«nd so war die Feuerwehr zur Unthätigkett verdammt. Dem „Pforz. Beobachter" wird über den Brandfall noch geschrieben: In dem Löwenwirtshaus waren die vom Pforzheimer städt. Hilfsverein zur Erholung dorthin geschickten Kinder »ntergebracht. Dieselben waren gerettet bis auf eines. Ein Salmbacher Bürger wollte dasselbe aufsuchen, mußte aber wegen des starken, beißenden Rauchs sich wieder zurückstehen. Da unternahm es der Goldarbetter Jabob Schroth von Salmbach noch einmal, durchsuchte mit eigener Lebensgefahr die Bettstellen der Kinder, fand das noch fehlende in Decken ganz eingewickelte Kind vor und brachte es auch glücklich in Sicherheit, ohne selbst Schaden zu nehmen. Bravo!
* Großbottwar, 24. Aug. Laut einer städtischen Bekanntmachung sind die hiesigen Weinberge von heute ab geschloffen. Genau einen Monat früher als voriges Jahr.
* Einem von R. Fritzgärtner (Sohn des Herrn Oberlehrers Fritzgärtner in Reutlingen) in Honduras (Amerika) herausgegebenen Blatte entnehmen wir, daß der bekannte Millionär und Minenbesitzer Gould durch die Silber-Panik 100 Millionen Dollars verliert.
* Ravensburg, 23. Aug. Der frühere Hauptmann Miller, wohnhaft in Zürich, hat an die Staatsanwaltschaft eine Erklärung gerichtet, worin er seine Bereitwilligkeit kund giebt, wegen der ihm zur Last gelegten Reate vor Gericht zu erscheinen. Miller bittet, ihn in die Hauptverhandlung zu laden, da er derselben „sehnsüchtig entgegensehe", um endlich Gelegenheit zu finden, alle seine Beweisstücke für die Ereignisse, welche ihn in den letzten Jahren betroffen haben, vor Gericht zu präsentieren. Veranlassung zu der steckbrieflichen Verfolgung und zur Beschlagnahme feines in Württemberg befindlichen Vermögens gab wahrscheinlich ein Memorandum, in dem Herr Miller sich mit der Gewährung eines Gnadengehaltes an einen Major beschäftigt. Solche Gewährungen geschahen früher aus Privatmitteln des Königs, während sie im vorliegenden Falle aus Mitteln des Militäretats bethätigt wurde. Herr Miller folgerte hieraus eine verfassungswidrige Verwendung, während es sich vermutlich um Bewilligungen aus dem Dispositionsfonds gehandelt hat.
* (Verschiedenes.) Auf dem Lehrhof, zur Gemeinde Stetnheim gehörig, wurde dem Landwirt Hönes, während er selbst und seine Fra« abwesend war, eine silberne Zylinderuhr nebst goldener Kette und 60 Mk. in Gold entwendet. — In Dun- ningen stürzte der mit Garbenlegen beschäftigte Bauer Matthias Flatg, ca. 60 Jahre alt, ein braver fleißiger Mann, von der Bühne ab und erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er nach Verfluß einer Stunde verstarb. — Ein Schneidermeister in Weile rshe im, welcher schon 8 Tage vermißt ward, wurde von badenden Schulkindern in einem Weidenbusch erhängt aufgefunden. Zerrüttete Vermögens- Verhältnisse sollen den Selbstmörder zu diesem unglückseligen Schritte getrieben haben.
* In Offenburg läßt die Eisenbahnverwaliung gegenwärtig vom Bahnhof aus zum Floßkanal der
Lokomotiven aus der Kinzig zu decken. Die Grab» arbeit durch diese Lößschtchte beim Bahnhof förderte bis jetzt drei Mammuthköpfe zu Tage in IVr bis 2 Meter Tiefe. Sie sitzen in ungestörter ursprünglicher Lößschichtung. Die Tiere sind wahrscheinlich nach Abfluß der Rheinwasser der zweiten Etsperiode im weichen Schlamme stecken geblieben.
"(Beispiel der segensreichen Wirksamkeit der Sanitäts-Vereine.) In einer Gemeinde der badischen Baar, der Name thut nichts zur Sache, hatten Müllersleute ein freudig heranwachsendes etwa Mhriges Kind, das vermutlich beim Versuch, seinen in den Mühlkanal gefallenen Ball wieder aufzufischen, ins Wasser fiel. Erst nach einiger Zeit wurde der Unglücksfall entdeckt und das Kind anscheinend tot dem nassen Elemente entrissen. In der Gemeinde ist kein Arzt ansässig und im günstigsten Falle mußten mehrere Stunden verstreichen bis es gelang einen Arzt herbeizuholen. Zum Glück hatte die tätlich erschrockene Mutter des verunglückten Kindes vor Jahren die Uebungen eines Sanitätskurses mttgemacht und obwohl alle, welche das leblose Kind sahen, jede Hoffnung aufgaben, ließ sie sich nicht beirren, stellte Wiederbelebungsversuche an, indem sie die künstliche Atmung einleitete und wohl eine Stunde lang fortsetzte, so wie sie es seiner Zeit gelernt hatte, ohne daß sie wohl daran gedacht, daß sie diese Manipulation einst in solch ernstem Fall an einem ihrer Lieben zu erproben haben würde. Nach einer langen Stunde eifrigen Bemühens zeigte sich zur großen Freude der Mutter auch der Erfolg: langsam kehrte das Leben wieder zurück und als der Arzt ankam, war das Kind gerettet und er konnte nur der glücklichen Mutter seine Anerkennung aussprechen für die besonnen und sachgemäß und darum mit Erfolg vorgenommenen Wiederbelebungsversuche.
