Helm II. als oberstem Kriegsherrn als Ganzes erscheinen und manövrieren wird. Mit scharfem Auge, geschärft noch durch den Anblick der ausgezeichnet gerüsteten Armeekorps, welche vorher dem Kaiser sich zu zeigen die Ehre gehabt haben, wird Seine Majestät die württembergischen Truppen mustern. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß sie die Prüfung bestehen und den alten Ruf schwäbischer Tüchtigkeit auch diesmal, wie vor dem hochseligen Kaiser Wilhelm I. bewähren werden. Von Metz und Karlsruhe haben wir aus den Ansprachen Seiner Majestät des Kaisers vernommen, welche hohe Auffassung Er von Seinem Regentenberufe hat, wir haben gelesen, welche Anforderungen Er bei diesen Friedensübungen Seiner Armee vor allem auch an sich selbst stellt, wie unermüdlich der Kaiser ist in der Arbeit, in der Erfüllung Seiner kaiserlichen und königlichen Pflichten, wie groß und ernst Er Seine Stellung begreift als Schutzherr des Friedens, dieses hohen Gutes der Völker. Mit Nachdruck sprach Er aber auch aus, daß die Vaterlandsliebe und Opferwilligkeit des deutschen Volkes die Bedingung ist, unter der allein der Kaiser und die Ihm verbündeten Fürsten dieses große Ziel der Friedenserhaltung erreichen können. Wir dürfen hoffen, daß diese Mahnworte des Kaisers auch in unserem württembergischen Volke, wie im ganzen deutschen Vaterland einen ernsten Widerhall gefunden haben. Das verflossene erste Lustrum der Regierung des Kaisers Wilhelm hat gezeigt, daß Er fest entschlossen ist im Sinn Seiner großen Vorgänger, insbesondere Seines allgeliebten ehrwürdigen Großvaters zum Frommen des deutschen Vaterlands das höchste Amt auszufüllen. Das württembergische Volk schaut zu Ihm mit festem Vertrauen auf, es schätzt Seinen offenen, freien und ritterlichen Charakter, es freut sich Seiner frischen kraftvollen Art zu handeln, mit innigster Sympathie nimmt es an Seinem Familienglück Anteil, und vor allem freut es sich der herzlichen Freundschaft, welche den deutschen Kaiser mit dem angestammten Herrscher unseres Landes verbindet. Aus aufrichtigstem Herzen ruft das württembergische Volk dem Kaiser und Seiner hohen Gemahlin heute ein herzliches Grüß Gott! entgegen. Möge auch Ihre Majestät die Kaiserin, höchstwelche schon bei Ihrer früheren Anwesenheit durch Ihre huldvolle Anmut die Herzen des Volkes gewonnen hat, auch von Ihrem heurigen Aufenthalt in Stuttgart gute und freundliche Eindrücke mitnehmen.
'Stuttgart, 14. Sept. Die fremden Fürstlichkeiten, der Erbgroßherzog von Baden, der Kronprinz von Italien, die Prinzen Ludwig und Rupp- recht von Bayern, Fürst Reuß j. L. und der Reichskanzler trafen mit dem gewöhnlichen Schnellzuge von Karlsruhe schon vor halb 5 Uhr hier ein und wurden von dem Königspaar, sämtlichen Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, der Generalität, den Ministern rc. empfangen. Um 5 Uhr 12 Min. traf zuerst der Extrazug der Kaiserin hier ein, um 5 Uhr 25 Min. folgte sodann der Exirazug des Kaisers mit dessen engerem Gefolge. Der Kaiser in der Uniform seines württembergischen Regiments und der König in Husarenuniform umarmten und küßten sich wiederholt herzlich. Hierauf begrüßte der Kaiser auch die Königin und seine eigene Gemahlin, und
Nelly strahlte. Ihr Verlobter erzählte ihr, woher wir uns kannten. Unserer Feindschaft erwähnte er nicht weiter. Nelly versicherte, sie freue sich herzlich darüber, daß wir Kameraden seien.
