12jährigen Schulmädchen. Dasselbe saß abends, nichts ahnend, vor der Thüre der elterlichen Wohnung, als ein vorübergehender Knabe plötzlich vor dem Ge­sichte des Kindes einen Feuerwerkskörper entzündete. Der Schreck des Mädchens war, wie dieKieler Zeitung" berichtet, ein so nachhaltiger, daß die Kleine von dem Augenblicke an die Sehkraft beider Augen fast gänzlich verlor. Trotz ärztlicher Hilfe ist die letztere noch nicht zu normaler Stärke zurückgekehrt.

* Straßburg, 11. Sept. Der Kaiser ließ folgendes Dankschreiben an den Statthalter gelangen: Der festliche, warme Empfang, der Mir bei Meiner Ankunft nicht nur in Metz, sondern auch seitens des gesamten Bezirkes Lothringen, in Kürzel, bei Meinem Schlosse Urville, sowie an allen sonstigen Orten, die Ich während Meiner Anwesenheit in Lothringen be­rührte, bereitet worden ist, und die herzliche Begrüß­ung, welche Mir die Bevölkerung in Stadt und Land entgegeugebracht, haben Mich wohlthuend berührt. Ich nehme diese allerorten dargebrachten Huldigungen als Bürgschaft dafür, daß der Anschluß Lothringens an das deutsche Vaterland von Jahr zu Jahr enger und inniger sich gestaltet, und Ich gebe Mich der Ueberzeugung hin, daß das Bewußtsein unlösbarer Zusammengehörigkeit mit dem Deutschen Reich in der Bevölkerung stätig wachsen und dadurch das Ver­trauen und die Zuversicht in derselben mehr und mehr befestigt werden wird. Ich verlasse Lothringen heute mit dem herzlichen Wunsch für das fernere Gedeihen des schönen Landes und ersuche Sie, allen beteiligten Behörden, Gemeinden, Korporationen, sowie der ge­samten Bevölkerung für alles, was anläßlich Meiner Anwesenheit geschehen ist, Meinen kaiserlichen Dank auszusprechen und dabei besonders hervorzuheben, wie Ich mit großer Befriedigung vernommen habe, daß auch den Truppen trotz der in einigen Gegenden herrschenden landwirtschaftlichen Schwierigkeiten und trotz der stellenweisen nicht unerheblichen Belastung der Ortschaften eine durchweg sehr freundliche und gute Aufnahme zu teil geworden ist. Schloß Urville, 10. Septbr. Wilhelm.«

* Nach Berichten von den lothringischen Kaisermanövern hat GeneraMeutnant Graf Häseler den Kaiser von seiner Ansicht überzeugt, daß es trotz der Befestigungen um Metz einem von Westen her vordringenden Feinde möglich sei, zwischen Metz und Saarburg in Lothringen einzudringen und die lothringische Hochebene als erstes Schlachtfeld für sich zu gewinnen. Der Manöver-Berichterstatter derVos- stschen Zeitung« schließt daraus, daß die Anlage von Sperrforts zwischen Metz und Saarburg erfolgen werde. Man wird diese Mitteilungen nur mit ge­mischten Empfindungen lesen. Die neuen Kosten, die die Anlage von Sperrforts erfordern würde, find da­bei nicht einmal das Wesentlichste. Was zur Sicher­heit der Grenze geschehen muß, das würde der Reichs­tag auch nicht verweigern, wie denn auch bisher alle Forderungen für Festungsanlagen und Neubewaff- nnngen glatt durchgegangen sind. Dagegen würde es als eine Abweichung von bisher beobachteten Grund­sätzen aufgefaßt werden, wenn die Sicherheit der Reichsgrenzen durch so ausgedehnte und dicht auf einander gereihte Verschanzungen angestrebt werden sollte, wie es die Franzosen mit ihren Speersorts ge­

bend einwirtr, den Sroffumsatz des Körpers erhöht, die Kraftäußerung, besonders bei Bethätiguug rascher Gangart, steigert, mehr wie jedes andere Körner­futter. Darum ist Hafer auch kein Mastfutter.

