im ersten Jahre nach ihrer Entlassung die Erlaubnis zur Auswanderung auch in der Zeit, in welcher sie zum aktiven Dienst nicht einberufen sind, verweigert werden. Die Bestimmung des § 60 Ziffer 3 des Reichs-Militärgesetzes vom 2. Mat 1874 (Reichs-Gesetzblatt 1874 S. 45) findet auf die nach zweijähriger aktiver Dienstzeit entlassenen Mannschaften keine Anwendung. Auch bedürfen diese Mannschaften keiner militärischen Genehmigung zum Wechsel des Aufenthalts^
LaadeSsachrichteu.
* Altenstetg, 18. Aug. Musikfreunde machen wir hiemit noch besonders darauf aufmerksam, daß nächsten Sonntag nachmittag eine vom htes. Kirchenchor veranstaltete musikalische Aufführung im Saale des Gasthoss zur „Traube" gegeben wird. Hiebei wirken auch einige zur Zeit hier weilende Kurgäste in freundlicher Weise mit und es verspricht das aus 12 ausgewählten Stücken bestehende Programm einen vorzüglichen musikalischen Genuß. Mit der Einübung hat sich der Kirchenchor und sein Dirigent sehr viele Mühe gegeben, weshalb ein zahlreicher Besuch des Konzerts angezeigt erscheint und das um so mehr, weil das Unternehmen ein völlig uneigennütziges ist, denn der Ertrag ist lediglich für kirchliche Zwecke bestimmt.
* Altensteig, 18. Aug. Um unsere einheimische Industrie vor dem durch die in Holland, in den Balkanstaaten und Amerika immer häufiger auftretenden Schwindelfirmen verursachten Schaden einigermaßen zu schützen, hat die Zentralstelle für Handel und Gewerbe eine Liste der zu ihrer Kenntnis gelangten Firmen des genannten Genres anfertigen lassen und hat dieselbe den einzelnen Gewerbevereinen mitgeteilt. Dem Vernehmen nach ist die Liste schon ziemlich reichhaltig. Unsere Gewerbetreibenden werden gut daran thun, wenn sie sich, bevor sie mit einer unbekannten Firma in Verbindung treten, zuvor tüchtig umsehen. Da auch in Bayern eine ähnliche Festnagelung der Schwindelfirmen eingeleitet und dem Vernehmen nach ein gegenseitiger Austausch beabsichtigt ist, so wird dem Unwesen dieser Jndustrieritter wesentlich gesteuert werden.
* Vorsicht bei Einnahme von Coupons ist sehr nötig, das zeigt ein neulich vorgekommener Fall. Ein Bürger vonDornhan hatte vor 3—4 Jahren zwei Coupons im Wert von 20 Mk. ausgegeben, welche mit seinem Namen versehen waren. Dieselben kamen vor einigen Wochen von der Einlösungsstelle in Stuttgart wieder an ihn zurück als verjährt und darum ungültig. Zugleich mußte er den Betrag zurückbezahlen. Da er sich jedoch im Recht wußte, weil er beide Scheine schon längst und nicht erst 3 Jahre nach der Verfallzelt ausgegeben hatte, wandte er sich mit einer Beschwerde an die maßgebende Stelle. Hierauf wurde ihm der Betrag wieder zurückerstattet, und zwar, wie man vernimmt, auf Kosten des letzten Inhabers der Scheine. Dieser hatte dieselben bei einem größeren Geldeinzug von irgend jemand an Zahlungsstatt angenommen und in der Eile nur auf die auf der Rückseite verzeichneten Namen, nicht aber auf die Verfallzeit gesehen. Die auf einem der Scheine verzeichneten Zwischenmhaber hatten dieselben nach
falls ich es doch thun sollte, nur auf kurze Zeit." Das waren seine letzten Worte.
„In welcher Stimmung war erwählend der letzten Tage? Kam es Ihnen nicht vor, als sinne oder grüble er über etwas nach?"
