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Wr. 97.

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Samstag den 19. August

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

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1893.

Gestorben: Kommerzienrat Schmidt sen., Stuttgart; Buch­binder Schnapper, Gingen a. Br.; pens. Lehrer Stäuber, Wangen; Stadt sch ultheitz Liomin, Schwaigern; Oberbaurat Bok, Stuttgart.

D Die französischen Wahlen.

Am nächsten Sonnlag weiden die Franzosen zur Wahlurne schreiten, denn die gegenwärtige Deputier- tenkammer hat ihr Mandat ausgelebt. Die Wahl­bewegung war diesmal eine außerordentlich lebhafte, besonders weil auch die Sozialisten zum ersten Male geeint und im größeren Umfange in den Wahlkampf eingetreten find. Daß sie größere Erfolge als bis­her erringen werden sie hatten in der Kammer acht oder neun Sitze ist nicht wahrscheinlich und wird auch wohl von ihnen selbst nicht erwartet; die eigentümliche industrielle und Agrar - Entwickelung Frankreichs bietet dem Sozialismus keinen günstigen Boden; die Zahl der kleinen Rentiers beziffert sich dort in die Millionen. Die einzige Hoffnung der französischen Sozialisten beruht darauf, daß die Franzosen aus dem Panamakrach die Unhaltbarkeit des jetzigen Systems erkennen und sich deshalb ihnen anschließen werden.

Diese Hoffnung dürfte sich indessen als eine trügerische erweisen. Dis Franzosen sind ein leicht­lebiges Völkchen und wenn auch Hunderttausende von ihnen durch den Panamakrach geschädigt worden sind, so hat doch der große Skandal wegen der Bestechungen keine erkennbaren Furchen im Volksgemüt nachgelassen, Eine Anzahl berühmter Parteiführer ist zeitweise aus der politischen Arena abgetreten, aber Frankreich ver­gißt schnell. So durste sich Clemenceau, der Intimus des Erzgauners Herz, jetzt schon wieder seinen Wäh­lern in Gnaden empfehlen und selbst der als Tiiels- und Ordensschacherer übel beleumundete Wilson hatte die kecke Stirn, sich den Wählern seines Bezirks als Kandidat anzubieten.

Es giebt nur wenige Männer in Frankreich, die wie der ehemalige Minister Bourdeau reuig ihre Schuld bekennen und ins Gefängnis gehen, um die Schmach ihres verächtlichen Treibens zu büßen; die meisten wie Floquet, Roche, Clemencau und w>e sie alle heißen, gebärden sich trotz erdrückender Schuld­beweise als die reinsten Tugendbolde und nehmen das Martyrium, schändlich verleumdet zu sein, für sich in Anspruch. Es ist auch keineswegs die em­

pörte öffentliche Moral, die diesen Heuchlern die Larve herunterreißt, sondern dieses Amt übernimmt die politische Gegnerschaft, wie sich denn besonders die Boulangisten von Constans haben mißbrauchen lassen, diesen an seinen persönlichen und Parteigegnern, hervorragende Opportunisten und Radikalen, zu rächen.

Die Langeweile, die die endlos sich hinziehende Untersuchung betreffs des Ponamaschwindels im Volke hervorgcbracht hat, mußte in den breiten Massen des Volkes das Gefühl dafür abstuwpfen, welch unwür­digen Eindruck tue Affäre im Auslande hervorge­bracht hat, das ist auch der Grund dafür, daß man vor etwa drei Wochen den damals erschienenen Be­richt des Panama-Untersuchvngs-Ausschusses in der französischen Depuiiertenkammer einfach zur Kenntnis nahm, ohne weiter ein Wort darüber zu verlieren. Der Skandal hat den Reiz der Neuheit Vorloren und deshalb will man die Sache begraben sein lassen.

