zxm OrtSvorsteher. Bei der am 23. d. M. in Stimpfach hies. Oberamts stattgehabten Schultheißen­wahl haben von 115 Wahlberechtigten 79 abgestimmt

Polizeidiener A. Kolb ist mit 24 Stimmen zum OrtSvorsteher gewählt. Außerdem erhielt einer 20, ein anderer 19 Stimmen; die übrigen zerspitterten sich.

* (Verschiedenes.) Bei Truchtelfingen ist eine Reihe von Skeletten aufgefunden worden. Schtldbuckel, Speer, zweischneidiges Schwert, Dolch und Armspangen fand man in den Gräbern, in denen man bis jetzt 20 Skelette vorgefunden hat. Daß Heuer ein reicher Obstsegen uns bescheert, dürfte be­kannt sem, daß aber an ein und demselben Baum Aepfel und Birnen wachsen, wie solches bei einem Baume des Pomologen König in Laufen a. E. zu sehen ist, gehört zu den Seltenheiten. In Hin­te rsulgen bei Schramberg fiel ein bei seinem Vater auf dem Wagen fitzender Knabe im Alter von 34 Jahren von dem Wagen herunter. Die Räder des Fuhrwerks gingen über das Kind weg; dasselbe erlitt so schwere Schädelverletzungen mit starken Blu­tungen ins Gehirn, daß es an deren Folgen starb.

Der 36 Jahre alte Kaufmann Karl Camerer in Stuttgart hatte sich eine kleine Verletzung durch einen Riß an einem vermutlich rostigen Nagel zuge­zogen. Die Folge davon war eine Blutvergiftung, welcher er nach 2 Tagen erlag. Einem Bauern von Großbottwar, der mit seinem Fuhrwerk in einer Gastwirtschaft in Lauffen übernachtete, ist sein Geldbesitz von etwa 58 Mk. abhanden gekommen.

* Mannheim, 26. Sept. Der Südd. Tabaks- Ztg. werden aus Berlin die Grundzüge des neuen Tabaksteuerentwurfs gemeldet. Hiernach sind die Grundzüge folgende: eine Umsatzsteuer auf Zigarren von 40 °/u, ferner eine Umsatzsteuer auf Zigarretten und Schneidtabake von 100 "/o, Aufhebung der In- landsteuer, Rückvergütung des Tabakzolls und der Tabaksteuer für vorhandene Fabrikate und Rohtabake, Kontrole der Bücher bei den Tabakpflanzern, Tabak­händlern und Tabakfabrikanten. Das Gesetz wurde von der Tabakkonferenz in Berlin einstimmig abge­lehnt, wird aber trotzdem von der Regierung vorge­legt werden.

* Frei bürg, 23. Sept. Großes Aufsehen erregt die gestern, abend erfolgte Verhaftung von zwei städti­schen Beamten wegen bedeutender Unterschlagungen und Urkundenfälschung. Der eine ist der bisherige Werkmeister des städtischen Gaswerks, Hehler, ein Mann, der sich bisher allgemeinen Ansehens erfreute, in guter Stellung war, ein Einkommen von 2400 Mk. nebst freier Wohnung bezog. Der Andere ist der Aufseher des städtischen Abfuhrunternehmens, Fries. Längere Zeit sollen diese beiden die Lohnlisten und Forderungszettel unrichtig geführt haben, so daß vorerst gar nicht genau festzustellen ist, wie hoch sich die begangenen Unterschlagungen belaufen. Man findet es allgemein unbegreiflich, daß diese Leute längere Zeit ihre Unredlichkeit ausüben konnten, ohne daß man im Rathaus etwas davon merkte, und be­fürchtet recht unangenehme weitere Ueberraschungen.

* München, 25. Sept. Die Ankunft des Grafen v. Lehndorff, ehemaligen General-Adjutanten des Kaisers Wilhelms I., soll mit einem event. Kaiser-

bald steht eine ausgesuchte Mahlzeit vor mir. Vor Zeiten waren wir eine ganze Gesellschaft, die hier an bestimmten Tagen zusammenzutreffen pflegte. Hin­ter jenem Schirm hingen unsere bequemen Hausröcke, die wir hier anzogen. Man ging gegen Abend hier­her, plauderte über dies und jenes und fühlte sich stets wohl und gemütlich.