* Berlin, 25. Aug. Der durch die am 1. Okt. in Kraft tretende Neuformation des Heeres veranlaßte Mehrbedarf an Pferden soll in erster Linie durch Bezug unmittelbar von den Züchtern selbst gedeckt werden, um diesen Gelegenheit zu bieten, ihren überschüssigen Vorrat zu annehmbaren Preisen zu verwerten; nur unter besonderen Umständen soll die Heranziehung von Händlern gestattet sein.
* Berlin, 25. August. Aus Ersparungsrück- stchten soll in den Personenzügen der preußischen Staatsbahnen vom 1. Oktober ab die erste Wagenklaffe fortfallen, soweit dadurch nicht berechtigte allgemeine Interessen geschädigt werden.
* Das höchste Strafmaß für eine vorsätzliche Sachbeschädigung erkannte die Strafkammer Berlin I dem Kaufmann Isidor v. Grabowski zu. Derselbe hat sich am 24. Juni den Scherz geleistet, 2 große Spiegelscheiben in einem Geschäftslokal, welche einen Wert von 500 Mk. hatten, zu zertrümmern. Der Angeklagte behauptete, daß er sich an dem Geschäftsinhaber habe rächen wollen. Da der Angeklagte schon ein stattliches Strafregister aufzuweisen hatte, so verurteilte ihn der Gerichtshof zu 2 Jahren Gefängnis.
* Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht einen vom 21. Juli d. I. gezeichneten Erlaß des preuß. Ministers des Innern, betreffend die
nachgemachter, wenn auch vollwertiger Silbermünzen. Das Sinken des Silberpreises — so führt der Erlaß aus — hat zur Folge, daß unsere zwar schon an sich unterwertig ausgeprägten Scheidemünzen zur Zeit nicht mehr den wirklichen Wert besitzen, den sie nach Ansicht und Bestimmung des Gesetzes haben sollten und zu dem sie im täglichen Verkehr genommen werden, sondern nur wenig mehr als die Hälfte dieses Wertes. Es liegt daher, je tiefer der Silberpreis sinkt, der Anreiz und die Gefahr um so näher, daß in Schrot und Korn durchaus vollwertige Münzen im In- und Auslande nachgeprägt und hier mit nicht unerheblichem Gewinn in Umlauf gesetzt werden. Unter diesen Umständen erscheint es angezeigt, die Polizeibehörden auf die naheliegende Möglichkeit deS Eindringens nachgemachter Münzen in den Klemver- kehr hinzuweisen. Neben der sorgfältigen Beobachtung, ob nachgemachte Münzen überhaupt in den Verkehr kommen, haben die Polizeibehörden hauptsächlich darauf zu achten, ob in ihren Bezirken übermäßige Ansammlungen von größeren Beträgen in Kleingeld stattfinden, da schon in diesem Falle die Vermutung für die Einführung nachgemachter Münzen vorliegen und eine erhöhte Aufmerksamkeit darauf zu setzen sein würde, daß unter den umlaufenden Münzen keine Nachahmungen sich befinden.
* Eine natürliche und vorausgesehene Folge des Zollkrieges ist die Zunahme des Schmuggels an der deutsch-russischen Grenze. Wie von offiziöser Sette geschrieben wird, ist diese Zunahme nach übereinstimmenden Nachrichten aus den Grenzbezirken eine ganz ungeheure. Es wird hinzugefügt, daß die sonst sehr strengen und rücksichtslosen russischen Grenzwachen nichts thun, um den Schmuggel russischer Waren nach Deutschland zu verhindern. Im Gegenteil, es habe beinahe den Anschein, daß von ihrer Seite alles geschehe, um diesen unrechtmäßigen Verkehr geradezu zu fördern. Eine Verstärkung unseres Grenzaufseher- Personals sei bereits im Gange und werde nach Möglichkeit beschleunigt werden.
* Wegen Unterschlagung von etwa 31000 Mk. wird der 58jährige Bankier Louis HauLmann auS Hamburg von den dortigen Behörden verfolgt.
Ausländisches.
