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Dienstag den 5. September

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmol.

je K

auswärts je 8 ^ di« 1jpalt.Zeile

1893 .

Amtliches.

Uebertragcn wurde die Schulstelle in Cresbach, Bez. Freudenstadt, dem Schulamtsverweser Dittus in Oberwaldach, des­selben Bezirks, die in Oberwaldach, dem Stellvertreter Stäbler in Zillhausen, Bez. Balingen, die neuerrichtete vierte in Degerloch, Bez. Plieningen, dem Schullehrer Bolz in Herzogsweiler, die in Emmingen, dem Schullehrer Vogel in Hütten, Bez. Löwensteiu, die zweite in Illingen, Bez. Kneitlingen, dem Schullehrer Eupper in Pfalzgrafenweiler.

Gestorben: Martin Schwämmle, alt Ochsenwirt, Calw; Michael Steininger, Lammwirt, Oberkollbach.

D Die fueristischeu Kundgebungen.

Aus den Nordprovinzen Spaniens kommm seit vierzehn Tagen fortgesetzt Nachrichten über Kund­gebungen zu gunsten derFueros." Es sind das alte ständische Vorrechte der baskischen Provinzen, die nach dem letzten Karlistenaufstand aufgehoben worden sind.

Es ist eine in Spanien ständig wiederkehrende Erscheinung, so urteilt die,Schles. Ztg/, daß solche Demonstrationen, also Protests der aus ihre provin­ziellen Vorrechte eifersüchtigen Volkselemente gegen die zentralisierenden Bestrebungen der Madrider Regie­rung, regelmäßig dann in Erscheinung treten, wenn ein liberales Ministerium am Staatsruder ist. Der Konservativmus mit seiner größeren Achtung vor dem geschichtlich Gewordenen geht Konflikten mit den alten Ueberlieferungen und Einrichtungen, an denen das Herz des Volkes, wenn auch vielleicht öfters sehr zu Unrecht, hängt, instinktiv aus dem Wege, indes der Liberalismus es für seine Aufgabe ansieht, den modernen Staatsbegriff auszugestalten, ohne viele Rücksicht darauf, ob er in Verfolg seines Strebens der Volksseele Wunden schlägt oder nicht.

In dem übrigens zutreffenden Urteile des ge­nannten Blattes liegt kein Vorwurf gegen das liberale Regiment SagastaS. Gegenwärtig, wo besonders San Sebastian (der Sommeraufenthalt der Königin- Regentin) zum Schauplatze fueristischer Kundgebungen wurde, kann man zweifelhaft sein, auf wessen Seite das größere Recht liegt. Das Ministerium Sagasta arbeitet aus finanziellen Ersparnisrücksichtcn, die in Spanien gerade jetzt sehr am Platze erscheinen, sowie aus Erwägungen allgemeiner politischer Art auf größt­mögliche Vereinfachung des Verwaltungsapparates, auf die Einziehung einer ganzen Reihe von Stellungen, namentlich in der Provinzialverwaltung, hin, die das Land erhebliche Summen kosten und im Grunde doch recht entbehrlich find. Die betreffenden Provinzen wollen nun die ihnen verschiedene Vorteile gewähren­den Verwaltungsstellen nicht missen und denken auf Abwehr. Daher die seit Wochen wachsende Erregung der Volksleidenschaften, daher die Demonstrationen gegen den Ministerpräsidenten Sagasta und die Not­wendigkeit, Militär nach dem Schauplatze dieser Ausschreitungen heranzuziehen. Es kommt noch ein anderes hinzu, um die Erregung des Volkes zu er­höhen. Infolge der Sperrung der französischen Grenze gegen die spanischen Weine können die spanischen Weinbauern ihren Wein nicht mehr oder nur zu wahren Schleuderpreisen an den Mann bringen. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht -- daher ihr zu Gewaltthaten geneigtes Auftreten.

Aehnliche Verhältnisse sind auch in den großen Weinbezirken des Ostens zu Tage getreten. Die Preise, zu denen dort jetzt der früher so reichen Er­trag abwerfende Wesst infolge mangelnder Ausfuhr geradezu verschenkt wird, find unglaublich und mancher Bauer läßt seine Trauben lieber an den Stöcken ver­faulen, als daß er die Kosten des Lesens aufwendet, die sich nicht mehr bezahlt machen. Es liegt auf der Hand, daß man, wenn man solchen Leuten nun noch mit Steurrerhöhungen wie sie der neue Staatshaushalt Vorsicht kommt, zu Konflikten gelangen umß, »üd die Läge, in der sich augenblick­lich die Regierung befindet, ist daher keineswegs be­neidenswert» Es geht in diesen Tagen wie ein ner­vöses Zittern durch das Land und es giebt wohl

keinen, der dem l. Sept., dem für die Durchführung der beschlossenen Refoimen angesctzten Tage, nicht mit einiger Sorge eutgegengesehen hätte.