Union-Klub?" Hier war ja Percy Barker am Dienstag abend gewesen. Als ich mir die Sache recht überlegte, wollte es mir wirklich scheinen, als habe ich ihn hier früher zuweilen gesehen.

Nachdem ich bei dem Kellner ein frugales Mahl bestellt und dasselbe verzehrt hatte, ließ ich mich mit mit ihm in eine Unterhaltung ein.

Haben Sie noch eine bestimmte Gesellschaft, die am Abend hier zusammensitzt?" fragte ich.

Ja, mein Herr, hier sind stets eine Menge Leute, meistens ältere Herren, die nur von Geschäf­ten reden."

Können Sie mir die Namen dieser Herren nennen?"

Und er begann eine lange Reihe von Namen herzusagen, Percy Barker war auch darunter.

Mr. Barker, ja, das ist richtig, war der nicht am Dienstag abend hier?"

Allerdings, und zwar ziemlich lange. Warten Sie einmal! Ja, das ist wahr. Er ging fort, er vergaß seinen Rock zu wechseln und ich bemerkte es. Aber das thue nichts, sagte er, er käme doch gegen 12 Uhr zurück. Und ehe er dann späterhin am

besuch Zusammenhängen. Sofern Bismarcks Befin­den eine baldige Abreise nach Friedrichsruh ermög­liche. soll eine Zusammenkunft des Kaisers mit Bis­marck an einem dritten bis jetzt noch unbekannten Orte geplant sein. Der Fürst hat keinen Appetit und macht auch schon seit 2 Tagen keinerlei Aus­fahrten mehr. Es soll bereits eine Ueberwinterung in Kisstngen besprochen worden sein.

* Nürnberg, 25. Sept. Die Anfertigung und Verausgabung falscher Retchskassenscheine zu 5 Mk. bildete den Gegenstand einer schwurgerichtltchen Ver­handlung. Der 19jährige Spängler Joh. Leonhard Wild von Hartmannshof hatte, obwohl er keinerlei Zeichenunterricht genoffen hatte, die falschen Scheine mit bewundernswerter Geschicklichkeit angefertigt. Schreiner Franz Salzlechner von Fränking war bei der Verausgabung von 4 Falsifikaten, von denen im Ganzen 7 ausgegeben wurden, behilflich. Wild wurde zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr, Salzlechner zu einer solchen von 6 Monaten verurteilt. Wild wurden auch die Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren aberkannt.

* Berlin, 25. Sept. Das Kleine Journal meldet: Am Sonntag Nachmittag erschoß ein ^jäh­riger Sergeant des Garde-Füsilier-Regiments in der Kaserne seinen Vorgesetzten, den 23jährigen Feld­webel Kanikowski, und entleibte sich sodann selbst. Der Mörder, Sergeant Wagemann, war total be­rauscht in die Kaserne zurückgekehrt, dort als Stuben­arrestant erklärt und von dem nachher ermordeten Feld­webel bewacht worden. Wagemann war übrigens wegen Urlaubsüberschreitung und Trunkenheit bereits bestraft.

' Berlin, 26. Sept. DieMorgenblätter" er­fahren aus Budapest: Der Börsen-Vorstand erhielt einen Drohbrief, worin stand, die Börse werde in die Luft gesprengt werden.

* Berlin, 26. Sept. Die russischen Nihilisten und die französischen Anarchisten treffen Vorbereitungen zu gemeinsamen Kundgebungen gegen die Flottenfeier in Toulon.

