Punkt von Brüssel her bekannt ist. Die Abstimmung findet morgen statt.
'Zürich, 9. Aug. Die heute Nacht stattge« fundene Anarchistenversammlung beschloß die Einberufung eines eigenen Anarchistenkongreffes auf nächsten Donnerstag nach Zürich.
' London, 7. Aug. In den Grafschaften Fife und Kinroß haben 7000 Bergleute gekündigt, weil die Grubenbesitzer sich weigerten, eine 25proz. Lohnerhöhung zu gewähren.
"London, 8. August. Der deutsche Reichs- kommifsar Dr. Karl Peters ist heute hier eingetroffen.
"London, 9. August. In Vales wurde versucht, einen Eisenbahnzug, worin sich 600 Bergleute mit ihren Frauen und Kindern befanden, zur Entgleisung zu bringen. Das Verbrechen wurde im letzten Augenblick vereitelt.
* London, 9. Aug. Englische Blätter berichten: Nach soeben eingetroffener Nachricht brach in dem Regierungs-Pulvermagazin in Sam Auen Lee bei Kanton (China) ein Feuer aus, daS mehr als 1000 Häuser zerstörte und über 5000 Personen tötete. An der Katastrophe soll die Nachlässigkeit eines Soldaten Schuld sein. 4 benachbarte Dörfer wurden zerstört und Truppen mußten requiriert werden, um die Toten zu begraben und den Verwundeten Beistand zu leisten.
"Petersburg, 9. Aug. In Warschau kam ein vereinzelt gebliebener choleraverdächtiger Fall vor. Vom 11.—24. Juli sind in Gouvernement und Stadt Nishni-Nowgorod inklusive der dortigen Messe an Cholera und choleraverdächttgen Krankheiten 258 Personen erkrankt und 102 gestorben. In Charkow vier choleraartige Erkrankungen.
* Madrid, 8. Aug. General Calleja ist zvm Gouverneur von Kuba ernannt. — In mehreren Provinzen fanden Versammlungen von Weinbauern statt. Diese beschlossen, die neue Wetnsteuer nicht zu bezahlen; lieber solle der Staat die Besitzungen der Weinbauern mit Beschlag legen.
* Washington, 9. Aug. Eine umfangreiche Botschaft Clevelands besagt, das Vorhandensein einer beunruhigenden, ungewöhnlichen Lage und von Angelegenheiten, welche den Reichtum und die Wohlfahrt des amerikanischen Volkes bedrohen, nötigten ihn eine außergewöhnliche Kongreß-Session einzuberufen, damit die gegenwärtigen Mißstände gemildert und die Gefahren durch eine weise patriotische Gesetzgebung beseitigt werden. Die Botschaft bespricht die Miß- ständc der kommerziellen und finanziellen Lage und spricht die Meinung aus, daß die Mißstände hauptsächlich den Gesetzen betr. den Silberankauf und die Silberprägung zuzuschreiben seien. Die Botschaft bespricht ferner ausführlich das verhängnisvolle Wirken der Shermann-Btll. Wenn die Verminderung des Goldes und die Vermehrung des Silbers des Staatsschatzes fortdauern, müßten alle staatlichen Verpflichtungen mit entwertetem Silber bezahlt werden. Amerika könne den Antrag auf Rehabilitierung des Silbers nicht formulieren, solange es ganz allein dieses Resultat zu erreichen suche. Obgleich die Frage der Reform der Zölle ihre besondere Bedeutung nicht verliere, sei die Aufmerksamkeit vor allem der Finanzlage zuzuwenden. Die Botschaft schließt mit einer
heben.
* Aus Argentinien liegen über den dortigen Aufstand der Radikalen keine neueren Nachrichten vor. Bet La Plata ziehen beide Parteien ihre Strettkräste zusammen; dort scheint es zu einem entscheidenden Kampf zu kommen.
* Buenos-Ayres, 8. Aug. Der neue Gouverneur hat seine Entlastung etngereicht. Der KriegS- minister Delvalle traf mit den Truppen in La Plata ein und übernahm provisorisch die Regierung. Die Aufständischen sind außerhalb der Stadt. Die Schar- müzel dauern fort.
