in New-Aork mit Hinterlassung eines Vermögens von 50000 Doll, verstorbenen Wilh. Braun hat sich ein Enkel desselben, Drechsler B. in Willsbach, OA. Weinsberg, gemeldet. — Einer Witwe in Bietigheim wurden 25 Dollar gestohlen, welche sie von ihrem Sohn zur Aufbewahrung erhalten hatte. — In Kleinbottwar kursieren falsche 50-Markscheine. — In Sind elf in gen ist die Zehntscheuer abgebrannt. Für 17000 Mk. Getreide und Futter ging zu Grunde. — Dem Wagner Sontheimer in Ing - stetten drang letzthin ein Holzsplitter in die Hand; eS trat Blutvergiftung ein, welcher er erlag.
* Ueber die Kleinhandwerker hat der sozialdemokr. Abgeordnete Dr. Rüdt bei einer in Heidelberg stattgehabten Versammlung eine Aeußerung gethan, die in den bctr. Kreisen scharf kommentiert wird. In jener Versammlung wünschte ein Genosse, daß in das Programm der Sozialdemokraten für den badischen Landtag die Forderung der Abschaffung der Gefangenen - Arbeit und der besseren Ausstattung der Gefängntsbibliotheken ausgenommen werden möge. Dr. Rüdt erwiderte darauf, daß die sozialdemokratische Partei gar keinen Grund habe, die Kleinmeister durch Abwehr der Konkurrenz der Strafanstalten zu schützen; denn die Kleinmeister seien die schärfsten Gegner der Sozialdemokraten, und je eher dieselben verschwänden, desto besser sei es. Diese Aeußerung Herrn Rüdts ist bezeichnend und bedarf keiner weiteren Bemerkung.
* Kissingen, 2. Okt.- Die Abreise Bismarcks ist nunmehr bestimmt auf Dienstag, spätestens Mittwoch mittag 12 Uhr festgesetzt. Da der Zug auf kürzestem Wege geführt wird, trifft Fürst Bismarck bereits abends 11 Uhr in Frtedrichsruh ein.
»Kissingen, 2. Okt. Mit Rücksicht auf die nunmehr glücklich überstandene Krankheit des Fürsten Bismarck sind alle Kundgebungen für denselben auf der Rückreise nach Friedrichsruhe verbeten. Der Fürst wird auf keiner Station sichtbar sein.
»Berlin, 3. Okt. Trotz der Ersparnis von 14 Millionen im Eisenbahnetat droht in Preußen laut „Rat. Ztg." auch für das nächste Jahr ein Defizit, falls nicht die Besserung des finanziellen Verhältnisses zum Reich gelinge.
* Die „Nordd. Allg. Ztg.» meldet: Nach einem hier eingetroffenenTelegramm aus Rio de Janeiro sind die von den fremden Vertretungen, bezw. Schiffskommandanten im Interesse des fremden Handels gestellten Forderungen seitens der brasilianischen Regierung und des Geschwaders des Admirals Mello bisher berücksichtigt worden.
* Berlin, 2. Okt. Weder der Großfürst Alexis noch der in Biarritz weilende Großfürst Wladimir werden den russisch-französischen Festen beiwohnen. Alexis reist am 5. Okt. von Vichy nach Odessa, Wladimir bleibt in Biarritz bis Ende Oktober.
* Bonn, 30. Septbr. Das neuerbaute Hotel zum „Goldenen Drachen» in Königswinter ist heute abend zur Hälfte eingestürzt; sieben Personen sind verschüttet.
Ausländisches.
* P e st, 3. Okt. Bet einer Enquete, die das Acker
bauministerium anstellte, sprach sich die Mehrheit der Befragten für Beibehaltung des Futterausfuhrverbotes aus.
* Ueber die Trauung eines blinden Hochzeitspaares berichtet der Pester Lloyd aus Budapest: In der Waflerstädter Pfarrkirche gelangte gestern ein ergreifender Liebesroman zu erfreulichem Abschluß. Auf der vorjährigen Ausstellung von Arbeiten erwerbsuchender Blinder erregte das vortreffliche Cymbaspiel eines im Blindenorchester wirkenden jungen Mannes, Johann Noßtany, verdientes Aufsehen. In der Ausstellung lernte Noßtany ein blindes Mädchen Etelka Dracsay kennen, und der geflügelte kleine Gott hatte leichtes Werk. Der Liebesroman der beiden Blinden spann sich weiter und gestern segnete Pfarrer Vinzenz Horvath den Herzensbund des Paares. Die Trauung verlief in rührender Weise. Blinde Hochzeiter, blinde Gäste, blinde Beistände und Zeugen zogen da in die Kirche, und tiefe Bewegung ergriff das Publikum, als unter den majestätischen Klängen der Orgel der Priester seine Segenswünsche zum Himmel sandte. Im Hause der Mutter der Braut fand dann ein fröhliches Hochzeitsmahl statt.
* Rom, 29. Sept. Das von Brasilien zurückgekehrte Paketboot Carlo ist im Lazarete Afinara eingetroffen; dasselbe hatte während der Ueberfahrt 144 Choleratodesfälle; gegenwärtig befinden sich noch 15 Kranke an Bord.
