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Erscheint Dienstag Donners­tag und SamStag.

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Dienstag den 22. August

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mshrmol. je 6

auswärts je 8 ^ di« x Ijpalt-Zeile

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1893.

Die erste theologische Dienstprüfung haben u. a. mit Erfolg - bestanden: Albert Schöttle von Ebhausen, Hermann Storz von t Neuenbürg, !

Gestorben: Privatier Müller, früher Bahnhofrestaurateur, ! Gmünd; Sägmühlebefitzer Aecht, Urach; Kameralverwalter a. D. t Schmitt in Stuttgart.

LavdeSrachrichte«.

ch Altensteig, 21. Aug. In der letzten Woche ereigneten stch'in unserer Umgegend leider wieder ver­schiedene bedauerliche Unglücksfälle. In Heselbronn stürzte am Donnerstag abend die 36jährige Ehefrau des Taglöhners Michael Seid (vuIZo Secger) infolge unverhofften Anziehens einer Kuh vom be­ladenen Oehmdwagen und brach beide Arme. In Wörnersberg brachte der Knecht des Wirts Bayh eine Hand in die Futter schneidmaschine, wobei ihm 3 Finger an derselben abgeschnittcn wurden.

* Alten steig, 21. Aua. Das Konzert des Kirchenchors, welches gestern nachmittag im Gasthof zur »Traube" gegeben wurde, war leider schwach be­sucht, was sehr zu bedauern ist, denn das Gehörte befriedigte den Musikfreund in vollstem Maße. Das bürgerliche Element war fast gar nicht vertreten und es kann nur eine Entschuldigung in der großen Hitze gefunden werden, welche oen Aufenthalt im Freien demjenigen in einem Lokal wohl angenehmer erscheinen ließ. Es kamen zur Aufführung 3 gemischte Chöre von Schumann, Silcher, Abel, ein Baßsolo:Das Vaterhaus" von Abt, ein Sopran-Solo:Mein Lied" von Gumbert, ein Frauenchor:Ich habe den Früh­ling gesehen" v. Silcher, 2 Sopranstücke mit Violine und Klavierbegleitung von Cherubini und Sveidel, zwei Duette und zwei Klavierstücke. Die sämtlichen Vorträge fanden den ungeteiltesten Beifall durch die große Präcision und namentlich was die Gesangstücke betrifft durch die ungekünstelt entfalteten Stimmen, welche eine gute Schulung bekundeten. Der Direktor des Kirchenchors, der Kirchenchor und die Kurgäste, welche in so freundlicher Weise zum Gelingen des Ganzen beitrugen, haben sich den besten Dank der Zuhörer erworben.

* Egenhausen, 20. Aug. Heute wurde hier der auch in der weiteren Umgebung bekannte Händler Gottlieb Schaible beerdigt. Ein Schlaganfall hat seinem Leben ein jähes Ende bereitet in der Nähe von Kirchentellinsfurth, wo er bei seinem Fuhrwerk befindlich plötzlich entseelt Wsammensarik.

-n. Ebhausen. 21. Aug. Auf Veranlassung des Vorstands des landw. Vereins Nagold, Hrn. OSer- amtmann Vogt, hielt gestern Hr. Gartenbaninspek tor Held von Hohenheim einen Vortrag über Beerenkultur. Nachdem Hr. Oberamtmann Vogt der zahlreichen Versammlung den Redner vorgestellt «nd in Kürze auf den Wert, den auch kleinere Beeren­anpflanzungen für den Landmann haben, hingewicstn hatte, ergriff Hr. Held das Wort und hielt einen längeren sehr belehrenden Vortrag, durch den alle Anwesenden sehr befriedigt wurden. Der Redner wies darauf hin, daß der Beerenkultur (Stachel-, Johannis-, Erdbeer) bei uns noch viel zu wenig Auf­merksamkeit geschenkt werde. Es gebe noch manchen Rain, manche Halde und manchen unbebauten Platz, wo für diese nützlichen Beerensträucher ein ganz geeig­neter Boden wäre. Die Beeren gedeihen fast jedes Jahr und an ihrem Genuß erfreuen sich jung nnd alt. In Jahren, da das Obst fehle, sei uns durch die Beerenfrüchte Gelegenheit geboten, einen gesunden und billigen Haustrunk zu bekommen. Redner führte verschiedene Beispiele an, die zeigen, daß die Beeren- kultur sich sehr lohne, so Hr. Duttenhofer in Rott­weil. der jedes Jahr von seinen ausgedehnten Bee­renanlagen ganz bedeutende Einnahmen erziele. Ueber die'An Pflanzung sagte Redner, daß die jungen Sträucher 1 m bis 1,20 m wett zu setzen seien. Der Herbstsatz fei dem Frühjahrssatz vorzuziehen. Der Boden sei gut zu düngen. Die im Sommer gewach­senen neuen Zweige seien im Herbst um Vg zu kürzen.

