vri, „ouvi^cn Lttnoeszeaung" svrgenoe zuverlässige Nachricht zu: Das Regiments- und das Brigadeexerzieren, sowie die Divifionsübungen des 14. Corps werden sämtlich um einen Tag verkürzt. Die Parade findet bereits am 9. September (Großherzogs Geburtstag) statt. Am 10. September ist Ruhetag, am 11. Kriegsmarsch und am 12., 13. und 14. Sept. findet das Manöver des 14. gegen das 15. Corps statt.
* Karlsruhe, 9. Aug. Dem Vernehmen der „Bad. Korresp." zufolge hat das Ministerium des Großh. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten im Anschluß an das Vorgehen von Bayern und Württemberg angeordnet, daß vom 1. Okt. d. I. an die lOtägige Gültigkeitsdauer der Rückfahrkarten auch auf dem badischen Staatsbahnnetz zur Einführung gelange.
* Rappenau, 8. Aug. Dem Schäfereibesitzer Rall find infolge allzureichlichen Genusses von Körnerfutter, welches dieses Jahr in auffallend großen Mengen sich auf den Stoppelfeldern vorfindet, 30 Stück Schafe zu Grunde gegangen.
* Dresden. Vom hiesigen Landgericht wurde dieser Tage der Bierausgeber Göttich, der nachweislich im Bürgergarten zu Löbtau wiederholt aus Habsucht Neigenbier mit frischem Bier vermengt und dann verschänkt, sowie auch Kognak durch Zusatz von Nordhäuser verfälscht hat, wegen Betruges und Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt.
* Erfurt, 6. August. Nach der „Thür. Tribüne" ist der Feldwebel Hügel, der am 8. Juli trotz großer Hitze 10 Soldaten mit vollem Gepäck eine Stunde exerzieren ließ, wodurch 8 Mann krank wurden, zu 14 Tagen Arrest verurteilt worden.
* Die Finanzminister-Konferenz in Frankfurt ist am Dienstag eröffnet worden. Ueber den bisherigen Verlauf verlautet: Die Sitzung begann um 1 Uhr und dauerte bis nach 5 Uhr. Es wurde beschlossen, daß die Teilnehmer gegenüber der Oeffent- lichkeit sich Stillschweigen auferlegen sollen. Doch kann soviel mitgeteilt werden, daß eine Generaldiskusston über sämtliche Steuerprojekte stattfand, in der alle Regierungen durch ihre Vertreter zu Worte kamen. Es heißt weiter, daß zwischen den Regierungen schon eine vollständige generelle Einigung erzielt wurde, was natürlich nicht ausschließt, daß bei der Beratung der einzelnen Vorschläge Gegensätze hervortreten werden. Den Gang der Verhandlungen hofft man so zu beschleunigen, daß man am Donnerstag mit denselben fertig wird.
