wegen Spionage verhafteten Franzosen sind vom Dampfer »Insekt* ins Untersuchungsgefängnis geschafft worden. Die Verhafteten führen gar keine Ausweispapicre bei sich, man zweifelt aber nicht daran, daß man es mit französischen Offizieren zu thun hat, da die Aufnahmen, die sie vorgenommen haben, ein technisches Verständnis zeigen, wie es bei Laien nicht angetroffen wird.
* Wien, 2. Sept. Die Militärbehörde erhielt ein Verzeichnis der von der Cholera betroffenen Orte. Es sollen deren 200 sein. Die offizielle Ziffer 73 sei unrtchrig.
* Pest, 31. August. Während des letzten Tages kamen in 16 Komitaten 138 Erkrankungen an Cholera und 87 Todesfälle vor. Die meisten Fälle waren in den Komitaten Szaboles, Kunorzolnok und Szatmar.
* Ber n. Ein sonderbarer Auslieferungsfall liegt dem schweizerischen Bundesrat gegenwärtig vor. Der Vertreter eines englischen Hauses, ein Schweizer Bürger, hatte im Kaukasus Geschäfte besorgt und für gut befunden, mit einer berrächtlichen Summe, man spricht von 400 000 Frank, durchzubrennen. Nun verlangt England die Auslieferung, eme Forderung, der aber nicht entsprochen werden kann, weil es sich um einen Schweizer Bürger handelt. Ebenso wenig kann von England aus der Antrag auf Verfolgung vor den schweizerischen Gerichten gestellt werden, weil das Delikt auf russischem Boden stattgefunden har. Rußland hat kein Interesse, sich des Falles anzu- nehmen. Dieses Problem harrt der Lösung. Vorläufig hat man die 400000 Frank in Beschlag genommen, während der Durchbrenner auf freiem Fuß belassen wurde.
* Neapel, 2. Sept. Gestern find vier Personen an Cholera gestorben; auch in Palermo wurden vier Fälle konstatiert.
* Parts, 30. August. Nach einer Meldung aus Marseille brach daselbst ein Großfeuer in einem Holzlager des Viertels Saint Lazare aus. Trotz vielen Anstrengungen der Pompicrs ergriff das Feuer über zwanzig benachbarte Hauser. Infolge Wassermangels waren die Anstrengungen der Feuerwehr erfolglos. Ein Pompter, sowie mehrere Pferde find verbrannt. Hunderte von Menschen sind obdachlos. Die Verluste sind kolossal. Mehrere Unfälle und Verletzungen kamen vor infolge der riesigen Ansammlung von Zuschauern.
* Paris, 1. Sept. Gestern abend wurde in der Rue Angouleme eine vom Komite Flouquet's einbe- rnsene Wähler-Versammlung abgehalten, in der die Gegner solchen Lärm machten, daß Floqaet nicht sprechen konnte. Beim Verlassen des Saales wurde er auf der Straße von 5000 Personen mit den Rusen: »Nieder Floqaet! Panama!" empfangen; gegen seinen Wagen wurden Steine geschleudert und ein Revolverschuß abgefeuert. Die Kugel flog vorbei und schlug in die Mauer des gegenüberliegenden Hauses.
" Der,Liberttt zmolge sind bisher m südfranzösischen Departements 7000 italienische Arbeiter entlassen worden, die nun mit Hilfe des italienischen General- lonsulsin Marseille nach ihrer Heimat befördert wurden.
„Sie bedürfen sicher der Ruhe, Moore. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Ich bin mit dem, was ich erfahren habe, zufrieden. Ich hoffe bald weiteres zu hören. Sie denken an Ihr Versprechen ?"
„Mein Chef! Sieben Tage und sieben Nächte haben Sie mir vergönnt. Ehe die siebente Nacht verflossen ist, sehen Sie mich wieder hier und dann nicht allein — hier in diesem Zimmer soll der Mörder vor Ihnen stehen."
