than hat, daß man in Zukunft beim Ausbruch eines Brandes dem verheerenden Elemente besser gewappnet gegenübersteht. Seither war die Lage, namentlich in trockenen Jahren, trostlos und besorgniserregend. Nach der Probe fand eine gesellige Unterhaltung auf dem Festplatze statt, bei der die Musikkapelle sehr zur Belebung beitrug, so daß sich bald eine gehobene Stimmung entwickelte. Die tanzlustigen Beine der jugendlichen Gäste ließen fichs auch hier nicht neh­men zu ihrem Rechte zu kommen und so verstrichen die wenigen Stunden nur zu rasch. Das Publikum war aus nahe und ferner gelegenen Orten sehr zahl­reich herbeigcströmt und Grömbach darf auf ein ge­diegen verlaufenes Fest zurückblicken, das sowohl den Einwohnern als den Gästen in wohlgefälliger Erin­nerung bleiben wird.

* Das Kürzerwerden der Tage macht sich schon sehr deutlich bemerkbar. Am 1. Aug. ging die Sonne um 4 Uhr 24 Minuten auf und um 7 Uhr 47 Min. unter; am 31. Aug. schien sie nur noch von 5 Uhr 12 Min. bis 6 Uhr 48 Min.; die Tages länge verminderte sich demnach im August von 15 Stunden 23 Min. auf 13 Stunden 26 Min.

x Pf alz grafenweiler. Samstag dm 2. Sept. wurde unser neuer Schultheiß Decker in sein Amt eingeführt. Die bürgerlichen Kollegien holten denselben am Bahnhof Dornstetten ab. Um 11 Uhr wurde durch Herrn Oberamtmann Bames der feier­liche Akt der Beeidigung vorgenommen. Hierauf wurde im Gasthofz. Schwanen" ein Festessen ein- genommen, an welchem etwa 50 Personen teilnahmen. Bei dem Essen hieß unser Bürgerausschuß Obmann Kaufmann Heintel unseren Ortsvorsteher herzlich will­kommen und versprach ihm im Namen beider Kolle­gien, daß er bei seinem schwierigen Amte der Unter­stützung seiner Kollegien sicher sei. Herr Schultheiß Decker dankte seinen Wählern für ihr Vertrauen und versprach seine ganze Kraft einzuseZen für das Wohl von Pfalzgrasenweiler. Herr Pfarrer Hill er hielt eine äußerst gelungene launige Rede, in welcher er die Vielseitigkeit schilderte, welche ein Ortsvorsteher haben muß. Nach ihm sprachen noch Bürgerausschuß Mitglied Haier und Doktor Levi. Nach dem Essen ließ unsere Streichmusik ihre Weisen ertönen und alles blieb in angenehmer Unterhaltung beieinander. Abends 8 Uhr brachten die Blechmusik und der Lieder­kranz gemeinschaftlich ein Ständchen. Es herrscht hier jetzt nur eine Stimmung und dieselbe lautet:Wir sind froh, daß wir wieder ein Oberhaupt haben." Herr Schultheiß Decker kann jeden Tag ganz beruhigt in seiner Ratsstube walten, denn das Vertrauen seiner Bürger ist ihm gewiß.

"Weilder Stadt, 1. Sept. Im sog.Krabben­turm," einem Ueberrest der früheren freien Reichs­stadt brach heute Feuer aus, das ein schreckliches Un­glück im Gefolge hatte. Im Hasenstall, im unteren Teile des Turmes, hatten Kinder einFeuerle" ge­macht, das so schnell um sich griff, daß den Kindern der Ausgang unmöglich wurde und 4 Kinder im Alter von 46 Jahren ums Leben kamen. Zwei Kinder gehörten dem Taglöhner Vogt, eines dem Andreas Decker und das vierte war ein Enkelkind des Glasers Schöninger. Der Turm ist vollständig ausgebrannt.