Kameraden! Gemeinsame Sache — der Brief — Ich bat Morrison, mir eine kurze Unterredung unter vier Augen zu gewähren, worauf sich das junge Mädcken sofort zurückzog.
Was ich sagte, versteht sich von selbst. Henry Morrison ging, ohne sich zu besinnen, auf meinen Vorschlag ein. Er selber wußte nicht das geringste. Mr. Förster sah er so gut wie gar nicht. Sein Dienst nahm ihn völlig in Anspruch und aus dem alten Thomas war nichts herauszubringen. Eine Zeitlang wollte er die Sache jedoch noch mit ansehen.
Nelly Leigh kehrte zurück. Wir nehmen Abschied von einander. Sie bat mich, Morrison bald einmal zu begleiten. Ich ging — und Morrison blieb.
Als ich aber wieder auf die Straße kam, zog ich ein Kouvert aus der Tasche und gleich Schneeflocken tanzten die weißen Papierstückchen im Winde.
13.
Es ist Abend geworden. Ich gehe in meinem Zimmer auf und nieder. Ich warte auf einen Besuch, der bald kommen muß.-
Tiefe Finsternis herrscht draußen wie drinnen. Ich habe kein Licht angezündet. Wäre doch dieser Besuch erst überstanden. Die Aufklärungen, die Percy Barker mir geben wollte. — Pah! das kleine Messer in meiner Tasche war tausendmal mehr wert. Und
stellte dem König den Reichskanzler vor. Unter den Klängen des „Heil dir im Stegerkranz" und des Präsentiermarsches schritten der Kaiser und der König die vom Weingartener Katserregiment gestellte Ehrenkompagnie ab, worauf sie unter Dragonergeleite und Musik nach dem Restdenzschlosse fuhren, hinter ihnen der Kronprinz von Italien und die übrigen Fürstlichkeiten. Die Majestäten wie die fremden Fürstlichkeiten, namentlich der Kronprinz von Italien wurden von der ungeheuren Menschenmenge vom Bahnhof bis zum Schloßhof mit unaufhörlichen Hurrah-,Hoch- und Evvivarufen begeistert begrüßt.
' Stuttgart, 15. Sept. Die erste große Veranstaltung, welche den kaiserlichen Herrschaften zu Ehren geschah, war der Zapfenstreich am Donnerstag abend. Sämtliche Musikkorps waren daran beteiligt. Beim Marsch in den Hof des K. Restdenz- schloffes wurde der Pariser Einzugsmarsch von 18l3 gespielt. Dirigent war Musikdirektor Stütz-Ulm, der dienstälteste Musikdirektor des Armeekorps.
* (Verschiedenes.) In Gutenzell bet Btberach verkaufte ein Schmied seine Güter und Gärten. Der Käufer wollte abends vor dem Nachhausegehen im Garten Nachsehen, ob ihm kein Obst entwendet würde, was den Verkäufer derart erboste, daß er auf ersteren wie dessen 2 Begleiter mehrere scharfe Schüsse abgab. Wegen versuchten Totschlags wurde der Thäter in Untersuchungshaft genommen. — In Heilbronn stürzte ein lediger Weingärtner, der die einzige Stütze seiner Mutter war in einem epileptischen Anfalldie Treppe hinunter und verletze sich derart, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. — In Schömberg brannten am Dienstag nacht 2 Häuser und 3 Holzschuppen ab. — In Lauch heim glitt der 11jährige Sohn eines Oekonomen beim Besteigen eines Holderbäumchens aus und fiel in einen hervorstehenden Wurzelstock, der ein schreckliches Loch in die Seite des Kindes riß, so daß die Lunge bloslag. Troydem sofort ein Arzt zur Hilfeleistung zur Stelle war, ist das Kind nicht mehr zu retten. — Ein gewiß volljähriger Bräutigam ist der 85 Jahre alte Bauer I. Sch. in Böhringen, welcher in den nächsten Tagen seine vierte Braut zum Traualtar führt. Die Auserkorene ist eine 52 Jahre alte Jungfrau. — In Ulm verunglückte in den Gärten des Gablenbergs ein elfjähriger Knabe dadurch, daß er eine Zwetschge mit einer Wespe aß, welch letztere ihn in den Hals stach, infolgedessen die Erstickung eintrat. — In Villingendorf hat sich die ledige 60 Jahre alte Josepha Stern, die schon längere Zeit schwermütig war, erhängt. — Ein bejahrter Maurer von Finsterroth wurde nachts bei der Heimkehr von seinem Berufsgeschäft in der Nähe des Orts von einem jungen Burschen angefallen und mit seinem ihm entrissenen Pinselstecken jämmerlich geschlagen. Dem Thäter ist man auf der Spur.