* Der offiziöse Draht so schreibt demN. Tgbl." ein militärischer Mitarbeiter weiß von den Manövern, die sich unter den Augen Kaiser WilhelmsII., des Kaisers Franz Joseph und des Königs von Sachsen vollziehen, viel Rühm­liches zu melden.Tadellose Ausführung", große Bravour" sind die Kernworte in jenen Berichten. Man kann das mit Befriedigung lesen; aber es setzt über die Thatsache nicht hinweg, daß für Oesterreich- Ungarn militärisch noch.manches zu thun übrig bleibt, mehr noch als für das überdies finanziell ungünstiger gestellte Italien. Deutschland mit einer nur um 7 Millionen stärkeren Bevölkerung hat eine fast doppelt so große Friedensstärke als Oesterreich-Ungarn! Das ist ein gewaltiger Unterschied, abgesehen davon, daß bei uns im ganzen die Qualität der Truppen die­jenige der verbündeten Macht überragt. Wie sagte doch Graf Caprivi:Kommt der Krieg, so wird die Hauptlast immer auf unseren Schultern ruhen.".. Es wäre zu wünschen, daß das gute Gelingen der Manöver nicht so sehr an den maßgebenden Stellen in Oesterreich Ungarn Befriedigung erweckte, als viel- mehr zu beschleunigtem Fortschreiten auf militärischem Gebiete anregte.

Abend nach Hause ging, zog er auch seinen gewöhn­lichen Rock wieder an."

Mr. Barker hatte mir nicht erzählt, daß er so spät am Abend noh im Klub gewesen war. Doch das war mir ziemlich einerlei. Eine Stunde war verflossen. Jetzt war es Zeit zum Chef zu gehen. Es war nicht möglich, diesen schweren Gang noch länger hinauszuschieben.

Ich erhob mich vom Sofa und ging durch das Zimmer. Es war nach jeder Richtung hin bequem und komfortabel. Hier in der Ecke war hinter einem Schirm ein eleganter Kleiderständer aufgestellt mit goldenen Namen und Nummern. Ich las:Percy Barker." An dem Haken hing ein einfacher, dunkler Rock, ein ganz gewöhnlicher Rock, und doch wes­halb blieb ich wie gebannt vor dem Rocke stehen? Weshalb schritt ich näher heran? Weshalb sti eckte ich jetzt die Hand aus? Meine Augen spähten wie die eines Raubtieres, ich streckte meine Hand aus und berührte mit zwei Fingern mit dem Daumen und Zeigefinger die Tasche an der rechten Seite des Rockes. Und was zog ich aus derselben hervor ? Was war's? Etwas ganz Unbedeutendes, nämlich zwei blaue Seidenfäden, die fest auf dem Zeug saßen.

Zwei kleine, blaue Seidenfäden und soeben noch hatte ich Archibald Försters Verhaftung anord neu wollen!

18.

Ja, jetzt war die Stunde gekommen! Jetzt lag

* Hamburg, 26. Sept. Von gestern bis heute früh 5 Choleraerkrankungen, ein Todesfall. In Al­tona eine Erkrankung.

Ausländisches.

* Wien, 26. Sept. Kaiser Wilhelm ließ in der Kapuztnergruft einen prächtigen Kranz auf den Sarg des Kronprinzen Rudolf niederlegen, der die Inschrift trug: Seinem teuersten Freunde, dem Kronprinzen Rudolf. Kaiser Wilhelm II.

* Eine anarchistische Werkstatt wurde in Wien in dem Bezirk Margarethen in der Wohnung zweier Tischlergehilfen, Stephan Hahnel und Franz Haspel, von der Polizei aufgehoben. Beide wurden verhaftet. Haspel wollte sich aus dem dritten Stockwerk auf die Straße stürzen, wurde jedoch daran gehindert. In der Wohnung wurden gefunden: ein Setzkasten, eine komplette Handdruckpresse, Tausende hochver­räterischer Flugschriften, Sprengstoffe, worunter Pikrin, eine noch ungefüllte Bombe, Vorräte von rauchlosem Pulver und Waffen. Ein Kistchen mit zwei Leitungs­drähten blieb auf Weisung der Sachverständigen noch ungeöffnet. Die Polizei verhaftete 12 Arbeiter.