* In der „Neuen Freien Presse" veröffentlicht man auf dem Umwege über Petersburg die Zugeständnisse, welche die österreichischen Bahnen den Vertretern der russischen Bahnverwaltungen und des russischen Finanzministeriums in den in Wien abgehaltenen Konferenzen gemacht haben. Für den Durchgangsverkehr über Oesterreich nach Norddeutschland wurde vereinbart, daß der gesamte Frachtsatz auf der russisch- österreichischen Eisenbahnroute nicht größer sein soll, als der gesamte Frachtsatz auf der russisch-deutschen Konkurrenz-Route; in jenen Fällen, wo die russisch- österreichische Route infolge des Tarifs der österreichischen Bahnen billiger erscheint als die russisch- deutsche Konkurrenz-Route, soll eine Erhöhung nicht stattfinden." Man darf annehmen, daß die bekannte in Deutschland jüngst ergangene Verordnung über Produktionsnachweise für einzelne österreichische, auch ' von Rußland stark eingeführte Erzeugnisse — für die
Eine Woche. (Nachdruckverboten.)
Krimjnal-Roman von M. . . .
(Fortsetzung.)
Ja, der Ausgangspunkt! Nach welcher Himmelsrichtung sollte ich mich nur begebend Aus Thomas war nichts herauszubringen. Mit Gewalt konnte ich ihn nicht zwingen. Vielleicht wußte er auch wirklich nichts. Hatte denn Förster keinen Bekannten, keinen Freund, dem er seine Pläne und Gedanken mitzuteilen Pflegted
Nein, er war einsam, er lebte sein Leben für sich, - er —
Und mein Versprechen? Sieben Tage! Einen Monat, ein Jahr mußte ich haben! Es gibt Verbrechen, die erst nach Jahrzehnten ans Tageslicht kommen! Ja, es gibt solche, die niemals entdeckt werden.
Aber dies Verbrechen sollte aufgedeckt werden, in diese Sache muß Licht und Klarheit kommen.
Ich öffnete das Fenster und steckte den Kopf hinaus. Die kalte, reine Luft kühlte meine brennende Stirn. Ich faßte wieder Mut. Ich war ja kein Anfänger, kein Kind mehr.
Und obendrein mußte mir dieser Morrison in den Weg kommen! Nun ja! Ihn wollte ich schon unschädlich machen.
„Mr. Moore befehlen?" Schnell wie der Blitz war er da.
„Helfen Sie mir den Rock anziehen. So, nun nehmen Sie meine Tasche — nein, lassen Sie nur. Laufen Sie hinunter und holen Sie mir eine Droschke. Und jetzt, wo ich fort bin, verlasse ich mich ganz auf Sie, hören Sie?"
Er sah mich mit ernsthaftem, treuherzigen Blick an, verneigte sich und verließ das Zimmer.
Da schellte es so nachdrücklich und anhaltend, als sollte es niemals ein Ende nehmen. Abermals eine Verzögerung? Aber ich wollte mich durch nichts mehr aufhalten lassen.
„Oeffnen Sie, Henry."
Eine Sekunde verging.
Henry trat ein, eine Karte in der Hand.
Ich nahm sie ihm hastig ab und las.
Ich las wieder und wieder.
„Darf ich eintreten?" Es war eine weiche, klangvolle Stimme, eine Stimme, in der etwas Tieftrauriges, unendlich Anziehendes lag.
Ich atmete tief auf, warf meinen Ueberrock ab, gab Henry ein Zeichen sich zu entfernen und antwortete :
„Bitte, treten Sie näher, Herr Förster —!" denn es war sein Name, den ich auf der Karte gelesen. Er, der Mörder, den ich verhaften sollte, er war hier bet mir — ich brauchte ihn nicht mehr zu suchen.
Jetzt, jetzt war der Augenblick gekommen! Er trat ins Zimmer.
Selten oder niemals habe ich einen Mann von anziehenderem Aeußeren gesehen; die dunkelblauen,
klaren Augen mit dem scharfen, intelligenten Blick, die fest aufeinander gepreßten Lippen, die hohe Stirn, aus der das Haar zurückgestrichen war, alles machte einen vorteilhaften Eindruck. Er war groß, ging aber ein wenig vorn übergebeugt — was Jahre nicht vermögen, vermag der Kummer während eines Tages, einer Nacht.
Seine klangvolle und doch verschleierte Stimme machte den Eindruck, als grübele der Sprecher über etwas nach, was er niemand anvertrauen könne.
Ich achtete genau auf Försters Hände. Sie waren ungewöhnlich klein und wohlgebildet — klein wie die einer Frau. Als ich ihm aber die Hand reichte — er war ja mein Gast — fühlte ich, wie fest und sehnig sie waren. Und sie mußten ja auch eine ungewöhnliche Kraft besitzen — hatten sie doch ein wirklich teuflisches Werk verrichtet.
„Nehmen Sie Platz, Mr. Förster. Sie wünschen mich zu sprechen?"
Er setzte sich ohne weiteres auf das Sofa. Nachdem er mich einen Augenblick nachdenklich angesehen hatte, begann er:
„Ja, Mr. Moore, ich wünsche Sie zu sprechen. Aber vor allen Dingen bedarf es einer Erklärung, weshalb ich hier bin — hier bei Ihnen. Ich war, wie Sie wissen, verreist. Ich kam soeben nach New- Jork zurück. Wie Sie leicht begreifen werden, befinde ich mich in einem Zustande der Verwirrung, der Ueberraschung. Dieser Mord, der begangen ist — durch die Zeitung erfuhr ich diese traurige Begebenheit. Dienstag morgen las ich es. Wenige