Wenn nun aber der Hafer sehr teuer ist, dann ist es wirtschaftlich richtig, ihn ganz oder teilweise, je nach den Anforderungen an die Leistung des Pferdes durch andere Kraftfuttermittel zu ersetzen. Es kommen dabei folgende vornehmlich in Betracht:

1. Die Gerste wird sowohl rein, als mit Hafer gemischt von unseren Pferden gut vertragen, auch bei starker Arbeit. Sie wird zwar etwas schwerer ver­daut als Hafer, erzeugt daher eher Kolik als letzterer, man muß deshalb vorsichtig sein. Gerste wird wie Hafer geschrotet, in Mischung mit Häcksel und in jeweils nicht zu großen Portionen verabreicht. Bet den jetzigen im Vergleich zu Hafer niederen Gersten­preisen ist diese Frucht als Pferdefutter beachtens­wert. Bei starker Arbeit wird es aber angezeigt sein, doch etwas Hafer mitzufütt-rn.

2. Roggen erzeugt leichter Verdauungs-Störun­gen als andere Körnerarten, aber nur, wenn er pur und in zu großen Mengen gefüttert und zu hastig verzehrt wird. In Mischung mit Haferschrot und mit Heu-Strohhäcksel dargereichi, kann er mit bestem Erfolg an Pferds verfüttert werden, wie die im Auftrag des preußischen Kriegsmintsteriums durch Oberroßarzt Straube angestellten Fütterungsversuche mit Milttärpferde.i ergeben haben.

Weizen ist zu teuer und deshalb kaum in Be­tracht zu ziehen. Buchweizen spielt nur in einzelnen

than haben. Ohne sich auf diesem Gebiete auch nur entfernt ein Urteil anmaßen zu wollen, darf gefügt werden, daß die Absicht der Sperrung der elsaß­lothringischen Grenze durch fortlaufende Anlagen bet zahlreichen Militärs selber große Bedenken Hervor­rufen würde. So bestimmt auch die betreffenden Nach' richten auftreten, so wird man hiernach gut thun, das Weitere abzuwarten. Wäre das Beispiel der Fran­zosen erst einmal an einem Punkte befolgt, so ließe sich gar nicht absehen, wo hier ein Ende möglich er­schiene. Zuletzt würde wohl gar ein Kranz von Sperrsorts sich von Metz bis hinunter an die Schwei­zer Grenze erstrecken. Die Meinung des Grafen Häseler und die daran geknüpfte Ankündigung ent­sprechender Maßregeln läßt, nebenbei bemerkt, erkennen, daß unsere Militärs über die Wichtigkeit der fran­zösischen Sperrforts denn doch anders urteilen und jene Anlagen, ernster nehmen, als es im Publikum vielfach geschieht.

Ausländisches.

* R o m, 12. Sept. Die Cholera fist gestern in Livorno in dem den Namen Venezia führenden Stadt­teile ausgebrochen, man zählte vorgestern 26 Er­krankungen und 7 Todesfälle. Bis gestern vormittag 11 Uhr wurde kein weiterer Fall gemeldet. In den letzten 24 Stunden kamen in Casstno 4 Erkrankungen und 1 Todesfall vor, in Palermo 3 neue Erkrank­ungen und 4 Todesfälle, in Neapel 5 Todesfälle, in Pettorano bet Sulmona erkrankten seit 24. Aug. 15 und starben 10 Personen.

* Paris, 9. Sept. Mehrere Cholerafälle sind im 3. Dragonerregiment, das an den Manövern in der Touraine tetlnimmt. vorgefallen.

* Paris, 12. Sept. General de Miribel, der Chef des französ. Generalstabs, ist heute Nacht ge­storben. Ein schwerer Schlag für die Franzosen, deren chauvinistische Hoffnungen vorzugsweise auf diesen hervorragenden Heerführer gerichtet waren! Allgemein nahm man an, daß im Falle eines Krieges dem Ge­neral Miribel die Oberleitung der gesamten Opera­tionen zufallen würde. Sein Tod mischt einen herben Wermurstropfen in die Vorbereitungen zum rauschenden Empfang der russischen Flottenofstziere.