Noch ein anderer Grund und zwar kein unwich­tiger wirkt der Agitation des Sozialismus in Frank­reich entgegen. Chauvinismus und Revanchelust durch­fluten die französische Volksseele und geben ihr die Grundstimmung, womit nicht einmal gesagt zu werden braucht, daß man den Krieg allgemein stürmisch herbei­wünscht; nur möchte man der Hoffnung auf Revanche für Sedan und der Wiedergewinnung von Elsaß-Lothringen nicht entsagen. Die Regierungen benutzen die Stim­mung in der für sie vorteilhaftesten Weise. Ohne sich drängen zu lassen, spielte sich noch ein jedes französische Ministerium als den dereinstigen Erfüller jener geheimen Hoffnungen auf und suchte sich dadurch in seiner Stellung zu stärken.

Aus diesen Gründen wird, abgesehen von kleinen Verschiebungen, durch die Wahl in Frankreich nichts geändert werden, vielmehr alles beim alten bleiben. Dafür hat sich aber Frankreich nicht in letzter Linie beim Papste zu bedanken, der wie schon früher so auch jetzt wieder in offener Weise den Klerus und die Gläubigen in Frankreich aufgesordert hat, die bestehende politische Rechtsordnung anzuerkennen und sich der Republik anzuschließen.

Vom 3. August 1893. Wir geben folgende allgemein interessierende Angaben daraus:

Artikel I.

8 1. Die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres an Gemeinen, Gefreiten und Obergefreiten wird für die Zeit vom 1. Oktober l893 bis 31. März 1899 auf 479229 Mann als Jahresdurchschnitts­stärke festgestellt. An derselben sind die Bundesstaaten mit eigener Militärverwaltung nach Maßgabe der Be­völkerungsziffer beteiligt. Die Einjährig-Freiwilligen kommen auf die Friedenspräsenzstärke nicht in An­rechnung. Die Stellen der Unteroffiziere unterliegen in gleicher Weise wie die der Offiz ere, Aerzte und Beamten der Feststellung durch den Reichshaushalts- Etat. In offenen Unteroffizier stellen dürfen Gemeine nicht verpflegt werden.

8 2. Vom 1. Oktober 1893 ab werden die Infanterie in ... . 538 Bataillone und

173 Halbbataillone,

die Kavallerie in ... . 465 Eskadrons, die Feld-Artillerie in . . . 494 Batterien,

die Fuß-Artillerie in . . . 37 Bataillone,

die Pioniere in.23 Bataillone,

die Eisenbohntruppen in . . 7 Bataillone,

der Train in.21 Bataillone,

formiert.

Artikel II.

Für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis 31. März 1899 treten bezüglich der Dienstpflicht folgende Be­stimmungen in Kraft:

8 1. Während der Dauer der Dienstpflicht im stehenden Heere sind die Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feldartillerie die ersten drei, alle übrigen Mannschaften die ersten zwei Jahre zum un­unterbrochenen Dienst bei den Fahnen verpflichtet. Im Fall nötiger Verstärkungen können auf Anordnung des Kaisers die nach der Bestimmung des ersten Ab­satzes zu entlassenden Mannschaften im aktiven Dienst zurückbehalten werden. Eine solche Zurückbehaltung zählt für eine Uebung, in sinngemäßer Anwendung des letzten Absatzes des 8 6 des Gesetzes, betr. die Verpflichtung zum Kriegsdienst, vom 9. Nov. 1867 (Bundesgesetzblatt 1867 Seite 131).

8 2. Mannschaften, welche nach einer zweijährigen

Die AriedenspräsenMrke des deutschen Keeres.

DerReichsanzeiger" publiziert das Gesetz be­treffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres. ! aktiven Dienstzeit entlassen worden sind (8 l), kann

Eine Woche.

Kriminal-Roman von M (Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten.)

Mr. Moore," erwiderte die junge Witwe, indem sie mich mit ihren tieftraurigen Augen anschaute, Mr. Moore seien Sie versichert, daß ich Ihnen alle Aufklärungen geben w rde, die in meinen Kräften stehen. Es ist mein brennendster Wunsch, daß der Betreffende sobald als möglich entdeckt und ver­haftet wird. Ich halte es für eine heilige Pflicht, daß er seine wohlverdiente Strafe erleidet." Sie preßte ihr Schnupftuch gegen ihre thränenfeuchten Augen.

Wollen Sie mir, bitte, Mitteilen, was Benjamin Hood gestern abend vorgenommen hat?"

Sie sah mich verwundert an; sie hatte offenbar eine andere Frage erwartet.

