selbst stattgefundenen Brandes die allerhöchste Teilnahme telegraphisch anssprechen lasten und wegen etwaiger Unterstützung der bedürftigsten Beschädigten sich Bericht befohlen.
* Militärpflichtige, insbesondere Dksposttionsurlau- ber, Reservisten und Ersatzreservtsten machen wir darauf aufmerksam, daß der Sitz des Bezirksfeldwebels in N a- g old seit 1. Juli «ach Kak» verlegt worden ist. An- und Abmeldungen sind deswegen nicht mehr nach Nagold, sondern an das Hauptmeldeamt des Kgl. BeztrkskommandoS Calw zu richten.
* C a l w, 23. Sept. Heute nacht um V,1 Uhr brach in dem Magazin des Sattlers Bauer ein Brand aus, der noch rechtzeitig gelöscht werden konnte; verbrannt find einige neue Kinderwagen und sonstige Sattlerwaren. Bei der enggebauten Gaste ist es als ein großes Glück zu verzeichnen, daß das Feuer von der Nachbarschaft schon im Entstehen gesehen wurde; als Entstehungsursache ist Brandstiftung zu vermuten.
* Stuttgart, 22. Sept. Eine sehr interessante gerichtliche Entscheidung, welcher der nachfolgende Thatbestand zu Grunde lag, bringt die württembergische Zeitschrift für „Freiwillige Gerichtsbarkeit". Der 16jährigs Friedrich S. von X. suchte um seinen Austritt aus der württembergischen Staatsangehörigkeit nach, da er nach Amerika auswandern wollte. Das vom Schultheißenamt dem Oberamt eingereichte Gesuch wurde von der letzteren Behörde mehrmals behufs weiterer Vervollständigung an das Schultheißenamt zurückgesandt und blieb schließlich, da die Abreise des S. inzwischen anstandslos erfolgt war und das Oberamt in der Sache nicht monierte, unerledigt bei dem Schultheißen in X. liegen. Vor einigen Jahren kehrte nun S. ahnungslos aus Amerika nach Württemberg zurück, um seine Eltern zu besuchen. Kaum war er jedoch in seiner Heimat angelangt, so wurde er zur Ableistung seiner 3jährigen Militärdienstzett genötigt, die der Zurückgekehrte der Zeitschrift zufolge gegenwärtig abdient. S. erhob nun Klage gegen den Schultheißen auf Entschädigung des ihm durch eine Amtsnachlässtgkeit des Schultheißen erwachsenen Schadens infolge seiner Heranziehung zu einer dreijährigen Dienstzeit. Das Landgericht in H. verwarf jedoch die Klage, indem es ausführte, daß der Ausgewanderte nicht berechtigt gewesen sei, sich vor der Aushändigung der Urkunde als aus der württembergischen Staatsangehörigkeit ausgetreten zu betrachten und somit durch eigenes Verschulden sich seine Einziehung zum deutschen Militär zugezogen habe. Auch das angerufene Ober- landeSgericht wies die Revision aussichtslos zurück.
* Heilbronn, 22. Sept. In der letzten Zeit wurden die verschiedenen öffentlichen Brunnen hier von Assistenzarzt Dr. Weigel auf Bakterien untersucht, wobei sich ergab, daß einige derselben stark verseucht sind. Einer hat 2380 Keime im vdm. Wasser, während das Grund- und das Quellwasser bei der Pumpstation nur 68, bezw. 16 enthalten; das Neckarwaffer dagegen über 24,000. Der Gemeinderat wird an zwei der am stärksten verunreinigten Brunnen Warnungstafeln anbringen lassen; gleichzeitig soll das Polizeiamt ersucht werden, auf die zweckentsprechende Anlage der Düngergruben ein wachsames Auge zu haben.
auf alle Fälle Auskunft über den Verbleib des blauen Notizbuches verschaffen. Das Messer freilich hatte der alte Thomas, der frühere Schauspieler, scheinbar nicht wieder erkannt. Aber es gab noch andere Menschen auf der Welt, als den alten Diener Archi- bald Försters — Mr. Förster war ja früher verheiratet gewesen! Ich hätte doch Lust, noch einmal mit der schönen, wunderbaren Frau Anny Hood zu sprechen.
