* Leipzig, 19. Sept. Das Reichsgericht ver­warf die von Ahlwardt eingelegte Revision gegen das Urteil in demJudmfltntenprozeß."

* Hamburg, 19. Sept. Infolge des niederen Wafferstandes liegen 107 Kähne der deutschen Elb- fchiffahrts-GesellschaftKette" im hiesigen Hafen fest.

* Hamburg, 20. Sept. In den letzten 24 Stunden find 10 Neuerkrankungen an Cholera vorge­kommen, davon verliefen 2 tätlich. Die Fälle sind im ganzen Vorstadtgebict zerstreu!. In der inneren Stadt und im Hafengediet ist bisher kein Fall vorgekommen.

* Hamburg, 21. Sept. Von gestern Morgen bis heute Morgen sind 12 neue Erkrankungen, 3 Todesfälle an Cholera vorgekommen. In Altona gestern keine neue Erkrankungen, ein Todesfall.

* Altona, 20. Sept. Zwei Erkrankungen an Cholera sind auch hier gemeldet.

Ausländisches.

* Wien, 20. Sept. Nach demTagbl." trat in Böhmen ein förmlicher Obstkrach infolge der un­günstigen Schiffahrtsverhältnisse auf der Elbe und wegen der Cholera ein. Ganze Obstladungen verfaulen. Die Lieferanten verkaufen zu wahren Schleuder­preisen; viele Obsthändler sind ruiniert.

'Wien, 21. Sept. In hiesigen brasilischen Kreisen glaubt man, der Enkel des Kaisers Dom Pedro werde auf den brasilischen Thron berufen werden. (Es ist dies Prinz Pedro, Sohn des Prin­zen Gaston von Orleans, geb. 15. Okt. 1875.)

* Der Ausnahmezustand, der über Prag und Umgegend verhängt worden ist, erweist sich bisher als nutzlos. Die Erbitterung der Jungtschechen gegen alles, was deutsch heißt, Hai sich immer mehr ge- gesteigert und macht sich in den gröbsten Exzessen Luft, wobei es hier und da im Kampf mit den Polizei­organen blutige Köpfe gegeben hat.

* Güns. 20. Sept. Den heutigen Manövern wohnten die Majestäten und Fürstlichkeiten, die Erb­großherzogin Maria Theresia, dis Herzogin von Braganza, der Botschafter Reuß, die Grafen Kalnoky und Fejervary und ein zahlreiches Publikum an. Kaiser Wilhelm verfolgte zum Teil an der Seite des österreichische» Kaisers aufs aufmerksamste den Ge- fechtsverlaus, ließ sich die Ausrüstung der Jnfanterie- Manrischafeen zeigen und sprach über den Empfang der Bevölkerung in Güns seine lebhafte Freude aus.

Der Kaiser zeichnete den Ministerpräsidenten Wekerle und die übrigen ungarischen Minister aus und er­klärte sich mit dem Verlaufe der beiden Manöver- Lage aufs höchste befriedigt. Die Manöver waren um 1 Uhr mittags beendet.

* P e st, 21. Septbr. Der BudapesterKorre­spondenz" zufolge überreichte der Gmeralstabschef Graf Schlüssen im Aufträge von Kaiser Wilhelm auf dem Manöverfelde dem österreichischen General­stabschef Beck die Insignien des Schwarzen Adlerordens.

* Venedig. Der Militärlieferant Barlucci wurde an der österreichisch-italienischen Grenze fest­genommen, als er versuchte, 30000 Lira italienischer Scheidemünze, die in der Schweiz und Frankreich auf Grund der lateinischen Münzunion angesichts der Entwertung der italienischen Valuta mi: einem Ge­winn von etwa 12 Prozent zu realisieren sind, über die Grenze zu bringen. Der Verhaftete zog einen Revolver aus der Tasche und brachte sich einen tät­lichen Schuß bei. In feiner Reisetasche fand man 300000 Lira Wertpapiere, die von einem in Turin verübten Diebstahl herrühren sollen.