Zur Bereitung von Beerenwein äußerte sich der Redner dahin, daß man zu einem guten Beeren» most 1 Liter reinen Beerensaft, 3 Liter Wasser und 1 Pfd. Zucker nötig habe, zu einem guten Beeren­wein 1 Liter reinen Saft, 3 Liter Wasser und 2 Pfd. Zucker und zu einem Li quer 1 Liter reinen Saft, 3 Liter Wasser und 3 Pfd. Zucker. Nach Beendigung des durch humoristische Frische belebten Vortrags beantwortete der Redner noch eine Reihe von Fragen, die von Anwesenden an ihn gestellt wurden, so über den aus den Blattrippen der Rha­barberpflanze gewonnenen sogenannten Rhabarber- wein. Ueber denselben äußerte er sich in ganz scharfer Weise, verwarf ihn als lauter Humbug voll­ständig und sagte, so könnte man schließlich auch noch auf den Gedanken kommen, aus den Rippen des Sauerkrauts einen Sauerkrautwetn zu pressen. Anders sei es dagegen mit dem Hetdelbeerwetn. Die Heidelbeeren können gut zu einem Trunk bereitet werden, brauchen aber wegen ihres starken Gehalts an Gerbstoff viel Zucker. Der aus ihnen bereitete Wein müsse aber ein Jahr lang liegen, ehe er zum Trinken geeignet sei. Redner riet, den Heidelbeersaft mit anderem Beerenwein (Stachel- oder Johannisbeer) zu vermischen, wodurch man ein sehr angenehmes Getränk bekomme; oder aber soll man besser die Heidelbeeren wie seither brennen, um aus ihnen das bekannte guteGeistlein" zu bekommen, von dem ein Kelchlein namentlich auch in der gegenwärtigen Hitze gar nicht zu verachten sei. Aufge'ordert von Hrn. Oberamtmann Vogt de».- Hrn- Redner am Schluß seines Vortrags den gebührenden Dank zu zollen, er­hob sich die ganze Versammlung vom Sitz. Auch auf das von Hrn. Schultheiß Den gl er hier auf Hrn. Oberamtmann Vogt ausgebrachteHoch" stimmte alles bereitwillig ein.

* Dornstetten, 18, Aug. Gestern nachm, ging auf hiesiger Station ein leerer § Wagen durch und rannte thalabwärts in der Richtung gegen Horb. Der Zug 423^., welcher von Horb unterwegs war, stieß mit dem Güterwagen zusammen, wodurch der letztere aus den Schienen geworfen wurde und den Bahnkörper versperrte; auch die Maschine des Zuges erlitt Beschädigungen. Bei dem Zusammenstoß wurde niemand verletzt, dagegen mußten die Reisenden des Zuges 424^. und 425 an der gesperrten Unfallstelle umsteigen und trafen mit erheblichen Verspätungen in Freudeustadt bezw. Stuttgart ein,

* Ueber die am 7. ds. Mts. in Rottweil ab­gehaltene Sitzung des Beirats der Verkehrsanstalten wird jetzt imStaats Anzeiger" das Protokoll ver­öffentlicht. Wir ersehen aus demselben, daß man sich in der Sitzung auch u. a. mit den Maßnahmen der württ. Eiscnbahnverwaltung zur Abhilfe der im Lande herrschenden Futter- und Streunot beschäftigte. Für die nach dieser Richtung hin bereits getroffenen Maß nahmen durch Frachtvergünstigungen wurde der Eisen­bahn-Verwaltung aus der Mitte der Vertreter der Landwirtschaft, des Handels und der Gewerbe Dank und Anerkennung ausgedrückt. Namens der Not­standskommission schloß sich der Vorsitzende derselben, Präsident Frhr. v. Ow, der Anerkennung an. Als Wünsche, die in den Kreisen der Landwirtschaft inbezug auf Etsenbahntarifmaßregeln noch bestehen, bezeichnet« er: 1) die Erstreckung der Frist, während welcher die Frachtvergünstigungen im Lokalverkehr Platz greifen, auf mindestens 1 Jahr, 2) weitergehende Fracht-Er­mäßigung für Düngmittel, 3) Ermäßigung des direkten Tarifs für den Bezug holländischer Torfstreu. Von der Eisenbahnöerwaltung wurde die thunlichste Be­rücksichtigung der Wünsche Ziffer 1 und 2 zugesagt und bezüglich der Wünsche 3 auf die deshalb einge­leiteten Verhandlungen hingewtesen.