Gesundheitspflege.

* Der Durst nach dem Genuß von Obst wird am besten dadurch vermieden, daß man mit Obst zugleich Brot oder Semmel, mit und ohne Butter genießt. Einer schreibt im Ratgeber für Obst- und Garten­bau:Will man Kinder vor allerlei Unterleibsbe- schwerdcn bewahren, so gestatte man ihnen niemals, daß sie Obst ohne Brot genießen. Wenn Eltern ihre Kinder gesund, insbesondere vor Durchfall, Diarrhöe bewahren wollen, so sei ihnen dringend em­pfohlen, sie von Klein auf daran zu gewöhnen, Obst nur mit Brot zu essen.

Handel «nd Berkehr.

-r. Alten steig, 13. Sept. Unser gestriger Vieh markt war nur mittelmäßig befahren. Statt 800 bis 1000 Stück waren nur 200400 zugeführt, wohl deshalb, weil eben der Viehstand der Futternot wegen längst reduziert worden ist und weil man sich der jüdischen Festtage wegen wenig vom Handel ver-

Gegenden eine Rolle, ist jedoch als Pfcrdefutter neben Hafer recht gut zu verwenden.

3. Mais wird allein weniger gut, in Verbin­dung mit Hafer jedoch vorzüglich ertragen und kann auch mit Rücksicht auf seinen Preis sehr wohl als Pferdefutter empfohlen werden, besonders für Last­pferde, überhaupt Tiere schwereren Schlages. Man kann nach und nach bis zu zwei Drittel der Hafer­ration durch grobes Maisschrot ersetzen. Allein ver­abreicht erzeugt Mais bei manchen Pferden Durch­fall und schlechte Verdauung, deshalb gehe man nur allmählich zur Maisfütterung über, dann wird bei gewissenhafter Beobachtung kein Nachteil zu ris­kieren sein.

4. Hülsensrüchte sind bekanntlich doppelt so reich an Eiweiß, als Körnerfrüchte und brauchen daher auch nicht in zu hohen Gaben verabreicht werden. Bohnen, Erbsen und Wicken werden bei Pferden fast von keinem anderen Kraftfutter überiroffen, gleichviel ob mit oder ohne Hafer verfüttert, sie sättigen sehr und halten am längsten vor. 68 Pfund Acker­bohnen oder Erbsen genügen neben Heu- und Stroh­häcksel für eine Tagesration, auch bei sehr starker Arbeit, die eine Gabe von 1520 Pfund Hafer not­wendig machen würde. Da das Quantum an Boh­nen oder Erbsen nur die Hälfte von der des Hafers beträgt, müssen die Häckselgaben, wenn das Tier satt werden soll, entsprechend erhöht werden, sonst greifen die Pferde die Streu an. Unter den Hülsen­früchten sind jedoch die Lupinenkörner (bei uns unter dem Namen Kaffee zuweilen angebaut und als Kaffee­

sprach. ES warm auch keine jüdischen Händler auf dem Platze. Der Handel ging flau, nur in Fettvieh etwas bester. Die Preise gingen bei allen Gattungen Vieh wieder zurück und man glaubt, daß im Laufe des Herbstes nochmals ein bedeutender Viehabschlag eiatreten werde. Auf dem Schweinemarkt war die Zufuhr ordentlich, aber der Handel hätte könne eben­falls bester gehen. Der Bauer kann eben bei seinem reduzierten Viehstand auch nicht mehr so viel Schweine halten wie früher. Läuferschweine kosteten 40100 Mk. pro Paar, Milchschweine 1420 Mark.

* Stuttgart, 11. Sept. (Landesprodukten-Börse.) Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, I-u ?lutu Mk. 17.40, bayr. Mk. 17 bis Mk. 17.50, nieder- bayr. Mk. 17.50, Kernen Mk. 17.25, Gerste, ungar. Mk. 18.30 bis Mk. 18.50, Nördl. Mk. 18.75, Hafer alt Mk. 19, dito neu Mk. 14.80, Mais, Donau Mk. 12.25. Mehlpreise per 100 Kilo inkl. Sack bei Wa­genladung: Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr. 1: Mk. 27.50 bis 28.50, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24.50, Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Suppengries Mk. 30.50. Kleie mit Sack Mk. 11 per 100 Kilo.

