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Samstag den 7. Oktober

Bekanntmachungen aller Axt finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreis j! f. Altensteig und nahe Umgebung bei lmal.

^ Einrückung 8^, bei wehrmal. je 8

auswärts je 8 ^ die r 1spalt.Zeile

1893.

Amtliches.

Verliehen wurde dem Forstmeister Heigelin in Heil­bronn (frühttinAltensteig)derTitelundRangeinesForkrats.

U ebertragen wurde sas erledigte Revieramt Simmers-

<eld dem ForstamtSasfistenten Mayr in Schorndorf.

* Altensteig, 5. Okt. Gestern nachmittag sprang das 3Vs Jahre alte Söhnchen des Mehl­händlers Wößner unter einen vor dem Wohnhaufe vorüberfahrenden beladenen Coaks-Wagen um nach Kinderart an denselben sich anzuhängen. Das Kind wurde vom Rad erfaßt und überfahren. Dasselbe erhielt so schwere innerliche Verletzungen, daß es kaum mit dem Leben davon kommen dürfte; auch die eine Hand ist schwer verletzt. Den Fuhrmann trifft keine Schuld. Die Magdeburger Feuer-Ver- sicherungs-Gesellschaft hat den Gemeinden Enzklösterle und Sprollenhaus für Feuerlöschzwecke je 100 Mk. verwilligt.

* Altensteig, 4. Okt. Nach dem soeben ver­öffentlichten Verwaltungsbericht der württ. Bauge­werksberufsgenoffenschaft in Stuttgart pro 1892 waren in dem genannten Jahr 13727 Betriebe mit 24 376 durchschnittlich beschäftigten Arbeitern in Versicherung. Darunter befinden sich im Schwarzwaldkreis 4244 Betriebe mit 3919 durchschnittlich beschäftigten Ar­beitern. Nach den eingerichteten Lohnnachweisungen pro 1892 betragen die anrechnungsfähigen Löhne für die Unternehmer 2 790 507 Mk. 78 Pf. und für die Arbeiter 13791356 Mk. 43 Pf., gegen das Jahr 1891 mehr bet den Unternehmern 312024 Mk. 89Pf. und bei den Arbeitern 702367 Mk. 73 Pf. Ent­schädigungen wurden für 768 Unfälle im Ganzen 147 002 Mk. 60 Pf. bezahlt. Seit dem Bestehen dieser Berufsgenoffenschaft d. h. seit 1885/86 sind im Ganzen 529 020 Mk. 93 Pf. Entschädigungen be­zahlt worden. Das Gesamtvermögen beträgt 571888 M. 60 Pf. und hat gegen das Vorjahr (1891) um 89 214 M. 54 Pf. zugenommen. An Vrrwaltungskosten waren erforderlich 44 563 Mk. 62 Pf.

-ii. Ebhausen, 3. Okt. Gestern verließ uns unser allseitig verehrter Hr. Pfarrer Müller, um in seine neue Heimat Aldingen, OA. Ludwigs­burg, zu ziehen. Am letzten Sonntag hielt er seine ergreifende Abschiedspredigt. Im Anschluß an das

Evangelium vom Blindgeborenen legte er der Ge­meinde ernstlich ans Herz, sich wie jener durch nie« mano den festen Glauben an den Herrn Jesus Chri­stus rauben zu lassen- Nicht bloß hiesige Bewohner auch auswärtige, namentlich von Zwerenberg, wo Hr. Pfarrer Müller früher als Geistlicher wirkte, waren in Scharen in der Kirche erschienen, um den ebenso gewandten als überzeugungstreuen Prediger noch einmal zu hören. Die auf Montag abend ins Gasthaus zum Waldhorn von Hrn. Schultheiß Deng- ler anberaumte Abschiedsfeier war gleichfalls sehr stark besucht und lieferte auch einen deutlichen Be­weis von der allseitigen Verehrung des abreisenden Hrn. Pfarrers. Als äußeres Zeichen des Andenkens hat Hr. Pfarrer Müller vor seiner Abreise der hie­sigen Kirchengemeinde ein schönes neues, reich ver­ziertes Taufgefäß verehrt.

Aichelberg, 5. Okt. Als verdächtig, den am 24. auf 25. v. Mts. in Rehmühle ausge- brochenen Brand verursacht zu haben, wurde gestern abend 7 Uhr dem Schultheißenamt der 17 Jahre alte Joh. Gauß, Müller aus Ebhausen, OA. Nagold vorge­führt. Gauß gestand, daß er in dieser Nacht um 12V» Uhr auf der Bühne des Forstwächterhauses ein Zündholz angezündet habe zum Zweck eines Stelldicheins in der Magdkammer. Gauß wurde heute früh durch Landjäger Hauber aus Neuweiler an das K. Amtsgericht Calw eingeliefert.