* Karlsruhe, 13. Sept. Der Kaiser begab sich heute früh V-7 Uhr nach Lauterburg, der Großherzog folgte mit den fürstlichen Gästen eine halbe Stunde darauf. Der Kaiser hatte das Kommando über das 14. Armeekorps für den heutigen Tag übernommen, welches mit einer Verstärkung auf drei Divisionen (eine teilweise angenommene Jägerdivision)
gerade des Messers wegen wünsche ich, daß Percy Bar- kers Besuch erst vorüber wäre. Wenn er sich nur nicht lange aufhalten wollte, ich habe heute abend noch sehr viel auszurichten.
Was für eine Persönlichkeit war Mr. Percy Barker im Grunde? Hatte der Zufall ihn so hoch steigen lassen oder war er in der besten Bedeutung des Wortes g. ssltmktäs WLQ?
Und in großen Umrissen zieht die Lebensgeschichte des amerikanischen Millionärs an mir vorüber, — die Bilder verweilen einen Augenblick und verschwinden dann wieder im Dunkeln.
Eine wunderbare Lebensgeschichte! Wer weiß, was wahr ist, was erdichtet ist? Niemand außer Percy Barker selber ist im stände, diese Frage zu beantworten. Es war zu der Zeit, als das Goldfieber im Lande raste. Nach Karlifornien! fort nach dem gelobten Land! Und das Fieber, das entsetzliche Fieber steckte Tausende, ja Millionen von Menschen an, mit glänzenden Augen und umnebelten Sinnen gaben sie der dämonischen Macht widerstandslos nach, — es war ein langer, wogender Zug, ohne Anfang, ohne Ende, ein Zug von fieberkranken, wahnbefangenen Menschen, — man entsetzte sich bei dem unheimlichen Anblick, man wandte sich schaudernd ab, — oder auch, man schloß sich dem Zuge an. —
Und unter der unabsehbaren Schar befand sich auch Percy Barker. Er war zu jener Zeit noch sehr jung, und er war arm. Er dachte wie alle andern, — wenn sie überhaupt dachten —: „Mit einem einzigen Hieb deiner Hacke, mit einem Spatenstich kannst
die Aufgabe erhalten hatte, angriffsweise gegen da- 15. Armeekorps vorzugehen. Letzteres Armeekorps stand, den Angriff erwartend, auf den Höhen von Krottweiler mit dem äußersten linken Flügel gegen Winzenbach. Das 14. Armeekorps setzte die 28. Division von Calmbach über Krottweiler, die Jäger- dtvision von Nieder- auf Ober-Lauterbach in Bewegung und zog die bei Mothern stehende 28. Division zunächst nach der Gegend nördlich Winzenbach in eine Bereitschaftsstellung, während die Korpsartillerie und die Artillerie der 28. und Jägerdiviston in dem Raum zwischen Oberlouterbach und Winzenbach zu einer großen Batterie vereinigt wurde. Mit diesen unterhielt der Kaiser ein heftiges Feuergefecht gegen die Front des Feindes und befahl der 29. Division, aus der Richtung von Winzenbach gegen EberSbach einen Stoß auf die feindliche Flanke auszuführen. Während der Ausführung des Befehls erfolgte der Abbruch des Gefechts. Der Großherzog hotte sich nach der Begrüßung des Kaisers auf dem Taubenberg über den Nothberg zum Erbgroßherzog nach der 29. Division begeben und deren Angriff auf Eberbach-Niederrödern mitgemacht. Um 12 Uhr ungefähr versammelte der Kaiser die Kommandeure beider Korps auf einer Höhe südlich Winzenbach zur Befehlsausgabe. Darnach ritt der Kaiser mit dem Großherzog nach Lauterburg und fuhr von dort etwa um 3 Uhr nach Karlsruhe zurück.