„Nein, ganz und gar nicht! Er war, wie immer, munter, aufgeräumt und sorgenlos."
„War, nachdem Sie in den Klub gefahren, keiner der Diener bei ihm im Zimmer? Empfing er keinen Besuch mehr?"
„Er empfing keinen Besuch mehr. Wer hätte sich auch wohl bei einem solchen Wetter noch hinausgewagt ! Einer der Diener, ein alter Biedermann, war einen Augenblick im Zimmer bei meinem Manne. Aber ihm ist nichts aufgefallen."
Ich konnte mich eines Lächelns nicht erwehren.
„Vielleicht gestatten Sie, daß ich einige Fragen an ihn richte?"
„Selbstverständlich! Er soll sofort heraufkommen." Sie näherte sich der Wand und drückte auf einen kleinen, fast unsichtbaren Knopf.
Nach wenigen Minuten öffnete sich die Thür und ein stattlicher, wohlgenährter Greis trat ein.
„Was befiehlt die gnädige Frau?"
Er sprach in vertraulichem, fast freundschaftlichen Ton. Er hatte zweifelsohne Benjamin Hood seit einer Reihe von Jahren gedient, er war sicher schon vor der Vermählung bei ihm gewesen.
„William, dieser Herr wünscht einige Worte mit Ihnen zu reden. Beantworten Sie seine Fragen klar und deutlich."
den Datumsangaben rechtzeitig weitergegeben «ad so mußte derjenige den Schaden leiden, welcher die Scheine zuletzt eingenommen hatte. Wer darum mit Coupons umzugehen hat, möge darauf achten, ob der vorherige Inhaber derselben seinen Namen nebst Datum darauf „verzeichnet hat", vor allem aber, ob sich dieselben nicht schon „verjährt" haben.
"Oberndorf, 16. Aug. Seit einigen Tagen weilen die Herren Oberregierungsrat Schmidhäuser, Abteilungsingenieur Gugenhan von der Mtnisterial- abtcilung für den Straßen- und Wasserbau in unserer Stadt, um unter Beiziehung des K. Oberamts und der K. Straßenbauinspektion in Sachen der Aufhebung der Flößerei auf dem oberen Neckar thätig zu sein. Gegen die Aufhebung, die bekanntlich von den Landständen genehmigt wurde, haben sich verschiedene Einsprüche erhoben, zu deren Beseitigung bezw. Ablösung die genannten Herren in verschiedenen Orten des Oberamtsbezirks die notwendigen Verhandlungen einleiteten. Im Nagoldthale macht sich ebenfalls eine bedeutende Strömung für Aufhebung der Flößerei geltend.
* Ravensburg, 16. August. Man hört und liest gegenwärtig tagtäglich Klagen über Notstand und schlechte Zeiten, besonders seitens des Bauernstandes. Die hohen Löhne und Steuern einerseits, die nieder» Vieh- und Fruchtpreise anderseits, heißt es, ruinieren das Volk. Eine merkwürdige Illustration erhalten aber diese Jammerrufe, die wir im allgemeinen aufrichtig für berechtigt halten, jeden Samstag nach dem hiesigen Wochenmarkt durch eine Spielgesellschaft in einem der hiesigen Biergärten. Da umlagern 6 bis 10 Herren vom Lande die Kegelbahn stundenlang und werten auf einen einzigen Wurk große Summen. Letzten Samstag standen oft 80 und mehr Mark, die mit 7 Kegeln gewonnen, mit 5 verloren waren. Die Zehn- und Zwanzigmarkstücke flogen auf der Bahn nur so hin und her. Es ist doch arg, wie leichtsinnig da mit dem Geld umgegangen wird, und wären die Herren alle noch so begütert, ist diese Spielsucht doch eine Versündigung an der Familie. Wie unverantwortlich erst aber für jene, deren Angehörige vielleicht keinen Ueberfluß haben!