Mrs. Hood," fuhr ich fort,ich ersehe aus Ihren Mienen, daß Sie glaubten, ich wünsche Ihre ganze Lebensgeschichte kennen zu lernen. Doch das ist überflüssig ich bin auf das genaueste davon unterrichtet mid ich will Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen. Wollen Sie, bitte, jetzt nur meine Fragen beantworten und zwar so ausführlich wie möglich."

Leider war ich nur bis gegen sieben Uhr abends zu Hause. Mein Mann und ich saßen wie gewöhn­lich nach Tisch beieinander und plauderten. Wir sprachen von allen möglichen Dingen, von einem

großen Fest, das in der nächsten Woche veranstaltet werden sollte, von den letzten politischen Ereignissen ich interessiere mich nämlich für Politik und von allerlei anderem. Mein Manu kam mir ungewöhn­lich zerstreut vor. Mehrmals wollte es mir scheinen, als höre er gar nicht, was ich sagte was sonst nicht seine Gewohnheit ist und als ich ihn fragte, woran er denke, anwortete er mir:an das Ge­schäft." Wie gesagt, ich war bis sieben Uhr zu Hause. Wir Damen haben nämlich einen Klub, der einmal wöchentlich am Dienstag Zusammen­tritt. Womit wir uns beschäftigen, gehört ja nicht zur Sache. Ich fuhr also in den Klub."

Direkt?"

Sie sah mich forschend an.

Freilich direkt! Ich biieb dort bis neun Uhr. Dann verabschiedete ich mich. Der Regen strömte vom Himmel herab, und ich entsinne mich, daß ich darüber nachdachte, ob wohl mein Mann bei diesem Wetter ausgegangen sei. Mein Wagen führte mich in wenigen Minuten nach Hause."

Sie fuhren also ganz direkt nach Hause?"

Sie errötete heftig.

Freilich! Doch nein am Wawerley - Place ließ ich einen Augenblick halten. Meine Freundin, Frau Montgomery, wohnt dort. Ich hatte ihr et­was zu sagen das ist alles. Als ich zu Hause aulangte, war die Uhr bereits über halb zehn. Meine erste Frage galt meinem Mann. Er war nicht zu Hause. Er hatte zwar gesagt, er würde nicht spät ausbleiben, aber es hatte wohl nichts zu bedeuten.

Halb zehn das war ja nicht zu spät! Ich mußte mich in Geduld fügen und warten. Und ich wartete. Es wurde zehn, halb elf, elf vielleicht war er bei einem guten Bekannten, einem Freund geblieben? Aber er hatte ja mir ausdrücklich sagen lassen, daß er bald zurück sein würde. Es mußte sich also etwas zu­getragen haben, etwas Unerwartetes, Unvorhergesehenes - Es ist unmöglich, Ihnen die langen, schlaf­losen Stunden zu beschreiben, die ich in der furcht­barsten Angst verbracht. Ich war fest überzeugt, daß meinem Manne ein Unglück zugestoßen sein müsse. Und dabei konnte ich nicht handeln, ich war ver­urteilt, die Hände in den Schoß zu legen und zu war­ten." Ein heftiges Schluchzen erstickte ihre Stimme.

Mrs. Hood," sagte ich gegen meinen Willen tief ergriffen,Sie sahen also Ihren Gatten zum letzten Mal gestern abend um 7 Ubr?"

Ja!"

Womit war er damals beschäftigt? Wie ver­brachten Sie die Zeit nach dem Mittagessen?"

Wir saßen in seinem Arbeitszimmer. Nachdem wir uns eine Weile miteinander unterhalten er war, wie ich Ihnen schon vorhin sagte, ein wenig zerstreut erhob ich mich und begab mich in mein Zimmer, um Toilette zu machen. Dann ging ich wieder zu ihm, um ihm Lebewohl zu sagen. Er saß auf dem Sofa und starrte vor sich hin.

Fehlt dir etwas, Benjamin?" fragte ich ihn. Nein, nein, es ist nichts! Komm nur bald wieder nach Hause!"Du bleibst doch heute abend hier?" Ich gehe wahrscheinlich gar nicht mehr aus, und