht genommen, er hätte ein Talent, eine Kapazität gesucht und ge­funden, um die Armee im Kriegsfall zu kommandieren. Um zu steigen, müsse man vor der Regierung auf dem Bauch liegen rc. Von den 300 000 Franks, welche der Staat für die russischen Feste aufwendet, erhält die Stadt Toulon 140000, 50 000 kostet die Gala- Vorstellung in der Oper, 110 000 Franks kosten die Frühstücke, Diners rc. bei den Ministern der Marine, des Kriegs, des Aeußern und des Innern.

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grüßung aber die Verlegenheit in den Mienen der schönen jungen Frau erkennend, die ihm die Hand bietend entgegentrat, nahm Fritz Lörrach entschlossen die Führung des Gesprächs auf sich.

Ella! Gott grüße dich! Da bin ich bet euch und nehme eure so herzlich gebotene Gastfreundschaft an. Aber der Hans hat recht, du bist in Wahrheit noch schöner geworden, obgleich ich es nicht für mög­lich hielt!"

Sein Ton war durchaus unbefangen und natür­lich, keine Spur von dem Wunsche, ihr ein Kompli­ment zu machen, darin, sondern alles, was er sagte, war einfach, der Ausdruck seiner Meinung.

Ich bin froh, daß du da bist, Fritz, sei mir tausendmal willkommen!" sagte sie, dies fühlend, mit hörbarer Erleichterung.

So, und da ihr nun euren Sentiments Genüge geihan haben werdet und der ehemalige Anbeter als Vetter und Gast berechtigt ist, von dir reellere Freund­schaftsbeweise als einen freundlichen Blick zu ver­langen, so laß uns nun so schnell wie möglich zu Tisch gehen, Frauchen. Ich bin hungrig, du bist hungrig und er ist hungrig"

Und seinen eigenenWitz" behaglich belächelnd, umarmte der Hausherr die junge Frau auf ihrem Wege zur Klingel und sagte mit schelmischem Blick auf Fritz Lörrach:Eigentlich ist er doch ein Gro­bian, Ella, daß ihn das vergebliche Schmachten nach dir nicht ein bißchen bleichsüchtig gemacht hat. So einen robusten Gleichmut dürftest du dir nicht ge­fallen lassen."

Die junge Frau war glühend rot geworden. Ein schneller, scheu fragender Blick flog hinüber nach Lörrach, aber dieser, der sofort erkannt hatte, was er schon längst geahnt: Hans Harlerott wußte nichts von seinen ehemaligen zärtlichen Beziehungen zu Ella Wiedner, er begegnete diesem Blick nur mit der Miene vollkommenster Harmlosigkeit.

Ich bin nicht so eitel und anmaßend, wie du mich darstellen möchtest!" sagte sie gereizt unterdes zu ihrem Gatten.

(Fortsetzung folgt.)

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K!

Kervstgedanke«.

Rauschend fällt ein Blatt vom Baume, Spielend es der Wind erfaßt,

Treibt es weiter hin im Walde Immer weiter ohne Rast.

Und so treibet auch das Leben Uns hinaus und immer fort,

Läßt nicht ruhen und nicht rasten Bis zur stillen Todespfort'.

Bis dann einst des Manderns müde Sich das Haupt zum Schlummer legt Und die arme kranke Seele Hin zur ew'gen Ruhe schwebt.

Iahkeu-Wätsek.

3 4 1 5 6 viel ersehntes Reiseziel,

6 6 5 bekannter Baum,

2 3 6 an Schlössern und Burgen zu sehen,

1 6 5 6 ein Gewebe,

4 Nebenfluß eines deutschen Stromes.

2 5 nützliches Tier,

5 2 5 was Enttäuschung bringt.

Auflösung folgt in nächster Nummer.