* Frankfurt, 10. Aug. Die gestrige Konferenz- fitzung der Finanzmintster, die von 12 Uhr bis gegen halb sechs dauerte, war, wie die „Frkf. Ztg." berichtet, hauptsächlich der Frage der Tabakfabrikat- steuer gewidmet. Die Debatte war. sehr eingehend und, wie man vernimmt, wurden gegen den Steuervorschlag von mehr als einer Seite Einwendungen erhoben. Man ist aber zu einem — wenn auch nicht einstimmigen — Einverständnis gekommen, so daß also die Tabakfabrikatsteuer seitens der Vertreter der Regierungen im Prinzip als angenommen gelien darf. Hingegen läßt sich über die Höhe der Steuer und die Abmessung der Abstufungen nichts sagen; sie
oeyauen vtetven, weil erst, wenn das reichsfinanzielle Deckungsprogramm vollständig vorliegt, auch der aus dem Tabak zu ziehende Steuerertrag genau abgeschätzt werden kann. Die Produktionssteuer wird fallen und dementsprechend der Tabakzoll genau um 45 Mk. herabgesetzt werden. Was die Art der Besteuerung betrifft, so ist eine Stempelung beim Fabrikanten in Aussicht genommen. Es werden drei Hauptklassen angenommen, Cigarren, Rauchtabak, Schnupftabak, innerhalb deren Abstufungen nach dem Werte Platz greifen. Die Einführung von Banderollen, wie sie anderwärts in Gebrauch sind, ist nicht beabsichtigt, vielmehr befchränkt sich die Absicht auf eine Buchkontrolle, die unter thunlichster Schonung der kleineren Produzenten durchgeführt werden soll. Ueberhaupt gedenkt man die Kontrolle so weit zu erleichtern, als nur irgend möglich ist, um jede Schädigung der Betriebe fernzuhalten. Man hofft, daß das Tabakfabrikatssteuergesetz bereits am 1. April in kraft treten kann. — Auch über das Stempelsteuergesetz wurde beraten, und auch hierüber ist man, wie verlautet, zu einer gewissen Einigung gekommen, die indessen ganz allgemeiner Natur ist. Die Frage gilt in ihren Einzelheiten noch nicht als spruchreif, weil gerade in der letzten Zeit beachtenswerte Mitteilungen über die Bedürfnisse des Geschästslebcns gemacht worden sind, die eine Berücksichtigung erheischen. Weitere sorgfältige Beratungen find in Aussicht genommen, da die Absicht besteht, das solide Geschäft tbunlichst wenig zu belästigen. Endlich ist auch die Quittungssteuer in den Kreis der heutigen Beratungen gezogen worden. Es ist Aussicht vorhanden, daß die Konferenz ihre Arbeiten im Laufe des morgigen Tages zum Abschluß bringt.
* Berlin, 8. Aug. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz vom 3. August 1893, betreffend die Friedenzpräsenzstärke des deutschen Heeres, sowie die Verordnung vom 24. Juli 1893, betreffend die Einführung der Reichsgesetze in Helgoland.
* Berlin, 8. Aug. Es bestätigt sich, daß eine erhebliche Verstärkung des untern Aufsichtspersonals an der ganzen preußischen Grenze diesseits stattfinden wird, um dem infolge des Zollkriegs gewachsenen Schmuggel thunlichst zu steuern, dagegen ist vorläufig von einer Vermehrung des Oberbeamtenpersonals Abstand genommen.
* Berlin, 9. August. Von verschiedenen Seiten wird gemeldet, daß die Fabriken zahlreiche Arbeiter entlassen wegen des Zollkriegs und wegen verminderter Bestellungen aus Amerika. Der größte Teil der russischen Blätter betont fortgesetzt, für die beiderseitigen Interessen sei ein Zollfriede wünschenswert. In Bremen weilt gegenwärtig ein Delegierter des russischen Ftnanzministers, um sich über den Stand der dortigen Handelsbeziehungen zur russischen Petroleumindustrie zu unterrichten.
* Berlin, 9. Aug. Die österreichisch-russischen Handels-Vertrags-Verhandlungen wurden gestern beendigt.
* Berlin, 9. August. Der Kaiser wird morgen nachmittag 4 Uhr im westlichen Teile der Ostsee etn- treffen, wo die Flottenbestchttgungen stattfinden sollen. Das Befinden des Kaisers ist vorzüglich.
flusscs scheint sich der Kreis Marienberg (Hannover) zu erfreuen. Dort hat der Kreisausschuß beschlossen, jedem Gemetndediener, der einen Bettler in das Poltzei- gefängnis einltefert, eine Belohnug von 3 Mk. — außer der aus Staatsmitteln zu entrichtenden Wegevergütung — zu zahlen. — Ob es für das Geld wirklich keine notwendigere Verwendung gibt?
* Senftenberg. Von einer Ratte angefreffen wurde in Neddern das zweijährige in einem Kinderwagen schlafende Töchterchen eines Hauptmanns. Die Ratte, die das Kind an der weichsten Stelle des Kopfes angefreffen hatte, war nicht aus dem Wagen zu bringen und mußte in diesem totgeschlagen werden. Aerztliche Hilfe wurde sofort in Anspruch genommen; das kleine Mädchen befindet sich außer Lebensgefahr.
