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Samstag dm 23. September

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

V^- Die geehrten Leser des BlattesAus den Tannen" gestatten wir uns hiermit daran zu er innern, daß am 1. Oktober ein neues Quartal beginn», und daß sich beim Bezug durch die Post eine als­baldige Bestellung empfiehlt. Neuer Hinzutritt zu dem Leserkreis des Blattes ist uns sehr willkommen.

Die Red, und Expcd.

Gestorben: Schneidermeister Schmid, Stuttgart; res. Apotheker Frauer, Ravensburg; Optikus Früngel, Karlsvorstadt Heslach; Fabrikant Leins, Stuttgart.

D Die Revolution iu Brasilien.

Am 15. November werden es vier Jahre, daß Kaiser Dom Pedro H. entthront ist. Dom Pedro ist in der Verbannung gestorben; ihm ist der Schmerz erspart geblieben, zu sehen, wie ein Land, das er länger als fünfzig Jahre recht und schlecht regiert Hot, zur Beute ehrsüchtiger Abenteurer wird und aus den Aufregungen, Umsturzbewegungen und dem Blut­vergießen nicht hcrauskommt.

Mit der Entthronung Dom Pedros schloß die lange friedliche und segensreiche Periode der Ent­wickelung Brasiliens ab. Während alle umliegenden Staaten, Bolivien, Peru, Chile, Peruguay, Uruguay und Argentinien, in dieser langen Zeit unzählige Revolutionen durchzumachen hatten, blieb das monar­chische Brasilien ruhig; nicht etwa, daß eine despotische Faust jede freiere Regung niedergedrückt, jeden Re­formgedanken hintangehalten hätte; im Gegenteil: Brasilien war unter Dom Pedro ein Musterland konstitutioneller Freiheit, und die Brasilianer hätten auch nicht an einen Umsturz gedacht, wenn der Kaiser ewig jung geblieben wäre. Nachdem er aber das Alter der Psalmisten überschritten und die Eventuali­tät einer Nachfolge seiner an einen orleanistischen Prinzen verheirateten Tochter nahegerückt war, die sich im Lande keiner Sympathie erfreute, da trat die Katastrophe ein-

Deodora da Fonseca machte damals aus dem Kaiserreich Brasilien eineGenerals"-Republtk. Ein alter Soldat, der an stramme Disziplin gewöhnt ist, findet sich mit derZwangsjacke der Verfassung" schlecht ab. Er möchte ein Land regieren, wie er ein Armeekorps kommandiert. Das war auch bei Fonseca der Fall, der im übrigen nichts Eiligeres

zu thun hatte, als seine Sipp- und Gevatterschaft in die von den Kaiserlichen geräumten hohen Staats­stellungen einzusetzen. Die Finanzen Brasiliens ge­rieten in eine unter dem Kaiserreich nie gekannte Un­ordnung; die Gouverneure der Einzelstaaten wirt­schafteten in unverschämter Weise in ihre eigenen Taschen hinein. Der Kongreß murrte Fonseca löste ihn auf und ernannte sich zum Diktator; damit war der Konflikt gegeben.

Fonsecas Herrschaft dauerte nicht lange; damals wie heute war es der Admiral Costudio de Mello, der den Gewalthaber stürzte. Mello, der Komman­dant der Flotte, drohte mit der Beschießung der Hauptstadt, wenn Fonseca nicht zurückträte. Fonseca und dies bildet ein Blatt seines Ruhmes ließ es nicht zum Bombardement und Blutvergießen kommen; er entsagte der Gewalt und lebte dann bis zu seinem vor 13 Monaten erfolgten Tode in stiller Zurückgezogenheit.

