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Dienstag dw 29. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
Amtliches.
Mit Wirkung vom 4. September ds. Js. an wird das Pfarrdorf Grömbach vom Postbezirk Pfalzgrafenweiler abgetrennt, um künftig von Altensteig aus landpostmäßig bedient zu werden. Am gleichen Tage wird in Grömbach eine Posthilfstelle ins Leben treten.
Die Amts-Versammlung hat am 14. d. M. beschlossen, daß die Fuhren der Feuerwehren und der Feuerlösch-Geräte an den Uebungs-Ort künftig in den Gemeinden verakkordiert und die Kostenzettel der Nmtspslege eingereicht werden.
Gestorben: Christian Rauser, Oekonom, Nagold; Fried- rich Burghardt, Sattler, Oberthal.
D Ausländische Prinzen auf deutschen Thronen.
Während die deutsche Presse im allgemeinen den Regierungsantritt des Herzogs Alfred von Edinburg in Gotha sympathisch oder doch ohne erkennbares Mißvergnügen ausvimmt — die liberale Presse begrüßt ihn sogar ausdrücklich, als einen liberalen Fürsten — macht der hochkonservative «Reichsbote* eine beachtenswerte Ausnahme, indem er schreibt:
„Wir gestehen ganz offen, daß es durchaus gegen unser nationales Empfinden geht, daß ein englischer Herzog und Admiral Regent eines deutschen Landes und als solcher deutscher Bundesfürst sein soll. In früheren Zeiten, als die Dynastien noch absolut regiert und im eigentlichen Sinn Herren über Land und Leute waren, als Deutschland ein zerstückeltes Land und das Nationalttätsbewußtsein zerrissen war, ertrug man solche Dinge viel leichter, aber wir müssen offen gestehen, daß wir gedacht hatten, in der Zeit des so glorreich errichteten neuen Reichs und der konstitutionellen Verfassungen habe das Erbrecht auf die Regierungen deutscher Länder an der Nationalität eine unübersteigliche Schranke und ein Ausländer könne die Regierung über ein deutsches Volk ntcht erben, wie man Grundbesitz erbt! Es könnte ja der Fall eintreten, daß der Herzog von Edinburg und sein junger Sohn sterben — dann würde die Regierung des Herzogtums Koburg-Gotha an irgend einen anderen englischen Prinzen Wergehen. Allein es gibt auch noch andere deutsche Länder, wo die Verbindung der Fürstenhäuser mit auswärtigen — österreichischen und russischen — Fürstenhäusern eine sehr enge und die Zahl der einheimischen Prinzen eine geringe ist, so daß die Möglichkeit keineswegs ausgeschloffen ist, daß dereinst österreichische Erzherzöge oder russische Großfürsten die Regierung übernähmen! — Der Gedanke daran ist für das deutsche Nationalbewußtsein und -Gefühl unerträglich und wir fürchten, daß, wenn er dem deutschen Volke thatsächlich aufgezwungen wird, das nur zur Herabminderung des Ansehens und der Bedeutung der Monarchie gereichen kann.*
Wie du mir, so ich dir! sagt ein Sprichwort, das zwar nicht zu loben ist, indessen der Praxis entspricht. Hat Deutschland ein Recht, sich zu beklagen, wenn eines seiner kleinsten Staatengebilde zu einem Herrscher kommt, der einem außerdeutschen Fürstengeschlecht angehört? Es mag dies das nationale Empfinden verletzen — das soll zugegeben werden — aber wenn wir uns die Throne Europas ansehen, so finden wir viele derselben mit deutschen Fürsten besetzt. Daß in Rußland seit Peter III. das Haus Oldenburg regiert und sich häufig durch Heiraten mit deutschen Prinzessinnen in seinem Blute deutsch auffrischt, ist eine Thatsache, auf die hier nicht allzugroßes Gewicht gelegt werden soll. Aber auch die Kinder der Königin Viktoria sind ja in gewisser Beziehung Deutsche, denn ihr Vater war ein Deutscher, eben der jüngere Bruder des nun verstorbenen Herzogs Ernst. Auf Belgiens Thron fitzt ein deutsches Fürstengeschlecht, und zwar ebenfalls das koburgische, von dem ein Settensproß auch in Bulgarien herrscht. Rumänien hat eines hohenzollernschen Prinzen zum König, Luxemburg einen früheren deutschen Fürsten zum Großherzog.
