* AuS Oppeln wird berichtet: Ein geistlicher Herr aus einem benachbarten Dorfe schenkte einer armen Men Frau seiner Gemeinde ein Stückchen Land, damit sie sich etwas anbauen könne. Die Alte pflanzte sich Kohl, der auch prächtig gedieh. Eines Morgens aber, als sie auf das Feld kam, sah sie zu ihrem Schrecken, daß ihr in der Nacht all der schöne Kohl gestohlen worden war. Ihr erster Gang war zum Herrn Pfarrer, dem sie ihr Leid klagte. Der geistliche Herr war entrüstet, daß man der armen Frau das Letzte genommen hatte und wies in seiner Predigt am nächsten Sonntag darauf hin, welch große Sünde es doch sei, die Alte zu bestehlen. „Wenn man mir," so fuhr der Herr Pfarrer dann fort, „das gethan hätte, so wäre das ja noch nicht so schlimm gewesen, denn ich hätte den Verlust doch eher verschmerzen ckönnen." Die brave Gemeinde lauschte diesen Worten ihres geistlichen Oberhirten mit Andacht und als der Herr Pfarrer an einem der darausfolgenden Tage seinen Acker besah — fand er sein ganzes Kohlfeld abgeräumt!
* Essen, 19. Aug. Auf Zeche König Ludwig bei Herne wurden der „Rheinisch Wests. Z." zufolge gestern nachmittag durch Entzündung schlagender Wetter auf Flötz Carl 7 Bergleute getötet, 6 verletzt. Der Betrieb ist nicht gestört.
* In Bergen besteht ein Tierschutzverein, der an den Landstraßen von Zeit zu Zeit Pfähle hat an- bringen lassen mit der Aufforderung, hier die Pferde ruhen zu lassen, auch ist an gewissen Punkten Gelegenheit zum Tränken der Tiere gegeben. Die Wagenverleiher aber müssen jede Woche ihre Pferde einer Kommission vocführeu, die sie untersucht und je nach Befinden zu weiterer Arbeit zuläßt oder nicht.
Ausländisches.
* Wien, 17. Aug. Der heutige Bericht des Obersten Sanitätsrates schildert die Situation in Galizien neuerdings als sehr ernst und konstatiert die Zunahme der Cholera an Ausdehnung und Intensität.
* Budapest, 19. Aug. Der Abg. Pazmandy erklärt, daß 1892 bereits das Erscheinen eines Par- Leiblattes der äußersten Linken mit französ. Geld zur Bekämpfung des deutschen Einflusses in Ungarn der Durchführung nahe war, und daß seit Gambettas Zeit die Bemühungen zur Entfernung des Magyrren- tums von Deutschland fortgesetzt werden.
* Eine in den letzten Tagen erschienene Broschüre: „Der Papst in Konstantinopel," die den Führer der deutsch-sozialen Partei in Oesterreich, Prinz Alois Liechtenstein, zum Verfasser haben soll, beschäftigt sich mit der Frage der Uebersiedelung des päpstlichen Stuhles von Rom nach Konstantinopel, wo allein der Papst die volle Unabhängigkeit seines Amtes habe. Zu der Broschüre sagt der vatikanische,Moniteur de Rome', sie sei nichts weiter als ein Phantasiegebilde, allerdings geeignet, die römische Frage wieder auf die Tagesordnung zu bringen.
* Paris, 18. August. Aus Aigues-Mortes im Arrondissement Nimes werden Zusammenstöße zwischen französischen und italienischen Arbeitern gemeldet, wobei 10 Personen getötet und 26 verwundet wurden. Die Magazine sind geschlossen; Arbettermengen durchziehen, mit Stöcken bewaffnet, die Straßen. Für
Ich ging in Gedanken versunken auf dem Broadway, ohne dem wogenden, tosenden Leben, das mich umgab, auch nur einen Blick zu gönnen.