Der fünfte Tag lag vor, die vierte Nacht bereits hinter mir. Ich entschließe mich, mein Tagewerk zu beginnen. Ich verlasse das Haus.
Die Regentropfen schlagen mir entgegen, das erfrischt und belebt mich. Ein Herr, der scheinbar große Eile hat, stößt mich fast vom Trottoir herab, ich erwidere den Stoß, fodaß er beinahe auf die Nase fällt.
Jetzt biege ich in die Fifth Avenue ein. Dort liegt das Haus. Benjamin Hoods Leichnam ist nicht mehr dort, er wurde gestern beerdigt. Die schöne Frau hat das Begräbnis in aller Stille veranstaltet. Es war, als schäme sie sich über das traurige Ende des Mannes.
Zum zweiten Mal in meinem Leben sitze ich da und warte auf Anny Hood. Abermals gleiten meine Blicke über die pomphafte Einrichtung der Gemächer, abermals muß ich staunen und mich wundern, abermals erblicke ich die schlanke Frauengestalt, die sich mir nähert, ich höre die schwarzen, seidenen Gewänder rauschen. Sie steht vor mir.
Nur mit Blühe unterdrückte ich einen Ausruf
* (Verschiedenes.) In Befigheim wurde beim Abräumen des Schuttes von einem Brandplatz eine eiserne Kugel im Gewicht von 11 Pfund gefunden, welche ohne Zweifel von der Beschießung der Stadt durch die Franzosen im Jahr 1693 herröhrt und seitdem unbemerkt in dem Holzwerk gesteckt ist. — Zwischen den Stationen EckartShausen und Großaltdorf geriet eine von der Weide kommende Kuh auf den Bahnkörper. Das Tier wurde von dem heranbrausenden Blitzzug erfaßt und etwa 10 Meter weit über den Bahnkörper hinausgeschleudert, wobei es solche Verletzungen erhielt, daß es geschlachtet werden mußte. — In Bopfingen wird die elektrische Beleuchtung eingeführt.; das Werk wird in wenigen Tagen vollendet sein. — In Langenau wollte ein Lehrling in der Werkstätie des Schloffer- meisters Greeß, woselbst zum Betrieb der Arbeits- maschtnen ein Petroleummotor aufgestellt ist, die Maschine schmieren und brachte dabei die Arbeitsschürze in den Regulator. Dieser wurde zum Stillstehen gebracht, zugleich aber hatte sich der Oelbehälter entleert, und das entzündete Oel ergoß sich über den Lehrling. Bis Hilfe herbetkam, war er schrecklich verbrannt, so daß er in der darauffolgenden Nacht unter qualvollen Leiden gestorben ist.
* Kissing eu, 23. Septbr. Die Nachricht der „Kreuzztg.", Fürst Bismarck habe an Lungenentzündung gelitten, bestätigt sich. Die Lungenentzündung war eine sehr schwere, so daß die größte Gefahr bestand. Hievon erhielt der Kaiser so spät Kenntnis. Der Fürst ist durchaus reisefähig, hat nur nochArm- und Schulterschmerzen. Wie schwer seine Krankheit war, geht daraus hervor, daß er in 3 Wochen nicht wie ein hiesiges Blatt meldet, 10, sondern 20 Pfd. abgenommen hat, so daß er jetzt nur noch 184 Pfd. wiegt. Das Allgemeinbefinden ist jetzt wieder ein vorzügliches.
* In Sonderhosen (Unterfranken) wurde am Freitag die Kirchenkaffe gestohlen. Man fand die blecherne Kassette auf dem Felde beim Ort, und eine Frau brachte etwa 140 Mk. Pfandbriefe in der Schürze zum Bürgermeister.
