treibende muß sich auf eine unliebsame Rückwirkung gefaßt machen und sich in seinen Einkäufen darnach einrichten.

* Zum heurigen Volksfest wurden, wie derMerkur" berichtet, die landw. Bezirksvereine eingeladen, sich durch Abordnungen und durch Mitnahme der Fahnen und Abzeichen, welche sie bei festlichen Gelegenheiten zu gebrauchen pflegen, zu beteiligen. Von dieser Ein­ladungwerden sämtliche BezirksvereineGebrauch machen. Aus etlichen 20 Bezirken des Landes werden sich dem Vernehmen nach über 200 Personen männlichen und weiblichen Geschlechts in ihren einheimischen Trachten den Bezirksdeputationen anschließen. Diese Vertre­tungen des Landvolkes werden in der Nähe des könig­lichen Zeltes eine besondere Aufstellung erhalten, und Ihren Majestäten eine Huldigung darbringen.

* Nagold. Durch den Brand am vergangenen

Montag früh in Nagold ist auch die von der Ma­schinenfabrik Eßlingen für Ingenieur C. Klingler eingerichtete elektrische Beleuchtungsanlage außer Betrieb gekommen, jedoch nur für kurze Zeit, da nur wenige Apparate im alten Turm, von wo die ein­zelnen Verteilungsleitungen ausgehen, zerstört wurden. Nötig war daher nur, eine neue Leitung von dem demBrandplatz zunächst liegenden Unterstützungspunkt zu dem alten Turm zu führen und hier provisorisch zu befestigen. Diese Arbeit konnte bis Dienstag abend fertig gestellt werden, so daß noch am gleichen Abend sämtliche Lampen eingeschaltet werden konnten. Die bis jetzt ausgestellten 12 Elektromotoren kamen Mittwoch früh in Betrieb. Von den inneren Ein­richtungen sind nur 2 kleinere Hausinstallationen zer­stört, während ein Elektromotor samt Zubehör noch zeitig gerettet werden konnte. (Schw. M.)

* Stuttgart, 29. Sept. Die größte Vereini­gung im deutschen Reich bildet wohl jetzt derDeut­sche Kriegerbund". Derselbe zählt nach der heutigen Nummer derWürttemb. Kriegerzeitung" 7954 Vereine mit 657,438 Mitgliedern. Dieser großen Mitglieder­zahl entsprechen auch seine Leistungen. Er hat in verhältnismäßig kurzer Zeit zwei Militärwaisenhäuscr erbaut, in denen heute schon über 100 MMärwaisen kinder verstorbener Kameraden uniergebracht und er­zogen werden. Von besonderer Wichtigkeit dürfte die auf dem letzten Vereinstage in Straßburg be­schlossene Einrichtung von Stellennachweisbureaus für Mitglieder der Vereine und Reservisten werden.

"(Geistesgegenwart eines Bäuerleins.) Vor einiger Zeit kam ein biederes Filderbäuerlein in ein kleines Filderort, um sich daselbst eine Magd zu dingen. Schon war das Bäuerlein mit der Matter der zu dingenden Magd über die Bedingungen so ziem­lich im reinen, als die Mutter plötzlich fragte:Ja sagen Sie, muß meine Tochter auch in den Kuhstall?" Jo sreili ward se ab und zua nei müassa", meinte das Bäuerlein.Ja, ja, dann ist es nichts, guter Mann, meinte die Frau,meine Tochter kann nicht in den Kuhstall!" Das Bäuerlein sah sich in der keineswegs übermäßig reinlichen Wohnstube um und meinte dann lächelnd:Jo, jo, ihaa's schau g'merkt, daß i se net braucha ka; in mei'm Kuahstall muaß es nämlich säuberer sei als in uirer Stuba." Sprach's und ließ die verdutzt dreinschauende Mutter mit ihrer Tochter allein.

ist aber ein Getränk, das Wunderdinge verrichten kann.

