eine größere Glocke ersetzt wurde, welche 5Ztr. wiegt. Infolge dieser Anschaffung erhalten wir ein harmonisches Kirchengeläute und die ganze Kirchspielsgemeinde freut sich der gelungenen Ausführung. Die neuen Glocken intonieren einen schönen, vollen Klang; sie tragen die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe!" und „Friede auf Erden!" Bei dieser Gelegenheit mag auch die Inschrift unserer circa 20 Ztc. schweren, großen Glocke beigefügt werden, um welche uns alle Nachbargemeinden beneiden. Diese größte Glocke hat folgende Umschrift: Osanna Hais ich Bontfacius Hayla goß mich aiuw äomiiü 1498 in unser Frauen und Sanct Sebastian lud ich. (Zu Ehren unserer Frauen und Sanct Sebastian laut ich.) — Der Preis für die neuen Glocken beträgt 1200 Mark. Hiezu hat die Stiftungspflege und Kirchspiels- kasse Simmersfeld einen Beitrag von 400 Mk. zu geben, während die übrigen Kosten dem Staate zufallen, welcher die 2 alten aus unserem Geläute entfernten Glocken um entsprechenden Preis an Glockengießer Kurtz abtrat. Für die kleinste derselben ist die Gemeinde Beuren Liebhaber, welche sie als Schulglocke in ihrem neuen Schulhause verwenden möchte.
* Am Sonntag nachts VslO Uhr kam in der Scheuer des Schmiedmeisters Decker in Liebenzell Feuer aus, welches in kurzer Zeit das Gebäude sowie die darau angebaute Schmtedewerkstätte in Asche legte. Im Laufe der am Montag vorgenommenen Untersuchung gestand der 13jährige Schmiedelehrling ein, das Feuer aus Heimweh gelegt zu haben. Circa 40 Ztr. Heu und Oehmd find verbrannt, desgleichen die gesamte Einrichtung der Schmiedewerkstätte. Das Vieh konnte gerettet werden.
* Sulz, 11. Sept. Der Aluminiumgriffel, über dessen Vorzüge und namentlich aber über dessen Mängel schon früher Mitteilungen im „Schwarzwälder Boten" gemacht wurden, war auch Gegenstand der Verhandlungen bei der am 8. Sept. unter dem Vorsitz des Herrn Prälaten von Merz dahier abgehaltenen Bezirksschulversammlung. Der Herr Oberamtsarzt Ruß von Sulz, der als kompetente Aufsichtsperson für Schulgesundheitspflegs der Versammlung anwohnte, erklärte sich in nachdrücklichster Weise gegen den Gebrauch von Alumintumgriffeln, indem er namentlich auf den durchaus schlechten und schwachen Strich desselben und die damit verbundene schädliche Einwirkung auf das Auge des Kindes hinwtes und erklärte, daß der Aluminiumgriffel geradezu verboten werden müsse. Da sich die ganze Versammlung diesem Urteil anschloß, wurde es auf Veranlassung des Herrn Prälaten v. Merz als ein Wunsch der Versammlung zu Protokoll genommen, daß der Gebrauch des Aluminiumgriffels in den Schulen verboten werde. Demnach dürfte also für die nächste Zeit unzweifelhaft zu erwarten sein, daß auf Grund eines Erlasses der Oberschulbehörde der Aluminiumgriffel, so schnell wie er gekommen ist, aus der Volksschule verschwinden wird.
* Vom Neckar, 9. Sept. Wie weit die Wassernot auf unfern Höhen gekommen, beweist ein heutiger Fall auf dem Schwenninger Bahnhofe, indem alles, was laufen konnte, der durstenden Lokomotive Wasser in Gießkannen beidrtngen mußte, um mit einer Verspätung von V 2 Stunde in Villingen anzukommen.
Mr. Jenkins geleitete uns bis an die Thür, und wir traten auf die Straße hinaus. Ich fühlte einen festen, runden Arm, der sich schüchtern auf den meinen legte. Meine Begleiterin ging quer über die Straße und bog dann zur Linken ab, ich suchte meine Schritte nach den ihrigen zu richten.