* Stuttgart, 11. Sept. (Hopfenmarkt.) Der israelitischen Feiertage halber war der heutige Markt von Händlern nur wenig, von Bauern dagegen ziem­lich gut besucht. Die Vorräte an neuer Ware waren immer noch gering und fanden zu den Preisen von 230250 Mk. pro Zentner leicht Abnehmer. Im Laufe dieser Woche werden die ersten Sendungen böhmischer Hopfen für den nächsten Markt am Montag den 18. d. M. eintreffen.

* Stuttgart, 12. Sept. Kartoffelmarkt. Zu­fuhr 600 Ztr. Preis 3 Mk. 20 Pf. bis 3 Mk. 50 Pf. per Zentner. Krautmarkt. Zufuhr 3600 Stück. Preis 18 bis 22 Mk. per 100 Stück. Mostobstmarkt. (Wilhelmsplatz) Zufuhr 5000 Zentner. Preis2 Mk. 60 Pf. bs 2 Mk. 90 Pf.

*Laupheim, 3. Sept. Während auf dem letzten Vtehmarkt die Preise in die Höhe gingen, gingen sie diesmal wieder zurück, besonders bei Jung­vieh. Für einjährige Stücke wurden mit Mühe 50 Mk., für halbjährige bis zu 35 Mk. bezahlt und zwar bet flauem Handel. Nur Fettvieh, Kälber und Schweine sind gesucht und erzielen ordentliche Preise. Da die Kartoffelernte nicht so gut ausfällt, wie man glaubte, so find auch junge Schweine nicht sehr be­gehrt. Auch die Ohemdernre befriedigt nicht, indem per Morgen nur etliche Zentner nngeheimst werden.

Verantwortlicher Redakteur: W. Riet er, Ältenfleig.

Verfälschte schwarze Geide. Man »er- brenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, ver­löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- brännlicher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen dieSchußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff er­schwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern ! krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so i zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Seiden-Fabrik > G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet ? gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann ! und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porio- und l zollfrei in's Haus.

surrogat verwendet) von der Pferdefütterung auszu­schließen. Dieselben haben einen giftigen Bitterstoff, der Appetttmaugel und Kolik erregt. Die Tiere fressen zu wenig, um leistangsfähig zu bleiben. Jedenfalls müßte bet Lupinenfutterung drei Viertel der Kraft­futtergabe aus Hafer bestehen.

5. Oelkuchen können nur in kleineren Mengen neben Köruerfutler an schwere Pferde und bet harter Arbeit verfüttert werden.

6. Kleie, Reismehl und Malzkeime gelten auch als gute Pferdefuttermittel, und zwar mit Recht. Man kann jedenfalls die halbe Haferration durch sie ersetzen. Beide sind aber angefeuchtet zu verfüttern und immer in Mischung mit Häcksel, damit bei der Kleie keine Kleisterballen entstehen, die zu Kolik Veranlassung geben, können.

Zum Schluffe sei noch bemerkt, daß es sich empfiehlt, die Pferde nach und nach daran zu ge­wöhnen, daß sie vor der Fütterung getränkt werden. Reines Körnerfutter unmittelbar vor der Tränke zu verfüttern, führt dazu, daß ein großer Teil der Körner vom Magen in den Darm gespült und dort nur ganz unvollständig verdaut und ausgenützt wird. Folgt aber unmittelbar nach der Tränke pures Kör­nerfutter, dann nehmen sich die Pferde im ersten Hunger nicht Zeit, sorgfältig zu kauen, es können Verdauungsstörungen und Kolik daraus entstehen, umso eher, wenn statt Hafer noch andere Körner­früchte verabreicht werden. Am besten wird es sein, Körnerschrot und Häcksel in Mischung nach vo:aus- gegangener Tränke zu verabreichen.