entgehen dadurch alljährlich nicht allein Millionen Steuern, das Publikum ist auch, weil die Kontrolle fehlt, nicht geschützt gegen den Ausschank verdorbener und verfälschter Biere. ES giebt Flaschenbierläden mittäglich 200 Liter steuerfreiem Bierumsatz, während Wirte mit über 80 Liter Absatz immer mehr ver­schwinden. Bei 600 konzessionierten Wirtschaften hat Stuttgart jetzt schon 660, Wiesbaden bet 268 Wirten 334 Flaschenbierverkäufer rc. Die Bitte der Wirte geht daher auf Einführung der Konzessions­pflicht des Flaschenbierhandels. Aus der Besteuerung des Flaschenbiers wären jährlich 10 Millionen Mark zu gewinnen. Weiter wird gebeten, die Vereinswirt­schaften im Staatsintereffe unter die für alle anderen Wirtschaften giltigen Gesetze zu stellen, ferner um Be­steuerung und Beaufsichtigung der Privatkostgebereten, Schaffung eines Atchgesetzes mit alljährlicher Nachaiche, Erteilung der vollen Konzession, d. h. auch zum Aus­schank von Liqueur und Branntwein, wo eine Wirt­schaft überhaupt notwendig ist. Minister Miguel äußerte sich diesen Wünschen gegenüber sympathisch und bemerkte insbesondere hinsichtlich des Flaschen- Lierhandels, daß nach einheitlichem Vorgehen der deutschen Einzelstaaten er beim Bundesrat für die Konzessionspflicht der Flaschenbtergeschäfte eintreten werde. In ähnlicher wohlwollender Weise äußerte sich zu der Deputation auch Frhr. v. Maltzahn, der die Ueberreichung der Denkschrift an sämtliche Minister der Bundesstaaten den Wirten warm empfahl.

* Ulm, 17. Aug. Der zu einer Monatlichen Uebung eingezogene frühere Einjährige Höfel im 2. Jnf.-Reg. Nr. 120, Sohn des Kanzleihilfsarbeiters in Stuttgart, wurde heute beim Hetmmarsch vom Regiments- exerzieren, das auf dem Lerchenfelde stattfand, von einem Hitzschlag betroffen. Er verlor bald das Be­wußtsein, sein Zustand ist ein besorgniserregender; seine Angehörigen in Stuttgart wurden sofort tele­graphisch verständigt. Das Regiment kehrte nach 12 Uhr bei 22° 8» im Schatten von dem IV 2 Stunden von hier entfernten Exerzierplatz zurück; es gab dabet eine Anzahl Kranke. Nachschrift: Der Reservist Höfel ist heute Abend gestorben.

* (Verschiedenes.) Vom Kocher wird dem Schw. B." berichtet: Das 10jährige Töchterlein eines Bauers in K. genoß vorige Woche mehreremal rasch junges Frühobst, es erkrankte bald darauf und starb an Darmverschlingung. Handelsleute aus dem Unterland ließen am letzten Samstag bei ihrem Weggang vonHinznang ein 5jähriges Kind zurück. Sie glaubten, dasselbe befinde sich schlafend im Wagen, während es sich spielend mit andern Kindern unterhielt. Zwei Stunden nach der Wegfahrt der Eltern eilte das Kind der Fährte derselben nach, scheint aber unterwegs gänzlich verirrt zu sein. In Merklingen wurden dem Johs. Nasser mittels Erbrechens eines Kastens verschiedene Wert-Gegen­stände gestohlen. In Aulendorf wurde ein IVz Jahre altes Kind von einem Bierwagen überfahren und war eine Stunde darauf eine Leiche. In Dürrmenz-Mühlacker wurde ein Lokomotiv­heizer während des Dienstes von einem Hitzschlag be­troffen. Der Ohnmächtige fiel gegen die Feuerung und zog sich auch noch Brandwunden zu. Er wurde sofort in das Bezirkskrankenhaus verbracht. Zwischen

Gine Woche. (Nachdruck verbotm.)

Kriminal-Roman von M . . . .