Ein Glas, Mr. Thomas! Lassen Sie uns ein Glas miteinander trinken. Und worauf wollen wir trinken? Auf die Liebe? Ja, lassen Sie uns auf die Liebe trinken. Ein jeder auf seine Flamme!" Wir stießen an und tranken. Thomas' sonst so strenge Züge zerschmolzen in lauter Wohlwollen wie Wachs vor den Strahlen der Sonne.

Jetzt handelte es sich darum, den Alten zum Reden zu bringen. Aber es bedurfte keiner weiteren Anstrengung.

Gleichsam, als erriete er meine Wünsche, griff er nach seinem Glase, sah erst mich, darauf Morrison an und sagte mit unsicherer, freundlicher und zugleich komischer Stimme:

Auf Ihr Wohl, meine guten Freunde, auf Ihr Wohl! Lassen Sie uns ein Glas auf dieKunst" leeren."

Morrison sah den Alten ganz verwundert an. Hatte Thomas plötzlich den Verstand verloren? Welche sonderbare Reden er führte!

Aber mir fiel sein Gesang und seine Deklama­tion ein und nun sah ich seine thränenden Augen, hörte ich seine feierliche Stimme. Und ich begriff alles: Der alte Thomas war Schauspieler gewesen!

Ja, ein Wohl auf die Kunst!" erwiderte ich. Auf die edle Kunst, die Schauspielerkunst, welche die Menschheit belehrt und veredelt!"

In diesem Augenblick wäre Thomas für mich durchs Feuer gegangen.

* (Verschiedenes.) Daß Fütterung mit Kar­toffelkraut nicht immer ratsam ist, mußte eine Bäuerin in Unteraspach erfahren. Derselben verendete eine sehr schöne Kuh, welche zu viel Kartoffelkraut fraß; ein anderes Stück Vieh liegt aus gleicher Ur­sache darnieder. Konrad Miller, Schulzenbauer, in Ettlenburg, Ulm, fiel in den Keller und war sofort tot. In Holzkirch, Ulm, spielte ein Mädchen von zweieinhalb Jahren, dem Bauern G. Schmied gehörig, in der Scheuer seiner Eltern an einem Wagen und blieb mit dem Kopftuch an einem eisernen Hacken hängen. Das Kopftuch war hinten am Halse gebunden und die Folge war, daß dem Kind die Luftröhre zugeschnürt wurde, was seinen alsbaldigen Tod herbeiführte. Am letzten Mittwoch hatte der Zftzjähr. Sohn des Jos. Keller in Neckar- Hausen ein Messer in Händen und wandte sich mit den Worten:Geh' her, ich schneid' dir die Ohren ab", an sein IVsjähr. Brüderchen und schnitt chm thatsächlich ein Ohr vollständig ab. Leider kommt es oft vor. daß Erwachsene, ja sogar Eltern, den Kin­dern mit Ohrabschneiden drohen oder von Unarten dadurch abschrecken wollen und dies auch manchmal mit dem Messerrücken markieren. Abgesehen davon, daß dies kein Abschreckungsmittel ist, wenn es als solches gebraucht wird, da ja die Drohung nicht aus­geführt werden kann, so machen es die Kinder, wenn sie ein Messer in die Hand bekommen, leicht nach und es kann dadurch, wie obiger Fall beweist, ein Unglück entstehen. In Maulbronn wurde ein mit Stei­nen beladener Wagen an dem sog. Bärenbuckel von einem vorüberfahrenden Knittlinger Fuhrmann umge- worfen vorgefunden; den in Breiten wohnenden ver­heirateten Besitzer des Fuhrwerks, Fuhrmann D., fand man unter einem sehr schweren Steine zerquetscht tot liegen. Der Schaden an den nach Karlsruhe be­stimmten schön gehauenen weißen Sandsteinen soll etwa 700 Mk. betragen. Am letzten Monatsvieh­markt in Hall blieb in der Stallung seines Gast­hauses eine Kuh stehen, die hernach als herrenlos ausgeschrieben wurde. Der eigentliche Eigentümer soll sich geäußert haben, als er 2 Kühe in die Stallungen verbrachte, falls er die eine gut verkaufe, hole er die andere nicht mehr ab. Genug, die Kuh wurde nicht abgeholt und wurde vor einigen Tagen um 60 Mk. verkauft.