„Mr. Moore," sie sah mich mit ihrem tiefen, offenen Blick an, „Mr. Moore, ich bin gewiß sehr unhöflich gegen Sie gewesen. Ich habe Ihnen ja mein Leben zu verdanken, und Sie wissen noch nicht einmal, wie ich heiße."
Ich suchte ihr mit einem Scherz zu antworten. „Nein, Mr. Moore, lassen Sie uns ernsthaft reden. Die Sache fing nicht gerade sonderlich lustig an, und daß sie einen so glücklichen Ausgang nahm, ist einzig und allein Ihr Verdienst."
Ich glaubte einen schwachen Druck ihres Armes zu fühlen.-
„Mein Name ist sehr gewöhnlich — ich heiße Leigh, Nelly Leigh. Und ebenso gewöhnlich wie mein Name ist auch meine Beschäftigung — ich bin Näherin."
Ich blickte in ihre schönen, tiefen Augen; ich betrachtete ihre feine, elastische Gestalt; ich sah die kleine Hand an, die so vertrauensvoll auf meinem Arme ruhte. Miß Nelly Leigh mußte eine nicht ganz gewöhnliche Näherin sein.
„Und Sie waren eben gewiß im Begriff, sich zu einem Kunden zu begeben, nicht wahr? Daß Sie Eile hatten, merkte man wohl."
„Ganz recht, Mr. Moore, ich wollte zu einer
* Stuttgart, 8. Sept. Ueber den Zweck der Reise des Herrn v. Mittnacht nach Kisfingen verbreitet die „Frkf. Ztg." die Version, daß Herr v. Mittnacht sich mit Erfolg bemüht habe, dem Altreichskanzler den beabsichtigten Besuch Stuttgarts auszureden, der der württ. Regierung wie dem Hof zumal unmittelbar vor der Anwesenheit des Kaisers anläßlich der Manöver peinlich gewesen wäre.
* Die Einberufung des Landtages ist auf 15. November in Aussicht genommen.
"Marbach, 11. Sept. Wie vertrauensselig kranke Leute in Beziehung auf den ärztlichen Rat noch auf dem Lande sind, beweist folgende Geschichte, die sich in dem nahen Dorfe M. zugetragen hat. Eine Frau litt an Erbrechen. Statt jnun zum Arzt zu schicken, entbot sie den im Ort vorhandenen Quacksalber, der seines Handwerkes ein Schuhmacher ist, aber seit geraumer Zeit den Beruf eines Arztes nach allen Seiten hin ausübt und nicht mehr im engeren, sondern auch im weiteren Bezirk seine Kuren macht. Derselbe verordnet Mittel gegen Cholerin?. Dieselben helfen nichts, sondern der Zustand der Frau verschlimmert sich und man schickt nun nach einem richtigen Arzt. Derselbe stellt nun eine andere Diagnose, auf Grund deren eine Bruchoperation vorgenommen wird und bei der sich zeigt, daß die Frau verloren ist. Dieselbe stirbt auch den nächsten Tag infolge der verkehrten Behandlung. Der Quacksalber und ehem. Schuhmachermeister hat sich nun wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten.
* Mergentheim, 9. Sept. Wie vorsichtig man mit dem in neuer Zeit so vielfach als Düngermittel angewendeten Chilisalpster umgehen muß, zeigen einige Vorkommnisse in unserem Bezirke: Ein Müller in dem Städtchen W. wollte durch seinen Knecht dem Rindvieh Salz geben lassen, was wöchentlich einigemal geschieht. Der Knecht vergriff sich, gab statt Salz Chilisalpeter und am anderen Morgen lagen im Stalle die 3 Stück Rindvieh, 2 Kühe und 1 Rind, Lot da. Ein Pächter im Bezirk ließ in einem Zaber Säcke, in welchem Chilisalpeter verpackt war, waschen. Von der vorüberziehenden Schafherde trank ein Schaf Wasser aus diesem Zuber, und nach 3 Stunden war das Schaf verendet. In einem dritten bekannten Falle weidete ein Schäfer mir seiner Herde in der Markung B. auf einem Roggenacker, der mit Chtli- salpeter gedüngt war. 15 Stück fielen nach einigen Stunden zum Opfer. Sollte der Chilisalpeter wohl auch Ursache sein, daß bis auf jetzt unaufgeklärte Weise so viele Rehe und Hasen etngehen?
