der rechte Grundton gegeben wurde, dankte Hrn. Kümmerte für seine treue 25jährige Amtsthätigkeit in hiesiger Gemeinde und wünschte ihm noch ferner Körpers- und Geistesfrische. Hierauf ergriff Lehrer Kläger von Beihingen das Wort. In schöner gebundener Rede schilderte er die Freuden und Leiden eines Lehrers und brachte dem Jubilar die Glückwünsche seiner Kollegen zum Ausdruck. Lehrer Schön ig von Durrweiler überbrachte Grüße und Glückwünsche der Kollegen aus dem Freudenstädter Bezirk; Lehrer Beck feierte die Frau des Jubilars, welche demselben während der langen Zeit seines Wirkens treu und ermunternd zur Seite stand; Lehrer Hebsacker rühmte die Freundschaft und Kollegialität des Hrn. Kümmerle. Der Jubilar dankte gerührt für alle die Glückwünsche und erzählte einiges aus seiner hies. 25jähr. Wirksamkeit, rühmte dabei auch das freundliche Entgegenkommen der Gemeinde. So verlief der Nachmittag in fröhlicher Geselligkeit. Abends war für den Jubilar Feier im Gasthaus zum Ochsen. Daselbst dankte Hr. Schultheiß Kienzle dem Jubilar für sein langjähriges treues Wirken in hies. Gemeinde und verehrte ihm im Namen der ganzen Gemeinde zum Andenken einen Regulator. Von Hrn. Pfarrer Heinrich hatte Hr. Kümmerle ein hübsches Bild „Bleibe, es will Abend werden" erhalten. Ehre einem Lehrer, der so lang, treu und segensreich in einer und derselben Gemeinde wirkt, Ehre aber auch der Gemeinde, die für solches Wirken und Schaffen dankbar ist wie die Gemeinde Spielberg. Möge dem bejahrten Jubilar noch ein schöner Lebensabend beschießen sein.
-r. Simmersfeld, 5. Sept. Der hiesige 50 Jahre alte Bauer Waidelich wollte nachts 1 Uhr austreten. Im Hausgang öffnete er Katt der Thüre des Aborts, diejenige, welche vom Hausgang zur Scheuertenne hinabführt. Er stürzte auf den unten stehenden Futterschneidstuhl und blieb bewußtlos liegen. Als man ihn auffand, sah man, daß ihm die Zinken der Schiebgabel durch das Bein gedrungen waren. Doch ist der Zustand des Verunglückten nicht gefährlich.
-r. Pfalzgrafenweiler, 5. Sept. Heute Nachmittag passierte hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Der 19jährige Sohn des Sonnenwirts Frei beschäftigte sich mit dem Schießen von Spatzen. Nach einigen Schöffen stellte er das Gewehr über die Rampe der Kegelbahn. Als sich wieder einige der Gäste bemerkbar machten, ergriff er mit der rechten Hand das Gewehr am obern Teile des Laufes. Der Hahnen blieb unten hängen, schnappte zu und der Schuß ging dem Unvorsichtigen in den Vorderarm, der so zerrissen wurde, daß die herbeigerufenen Aerzte zur Amputation des Armes schreiten wollten, doch wurde die Operation auf Wunsch der Eltern noch verschoben.
* Nagold, 4. Sept. Bei der Schultheißen wähl in Oberjettingen haben von 178 Wahlberechtigten 175 abgestimmt. Es erhielten Gemeindepfleger Bai- tinger 63, Joh. Renz 52, Gemeinderat Köhler 33 Stimmen. Die anderen Stimmen zersplitterten sich.
* Neuenbürg, 3. Sept. Der Brand in Salmbach hält die Gemüter immer noch in Aufregung, wozu die fortwährende Wanderung nach der Brand
stätte natürlich auch beiträgt. Die durch den ersten Staatsanwalt geführte Untersuchung förderte auch nicht mehr zu Tage, als bisher bekannt war. Warum die vier Mädchen nicht mehr ins Freie gekommen sind, diese Frage bleibt scheints ungelöst. Dagegen wird der Umstand sehr viel besprochen, daß die Jndustrie- lehrerin, Frau Weiß, wahrend eines der unten schlafenden Mädchen durch einen Goldarbeiter aus dem brennenden Zimmer geholt wurde, ihre Habseligkeiten bis auf das letzte Stück rettete. Rühmend wird das Verhalten des Lehrers Uhl anerkannt, der sich in aufopfernder Weise so lange an der Rettung der Mädchen beteiligte, bis seine eigene Wohnung plötzlich zu brennen anfing, worauf er nun zu thun hatte, um Frau und Kinder in Sicherheit zu bringen. (N. Tgbl.)