* Stuttgart, 1. Sept. Altem Brauche gemäß fand heute, als am Vorabend des Nationalfestes, am Kriegerdenkmal auf dem Fangelsbachfriedhof eine Totenfeier statt und zwar unter sehr großer Beteilig­ung aus allen Kreisen der Bevölkerung. Mit dein Kriegsmintster waren viele Offiziere namentlich der Reserve und der Landwehr erschienen, ferner der Stadtdirektor mit den bürgerlichen Kollegien, der Präsident des württembergischen Krtegerbundes Frhr. v. Wöllwarth, sämtliche Kriegcrveretne mit ihren Fahnen, darunter auch das Bundesbanner, endlich Vertreter der bedeutendsten Vereine und Korporationen unserer Stadt. Pfarrer Süskind-Berg gedachte der vor 23 Jahren für das Vaterland gebluteten Krieger, worauf der Gesang des Krieger- und Sängerbunds die erhebende Feier schloß.

* Bei der Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin in Stuttgart gibt der kommandierende General des 13. Armeekorps von Wölckern dem obersten Kriegsherrn ech Festmahl. Reichskanzler Caprivi wird auch erwartet.

* Stuttgart, 1. Septbr. Im Monat August betrugen die Einzahlungen der Darlehenskasienvereine in die landwirtschaftliche Genossenschaft Zentralkasse, E. G. m. u. H., 429 485 Mk., mehr als im Monat Juli 46982 Mk. Die Geldsntnahmen belaufen sich auf 158287 Mk.. weniger als im Monat Juli 99 285 Mk. Der Gesamtumsatz im August berechnet sich auf 887674 Mk., mehr als im Monat Juli 3603 Mk. Die Zahl der Verbandsvereine beträgt 424.

* (Verschiedenes.) In Ebingen hat die Staude eines in einem Garten gewachsenen Kartoffel­strauches die Höhe von 2 m 60 om erreicht. Der russisch-deutsche Zollkrieg macht auch den Privat­versand unmöglich. So sandte eine besorgte Mama ihrem Sohne in Lodz ein Packet mit Winterstrümpfm und einigen Kleinigkeiten, im Wert von ca. 10 Mk. Das Packet kam zurück, weil es den Adressaten rund 35 Mk. Zoll gekostet hätte. Die besorgte Mama bekam so alles wieder um 3 Mk. 35 Pf. Porto zurück bis auf einige fehlende Paar Strümpfe. Auf­sehen erregen in Stuttgart die Unterschlagungen, welche sich der Verwalter eines dortigen Vergnügungs- Etablissements hat zu schulden kommen lassen. In einer zuHeilbronn stattgehabten Schuhmacher- Versammlung wurde der Beschluß gefaßt, über die­jenigen Meister, welche die neue Werkstaltordnung nicht genehmigen, die Sperre zu verhängen. Die Arbeitszeit in dieser neuen Ordnung ist auf 12 Stun­den festgesetzt, Sonntagsarbeit soll Wegfällen. 34 Meister gaben ihre Zustimmung, 12 nicht, weshalb über diese die Sperre verhängt werden soll. In Stuttgart machte ein junger Mann auf dem Post­amte am Wilhelmsplatz eine Posteinzahlung von 200 Mark, wobei er 2 Rollen ä, 100 Mk. hergab. Der betr. Beamte, dem die Rollen etwas sonderbar vor­kamen, öffnete eine derselben; hiebei stellte es sich heraus, daß beide Rollen statt mit Thalern mit einem eisernen Rohr belastet waren. Untersuchung ist ein­geleitet. In Winnenden verlor eine Familie im Laufe einer Woche ihre zwei einzigen Kinder durch Diphtheritis.

* München. Die bayrischen Prinzen scheinen

recht wanderlustig zu sein. Wie vor einigen Monaten Prinz Karl, so hat sich jetzt der 24jährige Prinz Rupprecht, der dereinstige Thronfolger,ohne Be­gleitung und im strengsten Inkognito entfernt," ohne von seinem Verbleib Kunde zu geben.

* Vom 1. Oktober ab haben die Rückfahrkarten auch aus der pfälzischen Bahn zehntägige Giltigkeit.