* Neapel, 3. Okt. Heftige seit vorige Nacht fallende Regengüsse verursachten Ueberschwemmungen. Zwei Häuser mußten geräumt werden, zwei Brücken find geborsten und mußte der Tramway-Verkehr teilweise eingestellt werden. In der Umgebung ist ein Schaden von 200 000 Francs angerichtet. In Florenz sind viele Brücken weggerissen; in Lukka wurden zwei Personen unter einem eingestürzten Haus begraben. In der Provinz Bologna hat die Ueber- schwemmung drei Opfer gefordert. Die Bahnlinien Faenza - Florenz und Ferrara-Modena sind überschwemmt.
* Paris, 29. Sept. Die Pariser Blätter schieben der Nachricht, Carnot werde die russischen Offiziere in Paris empfangen und nicht nach Toulon gehen, allerlei fantastische Gründe unter. Die Libre Parole behauptet, es finde ein großes, von den Italienern angezetteltes Komplot gegen Carnot statt.
»Paris, 2. Okt. Die französische Regierung will nun doch einen Teil der Kosten, welche die Stadt Tulon aufwendet, auf sich nehmen. Als Grund wird angegeben, daß diese Festlichkeiten das ganze Land angingen. — Der französische Reisende Müller ist auf Madagaskar ermordet worden. Er befand sich auf dem Besitztum des Engländers Kingdon, westlich von Manddintsara. Eine Bande Fahavalos mit Affagais und Flinten bewaffnet, schoß ihn nieder, ebenso seine Begleiter. Sie schnitten ihm den Kopf ab. Sein Rumpf wurde in Tananariva beerdigt. — Der Temps meldet aus Rom, der Besuch eines österreichischen Geschwaders in italienischen Häfen sei amtlich angekündigt; das österreichische Geschwader wird zu gleicher Zeit wie das englische Geschwader in Genua eintreffen.
* Paris, 2. Okt. „Temps» citiert eine von
einem Fachblatt publizierte Bemerkung des Armeeinspektors Generals Cools, welcher »ach den letzten großen Manövern die vollständige Unzulänglichkeit der Reserveoffiziere konstatiert und sein Bedauern ausspricht, daß die Feindseligkeit und Geringschätzung, welche die aktiven Offiziere den Reserve-Offizieren bezeugen, letztere entmutige und gleichgiltig mache. Der „Temps» tadelt ferner das System der Provisorien und die Unschlüssigkeit bezüglich der Reformen. Er hofft, Boisdeffre werde in der Armee das erschütterte Vertrauen wieder Herstellen.
* Parts, 2. Okt. Infolge eines Attentats entgleiste ein Spezialzug von Schloß Brissac mit den Gästen des Grafen Tredern. Die Brücke über die Loire war zertrümmert. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festgestellt.
* Aus Mont - sur - Marchtnnes wird der „Kölner Zeitung» gemeldet: Heute haben h er 18 Ehepaare ihre goldene Hochzeit unter großem Jubel der Einwohner und von der Gemeinde-Verwaltung veranstalteter besonderen Festlichkeiten gefeiert.
* Bangkok, 30. Sept. Es verlautet, Frankreich sei im Begriff, die Insel Samit im Golf von Siam an Rußland als Kohlenstation abzutreten.
»London, 2. Okt. Einem Privattelegramm zufolge sind die Bemühungen des diplomatischen Corps in Rio de Janeiro, eine friedliche Lösung der Konflikte herbeizuführen, ohne Erfolg geblieben. De Mello ließ gestern während des ganzen Tages die FortS bombardieren. Die Lebensmittelpreise sind so hoch wie bei einer Hungersnot. In der Stadt herrscht Panik.
* London, 3. Okt. Timesmeldung aus Philadelphia: Die Silberminen von Denver, die 3 500 Arbeiter beschäftigen, haben dieArbeit wiederbegonnen.
* Madrid, 30. Sept. Der Anarchist Pallas, der Verüber des Mordanschlags gegen den Marschall Martine; Campos, ist zum Tode verurteilt worden und wird voraussichtlich am Montag erschaffen werden.
* Madrid, 3. Okt. Zahlreiche Mauren griffen gestern vormittag die Forts bet Melilla an; 8 Soldaten wurden getötet, 33 verwundet.
* Auf dem Dampfer Pilgrim ist dieser Tage der Bostoner Millionär Frederin L. Ames im Alter von 58 Jahren am Schlage gestorben. Das Vermögen des Verstorbenen wird auf 35 Mill. Dollars geschätzt. Ames war Mitglied des Direktorenrats der Western Union Telegraph Co., der General Elektric Co., der Union Pacific Bahn, deren Gründer sein Vater und Oheim waren und als deren größter Aktionär er galt, und etwa 70 anderer Bahnlinien des Landes. Am politischen Leben beteiligte sich Ames fast gar nicht, obwohl er einem Termin als Staatssenator fungierte; doch begünstigte er wohl- thätige Bestrebungen und erwies sich als eifriger Förderer von wissenschaftlichen Instituten. In seinem prachtvollen Landsitz in North Caston, Mass., batte er großartige Gewächshäuser angelegt, und der Wert seiner Orchtdeensammlung allein wird auf 300000 Dollars geschätzt.