* Stuttgart, 20. Aug. Eine recht vernünftige Ansicht lesen wir in dem uns vorliegendenMilitär­wochenblatt", in welchem sich ein höherer Offizier über dieAusbildung und Erziehung" der Soldaten

äußert. Derselbe meint u. a.: Der Compagniechef muß äußerst vorsichtig in der Steigerung der Straf­mittel Vorgehen, wenn sie eine erziehliche Wirkung behalten sollen. Er darf nicht vergessen, daß die Vergehen st: den meisten Fällen durch Vergeßlichkeit, Flüchtigkeit oder durch mangelhafte Zeiteinteilung ver­anlaßt worden sind und nur in sehr seltenen Fällen Dickfälligkeit, Trägheit oder gar Insubordination vor­liegen. Der Soldat muß so erzogen werden, daß er jedem seiner Vorgesetzten Vertrauen cntgegenbringt. Des weiteren warnt der Verfasser vor der Hand­habung der sogenannten Abschreckungstheorie beim Strafen; bei jeder Strafe muffe unbedingt an die erzieherische Wirkung derselben gedacht werden. Des weiteren warnt der Verfasser dringend davor, die Aufstellung der Urlaubsliste dem Feldwebel zu über­lassen. Das sind Mahnungen, welche gerade in der gegenwärtigen Zeit doppelte Beachtung verdienen.

* Die Volksschullehrer haben nach den bestehenden Vorschriften zehn Wochen aktiv bei der Infanterie zu dienen. Die zehnwöchentltche Dienstzeit ist grund­sätzlich zur Zeit der zehnwöchentlichen Ersatzreserve­übungen zu erledigen. Die alsdann zur Reserve be­urlaubten Volksschullehrer werden während ihres Re- serveverhältnifses zu zwei Uebungen herangezogen, die an Dauer (6 Wochen und 4 Wochen) und Zeitpunkt der zweiten und dritten Uebung der Ersatzreserve ent­sprechen. Da nun in diesem Jahre Ersatzreservisten nicht eingezogen werden, so sollen die militärpflichtigen Lehrer, die 10 und 6 Wochen zu üben haben, inner­halb der Armeekorps, nach Art der früheren Ersatz­reserve Kompagnien bei jedem Regiment, zu einer Kompagnie vereinigt und die 4 Wochen übenden Lehrer aus mehrere Regimenter verteilt und in die Linien- Kompagnien eingestellt werden.

* Stuttgart, 20. Aug. (Audienz des Verbands der Wirte.) Ueber den Inhalt der Audienz, welche die Vertreter des württembergischen, badischen, bayer­ischen, Rhein-Main-, pfälzischen, elsaß-lothringischen lheinisch-westphälischen Verbandes der Wirte am 8. ds. Mts. zu Frankfurt a. M. bei Finanzminister Dr. Miquel und Staatssekretär v. Maltzahn hatten, ist bis jetzt noch wenig in der Presse verlautet. Von dem Vorsitzenden des süddeutschen Verbandes erfahren wir hierüber folgendes: Die Audienz imFrankfurter Hof" währte volle drei Viertelstunden. Wegen der Wcinsteuer interpelliert, äußerte sich Dr. Miquel da­hin, daß die Regelung derselben allerdings Sache der Einzelstaaten sei, daß sich aber wohl eine Modalität für eine Reichssteuer finden werde, vielleicht in Form einer Qualitätssteuer. Sollte man in Württemberg dadurch zur Abschaffung des vielgehaßten Umgelds kommen, dessen verfehltes System bekanntlich auch Finanzministcr Dr. Riecke anerkannt hat, so würde dies sicherlich nur allseits begrüßt werden. In Württem­berg werden für eine Flasche Heidsteck-Monopole eben auch nur elf Pfennig Umgeld erhoben, wie für eine Flasche gewöhnlichen Rotweins, und der privatim eingelegte Wein, meist bester Sorte, mit dem häufig ein sehr lukrativer Zwischen- und Tauschhandel ge­trieben wird, gehe vollständig steuerfrei aus. Die übrigen Punkte, über welche die Deputation vorstellig wurde, bezogen sich auf die Denkschrift über die Lage des Wirtgewerbes. Darüber ist einleitend gesagt: Durch die Gesetzgebung und die Sucht der Brauereien, ihren Absatz um jeden Preis zu vermehren, ist in den letzten Jahrzehnten für das Wirtsqewerbe eine sehr un­günstige Wendung eingetreten, welche zahllose Existenzen ruinierte und noch ruinieren wird. Am meisten bedroht ist der seinen Beruf ernst auffaffende Teil der Wirte im Gegensatz zu den Existenzen, die Unstttltchkeit, Völlerei, politische Verhetzung dulden und fördern. Die Ursachen des Rückgangs im Wirtsgewerbe sind mit in den hohen Steuern zx suchen, in der unlauteren Konkurrenz, dem Schleuderwesen in Speisen rc. Als eine der schwersten Schädigungen darf der steuerfreie Flaschenbierhandel betrachtet werden. Dem Staate