* Kiel, 8. Aug. Prinz Heinrich tritt seine Reise nach Italien am 12. August an.
* Wien, 9. Aug. Unter den Gerbergehilfen Wiens ist ein Ausstand ausgebrochen. Sie fordern Lohnerhöhung, zehnstündige Arbeitszeit und Einhaltung der Sonntagsruhe.
* P e st, 9. August. In Südungarn, in Ora- vicza und Umgebung, tritt eine gefährliche, bisher unbekannte Tierkrankheit auf, die im Viehstande große Verheerungen anrtchtet. Es ist eine plötzliche Erblindung des Hornviehs, besonders der Kühe. Die Tierärzte sind ratlos.
' Zürich, 8. Aug. Der Sozialisten-Kongreß hat heute vormittag seine eigentlichen Verhandlungen noch nicht begonnen. Das Präsidium führte der Franzose Argyadere. Zunächst wurde der Protest verlesen, den die gestery Ausgeschlossenen erlassen hatten. Dieselben erklärten in diesem Protest: Sie seien vergewaltigt; der Kongreß besitze nicht das Recht, sich einen internationalen Arbeiterkongreß zu nennen. Der Antrag des Holländers Nieuwcnhuis und des Belgiers Balders, betreffend eine nochmalige Erwägung des gestrigen Ausweisungsbeschlusfss, wurde abgelehnt. Nach stattgehabter Mandatprüfung erklärte der Kongreß 412 für gültig, nämlich: England 65, Australien 1, Oesterreich 34, Belgien 17, Bulgarien 2, Dänemark 2, Spanien 2, Amerika 3, Frankreich 38, Holland 6, Ungarn und Kroatien 10, Rumänien 5, Rußland, Serbien und Norwegen je 1, Schweiz 101, Deussch- lano 92, Italien 21, Polen 10. Ueber 10 deutsche Mandate, die bestritten wurden, entscheidet der Kongreß nachmittags.
* Zürich, 9. Aug. Der Sozialistenkongreß vollendete in seiner gestrigen Nachmittagssitzung die Mandatprüfungen. Auf Antrag Bebels wurde beschlossen, in die Beratung der Anträge der Tagesordnung ohne eine Generaldebatte einzutreten.
* Zürich, 9. August. Der Arbeiterkongreß nahm die schweizerischen Anträge, betreffend Einführung des Achtstundentages an, und verwarf den Antrag der Franzosen, betreffend Aufnahme eines Satzes zu Gunsten eines Minimallohnes. Auch die Stellung der Sozialdemokraten im Kriegsfall wurde behandelt. Der holländische Antrag aus Generalausstand und militärische Dienstverweigerung stößt auf energischen
Gine Woche. (Nachdruck verboten.)
Kriminal-Roman von M . . . .
(Fortsetzung.)
Es war fast unmöglich, ihn wieder zu erkennen. Aus dem bleichen Jüngling war ein Mann geworden. Er hatte sich entwickelt, war breitschultrig und sonnengebräunt. Nur die dunkelbraunen, blitzenden Augen hatte er noch. In seinem ganzen Austreten lag ein bewußter, männlicher Ernst.
Archibald Förster hatte seinen Jugendfrend nicht vergessen. Die alten Beziehungen wurden wieder erneut. Benjamin Hood, der Förster sein Leben verdankte — er war der Kamerad, den Archibald aus den Wellen gezogen — sollte ihm noch mehr zu verdanken haben. Denn auf Försters Vorstellung gab Benjamin Hood sein ausschweifendes Leben auf. Er erfüllte den Lieblingswunsch seines Vaters und trat als Teilhaber in eines der größten New-Norker Geschäfte ein.