^Neuenbürg, 2. Okt. Die Tage der Flößerei auf der Enz sind nun wohl gezählt. Gegenwärtig stellen einige Techniker im Auftrag des K. Mini­steriums des Innern diesbezügliche Erhebungen an. Der hiesige Gemeinderat, um seine Meinung befragt, verneinte das Bedürfnis der Flößerei. Die Wald­erzeugnisse können auch ohne diese abgesetzt werden, ja, jene decken nicht einmal vollauf den Bedarf der vielen Sägwerke, so daß jährlich etwa 50 000 Fstm. Langholz von auswärts eingeführt werden müssen.

* Stuttgart, 4. Okt. (Verfaffungsnovelle.) Wie wir aus bester Quelle erfahren, wird noch dem gegenwärtigen Landtage, dessen Mandat im Winter 1894/95 zu Ende geht, die Vorlage einer Verfassungs­novelle zugehen. Mit der Ausarbeitung derselben ist der Kanzleidirektor im Ministerium des Innern v. Fleischhauer beschäftigt. Die von auswärtigen Blät­

tern gebrachte Mitteilung jedoch, es sei bei der gan­zen Revision nur die Vermehrung der hauptstädtischen Mandate in Aussicht genommen, ist nach unfern In­formationen nicht richtig. Im Gegenteil werden die neuen Vorschläge ziemlich eingreifender Natur sein, indem jedenfalls die erste Kammer eine andere Zu­sammensetzung, u. a. auch durch die Herübernahme der Privilegierten des Abgeordnetenhauses erfahren wird. Nach den heftigen Angriffen, die jenes In­stitut durch die Ausführungen von verschiedenen Sei­ten erfahren hat, fühlt man im Schoße desselben selbst das Bedürfnis nach Auffrischung durch Zu­führung neuer Kräfte. Einen Modus, wie der Er­satz im Abgeordnetenhause zu bewerkstelligen sein wird, zu finden, ist zur Zeit noch Gegenstand der Erwägungen der Regierung.

* Mit der neu eröffnet». Bahnlinie Honau-Mün» singen hat das Netz der württembergischen Staatsbahnen die Ausdehnung von 1704 Kilo­meter erreicht.

* Neckarsulm, 4. Oktbr. Der erste Gewinn der Cannstatter Volksfestlotterie fiel zwei armen Bürgern von Widdern, OA. Neckarsulm, zu. Die Nomen derselben find: August Moser, Schreiner, und Taglöhner Rathgeber. Der Haupttreffer, welcher auf Rio. 49,011 fiel, besteht bekanntlich ans einem Erntewagen, einem vierspännigen Geschirr und zwei Paar Pferden.

* (Verschiedenes.) Infolge eines noch nicht aufge­klärten Zimmerbrandes sind in der Familie eines Schuhmachers in Tuttlingen drei Kinder im Alter von 24 Jahren erstickt, während ein Ijähriges Kind noch Lebenszeichen von sich gab und vom Arzt ins Leben zurückgerufen werden konnte. Die Mutter der Kinder hatte sich auf kurze Zeit entfernt. Die Molkereien Mittelfischach und Obersontheim wurden wegen Milch­mangel eingestellt. JnBönnigheim schoß mit seiner Zimmerbüchse ein Lehrling, der keine Ahnung hatte, daß dieselbe geladen war, einem 2 Jahre alten Kinde die ganze Ladung ins Gesicht, so daß der Verlust eines Auges befürchtet werden muß. Graf von Dillen hat seinen Gutspächtern inRübgarten das an Martini zu zahlende Pachtgeld im Betrag von 300 Mk. ohne Ansuchen der Pächter, in Anbetracht des geringen Futter­ertrags und der teilweisen Beschädigung der Markung durch Hagel, erlassen. In Laupheim übersah ein angeheiterter Knecht am sog. Kussenberg seinen Wagen zu sperren. Der Wagen kam

(Nachdruck verboten.)

Gr ist der Gröe!

Roman von L. H a i d h e i m.

Grüß Gott, Hans! Da bin ich! Hübsch, daß du mich selbst empfängst!"