'Waldsee, 15. Aug. Eine bedeutende Erbschaft hat der Stadt Waldsee der in New-Aork verstorbene Maler Alois Lang zugedacht. Lang hinterläßt ein Vermögen von 50000 Dollars; hievon soll ein leiblicher, hier ansässiger Bruder des Verstorbenen 2000 M., dessen Sohn 5000 Mk. und dessen Tochter 50 000Mk. erhalten, letztere jedoch nur die Nutznießung. Einige Kinder einer bereits verstorbenen Schwester sollen ebenfalls 2000 Mk. erhalten. Gerüchtweise verlautet, die Familie Lang sei gesonnen, den Versuch eines Testamentsumstoßes zu machen.
* (Verschiedenes.) Der Verband württ. landwirtschaftlicher Genossenschaften (Vorstand Oberamt- mann Filser in Heidenheim) erhielt von der Aachen Münchener Feuerversicherung? Gesellschaft zur freien Verfügung anläßlich der Futternot 5000 Mk., welche unter die Genossenschafter nach Maßgabe der Bedürftigkeit verteilt werden. — In Ulm wurde am Sonntag nacht ein Soldat des 6. Jnf.-Reg. Nr. 124 aus der Donau herausgezogen. Derselbe wurde auf die Polizei verbracht, wo ihm, da er bewußtlos war,
William wandte sich mir zu. Das freundliche, glänzende Antlitz drückte einen heftigen Schreck aus; falls der Alte ahnte, wer ich war, mußte er einen großen Respekt vor der Polizei haben.
„Sie waren bei Ihrem Herrn im Zimmer, nachdem die gnädige Frau fortgegangen war?"
„Ja mein Herr!" Die Antwort kam hastig heraus. Er starrte mich an, daß ich glaubte, die Augen müßten ihm aus dem Kopfe fallen.
„Zu welcher Zeit?"
„Ich glaube, es war bald nach halb neun Uhr. Ich kann es aber nicht auf die Minute sagen."
„Zu welchem Zweck waren Sie bei Ihrem Herrn? Rief er Sie, oder hatten Sie etwas für ihn zu besorgen?"
„Er schellte. Er wollte ein Glas frisches Wasser haben, das war alles."
„In welchem Zimmer saß er?"
„In seinem Arbeitszimmer auf dem Sofa."
Der Alte sah mich unruhig an. Er war sicher verwundert über meine Fragen.
„Was that er, als Sie das Zimmer zum ersten Mal betraten?"
„Nichts."
„Er saß auf dem Sofa und starrte vor sich hin."
„Sah er nachdenklich aus?"
„Ja, er merkte mein Eintreten anfänglich nicht."
„Und als Sie mit dem Wasser kamen, schrieb oder las er dann? Hatte er seinen Sitz im Zimmer gewechselt? Besinnen Sie sich, ehe Sie antworten!"
(Fortsetzung folgt.)
ärztliche Hilfe zu teil wurde. Er gab an, von Italienern in die Donau geworfen worden zu sein. — Ein gewiß selten vorkommender Fall mag von Schlaitdorf erwähnt werden, indem dort bei einer Taufe die Urgroßeltern des Täuflings Patenstelle vertraten. Beide Paten stehen trotz ihres Alters noch in erfreulicher Frische und Gesundheit. — In Mundelsheim wurden dieser Tage in einem dortigen Weinberge 2 ausgereifte Trollinger geschnitten, wie sie in manchen Jahrgängen im Herbst nicht schöner getroffen werden. Ebenso hat Weingartner Karl Seiz in Stuttgart in seinem Weinberg vollkommen blaue und reife Portugiesertrauben geschnitten. — In Fell- bach hat sich eine 57jährige Witwe infolge Geistesstörung erhängt. — Ja Oberriexingen ist am Sonntag nacht das größte Anwesen der Gemeinde, der Hof des Bauern Joh. Ulrich Scheuermann, abgebrannt. — Die Frau des Posthalters Rau in Heidenheim bekam beim Hinaussehen aus dem Fenster das Uebergewicht und stürzte zwei Stock hoch hinunter. Nach kurzer Zeit war sie eine Leiche. — In Pfaffenhofen (Güglingen) wurde der ledige Taglöhner Böcklc von einem herabfallenden Stein getroffen und getötet.