* (Verschiedenes.) In Reute (Waldsee) wurde während des Gottesdienstes in ein Haus eingebrochen und ein gefüllter Weißzeugkasten ausgeraubt sowie 45 Mk. Geld entwendet. Ein der That Verdächtiger wurde festgenommen. — InH 0 rb fiel der im 59. Jahr stehende Johann Erath von einem Zwetschgenbaum und starb nach Verfluß von 2 Stunden an den erhaltenen innerlichen Verletzungen. — In Schramberg feierten die Lukas Haas'schen Eheleute das Fest der goldenen Hochzeit. — In Bönnigheim stürzte ein I V 2 Jahre altes Kind in einem unbewachten Augenblick in ein in der Wohnstube stehendes Badzüberchen. Da niemand zugegen war, kam das Kind ums Leben.
reichen, alten Dame, die mich um diese Zeit bestellt hatte. Sie können sich nicht vorstellen, wie eigen sie mit ihren Sachen ist! Sie ist entsetzlich eingebildet. und dabei hat sie — aber wie kann Sie mein Geschwätz nur interessieren! Verzeihen Sie, Mr. Moore, und haben Sie herzlichen Dank für Ihre Begleitung! Hier wohne ich!"
Wir machten vor einem Hause in einer ruhigen Seitengasse Halt. Sie sah zu einem Fenster im ersten Stockwerk hinauf, und mein Blick folgte dem ihren. Die Fensterscheiben waren spiegelblank, die Gardinen schneeweiß, und auf dem Fensterbrette stand eine ganze Reihe Blumentöpfe mit blühenden Gewächsen.
Miß Nelly streckte ihre kleine Hand, um sich zu verabschieden. Aber ich wollte sie nicht so leichten Kaufes freigeben.
„Ach nein, Miß Leigh, jetzt, wo ich Sie so weit begleitet habe, gestatten Sie mir wohl, Sie die Treppe hinaufzuführen. Treppen sind ja so sehr anstrengend, und Sie sehen noch ein wenig bleich aus." Diese letzten Worte entsprachen freilich der Wahrheit nicht so ganz, Miß Leigh glich einer blühenden Rose.
Sie öffnete die Thür, dann wandte sie sich nach mir um und sagte: „Wie liebenswürdig von Ihnen, Mr. Moore, daß Sie mir noch ein wenig Gesellschaft leisten wollen! Meine Mutter wird sich sehr freuen."
Oben angelangt, klopfte sie an die Thür. Ein
* Karlsruhe, 11. Sept. Der Kaiser und der Prinz von Neapel sind gestern abend 5 Uhr hier etn- getroffen, vom Großherzog, den Prinzen des großherzoglichen Hauses und dem Prinzen Albrecht von Preußen empfangen. Der Kaiser begrüßte den Großherzog aufs herzlichste mit wiederholter Umarmung und Kuß. Der Kaiser und der Großherzog schritten dann die Front der Ehrenkompagnie ab und fuhren alsdann in die prächtig geschmückte Stadt ein. Die Menschenmenge begrüßte den Kaiser enthusiastisch. Auf dem Marktplatz beim Kaiserbrunaen begrüßte der Oberbürgermeister den Kaiser, er sagte, die Stadt begrüße den Kaiser in dem sicheren Bewußtsein, daß der Kaiser das scharfe Schwert des Reiches, das in seiner Hand ruhe, niemals unbedacht der Scheide entreißen, aber es im Notfälle auch kraftvoll führen werde für den Bestand und die Ehre des Vaterlandes. Auch in den inneren Gefahren richten die Blicke sich mit ruhiger Zuversicht auf den Lenker der Geschicke des Reiches, der klaren Blickes seines schweren Amtes gerecht und gnädig walte. Der Kaiser dankte für den feierlichen Empfang und führte aus, daß die Besorgnis, welche im Frühjahr bei seinem Eintreffen in Karlsruhe bestanden habe, geschwunden sei. Gott sei Dank, das deutsche Volk habe sich gefunden, habe sich fest zusammengethan und sich auf seine Pflicht besonnen. Mir und meinen Verbündeten, insbesondere dem Großherzog, war es dadurch möglich, auch unsere Pflicht zu thun, um den Frieden in Europa zu wahren. Hierauf begab sich der Kaiser mit dem Kronprinzen von Italien nach dem Schloß, woselbst die Begrüßung durch die fürstlichen Damen stattfand. Abends war im Schloß Farniltentafel und Marschalltafel. Um 9 Uhr abends fand großer Zapfenstreich statt.