* Wie aus Stuttgart mttgeteilt wird, kursiert daselbst das Gerücht, daß der kommandierende General von Wölckern seinen Abschied nehmen wolle.
* Zu der am 16. September auf dem Cann- statter Wasen stattfindrnden Kaiserparade haben sich jetzt von verschiedenen Militär-, Kriegerund Veteranenvereinen ca. 2500 Kameraden angemeldet. Man rechnet auf etwa 4 bis 6000 Teilnehmer. Nach Beendigung der Parade findet in Cannstatt im Kursaal gemeinschaftliches Essen der Vercinsmitalteder statt. Für diejenigen, die sich am Essen nicht eteiligen wollen, werden in den übrigen Räumen des Kursaals warme und kalte Speisen zu billigen Preisen parat gehalten. Den Bemühungen des Militärvereins Cannstatt gelang es, den Bundesmitgliedern den Besuch der dortigen Bezirksgewerbeausstellung zu dem ermäßigten Preis von 30 Pfg. zu ermöglichen.
* Cannstatt, 4. Sept. Nach einer gestern Abend stattgehabten Vorversammlung tagte heute im Kursaal die 35. Wander-Versammlung der württ. Gewerbevereine, zu welcher etwa300 Teilnehmer aus dem ganzen Lande erschienen waren. Im Aufträge des Ministeriums des Innern war Ober- Reg.-Rat v. Schicker anwesend, außerdem war die Zentralstelle für Handel und Gewerbe durch mehrere Beamte vertreten. Dem Verbände der. württ. Gewerbevereine gehören 78 Vereine mit ca. 9000 Mitgliedern an. Den Vorsitz der Verhandlungen führte Professor Beißwanger-Reutlingen. Ueber die Frage: „Die Vertretung der Interessen des Kleingewerbestandes durch event. Errichtung eigentlicher Gewerbekammern" referierte K. Schindler-Göppingen. Man nahm folgende von ihm gemachte Vorschläge an: 1) Für die Vertretung von Handel und Gewerbe sind die Handels- und Gewerbekammern beizubehalten, also nicht die Gründung reiner Gewerbekammern. 2) Die Zusammensetzung der Handels- und Gewerbekammern ist dahin auszubauen, daß mindestens Vs ihrer Mitglieder dem Gewerbestand angehören müssen. Für einzelne Beratungen ist fakultative Trennung der Sektionen vorzunehmen. Weiter soll die Wahl zur Handelskammer getrennt vorgenommen werden u. s. w. Die Gesamtkosten für die Wahl sind auf die Staatsund Gewerbesteuer umzulegen. — Punkt 3 der Tagesordnung bildete die Erörterung über die Frage: „Ist die Errichtung von Filialen der Württ. Notenbank an einzelnen Plätzen des Landes Bedürfnis u. welche
' Vorteile sind event. zu erwarten?" Diese Frage war
verbergen vermochte. Aber vielleicht war das seine Art und Weise, sich auszudrücken.
Wir waren beide Geschäftsleute! Ja, Mr. Barker war es auf alle Fälle! Mein Blick schweifte durch den Raum; ders.lbe bildete den schärfsten Kontrast zu dem vorderen Empfangszimmer. Mr. Barker saß auf einem einfachen Rohrstuhl, ich auf einem elenden Sofa. Alle Möbel sahen alt und abgenutzt aus: der Schreibtisch, vor welchem er saß, war mit Briefen und Papieren beladen, an der Wand hing ein schlechter Oeldruck. Mr. Percy Barker war ein Mann, der über Millionen verfügte, er war ein Selfmade-Mann, hatte sich aus der niederen Sphäre emporgearbeitet, danach hätte er doch ein besonderes Gewicht auf Pomp und Luxus legen müssen. Aber hier auf seinem Kontor, in diesem R mm, in welchem er den größten Teil des Tages verbrachte, — hier war er einzig und allein Geschäftsmann.