"Karlsruhe, 16. Sept. Das erste deutsche Mädchen-Gymnasium ist durch den Verein für Frauen­bildungsreform heute eröffnet worden. Der Feier wohnte.. Vertreter der Behörden und schulen, sowie ein zahlreiches Publikum bei.

* Kissing en, 21. Sept. Wie verlautet, em­pfahl Professor Schweninger dem Fürsten Bismarck eine Nachkur in Wiesbaden. Schweninger weilte in letzter Zeit wiederholt in Wiesbaden, wohin er Pa­tienten gesandt hatte. Die Entscheidung darüber, ob Bismarck die Thermen Wiesbadens benutzen wird, steht noch aus; eventuell erfolgt die Abreise dorthin am Samstag.

* Würz bürg, 19. Sept. Die Aufregung in Haßfurt infolge Konkurses der Haßfurter Kredit­kaffe ist ganz gewaltig. Infolge der unbeschränkten Haftpflicht, welche die einzelnen Mitglieder haben

Sie sind Schauspieler gewesen, mein Herr? Leugnen Sie es nicht, ich weiß es! Welchen Zweig der edlen Kunst vertraten Sie? Haben Sie die Lachmuskeln der Leute in Bewegung gesetzt oder" meine Stimme klang schaurig wie aus Grabes­höhleoder haben Sie schönen Frauenaugen Thränen entlockt und die Stimme des Mitleids in steinharten Männerherzen wachgerufen?"

Und der Alte antwortete:

Ich bin Tragiker gewesen. Hamlet und Othello waren meine Lieblingsrollen!"

Ja," sagte ich und sah sehr unschuldig dazu aus,aber noch jetzt spielen sich in unserer nächsten Nähe großartige und furchtbare Ereignisse ab. Das Leben Archibald Försters, Ihres Herrn, ist ja ein vollkommenes Drama!"

Mr. Thomas, hören Sie mich einen Augenblick an, Mr. Thomas!" Dieser richtete das jetzt völlig seelenlose Auge auf mich.

Der Alte schwieg und blickte auf. War mein Uebergang von dem einen Thema zum andern ein zu hastiger, plumper gewesen? Doch das Wort Drama hatte es ihm angethan.

Ja, mein Herr, er hat viel erlebt, er Frau Lnny, die so gut schien wie sie schön war Armer Mr. Archibald!" Und der gute, alte Mann seufzte tief auf.

Die Sache ist Herrn Förster wohl sehr nahe gegangen?"

Das wollte ich meinen! Tag und Nacht hat er geklagt und getrauert.-Wer hätte auch

sind dieselben (400) zur Deckung der über 600000 Mark bezifferten Schulden angehalten und betragen die von dem einzelnen hiezu zu lastenden Beträge bis zu 2700 Mark. Die meisten Mitglieder sind unver­mögende kleine Bauersleute, Dienstboten, Kleinhand­werker und so ist es denn kein Wunder, daß sich bei dem Eintreiben der Beträge schon die schrecklichsten Szenen ereigneten. Ein Genossenschafter erhängte sich, ein anderer wurde irrsinnig, an 60 verloren Haus und Hof.

"Aus Darmstadt wird berichtet: Der Ver­walter des Offizierskasinos des hier garnisonierenden Dragoner-Regiments Nr. 24, Sergeant Grün, ist nach Unterschlagung beträchtlicher Summen von hier flüchtig geworden. Der Schaden, welcher dem Offizier­korps des genannten Regiments hierdurch erwächst, soll die Summe von 20000 Mk. übersteigen. Be­merkenswert ist, daß dieses Offizierskastno seinerzeit von dem früheren Fürsten Alexander von Bulgarien als derselbe noch in Sofia residierte, hier seinen ehe­maligen Regimentskameraden ausgestattet worden war und daher heute noch den NamenBulgarenhalle" führt.