„Moore!" antwortete mein Chef, indem er mir die Hand drückte, „Moore, wenn Sie halten, was Sie versprechen, und ich bin fest davon überzeugt, dann erweisen Sie nicht allein mir, sondern auch der ganzen Stadt und sich selber einen großen Dienst."
11 .
An der bekannten Wall-Street, vielleicht der bekanntesten von den unzähligen Querstraßen, welche der Broadway aussendet und die ein Niesennetz von Nebenstraßen und Passagen bilden, lag der große Marmorpalast, vor welchem ich am Freitag morgen stand. Die meterhohen goldenen Buchstaben im Fronti- spice glänzten im Hellen Morgenlicht. „Barker u. Hood, Kankers", ja so stand es dort geschrieben und nun war Mr. Barker alleiniger Inhaber der Firma.
Ich steige schnell die breite, leppichbetegte Marmortreppe hinan — aber nicht allein, denn obwohl es noch früh am Morgen ist, wogt hier drinnen bereits ein dichter Menschenstrom. Wie gesagt, die Treppen waren breit, aber kurz. Und jetzt liegt ein langes Vestibül vor mir. Ich öffne eine der großen
* London. Im Unterhause erklärte der irische Führer Redmoud, er werde für die dritte Lesung der Homerule-Bill stimmen, betrachte dieselbe aber nicht als eine entgültige Lösung der irischen Frage. Die Annahme der Vorlage durch das Unterhaus habe den Wert, daß das die Masse der Demokratie Englands vertretende Haus die Politik der Untonskarte umge- gestoßen und das Prinzip der irischen Selbstverwaltung feierlich bestätigt habe. (Die Iren betrachten also Homerule nur als Abschlagszahlung, während dieselbe den Konservativen und Unionisten viel zu weit geht.)
* Petersburg, 30. August. Es ist eine bedeutende Ermäßigung der direkten russischen Bahn- torife nach Deutschland geplant, weil die Ermäßigungen im österreichischen Transitverkehr als unzureichend erkannt worden sind.
* Bukarest, 2. Sept. Von Galatz wurden 3 tötliche, von Braila 9 Cholerafälle gemeldet.
* Madrid, 1. Septbr. Die Königin-Regentin sp-ach dem Ministerrate ihr vollständiges Vertrauen aus. Nach amtlichen Berichten ist die Ruhe in ganz Spanien wieder hcrgestellt.
* Während in England zur Zeit die Wespenplage herrscht, wird Mexiko von einer Skorpionenplage hcimgesucht. In der Stadt Durango ist dieselbe so groß geworden, daß der Stadtrat Belohnungen für die Tötung der Tiere ausgeschrieben hat. Auf diese Weise wurden 80 000 derselben vernichtet. Für hundert getötete Skorpionen zahlt die Stadt 60 Cents. Angestellte Skorptouentöter dürfen in jede Wohnung, um ihren gemeinnützigen Beruf auszuüben.
* Newyork, 2 Sept. Die Zahl der während des Wirbelsturmes am Sonntag in Beaufort (Süd- karolina) Umgekommenen wird auf 1000 geschätzt, davon sind 3 Weiße, die übrigen Neger. Der Schaden ist unberechenbar.