Vielleicht wäre trotzdem die Aufnahme eines Artikels in die Reichsverfaffung zu wünschen, der die Besteigung eines deutschen Fürstenthrones durch einen
ausländischen Prinzen ausschließt, nur erscheint es sehr fraglich, ob solch' ein Artikel die Zustimmung des Bundcsrates finden würde. Indessen ist die Sache auch nicht so schlimm, wie sie auf den ersten Blick scheinen mag. Von einem Standpunkte aus, der dem des „Reichsboten* entgegengesetzt ist, betrachten die „M. N. N." den Kobxrger Fall, indem sie ausführen:
„Wir sehen nicht den geringsten Schaden dabei, daß ein bisher englischer Prinz Herzog von Koburg- Gotha wird. Der junge Fürst wird ganz von selber durch die gewissenhafte Erfüllung seiner Pflichten zum Deutschen werden, wie er denn auch bisher schon den redlichen Versuch gemacht hat, bei «ns heimisch zu werden' (Allerdings hat das Blatt hier den Sohn des Herzogs von Edinburg im Auge, während bekanntlich der Vater selbst die Regierung angetreten hat. Red.) Daß die Verhältnisse des thüringischen Kleinstaates nur eng begrenzte find und daß somit etwaige Wirkungen dieser Thronfolge keine nennenswerte Ausdehnung erhalten konnten, braucht man nicht einmal ins Gewicht fallen zu lassen. Ein mißlicher Zustand wäre auch dann zu bekämpfen, wenn er sich auf einen kleineren Gebiets-Umfang beschränkte. Aber Nützlichkeiten sind eben nicht zu erwarten. Hier liegt der Hauptunterschicd zwischen dem Heute und der Zeit etwa, wo Hannover von London, Schleswig- Holstein von Kopenhagen aus regiert wurde. Die Aufsaugungskraft unseres deutschen Staatswesens wird eine Probe wie die der reibungslosen Einfügung des künftigen Herzogs von Koburg-Gotha in die Gesamtheit unserer Zustände mit aller Bequemlichkeit und Leichtigkeit bestehen.
LasdeSsachrichtes.
* Alten steig, 28. Aug. Samstag abend fand in der „Linde" die jährliche Hauptversammlung des Gewerdevereins statt. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Vortrag des Rechenschasts- b.erichts und die Mitteilung über die Thäligkeit des Vereins. Aus den Mitteilungen ging hervor, daß die Einnahmen und Ausgaben sich im Rechnungsjahr nahezu decken und daß die Thätigkeit des Vereins eine ersprießliche genannt werden muß. Mit Befriedigung wurde vernommen, daß die Amtskorporation Nagold dem Verein einen jährlichen Beitrag von 200 Mk. verwilligt hat (den gleichen Beitrag erhielt auch der Gewerbeverein Nagold verwilligt.) Die Neuwahl des Ausschusses bildete den zweiten Gegenstand der Tagesordnung. Durch geheime Abstimmung wurden die seitherigen Mitglieder nahezu einstimmig wiedergewählt, nur trat an Stelle des Hrn. Privatier Roller, Hr. Feitz Lutz, Gemeinderat. Da Hr. Roller auch die Kassterstelle nicdergelegt hat, ist dieselbe Hrn. G. Kempf, Gerber, übertragen worden. Als 3. Gegenstand kam zur Besprechung der Besuch der Carmstatter Bezirksgewerbe-Ausstellung durch den den Verein. Wohl in Folge der gegenwärtigen ungünstigen Zeitverhältnisse war keine große Geneigtheit zum Besuch der Ausstellung vorhanden, doch erklärten sich ca. 15 Mitglieder zum Besuch derseben und der Wanderversammlung der württbg. Gewerbevereine, welche in der Zeit vom 3. bis 5. Sept. in Cannstatt tagt, bereit. Der Vorstand, Hr. Holzhändler Maier sen., verlas die Tagesordnung der Wanderversammlung, und es umfaßt das Programm für den Haupttag: 1) Rechenschaftsbericht, Wahl des Vorstands, Ausschusses und nächsten Vororts. 2) Die Vertretung der Interessen des Kleingewerbestandes durch event. Errichtung eigentlicher Gewerbekammern. Berichterstatter Herr Karl Schindler aus Göppingen. 3) Ist die Errichtung von Filialen der Württ. Notenbank an einzelnen Plätzen des Landes Bedürfnis und welche Vorteile sind event. zu erwarten? Berichterstatter: Herr C. Spöhrer, Direktor der höh. Handelsschule Calw. 4) Die Ziele des Verbands deutscher Gewerbevereine mit dem Vorort Köln und die Frage
des Anschlusses an diesen Verband. Berichterstatter: Professor W. Beißwanger. 5) Vorschläge zur Abänderung der Grundlagen bezüglich der Erhebung der Beiträge zur Kranken-, Unfall- und Invaliditäts- Versicherung. Berichterstatter: Herr W. Metzger aus Göppingen. 6) Das gegenwärtige Verhältnis des Kleingewerbetreibenden zum Arbeiter. Berichterstatter: Herr Regierungsbaumeister Unseld in Ulm. 7) WaS kann zur Ausbreitung der Lehrlingsprüfungen geschehen? Berichterstatter: Herr Stadtpfleger Haug von Langenau. 8) Einladung au die Versammlung zur Stellung von Anträgen und Aeußerung von Wünschen in Bezug auf gewerbliche Verhältnisse. Nach dem gemeinschaftlichen Mittagessen Besichtigung der Bezirksgewerbeausstellung und der neuen Brücke.