„Mr. Barker," ergriff ich das Wort, als er sich in den Stuhl zurücklehnte, als wartete er auf eine Antwort, „Mr. Barker, Sie sagten vorhin, daß Sie Geschäftsmann seien, folglich ist ihre Zeit kostbar," — abermals blickte er mich mit jenem scharfen, eigentümlichen Blick an— „deswegen will ich keine weiter, n Umschweife machen."
Percy Barker fuhr mit der Hand über seinen langen grauen Bart, so daß die edelsteinbesetzten Ringe glänzten und funkelten. Er blickte grübelnd zu Boden, und ich fuhr fort:
„Mein Chef hat mir Mitteilung von dem Briefe gemacht, den er von Ihnen erhalten, ebenso von
Ihrem Besuche bei ihm. Ihre Zeit ist kostbar. Mr. Barker, ich wiederhole es nochmals; Sie müssen zweifelsohne Dringende Gründe gehabt haben" — diesmal erwiderte ich seinen Blick — „die Sie ver- anlaßten, sich so viel Mühe zu machen. Sie haben meinem Chef gesagt, daß Sie Aufklärungen geben könnten, die doch wohl geeignet wären, Licht in diese dunkle Sache zu bringen. Sie wünschten mit mir zu sprechen, mit mir, dem diese Sache übertragen war. Ich versichere Sie, Mr. Barker, ich bin Ihnen dankbar für Ihr Entgegenkommen. Ich will Ihnen nicht verhehlen, daß Sie auf alle Fälle von mir gehört haben würden — uns Polizisten entgeht man nicht so leicht, wir sind eine aufdringliche Rasse — ja mehr hätte ich vorläufig wohl nicht hinzuzufügen."
Mr. Percy Barker senkte den Kopf noch tiefer zu Boden. Er nahm eine Feder vom Tische und schrieb gleichsam mechanisch einige Worre auf ein Stück Papier, dann brach er endlich das erdrückende Schweigen.
„Ich habe Sie ausreden lassen. Mr. Moore, obwohl ich — es thut mir leid, es sagen zu müssen — gestehen muß, daß ich mich einer kleinen Ueber- treibung schuldig gemacht habe. Am Dienstag — das war ja der verhängnisvolle Tag — arbeiteten Mr. Hood und ich mehr zusammen, als wir sonst zu thun pflegten. Wir standen wegen einer wichtigen Angelegenheit in Unterhandlung und hatten den ganzen Vormittag viel mit einander beraten. Der Abend kam. Es war zwischen uns verabredet worden, daß wir uns an einem bestimmten Platz und zu einer
in Verbindung mit dem Umstand angeregt, daß 1896 die Konzession der Notenbank abläuft und man daher in den interessierten Kreisen sich überlegte, ob mit der Neukonzesstonierung nicht auch neue Bedingungen an die Notenbank gestellt werden sollten. Oberreg.-Rat Schicker meinte, es sollten die Stände der Regierung die Ermächtigung erteilen, je nach Bedürfnis die Errichtung von Filialen zu verlangen, eine Befugnis, die der Regierung bis dahin abgeht. Mit dieser Auffassung erklärte sich die Versammlung einverstanden.
Weiter kam der Mißstand zur Sprache, daß die süddeutschen Notenschetne im Norden selbst von der Reichspost nicht an Zahlungsstatt angenommen werden. Es sollen in dieser Richtung wieder geeignete Schritte eingeleitet werden. — Mit 33 gegen 21 St. (Vereine) wurde sodann Anschluß des württ. Verbands an den Verband der deutschen Gewerbevereine (Vorort Köln) beschlossen. (Schluß folgt.)
Ludwigsburg, 3. Sept. Dieser Tage erst wurde die Schlußverteilung in dem Konkursverfahren über das Vermögen des ehemaligen Lieutenants Krapf dahier vom Gläubigerausschuß genehmigt. Es sind noch im ganzen 33596 Mk. unbevorrechtete Forderungen bet einem verfügbaren Maffebestand von ca. 4000 Mk. zu berücksichtigen, von welch letzterem noch die Kosten abgehen.