Der Neger, Archibald Försters Diener, war tot. Das war eine Thatsache. In der verflossenen Nacht, derselben Nacht, in der Benjamin Hood ermordet worden war, hatte ich ihn in Five-Points gesehen. Hatte er dort etwas besonderes zu thun gehabt?" Denn man durfte nicht vergessen, daß Sam trotz seiner schwarzen Farbe ein Gentleman gewesen war.
Bon ihm konnte ich nichts mehr erfahren. Aber es war doch ein verdächtiger Umstand, daß er in Five-Foints gewesen, in einem übel berüchtigten Hause, bald nachdem der Mord stattgefunden hatte.
Ein Beweis war es freilich nicht.
Anny Hood hatte sich gegen sieben Uhr vom Hause entfernt. Um halb zehn Uhr war sie zurückkehrt. Ihr Mann hatte sich nach Williams Aussage gegen neun Uhr fortbegeben. Er hatte weder Briefe noch Besuche empfangen. Folglich hatte er im voraus gewußt, wohin er gehen würde. Zu einem Spaziergang war das Wetter zu schlecht gewesen. Er hatte ein Ziel gehabt.
Dies Ziel mußte ich ausfindig machen.
Hatte er sich etwa zu Archibald Förster begeben ? Aber was wollte er dort? War er diesem auf der Straße begegnet? Hatten sie miteinander gesprochen, waren sie in Streit geraten und —. Aber der Mord war ja in Five-Points verübt worden. Was hatte Benjamin Hood dort zu thun gehabt? Wie war es Archibald Förster gelungen, ihn dorthin zu locken,
den Abend wurden neue Ruhestörungen befürchtet. Die Gendarmerie wurde verstärkt.
* Aigues-Mortes, 18. Aug. Durch die Ankunft der Truppen wurde die Ordnung wieder hergestellt. Die italienischen Arbeiter, welche sich förmlich verbarrikadiert hatten, wurden nach dem Bahnhose geleitet, um nach Marseille zu fahren. Andere Italiener hatten sich auss Land geflüchtet. Vermutlich liegen noch mehrere Tote und Verwundete in den Sümpfen. Die Truppen biwakierten für den Fall neuer Unruhen. Alle Getöteten und Verwundeten sind Italiener.
* In der Pariser Presse ist wieder stark von der Ausweisung des Herrn Szekely, des Berichterstatters des ,Budapester Hirlap', und ihren Gründen die Rede. Herr Szekely schreibt aus London, er könne den Beweis erbringen, daß er über den russischen Botschafter, der 500000 Frank von der Panama- Gesellschaft erhalten haben sollte, die reine Wahrheit sagte, und wünsche dringend seine Behauptung vor einem französischen Gericht zu erhärten.
* London, 18. Aug. Gestern vormittag wurde in Ebbw-Vale eine Versammlung von 10 000 streikenden Kohlenarbeitern durch Nichtstreikende angegriffen und in die Flucht geschlagen. Viele Verwundungen kamen vor. Alle Gruben von Südwales sind geschloffen. An mehreren Orten versuchten Streikende die Nichtstreikenden zum Verlassen der Arbeit zu zwingen.
* London, 18. Aug. Die Arbeit ist in Cumber- land nach lOproz. Lohnerhöhung wieder ausgenommen worden; einige Grubenbesitzer in Wales gewähren 20proz. Lohnerhöhung.
* London, 19. August. „Times" meldet aus Philadelphia: Die Prämie auf Gold für sofortige Lieferung beträgt 2 Prozent für Augustlieferung. Bankiers in Chicago leihen Gold für Berliner Rechnung in großen Beträgen an Getreidetransporteure. Die Banken empfangen hiefür 7 Prozent Zinsen. — Ein Ftnanzartikel der „Times" meldet, daß gestern 800000 Pfund Gold aus der Bank von England nach New-Aork abgegangen seien.