* Die Nachricht von dem Telegramm des Kaisers an den Fürsten Bismarck wird von der deutschen Presse allgemein lebhaft begrüßt. Auch die dem Fürsten sonst ungünstig gesinnten Blätter sprechen ihre Befriedigung darüber aus.
* Berlin, 23. Septbr. Den Politischen Nachrichten zufolge finden noch vor Beginn des Oktober Beratungen zwischen den Kommissären für die russischen Handelsvertragsverhandlungen und den als Sachverständigen zugezogenen Interessenten statt.
* Der wiederholt vertagte Antrag des Zentrums wegen Aufhebung des Jesuitengesetzes soll sofort nach Beginn der Reichstagssesston wieder eingebracht werden.
* Dortmund, 20. Septbr. Ein hiesiges Dienstmädchen goß gestern, um das Feuer besser anzufachen, Petroleum in den Ofen. Dabei explodierte das Petroleum und das Mädchen erlitt schlimme Brandwunden; das gleiche widerfuhr zwei Kindern der Dienstherrschaft, die in der Küche anwesend waren. Das Dienstmädchen und ein Kind sind infolge der
der Ueberraschung; wie hatte sie sich verändert, seit ich sie zuletzt gesehen. Die einst so strahlenden Augen waren eingefallen und matt; der feine blendend weiße Teint war gelblich und fahl — sie fuhr zusammen, als sie mich erblickte, offenbar hatte sie mich erkannt.
„Mr. Moore, o mein Gott, Sie hier!"
„Ja, ich bin abermals hier. Und diesmal ist die Reihe des Erzählens an mir und Sie, Mrs. Hood, müssen mir einige Fragen beantworten."
Ohne ein Wort zu erwidern, sank sie in einen Stuhl. -Eine Minute verfloß, wir saßen einander schweigend gegenüber. Endlich rief sie:
„Reden Sie, Mr. Moore, reden Sie! Sie bringen mich um mit ihrem Schweigen. O Gott, was habe ich gethan, daß ich so hart gestraft werde! Mein Gott, mein Gott, verschone mich!"
„Sie fordern mich auf zu reden — Sie wünschen, daß ich rede! Haben Sie selber mir denn nichts zu sagen ? Nichts, was Ihre Seele beruhigen, Ihr Gewissen erleichtern könnte? Sagen Sie mir doch, weshalb sind Sie so ängstlich, so verwirrt? Weshalb?"
Sie ließ den Kopf auf die Brust sinken. Ein Schaudern durchrieselte die feine Gestalt.
„Dann will ich selber meine Fragen beantworten, Mrs. Hood. Sie zittern um seinetwillen, um ihn, mit dem sie am Dienstag und am Donnerstag zusammentrafen."
Ich halte meinen Trumpf ausgespielt. Sie erhob sich langsam vom. Stuhl. Ein entsetzliches Grauen sprach aus ihren Augen.
Verletzungen bereits gestorben, dar zweite Kind ist ebenfalls schwer verletzt.
* Hamburg, 23. Septbr. Wegen der Choleragefahr darf daS 76. Infanterie-Regiment die hiesige Kaserne nicht verlassen und die Altonaer Garnison das Hamburger Gebiet nicht betreten.
* Straßburg i. E. In Lauterbach ist eine Frau und ein Mädchen von astatischer Cholera befallen worden. Die Frau ist gestorben.
* Metz, 23. Sept. Die Ueberreste der 1870 bet Colombey gefallenen Krieger wurden in Anwesenheit des Gouverneurs und des Bezirksprästdenten, sowie mehrerer patriotischer Vereine in einem Massengrab im Park zu Colombey feierlich beigesetzt.
Ausländisches.
* W i e n, 22. Sept. Zum Interviewer eines ungarischen Blattes äußerte sich eine hochgestellte Persönlichkeit, Kaiser Wilhelm nehme aus Güns in politischer sowie in militärischer Beziehung die besten Eindrücke mit und habe beschlossen, im nächsten Jahre Budapest zu besuchen.