(Fortsetzung.)

Er saß auf dem Sofa und schrieb etwas in fein Buch."

In welches Buch?"

In fein Notizbuch. Und als ich das Zimmer verließ, sah ich, daß er es wie gewöhnlich in seine Brieftasche steckte."

Gut. Wissen Sie vielleicht, wann er fortging? Oder sollte der Portier das etwa wissen?"

Ich half ihm beim Anziehen feines Rockes. Der Herr sollte einen dickeren Rock anziehen, sagte ich zu ihm, es regnet stark. Aber er hörte nicht darauf, sondern ging. Die Uhr hatte gerade neun geschlagen."

Es ist gut, William, ich danke Ihnen."

Der Alte schüttelte den Kopf und ging. Er verstand scheinbar nichts von der ganzen Sache. Was konnte es nützen, ihn nach alledem auszufragen?

Anny Hood hatte sich erhoben. Sie wünschte augenscheinlich die Unterredung zu beenden. Aber ich hatte noch eine Frage an sie zu richten.

Wie sah das Notizbuch ihres Mannes aus?"

Es war ein kleines, dünnes Buch mit blau- seidenem Deckel. Wie William bereits sagte, pflegte er es in der Brieftasche zu verwahren."

Ich schwieg einen Augenblick und sann nach. Ich suchte meine Gedanken zu sammeln und das war

Zuffenhausen und Korn thal wurde eine Frau von Z. vom Zug überfahren. Dieselbe wurde zu einer unkenntlichen Masse zermalmt. In Bur­la d i n g e n feierte der Pens. Lehrer Pfister mit seiner Ehefrau die diamantene Hochzeit.

* Dona uesch in gen, 17. Aug. Heute früh 5 Uhr starb dahier ein von der Reise zurückgekehrter Studierender der Medizin, vermutlich an astatischer Cholera. Die Beerdigung war um 7 Uhr.

* Karlsruhe, 18. Aug. Nach einer offiziellen Meldung wurde bei dem am 17. August in Donau- eschingen verstorbenen Gymnasiasten, der von einer Reise nach Marseille leidend nach Donaueschingen zurückgekehrt ist, die Obolsra asiatios, bakteriologisch sestgestellt.

* Karlsruhe, 18. Aug. Wegen der Erbauung der Nebenbahn Karlsruhe-Herrenalb hat der Stadtrat mit der Firma Sönderop und Cie. in Berlin, die auch die Kratchgau- und Psorzheim-Ettlinger Bahn zu bauen übernommen, nach dem vorliegenden Ent­wurf einen Bauvertrag abgeschlossen, daß die Bahn nach Herrenalb, der großes Interesse zugewandt wird, in kurzer Zeit erbaut wird.

* Freiburg, 16. Aug. Die Unsitte, Erdöl in das brennende Feuer zu gießen, hat wieder ein Opfer gefordert. Die Schwester des Wirtes Schwer hier wollte ihrem Bruder, der erst dieser Tage seine Wirt­schaft übernommen hatte, in der Küche behilflich sein. Sie goß aus einer Kanne Erdöl in den angefeuerten Küchenherd, das Erdöl entzündete sich und setzte die Kleider der Frau in Brand, die nach kurzer Frist unter entsetzlichen Schmerzen starb.

* Aus Franken, 18. Aug. Der 1. Vorstand des Fränk. Bauernbundes, Frhr. Karl v. Thüningen, hat eine Petition an das bayr. Kciegsministertum gerichtet, worin unter Hinweis au? die Thatsachr, daß in Preußen bereits Militärkommisstonen, bestehend aus einem Jntendanturbeamten, Metzger und Feld­webel, sämtliche Viehmärkte besuchen und dort direkt von den Bauern ohne Zwischenhändler Vieh sowohl zum Gebrauch, als frisches Fletsch, wie zu Konserven kaufen, gebeten wird, in gleicher Weise in Bayern direkte Vieheinkäufe vornehmen zu lassen. Es wird behauptet, daß derart die Verkäufer mindestens 20°/» bessere Preise als beim Zwischenhandel erzielen.