Willkommen, Fritz! Wie es geht, braucht man dich nicht zu fragen. Guck einer, was für ein Kerl du geworden bist! Welche Schultern, welche Breite!"

Die beiden jungen Männer, die sich am Bahn­hofe der alten, berühmten, später in Vergessenheit geratenen und erst seit kurzem wieder frisch aufblühen­den Stadt M. begrüßten und einander mit fragenden, messenden Augen anblickten denn vier Jahre sind eine lange Trenmmgszeit für Leute, die sich gegen­seitig gut sind bildeten, trotz einer unoerkeunbaren Aehnlichkeit in Haarfarbe und Augen, doch einen auffallenden Gegensatz.

Jedenfalls beeinflußte derselbe aber ihre Ge­fühle nicht, denn während Herr Johann Harterott, der Besitzer der bedeutenden Harterottschen Tuchwe­bereien, seinem in elegante Livree gekleideten Diener die Handtasche seines Gastes übergab und dieser den Gepäckschein aus seinem Portemonnaie dazu legte, flog Frage um Frage hin und her, und dann zogen sie Arm in Arm in sichtlich bester Stimmung dem Ausgange des Bahnhosgebäudes zu

Ich glaube gar, Fritz, du bist noch größer ge­worden?" sagte im G hen der Fabrikant, der neben seinem Vetter sich plötzlich und mit Unbehagen klein und unbedeutend fühlte.

Möglich, mein Junge! Und nun sage mir erst einmal etwas von deiner Frau," fragte Fritz Lörrach dagegen lebhaft weiter.

Ella! Unsere beiderseitige Flamme! Ha, ich habe sie auch schon irichtig geneckt."

Ja, du hast gut lachen! Wers Glück hat, führt die Braut heim. Ist sie immer noch so schön?"

Noch immer? Zwei Jahre sind wir verhei­ratet! Sie ist schöner als je; du wirst mir rechi geben, wenn du sie siehst. Uebrigens freut sie sich sehr auf dich."

Rechnet sie so fest auf meine Vergebung?" lachte Fritz Loriach.

Einer von uns konnte sie nur heiraten; sie wußte, du warst mein bester Freund und brachtest mir das Opfer mit ehrlichem Herzen."

Es ist rührend! Aber was hilft's? Der vollendeten Thatsache gegenüber ist gute Miene zu machen das einzige, was mir bleibt."

Und Ella hat schon Ersatz in petto, mein Junge! Paß mal auf! Du sollst sehen, wie du glücklich gemacht wirst."

So plauderten und lachten sie, stiegen in die stattliche Equipage Hans Harterotts und fuhren durch die neuen Stadtteile der in der Altstadt liegenden Fabrik zu.

Unterwegs grüßten hier und da Vorübergehende, sahen schärfer hin, erkannten Fritz Lörrach, zogen nochmals und mit Lebhaftigkeit den Hut, und er nahm mit sichtlicher Freude Notiz von diesen Be­weisen guten Andenkens.

Das war der alte Revisor Naumüller! Ist ja ganz jung geworden! Grüß Gott, Herr Rat Niederer! Sieh nur, daß er mich gleich erkennt! Und da ist Behrens!" So ging es in jeder Straße.

Ein Helles, frohes Lächeln lag auf dem männ­lichen, offenen Gesicht Fritz Lörrachs. Die Leute blieben stehen und sahen sich nach dem hübschen, lachenden Maune um, der klaren Auges jede Straßen­ecke wie etwas liebes Bekanntes begrüßte und an den F nstern der Häuser hinaufsah, als erwarte er überall, Freundesaugen zu begegnen.

War das nicht? Ei, das war ja der Fritz! Na, das muß ich sagen, da fährt er in seines Vet­ters Equipage, der ihm die schöne Erbschaft vor der Nase weggenommen hat, und beide sind ein Herz und eine Seele!" ries die Frau des Krämers Lüttje- meier, als sie in die Hauptstraße, die große Ver­kehrsader der Altstadt, einbogen.

Ihr Mann trat rasch neben sie ans Fenster und sah dem Wagen nach.

War er's wirklich, Lieschen? Und mit Har­terott?" rief er erstaunt.

Ja Karl, er war's! Nun sage aber einer, was di Leute für Naturen haben! Die Erbschaft und die Liebste nimmt ihm der andere weg, und er besucht ihn noch!"

Klar, daß er sich aus Ella Wiedner nicht so viel gemacht hat, w e wir dachten, Frau."

Nun bitt' ich dich, wie du sprichst! Haben