* Wien, 26. Sept. Die verhafteten Anarchisten verweigern jede ihre Genoffen belastende Auskunft. Laut der N. Freien Presse ergaben die Vorgefundenen Schriftstücke die Verbindung mit einer anarchistischen Gruppe in Berlin.

* Aus Galizien. Eine edle That ist von einem Arzt in Kolomca zu berichten. Dort erkrankte die Familie Kozlowski an Cholera. Da niemand der Aufgabe sich unterziehen wollte, die Kiankeu ins Choleraspital zu bringen, trug des nachts der Cholera- Arzt Dr. Dwernikt die Kranken auf eigenen Schultern nach dem entfernten Spital.

* Paris, 25. Sept. Der Gaulois meldet: Da König Humbert beabsichtigt, ein Panzerschiff zur Be­grüßung Carnots nach Toulon zu schicken und da von französischer Sette befürchtet wird, daß hierdurch der Charakter des russischen Geschwaderbesuches beein­trächtigt werde, so wird Carnot vielleicht nicht nach Toulon gehen.

* Lond o n, 25. Sept. Dem Stand an zufolge protestiert der Vatikan energisch bei den Mächten gegen das Vorgehen der Freimaurer, welche in der ersten Etage des Palastes Borghese eine Großloge ein­richteten. Das sei eine Beschimpfung des Vatikans, welchem der Palast ehemals gehört habe. Ja der Note wird hinzugefügt, die italienische Regierung habe die Freimaurer unterstützt.

* Belgrad, 26. Sept. Eine königl. Proklamation verkündet die heutige Abreise des Königs ins Aus­land und setzt für die Dauer seiner Abwesenheit den Ministerrat als Regentschaftsbehörde ein. Der Aufent­halt des Königs in Abbazia, wo er mit seinem Vater Milan zusammentrtfft, wird 8 bis 11 Tage dauern.

Handel nnd Berkehr.

* Stuttgart, 24. Sept. (Landesprodukten-Börse.) Die Börse ist gut besucht. Geschäft von keinem großen Belang. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Kansas Mk. 18, niederbayerisch Mk. 17.80, La klata Mk. 17.50, Kernen prima Mk. 18.25, Dinkel beregnet Mk. 11.40, unberegnet Mk. 12,

der Weg vor mir. Der Tag der Entdeckungen war endlich angebrochen. Noch eine kurze Zeit mußte der Chef sich gedulden, mußte er die Qualen oer Ungewißheit erleiden - John Moore wollte seinen guten Ruf wieder Herstellen! Doch in dieser Stunde dachte ich nicht an dergleichen Dinge. Ich stand dort mit den blauen Seidenfäden in oer Hand dann nahm ich den Rock vom Haken und begann eine genaue Untersuchung. Und was fand ich?

Gar nichts! So gut wie gar nichts. Ich ent­deckte aber, daß das Zeug fleckig war, und daß diese Flecke nichts anderes waren als Straßenschmutz. Der Rock war abgebürstet worden, aber Flecke sind oft hartnäckig wie die Sünde, und Straßenschmutz ist nicht so leicht zu entfernen glücklicherweise.

Als ich den Klub verließ, waren meine Schritte elastisch und mein Blick strahlte hoffnungsvoll.

Ich war meiner Sache jetzt sicher. Alles, was ich so künstlich aufgebaut hatte, stürzte in diesem Augenblick haltlos zusammen. Aber an Stelle des alten Luftschlosses erhob sich ein neues Gebäude, solide vom Grundstein bis zum Dachfirst ein Ge­bäude, das nicht zusammenstürzen konnte. Aber ein dunkler Punkt ein unfaßltcher Umstand befin­det sich in der Kette. Doch ehe noch eine Stunde verstrichen ist, werde ich auch hierüber Klarheit er­langt haben.

Ich richtete meine Schritte nach Wall-Street. Hier und in der nächsten Nachbarschaft befinden sich die Kontors von fast sämtlichen New-Uorker Bankiers.

(Fortsetzung folgt.)