"Berlin, 1. Sept. DieNordd. Allg. Ztg." teilt mir: Nach einem Telegramm aus Braß traf die von Premierleutenant Stetten nach dem Hinterland von Kamerun geleitete Expedition an der Nigermün- dung ein. Die Expedition brach im Februar von der Kamerunküste auf, ging den Sannagasluß hinauf und wandte sich im März von Balinga nach Ttkar und erreichte Ngaundere und Jola. In den durchzogenen Gebieten wurden Verträge abgeschloffen. Premier- leutenunt Stetten dürfte demnächst nach Berlin zu­rückkehren.

' Den gegenwärtigen Kaisermanövern in den Rhein­land Reichslanden gibt die Anwesenheit des (am Frei­tag in Koblenz ein getroffenen) italienischen Kron­prinzen eine gewisse politische Bedeutung, die man auch aus dem Fernbleiben des in Berlin beglaubigten französischen Militärbevollmächitgten ersehen kann.

* Zur Cholera in Berlin ist zu berichten: Der Instrumentenmacher Baumgart, der sich dem An­scheine nach durch Wasserschlucken beim Baden in der Spree die Cholera geholt hatte, ist im Krankenhause Moabit gestorben. Dies ist der vierte Todesfall, den die Cholera in diesem Jahre in Berlin gefordert hat. Die Mutter und die Schwester Baumgarts sind cholerafrei geblieben und gesund aus der ärzt­lichen Beobachtung entlassen worden.

* An die Reichsregierung gelangen, sicherem Ver­nehmen nach, aus den Kreisen der verschiedensten Gewerbe- und Handelsbetriebe Eingaben und Vor­schläge zur Berücksichtigung bei den nahen Verhand­lungen über den deutsch-russischen Handels­vertrag. Diese Eingänge finden sorgsame Beach­tung und sollen jedenfalls als Material für die Beratung dienen. Es ist für diese alles bis in die Ein­zelheiten vorbereitet; dennoch sind die Erwartungen auf diese Verhandlungen in maßgebenden Kreisen nicht zu hoch gespannt. Einstweilen sind nach außen hin die Bemühungen darauf gerichtet, einer Verschleppung der Verhandlungen möglichst vorzubeugen. Offenbar ist man diesseits bestrebt, nach allen Richtungen hin so zn verfügen, daß man völlig vorwurfsfrei da­stehen kann.

* Bei dem Diner in Koburg hat derFrkf. Ztg." zufolge der Kaiser mit dem ihm gegenüber sitzenden Fürsten von Bulgarien eine lebhafte Unterhaltung in deutscher Sprache geführt, es wurden aber weder politische Dinge noch Familien Angelegenheiten be­rührt. Der Kaiser stieß mit dem Fürsten auf dessen Wohl an. Mit dem Herzog wurde die Unterhaltung englisch geführt. Während der Fürst von Bulgarien bei der Familientafel mittags im Frack erschienen war, trug er abends bei der Tafel, an der auch der König von Sachsen und der Großherzog von Baden teilnahmen, die bulgarische Uniform mit sämtlichen Orden.

* Kiel, 31. Aug. Sämtliche Effekten der beiden

Hine Woche. (Nachdruck verboten.)

Kriminal-Roman von M . . . .

(Fortsetzung.)

Ja, ich that es wirklich! Ich, der Sicherheits­beamte, der Aufrechterhalter der Ordnung, folgte der roten Fahne des Aufruhrs. Und obendrein war ich gezwungen, in die lauten Rufe mit einzustimmen, die die Mitglieder der Prozession von Zeit zu Zeit er­tönen ließen.

Natürlich passierte der Zug die Polizeistation.

Wenn man erwartet hatte, daß hier ein Versuch gemacht werden würde, den Pöbel auseinander zu treiben, so hatte man sich geirrt. Der Zug durfte ungestört weiter ziehen.

Ich schlich inzwischen unbemerkt in das Haus. Ei­nige meiner Kameraden saßen ruhig und ungestört im Vorzimmer.