* Ein „trinkfester" Ort ist der niederbayrische Marktflecken Freyung. Nach einer Zusammenstellung sind daselbst während des Jahres 1892 nicht weniger als 515000 Liter Bier verbraucht worden. Nach der letzten Volkszählung hat Freyung 810 Einwohner, es treffen demnach auf den Kopf der Bevölkerung durchschnittlich 636 Liter Bier!
' Nordhausen, 17. Aug. Ein hiesiges Ehepaar ist unter dem Verdacht der Ermordung ihrer 4 Kinder und des Vaters der Frau verhaftet worden.
* Berlin, 15. August. Der „Nationalzeitung" wird aus Bayern geschrieben, daß die Gerüchte über Regierungsmüdigkeit und Abdankungsabstchten des Prinzregenten Luitpold trotz der Dementis nicht verstummen wollen. DaS dem Prinzregenten zugeschriebene Wort, daß er von den Exzellenzen nicht die Wahrheit zu hören bekomme, sei wohl erfunden, male aber die Situation psychologisch wenigstens annähernd richtig. Am Bewußtsein des Prinzregenten nage das Gefühl, daß er trotz aller Bemühungen eine volle Beruhigung der Gemüter nach der Katastrophe von 1886 nicht habe erzielen können. Es gehe etwas vor, man wisse aber nicht was.
* Berlin, 16. August, Die Vosstsche Zeitung meldet aus Wien: Im Truppenlager Bruck bei Wien ist ein Soldat an der Cholera erkrankt.
* Berlin, 16. August. Anweisungen zur Verschärfung der Aufsicht über aus Rußland kommende Personen sind im Hinblick auf die Ausdehnung der Choleragefahr im westlichen Rußland an die Behörden der östlichen Grenzprovtnzen Preußens ergangen. Reisende, bei denen sich verdächtige Krankheitserscheinungen zeigen, sind so lange von der Weiterreise auszuschließen und in Baracken unterzubringen, bis von ärztlicher Seite festgestellt ist, daß eine Cholera-Erkrankung nicht vorliegt.
* Berlin, 16. August. In den letzten Tagen berichteten die Blätter über den Selbstmord des als Grenadier bei der achten Kompagnie des ersten Garde-
I m Wald
Im Wald, im Wald, wo's Echo schallt, Da ist meine Lust,
Da fühlt das Herz sich frei von Schmerz, Es hebt sich die Brust.
O Waldesgrün, o Tannenduft,
Du würziger Hauch
Bei Dir allein mag ich nur sein,
In Dir leb ich auf!
O Vogelfang, du froher Klang,
Dich hör ich so gern
Ich singe mit auf Schritt und Tritt
Und lobe den Herrn.
Der alles so schön gemacht Für Dich und für mich,
Das Mücklein klein, das Käferlein,
Und alles freut sich!
Dort fließt der Quell, so silberhell Dem Walde entlang.
Bon Waldespracht er murmelnd sagt Und eilt mit Gesang.
Ein Blümchen am Ufer blüht.
Sein freundlicher Stern
Gar bittend spricht: Vergiß mein nicht
Zum Wald wandre gern!
Logogryph.
Du kannst als Kopf MBK F ihm leihn Und viermal anders wird der Sinn dann sein, Bald furcht es keck die blanke Wasserflut,
Bald wird es weich und schmilzt in Sonnenglut, Bald niuß der Mensch es lieben und verehren,
Und schließlich kann kein Tier es lang entbehren; Doch brauchst du an die Reih' dich nicht zu kehren. Auflösung folgt in nächster^Nummec.