* Das britische Ausw. Amt veröffentlicht einen ihm zugegangenev amtlichen Bericht über die Silberfrage in Amerika. In demselben heißt es u. A.: Obgleich die Sherman-Akte in Folge der ungeheuren Menge von Papiergeld, dir sie in Umlauf brachte, die Goldaussuhr wesentlich unterstützt hat, ist sie doch nicht allein kür oen Abfluß jenes Metallcs aus den Ver. Staaten verantwortlich zu machen. Der Bedarf der öftere. Regierung zur Ordnung der Wäh- rungssrage war außerordentlich bedeutend. Dre Warmhandelsbilanz ist in dem letzten Jahre gegen die Ver. Staaten gewesen. Ferner muffen die ungeheuren Summen, welche Amerikaner in Europa ansgeben und welche Dienstboten und Einwanderer in die Heimat schicken, in Rücksicht gezogen werden. Der Schatzamtssekretär Förster hat vor dem Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses angegeben, daß seiner Schätzung nach dre Amerikaner 120 000000 Doll, im Auslande ausgeben und die Dienstboten rc. 12000000 Doll, jährlich heimschicken. Dazu rechne man das Geld, das Chinesen und Italiener heimsenden, und man wird verstehen, daß den Ver. Staaten jährlich 150000 000 Doll, in Gold entzogen werden. Die Ausfuhr wird eher steigen, als abnehmen, und man muß sie jedenfalls nicht außer Acht lassen, wenn man die Gründe für den beständigen Goldausfluß aus den Vereinigten Staaten sich klar machen will.
Thüren, die ins Geschäftslokal führen und trete ein.
Es ist ein wahrhaft imponierender Anblick. Ein riesenhafter Saal, hoch wie eine Kirche und an beiden Seiten durch Schranken abgeteilt, wodurch in der Mitte ein breiter Gang gebildet wird. Auch hier herrscht bereits ein reges Leben, hinter den ans Glas und Holz bestehenden Schranken ist das Personal eifrig bei der Arbeit, aber trotz der Ungeduld, die sich auf den Gesichtern der in dem breiten Gange harrenden Menschen abspiegelt, ist es doch verhältnismäßig still in dem weiten Raum. Auf dem mit einem dicken Teppich belegten Fußboden verhallen die Schritte fast unhörbar; man redet einander mit leiser, flüsternder Stimme an; nur zuweilen tönt ein lauteres Wort, ein Ruf, der einem sehr interessierten Sprecher entfährt. Mit einem Wort, es Herrschthier eine so ernste, feierliche Stimmung, daß man fast glauben könnte, man befände sich in einer Kirche.
Ich dringe bis an eine der Schranken vor. Niemand achtete auf mich. Endlich gelingt es mir, die Aufmerksamkeit eines vorübereilendcn, schwer mit Büchern beladenen Kontoristen zu erregen. Es 0t em junger Mann mit offenem Blick und kühn gedrehtem Schnurrbart.
„Ist Mr. Barker zu sprechen?"
Ich lehne mich über die Schranke und halte dm jungen Mann der Sicherheit halber am Rocke fest.
Der Jüngling befreit sich mit einem Ruck und antwortet mit vorwurfsvoller Stimme:
„Links! So lesen Sie doch, auf der Thür!"
Und damit ist er samt seinen Büchern verschwunden.
* Chicago, 31. Aug. Gestern vormittag hielt eine große Menge Arbeitsloser ein Meeting am Seeufer ab. Die Leute schienen zu Ausschreitungen geneigt, weshalb 1500 Schutzleute zur Aufrechterhaltung der Ordnung requiriert wurden. 500 Italiener zogen vor das Geschäft von Rizzari, wo sie Gewehre verlangten. Rizzari verweigert- die Herausgabr von Gewehren, worauf die Italiener vom Seeuier zurückkehrten, wo die Aufregung wuchs. Die Menge griff die Polizei an, welche indessen die Tumultuanten durch rasches Vorgehen zerstreute.
Handel «ud Berkehr.
* Friedrichshafen, 1. Sept. (Obstmarkt.) Bet mittelmäßig starker Zufuhr bewegen sich die Preise des Mostobstes: Acpsel Mk. 1.50 bis Mk. 1.70, Birnen Mk. 1.80 bis Mk. 2.10 per Zentner. Verkauf sehr langsam; Käufer erwünscht.