* Karlsruhe, 13. Sept. Der Kaiser kehrte um 3 Uhr vom Manöver zurück und nahm um 6 Uhr an einem Familiendiner teil. Um 7 Uhr nahmen die Herrschaften vom Schloßbalkon aus den Lampionzug der Vereine und Korporationen entgegen. Nach dem Vortrag einiger Lieder wurde eine Deputation vom Grobherzog empfangen und dem Kaiser vorgestellt, der sich über die Huldigung der Bürgerschaft sehr erfreut aussprach. Die Herrschaften erschienen danach im Theater.
* Karlsruhe, 13. Sept. Der Kaiser hat sich zum Chef des 2. badischen Grenadierregtmeuts Kaiser Wilhelm I. (Garnison Mannheim, bezw. Heidelberg) ernannt. — Bei einer heute nachmittag im Park stattgefundenen Jagd erlegte der Kaiser ein Wildschwein und einen Hirsch.
* Bad Kissingen, 13. Sept. Fürst Bismarcks Leiden bessert sich langsam weiter; jedoch muß der Fürst noch das Zimmer hüten. Die Abreise erfolgt voraussichtlich Samstag. Professor Schweninger trifft morgen hier wieder ein.
* Berlin, 12. Sept. Die geheimnisvolle Andeutung der „Köln. Ztg." über eine Gegenkundgebung gegen den russischen Flottenbesuch in Toulon bezieht sich auf den bevorstehenden Eintritt Schweden-Norwegens zum Dreibund. Die Verhandlungen find während des Besuches des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen am schwedischen Hofe vollends zum Abschluß gekommen.
^ * Berlin, 13. Sept. An den Festen in Toulon werden auch Großfürst Wladimir und der Herzog von Leuchtenberg mit Gemahlinnen teilnehmend
* Berlin, 13. Sept. Die Entwürfe zur Wetn- steuer und Tabaksteuer werden in den SLeuerkonferen- zen, die im Reichsschatzamt tagen, zwei Lesungen unterzogen. Während für die Weinsteuer die 2.
du in den Besitz unermeßlicher Reichtümer gelangen, weshalb zögern? Weshalb andere den Vorsprung gewinnen lassen?" Ein unermeßlicher Reichtum — das stärkste Gehirn konnte bei diesem Gedanken ein Schwindel ergreifen.
(Fortsetzung folgt.),
Keimkehr.
In meine Heimat kam ich wieder Es war die alte Heimat noch,
Dieselbe Luft, dieselben Lieder.
Und alles war ein Andres doch.
Die Welle rauschte wie vor Zeiten,
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh.
Bon fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glühten aus dem See.
Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren Die Mutter stets empfing, dort sah Ich fremde Menschen, fremd Gebühren;
Wie weh, wie weh mir da geschah!
Mir war, als rief es aus den Wogen:
Flieh, flieh, und ohne Wiederkehr!
Die du geliebt sind fortgezogen.
Und kehren ninimer, nimmermehr.
Deukspruch.
Starker Geist und schwaches Herz kommen leicht in Streit.
L-gogrpph.
Und ob ich mich auch um mich «ende,
Hab ich doch Anfang nicht und Ende.
Ein Zeichen weg, in Winterszeit
-Liehst du's am Baum, von Duft beschneit,
Und wirst du noch ein Zeichen streichen,
So muß es warmem Hauche weichen- Auflösung folgt in nächster Nummer.