Das Weinigen der Aässer.
Von Dr. I. Neßler.
In vielen Kellern befinden sich Fässer, in wel-
Gine Woche. (Nachdruck verboten.)
Kriminal-Roman von M . . . .
(Schluß.)
Dort sitzt er noch über seine Bücher gebeugt, nachdem alle seine Gehilfen und Untergebenen sich längst entfernt haben. Er muß ungewöhnlich fleißig und — ungewöhnlich geldgierig sein. Die unermeßlichen Schätze, die einstmals seiner ausgestreckten Hand entglitten sind, will er um jeden Preis wiedererringen.
Ich gehe vor dem Haus auf und nieder. Ja, da kommt der, auf den ich gewartet habe.
Es ist Morrison. Ich habe ihm alles mitgeteilt und der Prachtbursche hat mich ohne Zögern zu meinem Erfolg beglückwünscht. Morgen wird er Nelly alles erzählen. —
Wir gelangen durch eine Hinterthür ins Haus. Wir schleichen die Treppe hinauf und stehen vor Percy Barkers Zimmer. Diesmal hoffe ich ungestört mit ihm reden zu können — Morrison verbirgt sich. Es ist unmöglich, ihn im Dunkeln zu entdecken.
Ich klopfe an die Thür. Feste Schritte ertönen drinnen. Im nächsten Augenblick wird die Thür aufgerissen.
„Wer ist da? Sind Sie es, John ?"
Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. John war ohne Zweifel ein alter Buchhalter oder ein Freund Percy Barkers, der wußte, daß er um diese Zeit hier zu sein pflegte.
„Ja es ist John — John Moore!"
Ich trete ein. Mr. Barker läßt seine blitzenden Augen über mein bleiches Antlitz gleiten. Wie stets, im entscheidenden Augenblick fühle ich mich ruhig und sicher.
„Mr. Moore!" Die tiefe Stimme hatte einen eigentümlichen Klang. „Sie hier? Suchen Sie mich?"
„Wen sollte ich sonst wohl suchen, Mr. Barker? Es ist eine ungewöhnliche Zeit, das gebe ich zu, und Sie haben allen Grund, verwundert zu sein. Doch ich will Ihnen die Sache mit wenigen Worten aufklären."
Er deutete mit der Hand aufs Sofa und sagte mit ernstem Ton: „Nehmen Sie Platz."
Ich rückte einen Stuhl an den Schreibtisch heran und setzte mich. „Mr. Barker, Sie erhielten doch meinen Brief?"
„Freilich; und ich danke Ihnen, daß Sie Wort hielten."
„Wie gesagt, Mr. Barker, nun ist die Sache klar, völlig klar."
Er schien sich zu besinnen. Endlich sagte er:
„Mr. Moore, heute nachmittag erfuhr ich eine Neuigkeit. Man sagt — natürlich kann niemand es mit Bestimmtheit behaupten — er sei aus der Stadt entflohen. Das ist also nicht wahr?"
Er trat einen Schritt näher an mich heran. — Und ich antwortete:
„Nein, es ist nicht wahr. Er befindet sich noch hier in der Stadt, und es soll nicht mehr lange wäh
ren, bis er, wie gern er es auch möchte, nicht mehr von dannen kommen kann."
Etwas, das einem Seufzer glich, entfuhr Mr. Barkers Brust. Er sank in einen Stuhl.
Hielt er sich nicht für vollkommen sicher? Empfand er ein Gefühl der Frcude, daß sein schändliches Verbrechen mit einem so glänzenden Erfolg gekrönt wurde? — Er besaß keinen Mitschuldigen — an den armen Sam dachte ich schon längst nicht mehr — und wer sollte auch wohl auf den Gedanken kommen, daß ec, Percy Barker, der Mörder sein könnte? — Er hatte von Archibald Försters Abreise gehört. Sein Mißtrauen war sofort wachgerufen. Ich hatte keine Zeit zu verlieren gehabt.
Percy Barker sieht mich an. Weshalb zögere ich noch, mit der Wahrheit herauszurücken? Wenn er meine Gedanken hätte lesen können, würde er gewußt haben, daß ich Gesellschaft haben wollte. Jetzt begann ich:
„Sie erwähnten vorhin, Mr. Barker, daß Archibald Förster einem Gerücht zufolge die Stadt verlassen habe. Noch ein anderes Gerücht kursiert in der Stadt."
„Und zwar welches?"
„Ja, die Sache ist ziemlich umständlich, dafür aber auch außerordentlich interessant, und es verlohnt sich wohl der Mühe, die Geschichte anzuhören.
„Vor kurzem gab es hier in der Stadt eine Firma — sie besteht dem Namen nach noch heute — und an der Spitze dieser Firma standen zwei Kompagnons —"
* (Mostobstpreise vom 2. Oktbr.) Auf dem Stuttaarter Güterbabnbof koke der Ztr. M . 2.60 bis bis M. 5., Tafelobst M. 7.-9. je pr. Dopvelztr?"