* (Hopfenberich r.) Schwetzingen (Baden), 29. Aug. Die Hopfenernte ist nun >m Gange. Die Dolden haben sich schön entwickelt, besitzen gute Farbe, sind fest und sehr lupnltnreich. Obwohl hier 200 Mk. geboten wurden, wollen die Pflanzer nicht abgeben. In Nußloch werden einzelne Pflanzer eine sehr gute Ernte einheimsen, andere weniger; jedoch rechnet man im Durchschnitt doch auf eine Vierlelsernte. In Oftersheim wurde schon verkauft zu 200 Mk., in Reilingen um 210 M., in St. Leon zu 250 M.
* Niederstetten, 1. Septbr. Fast der ganze beträchtliche Bestand der diesjährigen Wolle bei den Handelsleuten wurde von Großhändler Stern aus Heilbronn zu den Preisen zwischen 100—105 Mark per Zentner heute übernommen.
Vermischtes
* (Ein Radfahrerwitz.) Aus Meißen wird berichtet: In einem nahe gelegenen Dorfe wollte ein Einwohner sein Fahrrad verkaufen. Ein auf die Zeitungsannonce sich einstellender kauflustiger junger Mann erklärte, daß ihm die Kunst des Fahrens noch völlig fremd sei und Verkäufer und Käufer begeben sich zur Vornahme von Fahrstudien auf die Straße vor dem Dorfe. Hier gelingt es auch bald, dem jungen Manne einige Uebungen betzubringen und mittlerweile hat man sich auch über den Preis geeinigt. Nur die Bezahlung fehlte noch; der Käufer wollte nur erst nochmals eine Strecke ohne Hilfe fahren. Unter bedenklichen Schwankungen war er vielleicht 30 Schritte weit gefahren, da setzte er sich auf einmal kunstgerecht im Sattel fest und strampelte mit einer Geschwindigkeit vorwärts, die jedem Distanzfahrer Ehre gemacht hätte. Roß und Reiter sah der Verkäufer niemals wieder. Dafür brachte dem Erstaunten der Postbote das schon verloren geglaubte Geld auf H.ller und Pfennig. Als Entschuldigung des Ausreißers erh'elt der Abschnitt die Worte: »Ich wollte gestern nicht wieder umkehren. Besten Dank tür den Unterricht."
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Abermals dringe ich durch den Menschenstrom, der mit jeder Minute zu wachsen scheint, vor und begebe mich, der Aufforderung folgend, auf die linke Seite des Saales.
Dort stand an der gelben eichenen Thür: »Percy Barke" und aus der Thür zur Rechten mit derselben prahlenden Schrift: „Benjamin Hood." Man hatte den Namen des Ermordeten noch nicht ausgelöscht.
Dort drinnen hinter der ersten Thür befand sich der Mann, der hier jetzt allein zu schalten und zu walten hatte. Für seine Rechnung floß das Geld in die Kaffe, — er hatte diese Welt im kleinen gegründet, geschaffen, organisiert, — Percy Barker mußte ohne Zweifel ein ungewöhnlicher Mensch sein, er mußte einen rastlosen Fleiß, einen eisernen Willen besitzen, einen Willen, der sich durch niemand biegen, durch nichts beeinflußen ließ; man erzählte sich die unglaublichsten Dinge von seiner Arbeitskraft; er besaß eine unübertreffliche Energie — und ein steinhartes Herz.
Lautlos öffnete sich die schwere eichene Thür und mit einem gewissen Beben trat ich ein.
Ich befand mich in einem sehr geräumigen, aufs prächtigste möblierten Zimmer. Kostbare Gemälde, klein: elegante Sofas, die ganz willkürlich und doch mit einer gew.ssen Symmetrie hier und da im Zimmer aufgestellt waren, Tische mit Büchern und Bildwerken, — so sah Nr. Bäckers Empfangszimmer aus.
(Fortsetzung folgt.)
Auslösung des Rätsels in Nro. 103:
Wieland, Wien, Wein, Lied, Newa, Indien, Lawine, Wand, Wind, Lind«.