* Karlsruhe, 11. Sept. Der Kaiser befindet sich nun in diesem Jahre zum 3. Male hier: auf der Rückreise von der Feier der silbernen Hochzeit des italienischen Kaiserpaares war er mit der Kaiserin anwesend; im Januar war er von der Hochzeitsfeier in Sigmaringen gekommen. Allgemein wird diesmal das frische und freudige Aussehen des Kaisers bemerkt, zu dem die hohe Gmngthuung über den Empfang und die Erlebnisse in den Reichslanden wesentlich beigetragen haben mag.
* Würzburg, 12. Septbr. Der hiesige Bischof verbot dem Pfarrer Brunner in Neubrunn, im fränkischen Bauernbund zu sprechen, worauf Brunner sein Amt als zweiter Vorsitzender des fränkischen Bauernbundes niederlegte.
* Berlin, 9. Sept. Von den 6 unter cholera- artigen Erscheinungen erkrankten Personen find tm Lause des gestrigen Tages und heute Morgen 3 entlassen worden. Es verblieben also heute Morgen noch ärztlicher Beobachtung drei choleraverdächtige Personen und die vier an der asiatischen Cholera Erkrankten, die ihrer Genesung entgegengehen.
* Köln, 9. Sept. Die „Köln. Volksztg." meldet, die Staatsanwaltschaft setzte auf die Ergreifung des Metzgers Buschoff, bekannt aus dem Xantener Mordprozeß, eine Belohnung von 500 Mk. aus.
* (Der Schreck.) Wie nachteilig ein Erschrecken auf die Gesundheit eines Menschen einwirken kann, zeigte fi t: in Altona dieser Tage an einem etwa
Schlüssel rasselte im Schloß. Knarrend öffnete sich die Thür.
Das runzliche Gesicht einer alten Frau blickte hervor. „Bist du es Nelly?"
Und Nelly trat ein; ich folgte ihr. Sie zeigte mit der Hand auf das altmodische Sofa und bat mich Platz zn nehmen. Dann verschwand sie im Nebenzimmer.
Einige Minuten verflossen. Ich blickte^ mich im Zimmer um. Einige Stühle, das alte Sofa, ein braun gestrichener Tisch, einige Kupferstiche an den Wänden und der duftende Blumenflor in den Fenstern; Miß Nelly Leigh und die Mutter waren offenbar arm, aber sauber und tüchtig.
(Fortsetzung folgt.)
Ersatzmittel für Hafer.
Diese Frage ist gegenwärtig von Wichtigkeit, da der Hafer hoch im Preise steht, also durch Verkauf gut verwertet werden kann. Hafer gänzlich den Pferden zu entziehen und durch andere Kraftfutter- mittel zu ersetzen, dürste sich jedoch auf die Dauer nicht durchführen lassen, sobald an die Leistungsfähigkeit des Pferdes große Anforderungen gestellt werden müssen. Hafer ist nicht allein durch seinen erheblichen Gchalt an leicht verdaulichen Nährstoffen, besonders an Fett, von besonderer Bedeutung für Pferde und überhaupt für Arbeitstiere, sondern auch durch seinen Gehalt an sogen. Avenin, einem in dem äußeren Teile des Kernes befindlichen narkotischen Körper, welcher auf die Nerven anregend und bele-