Sie unterhielten sich miteinander. Aber es herrschte nicht die gewöhnliche, muntere Stimmung. Sie sahen ernsthaft, beinahe sorgenvoll aus. Und ich begriff den Grund ihrer Sorge wohl, aber geduldet euch nur noch wenige Tage, dann wird sich vieles geändert haben.

Ich nickte ihnen zu und wollte vorüber eilen. Aber man hielt mich zurück.

Sieh doch, Moore!" rief einer von ihnen aus. Nun, wie geht es dir? Du sollst ja unsere Ehre wieder Herstellen!" fügte er in einem Tone hinzu, der scherzhaft klingen sollte.

Ich drückte ihm die Hand herzlich.

Und wie geht es euch denn?" fragte ich.Habt ihr inzwischen wichtige Entdeckungen gemacht?"

Ja," erwiderte Frank.Ich hatte das Glück, den bewußten Falschmünzer zu fassen. Das soll in die Zeitung kommen und den Leuten wenigstens vor läufig den Mund stopfen."

Ist der Chef drinnen?"

Ja, und er hat heute wenigstens zwanzigmal nach dir gefragt?"

Ich begab mich in das Zimmer meines Chefs. Ich klopfte und trat ein. Er saß über seine Papiere gebeugt am Schreibtisch, seine Miene war noch ebenso düster und sorgenvoll wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen. Jetzt wandte er sich um und gewahrte mich.

Moore!" rief er aus.Ich habe Sie mit Sehnsucht erwartet, wollte aber Ihre kostbare Zeit nicht zwecklos in Anspruch nehmen denn Sie denken doch an Ihr Versprechen, Moore? Me stehen denn die Sachen jetzt?"

Mein Chef!" erwiderte ich.Drei Tage und drei Nächte sind bis jetzt verflossen. Ich kann Sie versichern, daß ich keine Mühe gescheut habe, daß ich gethan, was in meinen Kräften stand."

Er unterbrach mich plötzlich.

Das wußte ich im voraus, Moore. Und wel­cher Art ihre Mitteilungen auch sein mögen, einer Vorbereitung bedarf es nicht. Doch zuvor eins? Ich habe einen Brief, Mr. Moore, der für Sie von Wichtigkeit ist. Benjamin Hood," er seufzte tief auf, Benjamin Hood hatte zu seinen Lebzeiten einen

Kompagnon, Mr. Percy Barker. Heute morgen er­hielt ich einen Brief von ihm, heute mittag war er selber hier. Er sprach seine Verwunderung da­rüber ans, daß er noch keinen Besuch erhalten habe so drückte er sich aus. Er habe wichtige Auf­klärungen zu geben. Er war sehr eindringlich und bat, man möge ihm sobald wie möglich Gelegenheit geben, das, was er wisse, mitzuteilen. Deshalb, Mr. Moore, müssen Sie, sobald Sie können, zu Mr. Barker gehen, d. h., wenn Sie seiner Aufklärungen überhaupt noch bedürfen." Bet diesen Worten um­spielte ein ironisches Lächeln seinen Mund.

Mein Chef, ich glaube kaum, daß dieser Besuch noch nötig ist. Ich habe nicht allein eine Spurauf- gefnnden, ich ich Habs dieselbe auch bereits ein gutes Stück verfolgt. Ich zweifle nicht mehr, daß ich auf dem rechten Wege bin. Ich habe ja ich kann es dreist heraus sagen ich habe Beweise!"

Er sah mich an. Es blitzte in seinen Augen auf, eine leichte Röte bedeckte seine bleichen Wangen.

Sie haben Beweise? Sichere Beweise?"

Jetzt war die Reihe zu lachen an mir.

Ich hoffe es wenigstens."

Da begegnete ich einem fragenden, forschenden Blick. Ich verstand denselben.

Der Name! Der Name des Mörders?"

Uns schon öffnete ich den Mund, schon hatte ich die NamenArchibald Förster, Anny Hood" auf der Zunge, aber ich besann mich und schwieg.

Der Chef sah mich schweigend an. Er bemerkte mein Schweigen und respektierte es.