Archibald Förster war nicht allein in seine Vaterstadt heimgekehrt. Er hatte einen Diener mitgebracht, einen Neger, ein wahres Prachtexemplar, ohne jenen dummen, schläfrigen Ausdruck, welcher gewöhnlich den Negergesichtern eigen ist. Im Gegenteil, er sah aus, wie die verkörpere Schlauheit. Und wenn er lachte — was er nach Art der Neger oft that — und dabei seine weißen, glänzenden Zähne zeigte, da mußte man zugeben, daß er der schönste Neger war, den man sich denken konnte.
Und auf diesen selben Neger hatte ich in der
verflossenen Nacht Jagd gemacht. Ihn hatte ich in der Spielhölle getroffen, wo er sich über einen seiner Mitspielenden gestürzt hatte, um dann aus meinem Gesichtskreis zu verschwinden. Warum ich gerade an ihn dachte, daß ich ihn für schuldig hielt, ihn, einen Neger — das will ich gleich näher erklären.
Es war ganz natürlich, daß Archibald Förster bei seiner Rückkehr ein gewisfes Aussehen erregte. Er war mit einem Worte interessant. So drückten sich wenigstens die jungen Damen aus. Und vielleicht hatten sie recht.
Archibald Förster verheiratete sich mit Anny Dowsing, die um diese Zeit die unbestrittene Beherrscherin der New-Norker Salons war. Sie war eine echte amerikanische Schönheit, groß und schlank, von herrlichem Wuchs und königlicher Haltung. Sie hatte ein paar dunkelbraune, tiefe, strahlende Augen, das Anziehendste an ihr war aber ohne Zweifel ihr stets wechselndes intelligentes Mienenspiel. Wenn man mit ihr sprach, sah man, wie sie jedes Wort auffaßte, und die treffenden, scharfsinnigen Aeußerungen, die man als Antwort erhielt, zeugten davon, daß man eine Frau vor sich habe, die in geistiger Beziehung ebenso bevorzugt war wie in körperlicher.
Benjamin Hood verkehrte, wie das ja ganz selbstverständlich war, viel im Hause des Freundes. Der alte James Hood war gestorben. Er war über das Schicksal seines Sohnes beruhigt ins Grab gestiegen. Benjamin hatte das alte Sprichwort zur Wahrheit gemacht, daß die schlimmsten Buben die besten Männer werden.
Benjamin Hood verkehrte zu viel im Hause seines Freundes — wenigstens währte es nicht lange, bis sich gewisse Gerüchte, ihn und Anny Förster betreffend, verbreiteten.
Waren diese begründet?
Nein, ich bezweifle es. Das, was die Welt sah, war unmöglich, unerklärlich — wenigstens hatte man keine Beweise, und eine Sache, welche der Beweise entbehrt, hat für einen Polizisten keine Bedeutung.
Und weshalb sollte Anny Benjamin Hood vor Archibald Förster den Vorzug geben?
Sie waren beide schöne, stattliche, intelligente Männer. Förster war eine verschlossene Natur, Hood war lebhaft und zugänglich. Dafür besaß Archibald Förster aber unendlich mehr Bildung, hatte mehr Gemütstiefe und liebte seine Gattin leidenschaftlich.
Warum sollte sie da den Liebhaber ihrem Manne vorziehen?
Ja warum! Und doch zeigte sich bald, daß dies wirklich der Fall war. Nicht, daß sie ihre Pflichten verletzt, ihre Ehre geschändet hätte — Anny Förster war nicht die Frau danach — nein, sie gestand ihrem Gatten alles offen ein.
Sie trat mit erhobener Stirn und freiem Blick vor ihn hin und sagte ihm alles.
Und dann wurden sie geschieden.
Wie sich Förster ihr gegenüber verhielt, ist mir unbekannt. Ich weiß nicht, ob er ihr drohte, ob er weinte, ob er sie anflehte — aber ich glaube, daß er kein Mittel unversucht ließ, um die Geliebte an sich zu fesseln.