* Aus Paris meldet man derVoss. Z.": Der Regierung scheint es bereits bange zu werden vor dem Russentaumel, der ihr über den Kopf wachsen könnte. Ein zweifellos beauftragter Eingeweihter warnt im Figaro eindringlichst vor der krakehlerischen Begeisterung, die anzuwachsen beginne und deren Be­weggründe über die Absichten des Zaren gewiß hin- ausgehen. Man müsse daran festhalten, daß Frank­reich mit Deutschland und Italien im Frieden lebe, und daß auf Rußlands Hilfe nur im Falle der Ver­teidigung zu rechnen sei. Eine Unvorsichtigkeit könnte dem Verbündeten selbst unangenehm werden und ihn, was das Schlimmste wäre, selbst abtrünnig machen.

* Was die russische Freundschaft die Franzosen kostet, liest man an hervorragender Stelle im XIX. «Steele:Wenn das französische Volk guten Grund hat, sich zu der Freundschaft des russischen Volkes Glück zu wünschen, so hat das russische Volk seiner­seits sich nicht über die Freundschaft uno das Zu­trauen zu beklagen, welche das französische Volk ihm bezeigt. Seit 1888 nahm Rußland in Frankreich 8 Anleihen ans. Diese 8 Anlehen beziffern sich auf ein Nominal Kapital von 3 963 726000 Franken. Rechnet man die Anleihen hinzu, welche vor 1888 in Frankreich gemacht wurden, so stellt es sich heraus,

daß Rußland gegenwärtig 4^ Milliarden an Frank­reich schuldet. Diese Ziffern sind um so beredter, als das französische Volk mit den Darlehen, welche Frank­reich dem Auslande gewährte, kein Glück hat. Die auswärtigen Anleihen sind das Märiyrerbuch der französischen Ersparnis."

* Wie man derVoss. Zig." meldet, war das Ergebnis der von der Pariser Presse veranstalteten öffentlichen Geldsammlung für die Empfangsfeierlich­keiten zu Ehren der russischen Gäste während der" beiden ersten Tage von niederschmetternder Kläglich­keit. Im ganzen sind bisher kaum 30000 Frank in Paris eingegangen. Die meisten Zeitungen bringen gar keinen Ausweis, weil sie eben nichts erhalten haben.

Handel und Berkehr.

* Stuttgart, 21. Sept. Kartoffelmarkt. Zu­fuhr 400 Ztr. Preis 3 Mk. 20 Pf. bis 3 Mk. 50 Pf. Pr. Ztr. Kraulmarkt. Zufuhr 3000 Stück. Preis 18 bis 22 Mk. per 100 Stück. Mostobstmarkt: (Wilhelmsplatz)Zufuhr8000Ztr. Preis gemischt(Aepfel und Birnen) 2Mk.80Pf.; Aepfel 3 Mk. 20 Pf. bis 3 Mk. 40 Pf. Per Zentner.

* (Wein-Preise.) In Großgartach wurde der erste Weinkanf abgeschloffen zu 160 Mk. für 3 lll. In Eschelbach wurde ebenfalls der erste Wem- kauf vom Heurigen gemacht und zwar 5 E mer ä. 220 Mk. nebst 5 Mk. Kaulgelö.

* Oberthalheim, 19. Sept. Hopfenverkauf etwas Vesser, ca. 18 Ballen, jedoch nur kleine, sind pro 50 Kilo L 210 Mk. nebst 28 Mk. Trinkgeld verkauft worden. Größere Quantitäten sind noch vorrätig.

* Entringen, 20. Sept. Die Hopfenernte ist nunmehr beendigt. Auf den Bühnen lagern nur kleine Häuslein, jedoch ein gleicher und schönfarbiger Hopfen. Vorrat 300 Ztr., Vorjahr gegen 800 Ztr. Eine Partie von ca. Vs Ztr. ist gestern verkauft wor- den per Ztr. 210 Mk.

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