* Berlin, 18. Aug. Nach einer Mitteilung des Reichsverficherungsamts wurden im Jahr 1892 aus­gezahlt an Altersrenten 21,4, an Invalidenrenten 1,3, zusammen 22,4 Millionen Mark. Im Reiche machten die Invalidenrenten 6 Prozent der Rentenzahlungen überhaupt, in Preußen 5, in Bayern 10 aus.

* Berlin, 18. Aug. Ein höherer Beamter des russischen Finanzministeriums besuchte gestern die Berliner Produktenbörse, um sich über die Lage des hiesigen Getreidemarktes gründlich zu unterrichten. Er wird sich von hier nach anderen deutschen Handels­plätzen, sowie nach Paris und London begeben.

* Berlin, 19. Aug. Das Armeeverordnungs- blatt veröffentlicht eine Kabinetsordre, wonach die in der Ordre vom 14. Febr. getroffenen Anordnungen betr. die größeren Truppenübungen abgeändert werden. Nach der Ordre halten das 8., 14. und 15. Armee­korps vor dem Kaiser Manöver. Jedes Armeekorps

nicht so ganz leicht. Williams Worte gaben mir zu denken.

Ich will Sie nicht länger aufhalten, gnädige Frau. Ich kann Ihnen nicht verhehlen, daß mein Verdacht auf eine bestimmte Persönlichkeit gerichtet ist. Binnen kurzem hoffe ich völlige Klarheit über diese traurige Angelegenheit erlangt zu haben. Sie sagten doch vorhin, gnädige Frau, daß Sie es für Ihre heilige Pflicht halten, die Entdeckung des Schul­digen zu fördern? Ich habe also völlig freie Hand. Vielleicht werden Dinge an den Tag kommen, die für ewige Zeiten verborgen bleiben sollten. Aber Sie sind ja auf alles vorbereitet, nicht wahr?"

Sie neigte den Kopf als Antwort.

Ich verbeugte mich und ging.

Während ich die breiten Marmortreppeu htnab- schritt, erfüllte ein Schwarm vonGedanken meinenKopf.

War es mir gelungen, etwas ausfindig zu machen, etwas zu entdecken?

Eins hatte ich wenigstens erfahren. Benjamin Hood war im Besitze eines Notizbuches gewesen, eines kleinen dünnen Buches mit blauem Deckel, und dieses Buch war verschwunden.

Er hatte es in seine Brieftasche gesteckt, als er am Abend um 9 Uhr ausgegangen war.

In derselben Nacht um zwölf Uhr hatte ich die Brieftasche entdeckt, die in einiger Entfernung von dem Ermordeten im Schmutze lag.

Ein Notizbuch hatte sich aber nicht in der Brief­tasche gefunden.

hat für sich große Parade. Bet dem 8. Armeekorps fällt das in der Felddienstordnung 2. Teil Ziffer 13 vorgesehene Korpsmanöver gegen einen markirten Feind aus. Bei dem 16. Armeekorps findet statt der Korps­manöver gegen einen markirten Feind Korpsmanöver in 2 Parteien gegeneinander statt. Demnächst haben beide Armeekorps 3tägige Manöver gegeneinander. Bei dem 14. und 15. A.K. fällt ebenfalls das Korps­manöver gegen einen markierten Feind aus. Dem­nächst haben beide Armeekorps dreitägige Manöver gegeneinander. Das 15. Armeekorps hat sich mit Rücksicht auf die kurze Zeit auf die sonstigen Herbst­übungen zu beschränken. Die weiteren Anordnungen der Ordre vom 14. Febr. bleiben in Kraft.

* Berlin, 19. August. DerRetchsanz." ver­öffentlicht die Ernennung v. Hollebens zum preußischen Gesandten in Stuttgart.