* Petersburg, 19. Aug. Der Finanzminister veröffentlicht eine Verordnung, wonach das Verbot der Einfuhr ausländischer Silbermünzen am 13. Aug. a. St. in Kraft tritt.
* Petersburg, 19. Aug. Das große Militär- lazareth in Kaluga ist gestern nacht total abgebrannt. Gegen zwanzig im oberen Stockwerk liegende Kranke sind in den Flammen umgekommen, die übrigen wurden mit großer Mühe gerettet.
* Thorn, 18. August. Die Cholera ist nach amtlicher Meldung in Kalisch ausgebrochen. Bis jetzt werden 50 Erkrankungen und 18 Todesfälle gezählt.
* New - Nork. Ein Getreidespeicher in Coatswort, der 1200000 Bushel faßt, ist abgebrannt. Der Schaden beläuft sich auf 800000 Dollar.
* Washington, 19. Aug. Die Finanzkommissiou des Senats beschloß, unverzüglich eine Bill zu Gunsten der Abschaffung des Artikels der Shermann-Bill über den Silberankauf einzubringen. Ferner beantragt die Finanzkommisston, daß ein festes Wertver«
hältnis zwischen Gold und Silber durch internationales Uebereinkommen oder legislative Maßnahmen festgestellt werde. Die Regierung solle aufgefordert werden, alles aufzubieten, um ein bimetalistisches System aufzustellen.
* Chicago. Am 3>. 4. und 5. August haben sich in Chicago die Damen, die in der juristischen Fakultät einer Universität den Doktorgrad erlangt haben, zum ersten Kongreffe der weiblichen Juristen versammelt. Augenblicklich befinden sich in den Ver. Staaten 110 Damen, die als Rechtsbeistände wirken. Acht von diesen sind auch als Vertreter beim obersten Gerichtshof der Ver. Staaten zugelassen.
Handel «ad Berkehr.
* Backnang, 16. Aug. Der gestern hier abge- haltene Biehmarkt hatte bedeutende Zufuhr: 203 Paar Ochsen, 380 Stück Kühe und 400 Stück Stiere, Rinder rc., zusammen 1186 Stück (771 Stück im Vorjahr) ; ebenso war eine große Zahl Handelsleute und Metzger am Platz. Die Preise gestalteten sich namentlich beim Jungvieh gedrückt. Der Rückgang derselben ist auf die wieder anhaltende Trockenheit zurückzuführen. Mit der Bahn wurden 42 Wagen zugeführt, 66 Wagen gingen mit solchem ab. — Auch aus dem Schweinemarkt gingen die Preise zurück. Das Paar Mtlchschwetne kostete zwischen 18—28 Mk., Läufer zwischen 45-70 Mk.
* Nürnberg, 17. Aug. Von neuen Frühhopfen gingen wieder verschiedene Postpäckchen um 3.50 Mk. das Pfund ab. Ein größeres Bällchen neuer Steuermarker fand zu 350 Mk., ein Zenter neuer Württem- berger um 330 Mk. und ein weiterer Zentner neuer badischer Hopfen zu 350 Mk. Nehmer. Hält das heiße Trockenwetter an, so werden bald größere Sendungen eintreffen. Dagegen wird bei Andauer der Hitze rasch wieder der Wunsch nach Regen behufs ordentlicher Ausdoldung der Hopfen laut werden.
Oeffentlicher Tprechsaal.