An Fonsecas Stelle trat nun verfassungsgemäß der Vizepräsident Peixoto; dessen Amtsdauer reichte aber für den etngetretenen Fall nur so lange, bis ein neuer Präsident gewählt sein würde. Peixoto hat es jedoch verstanden, diese Wahl immer wieder hinauszuschieben, um nur um so länger im Besitze der Gewalt zu bleiben. Schon im vergangenen Jahre kam es deswegen zu verschiedenen kleineren Erhebungen in Rio de Janeiro. Die lctzre fand am 10. April statt. Die ergriffenen Rädelsführer, unter ihnen der Admiral Van den Kolk, ließ Peixoto ins unwirtliche Innere des Landes transportieren. Der eben genannte Admiral entkam zwar und versuchte auf einem kleinen Dampfer sich den Aufständischen in Rio Grande do Sul anzuschließen; er wurde in­dessen abermals gefangen genommen und ist seitdem in dem Fort Santa Cruz bei de Janeiro eingekerkert.

Custodio war unter Peixoto Marineminister; er trat aber seiner Zeit zurück und beschuldigte den Präsidenten vor dem Kongreß der Mißwirtschaft, be­sonders auch der Schuld an dem Aufstand in Rio Grande do Sul. Der Eindruck seiner Anklage war so nachhaltig, daß der Kongreß beschloß, fortan solle kein Vizepräsident wieder Präsident werden ein Beschluß, gegen den Peixoto sein Veto einlegte. Da durch hat er sich thalsächlich zum Diktator erklärt

und hier trat ihm auch Custodio entgegen. Derselbe forderte Peixoto zum Rücktritt auf und drohte im Weigerungsfälle wiederum mit der Beschießung von Rio de Janeiro. Peixoto jedoch, weniger gewissenhaft als seiner Zeit Fonseca, bot dem die Spitze, und das ist der Grund der Kämpfe, die seit einigen Tagen die brasilianische Hauptstadt umtoben und bei denen Peixoto den Kürzeren gezogen zu haben scheint. Der Kongreß soll sich für ihn und gegen Mello erklärt haben, was aber weniger glaublich erscheint. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß Peixoto den Weg Fonsecas, wenn nicht gar den Balmacedas gehen wird.

Es ist wenig Aussicht vorhanden, daß Brasilien nach dieser neuesten Revolution zur Ruhe kommt. Die Provinzen Bahia und Pervambuco suchen An­schluß an Bolivien, Rio Grande do Sul an Argen­tinien die Interessengemeinschaft weist auf diese Trennung hin und die föderative Republik wird diesem Zersetzungsprozeß keine dauernden Zwangs­mittel entgegenstellen können.

Llmdesvachrichteu.

' Alten steig, 22. Sept. Wie bedauerlich tief die Futternot in die Vermögensverhältnisse des Land­wirts einschneidet, davon gibt die jüngst in der Stadtgcmeinde Hatterbach stattgefundene Viehauf­nahme durch eine Kommission einen sprechenden Be­leg. Während bei einer Aufnahme im Frühjahr d. Js. ein Viehstand vorhanden war, der einen Wert von 300,000 Mark repräsentirte, hat die letzte nun einen solchen von ea. 100,000 Mk. ergeben, also einen Ausfall von ^/z des Wertes. Aehnltch liegt das Verhältnis wohl im größeren Teil unseres Landes, woraus hervorgeht, daß der Vermögensver­lust unserer bäuerlichen Bevölkerung schon am Vieh­stand ungezählte Millionen beträgt. Hiezu kommen aber noch die Ausgaben für im Frühjahr teuer er­kauftes Heu und die während des Sommers gekauf­ten künstlichen Futtermittel und Sämereien, welch' elftere durch den Preisrückgang des Viehs und letz­tere durch das gänzliche Fehlschlagen des Wachs­tums infolge der anhaltenden Dürre, einen weiteren sehr namhaften Geldverlust in sich schließen. Da ist es kein Wunder, wenn die Stimmung des Bauers eine gedrückte ist. Auch der Handels- und Gewerbe-

Kine Woche. (Nachdruck verboten.)

Kriminal-Roman von M . . . .

(Fortsetzung.)

15.