* Dem Vernehmen nach hat dem Kaiser, als er dieser Tage die Arbeiten am Nordostsee-Kanal besich­tigte, von der Bauleitung die bestimmte Versicherung erteilt werden können, daß der Kanal an dem von Anfang an in Aussicht genommenen Zeitpunkt, näm­lich im Jahre 1895, dem öffentlichen Verkehr über­geben werden wird. Der Kaiser nahm wiederholt Gelegenheit, seine hohe Befriedigung über den gün­stigen Stand der dortigen Arbeiten auszusprechen.

* Die wirtschaftliche Vereinigung im Reichstage umfaßt 130 Abgeordnete, davon gehören 60 der konservativen, 25 der Reichspartet an; 19 find Mit­glieder der nationalliberalen Partei, die übrigen 26 sind Antisemiten oder Wilde.

* Ein bodenlos gemeiner Stretch, durch welchen die Bewohner eines Hauses in höchste Lebensgefahr gerieten, ist am Dienstag abend in Rtxdorf (bei Berlin) verübt worden. An diesem Abend erschien bet dem dort stationierten Gendarm Thiel die Frau des Arbeiters Riepe, und klagte, ihr Mann habe seine Geliebte eine Frau Behlitz, zu sich genommen, sie selbst aber, seine rechtmäßige Frau, mit ihren zwei kleinen Kindern hinausgeworfen. Auf Bitten der Frau begab sich Thiel in die Riep'sche Wohnung und forderte die Behlitz auf, sich sofort zu entfernen. In Begleitung des Gendarmen trat diese iDame auf den dunklen Flur, und die Ehefrau leuchtete mit der Pe­troleumlampe hinaus; da plötzlich drehte sich die Beh­litz um und schlug der verhaßten Nebenbuhlerin das brennende Gefäß aus der Hand. Die Lampe ex­plodierte, im Nu stand der ganze Flur in Flammen. Während nun die durch den Lärm herbetgerufenen Hausbewohner das Feuer zu löschen versuchten, er­schien die Behlitz, welche nach ihrer eine Treppe höher gelegenen Wohnung gelaufen war, wieder und goß von oben herab, vom dritten Stock, eine Kanne Pe­troleum auf den brennenden Flur, so daß in wenigen Sekunden das Treppenhaus des zweiten Stockwerkes in Flammen stand und die Personen, welche sich in dieser Etage aufhielten, in die Gefahr des Verbrennens gerieten. Trotz der furchtbaren Verqualmnng ging man dem Feuer io kräftig zu Leibe, daß, als die Löschmannschaft eintraf, jegliche Gefahr vorüber war. Der Zorn der Hausbewohner aber gegen das ver­brecherische Liebespaar war so groß, daß cs den Be­amten nur mit größter Mühe gelang, dieses unverletzt nach dem Amtsgefängnis zu schaffen.

7.

Zweimal war ich in Mr. Archibald Försters Wohnung am Broadway gewesen, um mit ihm zu sprechen und zweimal hatte ich dieselbe Antwort er­halten:Mr. Förster ist verreist. Es ist ungewiß, wann er wiederkommt."

Ein alter, mürrischer Diener hatte mir geöffnet, ganz das Gegenteil des freundlichen William.

Aus dem verschlossenen, unfreundlichen, einsilbigen Burschen war kaum ein Wort herauszubringen.

Wann ist Mr. Förster gereist?"

Das weiß ich nicht."

Ist es schon lange her?" *

Nein, nicht so sehr lange."

Wann kommt er wohl zurück?"

Das ist unbestimmt."

Glauben Sie, daß es lange währen kann?"

Das kann ich wirklich nicht sagen."

Was war da zu machen? Ich mußte warten? Ja, warten, während mich Zweifel und Ungeduld peinigten. Warten, wo jede Minute kostbar war.

Mr. Archibald Förster war verreist. Wann war er gereist ? Eine Unmöglichkeit, das zu erfahren. Wann würde er zurückkehren? Ebenso unmöglich zu erfahren.

Würde er überhaupt zurückkehren?

Ich war ärgerlich und froh zugleich über diese Verzögerung. Die Ungewißheit verzehrte mich, das ist wahr, aber auf der andern Seite war Försters Abreise für mich ein sicherer Beweis, baß mein Ver­dacht begründet war.