Auch die Regierung ist von dem Ernst der Lage durchdrungen und hat, kevor sie den letzten Schritt that, den Ministerpräsidenten selbst nach San Sebastian gesandt, um der Königin nochmals den ganzen Sach­verhalt klarzulegen und sich des unbedingten Ver­trauens der Krone zu vergewissern. Sagasta ist dort von der Bevölkerung mit Pfeifen und Zischen, sowie mit dem Ruf:Nieder mit Sagasta, hoch die Fueros!" empfangen worden und der Königspalast mußte militärisch besetzt werden. Da nun aber kein Zweifel besteht, daß auch die Königin - Regentin von der Notwendigkeit der Reformen überzeugt ist, so muß dann, was auch immer kommen mag, kräftig vorgegangen und nicht länger gezaubert werden. Es wird sich nun zeigen, ob z. B. die Gewerbetreibenden Valencias ihren Beschluß, ihre Läden zu schließen und überhaupt keine Steuern zu zahlen, ausrecht er­halten werden oder nicht. Auch nach Coruna und Vitoria, das noch immer in Belagerungszustand ist, , richten sich ängstlich die Blicke der Behörden. Es ! sind dort indes alle Maßregeln getroffen, um jede auf­rührerische Regung im Keime zu ersticken, wie denn überhaupt die Regierung, so lange sie sich noch auf das Heer verlassen kann, nichts ernstlich zu fürch­ten hat.

Immerhin ist die Atmosphäre etwas schwül, und selbst ein Mann wie Canovas del Castilo, der Füh­rer der Konservativen, also der Opposition, hält den Augenblick für gekommen, seine Anhänger zu ermah­nen, sich in allen Fragen, die sich auf die Aufrecht- erhalrung der öffentlichen Ordnung beziehen, auf seiten der Regierungspartei zu stellen.

* Alte »steig, 3. Sept. Der denkwürdige Tag von Sedan ging auch hier nicht vorüber ohne eine bescheidene Gedenkfeier. Der Kriegerverein hatte auf Samstag abend in den grünen Baum zu einer ge­selligen Unterhaltung unter Mitwirkung des Lieder­kranzes einladen lassen und es leistete dem Rufe eine ganz stattliche Anzahl Einwohner aus allen Ständen Folge. Mit dem Gesang des LiedesBrüder reicht die Hand zum Bunde" leitete der Liederkranz die Feier ein, der Kassier des Kciegerveretns Hr. Fr ick hieß die Anwesenden willkommen und erteilte dann Hin. Präzeptor Schnierle zu einer Ansprache das Wort. Hr. Schnierle hielt eine formvollendete kernige Rede, in welcher er hervorhob, daß es Pflicht und Ehren­sache sei, den Sedanlag nicht ungefetert vorübergehen zu lassen; wie lange sei z. B. der Tag der Wiederkehr der Leipziger Schlacht gefeiert worden, ohne vollberech­tigten Grund, ohne daß das Herz des Deutschen eigent­lich habe mitlhun können, denn dazumal habe die Diplomatie ein frevelhaftes Spiel getrieben und durch die Mctternich'sche Politik sei das Volk um die Früchte des Sieges betrogen worden. Ganz anders liege die Sache bei den 70er Waffenerfolgen; der denkwürdige Tag von Sedan habe uns das längst heißersehnle einige Deutsche Reich wiedergeboren, und uns einen deutschen Kaiser gebracht. W.nn auch nicht alles zum Tröste gereiche, und nicht alles Erhoffte sich erfüllt habe, so ständen wir doch ge­schützt und mächtig da und vermögen im Rate der Völker ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Für die Schlag auf Schlag im 70er Feldzuge erfochtenen Siege weise die Geschichte kein ähnliches Beispiel auf, auch deshalb habe man alle Ursache, sich den Tag von Sedan, diesen der Erinnerung geweihten Tag sich nicht verkümmern zu lassen, vielmehr müsse man ihn bis in die fernsten Zeiten Hochhalten. Dann be leuchtete der gewandte Redner in poesievoller Dar­stellung die Treue des schwäbischen Volkes zum deut­schen Reiche, speziell aber der Bevölkerung unseres Schwarzwaldes, die ein Bild der festgegründeten

schlichten und einfachen Tanne des Waldes an Treue und Glauben und der Liebe zu seinem Vater­lande sesthalte. Redner schloß, diese edlen Tugenden möchten unsere Schwarzwaldbewohner auch fernerhin gleich einem teuren Schatz bewahren und mit einem Zfachen Hoch auf das deutsche Volk, auf das deutsche Heer und seinen Schirmherr», den deutschen Kaiser, schloß der Redner seine aufs beifälligste aufgenom­mene Ansprache. Noch mehrere Toaste und Gesänge folgten und den Schluß bildete der gemeinsame Ge­sang:Die Wacht am Rhein."