Das Schenkzimmer war voller Gäste. Der Barkeeper stand am Tisch und blickte mit einem glück­seligen Lächeln auf seinem breiten, roten Gesicht um sich. Die Bedienung kam keinen Augenblick zur Ruhe. Bald wurde von dem einen Tisch her ge­winkt, bald klopfte oder pfiff man denn die Ge­sellschaft war eine ziemlich gemischte an einem anderen. Whisky und Brandy wurden in un­glaublichen Mengen vertilgt. Kaum war das Glas geleert, so wurde es auch schon wieder gefüllt der Durst schien bald unlöschbar.

lind es schwirrte und summte im Zimmer, man erzählte sich Geschichten, die nicht für Damenohren berechnet waren, und ein nie endenwollendes. Geläch­ter erfüllte den Raum. Zuweilen erhob sich eine laute Stimme, eine geballte Faust schlug heftig auf die Tischplatte, so daß Flaschen und Gläser klirrend aneinander schlugen, aber im nächsten Augenblick war alles wieder ruhig, uud friedlich leerte man einen Versöhnungsbecher miteinander. Der Wirt verstand es meisterhaft, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Zank und Streit wurde hier nicht geduldet. Dage­gen konnte man so viel singen, schwatzen und trinken wie man wollte.

Der Barkeeper schaute abermals nach der Thür

hin, ein zufriedenes Lächeln gleitet über seine Züge, denn ein neuer Gast ist soeben eingetreten. Die Wanduhr schlägt in demselben Augenblick halb zehn und der Detektive John Moore windet sich zwischen den Tischen hindurch und verschwindet in dem Ta­baksqualm. In der äußersten Ecke läßt er sich an einem noch unbesetzten Tisch nieder.

Er bestellt seinen Brandy, füllt sein Glas und trinkt. Dann lehnt er sich zurück, scheinbar ohne seine Umgebung weiter zu beachten.

Aber nicht lange bleibe ich ungestört sitzen. Eine Hand legt sich auf meinen Arm und eine jugendliche Stimme redet mich an:

Moore, verzeihen Sie, Mr. Moore! Sie hier!" und Morrisons offenes, wohlwollendes Gesicht nähert sich dem meinen, während ein schelmisches Lächeln sein Gesicht umzuckt.

Wir schütteln einander herzlich die Hand und ich frage:Wo?"

Dort hinten!" Morrison zeigte nach links hinüber. Ich erkenne die undeutlich.n Umrisse einer am Tisch sitzenden Gestalt.

War es schwer. Mr Morrison?"

Nun ja! Auf den ersten Streich ging er nicht. Aber wie Sie sehen, nun sind wir hier!" Morrison zeigte seine schönen, blendend weißen Zähne.

L11 riZlit! Und nun heißt es:Zum An­griff!" Ich erhebe mich und wir dringen zwischen den Tischen und Stühlen nach links zu vor.

Und dort saß er wirklich! Er, der alte Murr­kopf, der alte Thomas. Es war mir ein besonderes

Vergnügen, die Bekanntschaft zu erneuern. Aber es war keine Kleinigkeit, den Alten wiederzuerkennen. Thomas war völlig verwandelt. Er sah so jugend­lich aus, scharf blitzten seine Augen und ich wollte meinen Ohren kaum trauen - er sang! er brummte eine alte Melodie vor sich hin, dann verstummte der Gesang, aber die Lippen bewegten sich noch, und hin und wieder war ein Wort hörbar: der Alte de­klamierte. Und die Grimassen, die er dabei schnitt. Und diese Gesten! Nur schade, daß das Auditorium nicht ein wenig zahlreicher war: außer John Moore und Henry Morrison bekümmerte sich niemand um ihn.

Thomas blickte auf. Seine Augen glänzten, er sah so gemütlich aus, als wollte er die ganze Welt umarmen.

Setzen Sie sich! Setzen Sie sich! Also das ist der Herr. Mir däucht aber vielleicht irre ich mich, als hätten wir einander schon früher ge­sehen?" Und er brach in ein schallendes Geläch­ter aus.

Hier war anscheinend keine weitere Vorstellung erforderlich.

Wir sollten uns schon einmal früher gesehen haben? Nein, meines Wissens nicht! Ich bin ein guter Freund von Ihrem Kollegen."

Und ich denke, drei frohe Menschen passen stets zu einander", fügte der Adjutant hinzu.

Thomas nickte zustimmend. Der Alte sah außerordentlich wohlwollend und munter aus; die Zunge war ihm freilich noch nicht gelöst. Brandy

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