" Berlin, 20. Sept. Die deutschen Kreuzer- corvetteuArcona" undAlexandriue" sind gestern vor Rio de Janeiro zum Schutz der deutschen Be­wohner und deren Eigentums in der im Aufstand be­findlichen Hauptstadt Brasiliens eingetroffen.

* Berlin, 20. Septbr. Die Post schreibt: Es ist sehr natürlich, daß in denjenigen Kreisen des Er­werbslebens, welche an dem Handel mit Rußland wesentlich beteiligt und daher von dem Zollkriege empfindlich berührt sind, der Wunsch auftauchte, die­sem Kriege ein rasches Ende zu bereiten, und daß dieser Wunsch wiederum der Vater des Gedankens ist, die Herstellung eines Provisoriums in die erste Linie zu rücken. Aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß man auf diesem Wege Gefahr laufen würde, die Aussicht auf den Abschluß eines günstigen Handelsvertrags zu verscherzen und die Opfer, welche der Zollkrieg gekostet, nutzlos zu machen.

"Berlin, 20. Sept. DasKleine Journal" meldet aus Wien: In Neukettendorf bei Wien starb ein Kutscher nach dem Genuß von Donauwaffer an der Cholera.

* Berlin, 20. Sept. Dem Vernehmen «ach sprach Kaiser Wilhelm, welcher erst nachträglich von der schweren Erkrankung des Fürsten Bismarck erfuhr, von Güns aus telegraphisch seine Teilnahme aus und bot dem Fürsten, mit Rücksicht auf das ungünstige Klima von Friedrichscuh, in einem der Kofferschlösser Wohnung an. Fürst Bismarck dankte lebhaft in einem ausführlichen Telegramm, verzichtete jedoch auf die Annahme des kaiserlichen Anerbietens auf den Rat des Prof. Schwenninger, welcher sich gegen die Aenderung des gewohnten Aufenthalts aussprach.

* Berlin, 21. Sept. Der versöhnliche Schritt des Kaisers durch sein Telegramm an Bismarck wird allseitig freudig begrüßt. Das Telegramm soll die ausdrückliche Zustimmung Caprivis gehabt haben. Für die nächste Zeit wird eine persönliche Begegnung zwischen dem Kaiser und Bismarck erwartet. Die Spannung über den weiteren Verlauf der Sache ist außerordentlich groß.

denken können, daß Herr Benjamin Hood ein solcher Hallunke wäre! O, über diese Verderbtheit der Menschen."

(Fortsetzung folgt.)

Glückauf.

Ein fröhlich Blut, ein frischer Sinn O reiche Gottesgabe!

Ich weiß nicht köstlichem Gewinn,

Ich weiß nicht besf're Habe.

Wer da durch trübe Brille schaut,

Muh stets im Dunkiln gehen;

Wo andern Heller Hinimel blaut,

Kann er nur Wolken sehen.

Wohl ist die Welt nicht immerdar Ein Haus voll Lust und Wonne;

Aus Tag und Nacht besteht das Jahr.

Wem schiene stets die Sonne?

Doch wer das Herz am rechten Fleck,

Weiß immer sich zu finden;

Er führt sein Schifslein frei und keck Entgegen Strom und Winden.

Ob alles nicht gelingen kann

Was möchte Zagen frommen?'

Durch Mißgeschick ist manchem Mann Das Glück entgegen kommen.

Derrkspruch.

Zweifel raubt dem Herzen die Ruhe, dem Geiste die Klarheit.

Kaiser.

Ich bin ein Wort einsilbig klein Das wird ewig stets dasselbe sein.

Ob vor-, ob rückwärts du es liest

Mit immer gleichbedeutend ist.

Auflösung folgt in nächster Nummer.