(Eingesendet.) In der Gemeinde Grömbach ist die neu-- erbaute Wasserleitung nunmehr in Funktion getreten. Es sprudelt ein so starker Quell klaren Wassers in das aus der Markung Garrweiler befindliche Reservoir daß täglich 12 bis 15000 Liter Wasser von demselben noch überlaufen. Die Wasserversorgung nach Grober'schem System muß deswegen eine ausreichende und gelungene genannt werden und die Freude darüber ist bei der ganzen Einwohnerschaft eine große. Gerne mochte nun dieselbe ihre Anerkennung und den gebührenden Dank den betr. Baubeamten gegenüber in einer festlichen Veranstaltung zum Ausdruck bringen, jedoch besteht hiefür an maßgebender Stelle keine Geneigtheit, was vieles Bedauern heroorruft. Wenn diese Zeilen zur Umstimmung den Anstoß böten, wäre ihr Zweck voll und ganz erfüllt. (Anmerkg. d. Red. Wen« die Einwohner von Grömbach gemeinsame Sache machen und eben absolut ein Wasserfest halten wollen, so wird dasselbe wohl niemand verhindern, nur müssen dann die Veranstalter allein für die Kosten anfkommen und das wäre in diesem Fall das einzig richtige.)
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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und durch welche Liste hatte Förster seinen Freund bewegen können, ihm zu folgen?
Das Notizbuch! Ja, das war verschwunden. Die Brieftasche hatte ich an der Erde gefunden. Man konnte daraus den Schluß ziehen, daß ihm dieselbe geraubt und etwas entfernt worden war, worauf der Mörder sie als eine nun für ihn wertlos gewordene Sache fortgeworfen hatte.
Die Brieftasche war, als ich sie fand, mit Wert- fcheinen angefüllt. Ein sicherer Beweis, daß Benjamin Hood nicht aus Gewinnsucht gemordet war. Das Notizbuch war aber verschwunden. Für wen konnten die in demselben enthaltenen Aufzeichnungen von Interesse sein. Etwa für Archibald Förster? —
Unwillkürlich fuhr ich mit der Hand in die Tasche. Das Messer! Das hatte ich beinahe vergessen. Wie sah es denn eigentlich aus? Es war ein ganz gewöhnliches Federmesser mit zwei Klingen und einer schwarzen blank polierten Schale. Ein solches Messer konnte jeder Schulknabe wie der erwachsene Mann besitzen.
Sollte ich etwa Archibald Förster verhaften? Oder vielmehr, sollte ich ihn verfolgen lasten? Er sei fortgereist, sagte man mir. Hatte er vielleicht die Flucht ergriffen?
Nein, kannte ich Förster recht, so beabsichtigte er, wieder zu kommen und zwar bald. Archibald Förster war kein gewöhnlicher Verbrecher, der die Flucht ergreift, sobald die That vollführt ist. Er hatte ja nichts zu befürchten. Im schlimmsten Fall ein Verhör. Denn wirkliche Beweise fanden sich nicht, es
war nur ein leiser Verdacht und Archibald Förster war nicht der Mann, der sich in Widersprüche verwickeln und verraten würde.
Aber gesetzt den Fall, Archibald Försters Reise hätte nicht heute morgen, den zweiten März, stattgefunden — ich hatte dem Diener ja keine Erklärung entlocken können — war er dann nicht der Schuldige oder hatte er auf alle Fälle die Hand mit im Spiele? Der mürrische Alte hatte allerdings gesagt, sein Herr sei noch nicht lange fort, aber was verstand er unter lange?
Schließlich kam ich zu dem Entschluß, noch vier- undzwanztg Stunden zu warten; war Förster am nächste» Abend nicht zurückgekehrt, so mußte ich andere Maßregeln treffen.
Einen großen Teil des folgenden Tages verbrachte ich auf der Straße. Im Hause ließ es mir keine Ruhe. Die frische Luft that mir gut. Das wogende Straßenleben, die vielen wechselvollen Szenen, sie sich vor meinen Augen abspielten, nahmen meine Aufmerksamkeit in Anspruch; es gelang mir zeitweise zu vergessen, was meine Gedanken und alle meine geistigen Fähigkeiten so völlig beschäftigte.
Planlos streifte ich auf dem Broadway umher, ich selber ein kleiner verschwindender Punkt zwischen den beiden unabsehbaren Prozessionen, welche die Straße hinauf und hinabwallen.
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Logogryphs in Nro. 97: Kutter, Butter, Mutter, Futter.