* Güns, 23. Septbr. Der Kaiser ließ durch sein Zivilkabinett gleichzeitig mit der Absendung seines Telegramms an den Fürsten Bismarck dem Professor Schweninger telegraphisch sein Befremden darüber ausdrücken, daß dieser über die gefahrvolle Lungen-- erkrankung des Fürsten nicht früher berichtet hat.
* In der Zollverwaltung Italiens sind grobe Mißbräuche betr. die Gewährung von unberechtigten Zollrückerstattungen aus Reis vorgekommen. Der Generaldirektor des Zollwesens Castorin« und der Generaltnspektor dieses Departements Gallina, die nach dem Bericht der Uutersuchungskommisston schwer verdächtig erschienen, wurden sofort ihrer Aemter enthoben und der Mtnisterrat wird sich demnächst mit den weiteren in dieser Angelegenheit zu treffenden Maßregeln beschäftigen.
* Paris, 22. Sept. Der Gemeinderat bewilligte 350000 Franken für die Festlichkeiten zu Ehren der russischen Seeleute.
* Paris, 23. Septbr. Der Gemeinderat beriet gestern nachmittag über den Kredit für die zu Ehren der russischen Gäste stattfindenden Feste. Vaillant erklärte, heftig unterbrochen, die revolutionären Sozialisten hielten eine französisch russische Allianz für unmöglich; er-werde gegen den Kredit stimmen.
* In der „Petite Republtque frantzatse" wettert der Sozialist Vaillant gegen die „reaktionäre Bande", welche die französische Republik dem Zarismus aus- ltesere. Er schreibt: „Wie tief sind wir gesunken! Kaum daß einige schüchterne Stimmen sich erheben gegen die knechtische Raserei. Ist man nicht schon so weit gegangen, anzukündigen, daß der Pariser Gememderar, der doch für republikanisch gilt, sich versammeln und über die Komplimente und den Weihrauch beraten wird, die dem Zar am meisten zusagen. Wir können recht wohl die Unterstützung schätzen, die uns im Falle einer Drohung ooer eines Krieges von außen käme; aber wir wissen ganz gut, daß das Interesse des Helfers seine Belinttttung bestimmen würde, und lehnen uns gegen jede Kundgebung, gegen alles Thun aut, das uns zugleich er- nicd.igi und aus uns das Werkzeug erues Feindes
„Zusammengetroffen? Ihn? Wen meinen Sie? Was sagen Sie? Ich verstehe Sie nicht —"
„Also, Sie verstehen mich nicht. Hätten Sie es da etwa lieber gesehen, daß ich Ihr Stelldichein gestört hätte — Ihr Stelldichein mit Archibald Förster?"
Sie hielt sich an dem Tische, an der goldgestickten Tischdecke. Sie zerrte daran, wie an einem Lappen. Die kostbare Vase, die in der Mitte des Tisches stand, fiel um, rollte über die Tischplatte hinweg und stürzte zur Erde. Sie wandte sich nicht einmal danach um.
„Sie reden die Wahrheit, Mr. Moore, Sie reden die Wahrheit! Was Mr. Förster mir sagte? Ja, das sollen Sie wissen. Er erzählte mir, daß er von Ihnen käme, von Ihnen, Mr. Moore, und daß Sie ihm zu verstehen gegeben hätten, er sei der Mörder."
Sie brach in ein grelles, hysterisches Lachen aus. In diesem Augenblick war ich unbarmherzig. „Und jetzt wünsche ich zu wissen, was Sie am Dienstag miteinander besprachen, — ja, am Dienstag, sagte ich, Mrs. Hood."
Ihr Antlitz war gleichsam versteinert. Ein entsetzlicher Gedanke fuhr ihr durch den Kopf. Am Dienstag! Ja, am Dienstag waren sie zusammen-
getroffen!-Und mit flammenden Augen und
zitternden Lippen antwortete sie:
„Das sage ich niemals, Mr. Moore, nie im Leben!"
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Rätsels in Rro. 1 l2 :
Stets.