* Altensteig, 4. Sept. In Grömbach, wo in letzter Zeit eine Wafferlcitung nach Gröber'schem System erbaut worden ist, wurde am gestrigen Sonn­tag die Eröffnung der Wasserversorgung festlich be­gangen. Der Ort war aus diesem für die Einwoh­ner so freudigen Anlässe festlich geschmückt. Kein Haus kam uns zu Gesicht, das nicht mit Kränzen oder Guirlanden dekoriert war, was auf jeden Frem­den einen guten Eindruck machte. Es schien anfäng­lich, als sollte dem Feste die Gunst des Himmels versagt sein, denn am Samstag abend und auch während der Nacht ging ein wohlthättger Regen nieder und der Sonntag Morgen brachte ein solch' düsteres Gewölk, daß mau annehmen mußte, es komme ein gemachter Regentag, es kam aber nicht so, es blieb beim Gewölk und das Fest konnte seinen un­gehinderten Verlauf nehmen. Zwischen 1 und halb 2 Uhr wurden die cinrückenden Feuerwehren sehr ehrenhaft empfangen und alsbald wurde vor dem Gasthaus zum Hirsch Aufstellung zum Festzug ge­nommen. Der Zug ordnete sich in folgender Weise: voraus gingen 2 Vorreiter, diesen folgte die Alten- stciger Feuerwehrkapelle; dann kamen die Schulkinder mit ihren Lehrern, die erschienenen Ehrengäste, die bürgerlichen Collegien von Grömbach, die Feuer­wehren von Altensteig, Böfingen, Edelweiler, Erz­grube, Herzogsweller, Jgelsberg, Pfalzgrafenweiler, Wörnersberg und schließlich die Grömbacher Feuer­wehr. Es war ein ansehnlicher Zug, der sich gegen 2 Uhr durch die Ortsstraßeu nach dem Wasserbehäl­ter bewegte, der in der Nähe des Ortes in höchster Lage erbaut ist. Vor dem hübsch geschmückten Wasserbehälter nahm der Zug Ausstellung, es wurden dann die 3 ersten Verse des Gesangbuchltedes Nr. 2: .Nun danket alle Gott" gemeinsam gesungen, worauf Herr Pfarrer Roller, die Festrede hielt. Derselben legte er die Worte zu Grunde: Psalm 118, 24:Dies :st der Tag, den der Herr macht; laßt uns freuen und fröhlich drinnen sein." Der Herr Redner führte über diese Bibelworte im wesentlichen aus, daß die Gemeinde wahlberechtigt sei, sich über die empfangene Wohlthat der Wasserversorgung sich recht herzlich zu freuen und den Tag, den der Herr gemacht habe durch ein Fest zu begehen, nur müsse vor allem Gott die Ehre gegeben werden und der innigste Dank zum Himmel gerichtet werden, zum Lenker der Geschicke. Denn sein Werk sei es, daß die Einigung zustande ge­kommen, durch welche der Bau der Wafferlcitung ermöglicht worden sei. Der Herr Redner gab dann einen kurzen Rückblick auf die Vorgeschichte des Baues, der schon vor nahezu 50 Jahren angestrebt, aber erst durch die Brandfälle im Vorjahr infolge Blitzschlags eine greifbare Gestalt angenommen habe. Besten Dank gebühre den bürgerlichen Kollegien, welche die Kosten für die Anlage bewilligt haben, den bauaus­führenden Beamten und Arbeitern, wie überhaupt Allen, welche zum Gelingen des Ganzen beigetrage» haben. Mit dem Wunsche, die Leitung möge bis in die fernsten Zeiten ihre guten Dienste nicht versagen und mit der Vermahnung, das Fest wolle würdig be­gangen werden, schloß der Herr Geistliche seine wohl- gelungene Festrede. Hierauf sang der dortige Ge­sangverein das Lied:Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre". Der Zug begab sich dann in den Ort zurück, wo eine Aeuerwehrprobe abgehaltev wurde, die gut ausfiel und die insbesondere darge-