Leitsätze zu Punkt 2 der Tagesordnung: I) Für die Vertretung der Interessen von Handel und Gewerbe sind als einheitliche Verbände die Handels- und Gewerbekammern beizubehalten. 2) Die bestehende Zusammensetzung der Handels» und Gewerbekam- mern ist dahin anszubauen, daß mindestens V, ihrer Mitglieder dem Gewerbestand angehört. Das bisherige Recht der Beiwahl ist aufrecht zu erhalten. Für einzelne Beratungen ist fakultative Trennung in Sektionen vorzusehen. 3) Wahlberechtigt ist jeder Gewerbesteüerpflichtige (ohne vorherige Anmeldung zur Wählerliste). 4) Die Wahl zur Handels- und Gewerbekammer erfolgt getrennt, so daß in gesonderten Wahlgängen a) die Vertreter der ins Handelsregister Eingetragenen und d) diejenigen der übrigen Gewerbesteuerpflichtigen gewählt werden und zwar so, daß jede Wählerabteilung nur ihre eigenen Vertreter wählt. 5) Die Gesamtzahl der in jedem Kammerbezirk zu wählenden Vertreter ist durchgängig zu vermehren. 6) Die Zahl der Abstimmungsbezirke ist dementsprechend zu erhöhen. 7) Die Gesamtkosten für die Handels- und Gewerbekammern sind aus Staatsmitteln zu
bestreiten. — Zum Besuch der Ausstellung resp. der Wanderversammluug wurde ein bescheidener Vereinsbettrag verwilligt und um eine zahlreiche Beteiligung zu erzielen, wird durch ein Zirkular noch besondere Einladung ergehen.
* Ebhausen, 28. Aug. Eine Nacht des Schreckens liegt hinter uns. Um 10V» Uhr brach in dem Hause des Johann Georg Krauß Feuer aus und in kurzer Zeit standen 3 Gebäude in Flammen, die auch vollständig abgebrannt sind. Die Gebäude gehören Johs. Schmälzte, Weber, Joh. Georg Krauß, Zeugmacher und Ludwig Schill, Metzger. Ohne das rasche und thatkräftige Eingreifen der Feuerwehr hätte großes Unglück entstehen können; so gelang es wenigstens den Brand zu lokalisieren. Man vermutet, daß der Brand durch Selbstentzündung von Waldstreu entstanden ist. Es konnte nur wenige Fahrnis gerettet werden. Durch den Brand sind 5 Familien obdachlos geworden.
* Freudenstadt, 24. Aug. In Schönmünzach brannte vorgestern ein Wohn- und Oekonomiegebäude ab. Der hiedurch am Gebäude und Mobiliar entstandene Schaden ist bedeutend. Ueber die Ursache des Brandes ist bis jetzt nichts bekannt, jedoch ist Untersuchung eingeleitet.
* Neuenbürg, 25. August. Gestern nacht wütete in dem IVs Stunden von hier entfernten Salmbach eine Feucrsbrunst. Das Luftkurgästen und Ausflüglern rühmlich bekannte Gasthaus zum Löwen, das Schul- und Rathaus, 2 Doppelwohnhäuser, ein einfaches Wohnhaus und 4 Scheuern, sowie verschiedene Nebengebäude sind bis aus den Grund niedergebrannt. Der Löwenwirt Walz, einige Kurgäste und einige Lehrer der Umgegend hatten sich bis 9 Uhr in der am Hof liegenden Kegelbahn vergnügt und waren kaum in die Wirtschaft zurückgekehri, als der Ruf Feuer! ertönte und binnen weniger Minuten das ganze langgestreckte Gebäude, das Schulhaus und zwei andere Gäude in Flammen standen; da ein heftiger Windstoß wehte, gab es Flugfeuer, das bet den durch die Hitze ausgedörrten Schindeldächern sofort zündete. Da alles mit der Rettung der Ferien- kolontsten, die weinend durcheinander sprangen, beschäftigt war und das Feuer mit rasender Geschwindigkeit verbreitete, so war es zu spät zur Rettung des Viehs und der Fahrnis. So verbrannten dem Löwenwirt 7 Stück Vieh, sowie die Habe sämtlicher
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