* In Heilbronn wurde das Kriegerdenkmal, das die Stadt zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm I., seine Heerführer und Soldaten errichtet hat, enthüllt.
* Kochendorf, 3. Sept. Der Stand des Kochers ist so nieder wie wohl noch selten. Die Müller können nicht mehr mahlen und in verschiedenen Gemeinden, die sich sonst reichlichen Quellwaffers erfreuen herrscht Wafferarmut durch das Versiegen der Brunnen. Das Bett des Kochers ist hier bei Kochendorf so ziemlich ausgetrocknet.
Aalen, 4. Sept. Ein größerer Schwindel ist wohl noch nie hier betrieben worden, als ihn ein Hausierer durch den Handel mit Uhren in Szene setzte. Der Betreffende verkaufte das Stück zu 3 bis 5 Mk. Was aber hatten die Käufer nun in ihrer Tasche? Nichts anderes als eine Nürnberger Kinderspielware. Das Gehäuse der Uhren ist aus gewöhnlichem Weißblech, die Uhrtasel aus Papier hergestellt, und im Innern ist ein Werk, das in einigen Tagen abgewirtschaftet ist.
* Der nun 10 Jahre bestehende württemb. Landesverein für Bienenzucht hat zum Aufschwung der vaterländischen Bienenzucht viel bei- getragen. Während dieser 10 Jahre hat sich die Zahl der Bienenstöcke von 80,000 auf 115,000 — 47°/o vermehrt. Diese Stöcke, hauptsächlich Mobilbau, repräsentieren ein Kapital von 2 Millionen Mk.
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In den Jahren 1892 und 1893 wurden Durchschnitt L rs ö
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lieh je 5000 Ztr. Honig geerntet im Wert von 400,000 Mk.
* (Verschiedenes.) „Wie gewonnen, so zerronnen," kann der frühere Günstling des Königs Kar! sagen. Exhoftheater Maschinendirektor Georges hat nämlich den größten Teil seines Vermögens im Spiel in Monaco verloren. Nun verhungern darf er deswegen nicht, bezieht er doch eine Pension von 5000 M. vom Stuttgarter Hoftheater. — JnGründühl (Oehrmgeu) wurde in der Behausung des Schultheiß
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gewissen Zeit treffen wollten. Ich verließ das Kontor, nahm mein Mittagsessen ein, und suchte die Zeit, so gut es ging, zu verbringen. Die festgesetzte Stunde war da, aber mein Kompagnon kam noch immer nicht. Ich beruhigte mich, obwohl es mir sonderbar vorkam, daß er mich in einer so dringenden Angelegenheit im Stiche lassen konnte, denn ich kann Sie versichern, Mr. Moore, es handelte sich nicht um eine Kleinigkeit; ganz bedeutende Summen standen auf dem Spiel. Mr. Hood hatte also etwas Anderes, Dringenderes, Wichtigeres vor, was keinen Aufschub duldete. Ich grübelte eine Weile über die Sache nach, es war mir äußerst unangenehm, das Risiko allein zu übernehmen.
„Aber dies alles hat für Sie, Mr. Moore, vielleicht kein Interesse. Kurz und gut, der Abend verstrich, die Nacht brach herein, und als der Morgen graute, erhielt ich die schreckliche Nachricht!" -- —
Ich erhob mich vom Sofa unü schritt sinnend im Zimmer auf und nieder. Es war kein angenehmes Amt, mit Mr. Barker zu verhandeln. Er hatte mich so dringend sprechen wollen, und sein Eifer war ja auch leicht zu erklären. Sein Kompagnon war tot — ermordet! Er glaubte mehr zu wissen als die meisten, mehr als sonst jemand; beabsichtigte er, Mr. Percy Barker, mich fühlen zu lassen, welchen Wert seineBcobachtungen hatten, um mir dann ganz allmählich die wichtigen Aufklärungen zugeben, von denen er dem Chef geschrieben hatte ? Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, daß Mr. Barker so kindisch sei.
(Fortsetzung folgt.)
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