* Die Friedfertigkeit Siams ist geradezu bewunderungswürdig. Die siamesische Regierung erteilte den Behörden am linken Ufer des Mekong Befehl, ihre Posten sofort zu verlassen, und traf Maßregeln, um die französische Besetzung in Chantabouu zu erleichtern. Mehr kann Frankreich wirklich nicht verlangen; trotzdem würde der französischen Regierung weniger Friedfertigkeit Siams lieber sein.
Handel «nd Berkehr.
* Calw, 9. Aug. Der heutige Viehmarkt war ziemlich zahlreich befahren. Zugebracht wurden 569 Stück Rindvieh, 58 Körbe Saugferkel und 4 Läufer. Der Handel zeigte viel Leben, die Preise hielten gleichen Stand mit denen des vorigen Markts. Fette Ochsen waren wenige am Platz, Saugferkel lösten 18—25 Mark pro Paar.
* Schramberg, 10. Aug. Der Viehmarkt ist stark befahren und wurde viel gehandelt. Die Preise sind aber zurückgegangen. Es war besonders stark Nachfrage nach Jungvieh und Nutzkühen und nach fetten Ochsen, welch letztere aber fehlten. Für Kalbeln wurde bezahlt bis zu 300 Mk., Kühe 250 bis 300 Mk.
* Kirchheim u. T., 7. Aug. (Rindvieh- und Schwetnemarkt.) Der heutige Markt war sehr stark befahren, nämlich mit 36 Stück Farren, 40 Mastochsen, 75 Zugochsen, 120 Stieren, 402 Kühen, 183 Kalbeln, 301 Rindern, 35 Läuferschweinen und 430 Milchschweinen. Die Preise stellten sich per Stück Farren aus 75—300 Mk., per Paar Mastochsen 655 bis 850 Mk., Zugochsen 460—670 Mk., Stiere 220 bis 450 Mk., per Stück Kühe 75—370 Mk., Kalbeln 130—280 Mk., Rinder 50—290 Mk., per Paar Läuferschweine 35—50 Mk., Mtlchschweine 20—26 Mk.
* Stuttgart, 8. August. Kartoffelmarkt. Zufuhr 600 Ztr. Preis per Zentner 3 Mk. bis 3 Mk. 50 Pf. — Krautmarkt. Zufuhr 1400 Stück. Preis 25—30 Mk. per 100. — Mostobstmarkt. Wilhelmsplatz. Zufuhr 200 Ztr. Fallobst. Preis per Ztr. 2 Mk.
* Metz, 6. August. Der Obstreichtum in unserer Gegend ist so reich, daß man Birnen und Pflaumen zu 4 Pf. das Pfund haben kann. Die Ausfuhr aller möglichen Obstsorten hat wohl noch nie solche Ausdehnung angenommen, wie Heuer. Ueberall begegnet man reich beladenen Wagen nicht nur mit Mirabellen und allerlei Kernobst, sondern auch mit großen und kleinen Gurken, Melonen, Artischoken und Liebesäpfeln. Da nun jetzt auch eine gute Spätkartoffelernte , sowie Futterkräuter in genügender
zu werden verWW. äls irgen^elne ^ttk"ItM? KUs? der anfangs vtelgeschmähte 1893er Sommer für die hiesige Gegend noch ein wahrhaft goldener werden.
Vermischtes.
* Eine originelle Pfändung ist dieser Tage von einem Gerichtsvollzieher inBeckum (Westfalen) vorgenommen worden. An einem am Südthor der Stadt stehenden Birnbaum ist ein mit zwei Siegeln befestigtes Plakat, welches folgenden Wortlaut hat: Die Früchte auf diesem Baum — Birnen — sind gepfändet.
* Ein glückliches Ländchen ist das souveräne Fürstentum Liechtenstein. Ist es auch nur 157 Quadratkilometer groß und zählt es auch nur 9124 Einwohner, so hat es doch viele sonstige höchst angenehme Eigenschaften: Militär giebts nicht, jeder Liechtensteiner ist also von Hause aus milttärfrei. Wo es kein Militär giebt, da giebt es selbstverständlich auch keinen Militarismus, keine Militärpflichten und keine Militärlasten, aber es geht noch weiter : in Liechtenstein giebt es auch keine Staatsfteuer. Ueberdies wurde dem Liechtensteiner Landtag letzte Woche von der fürstlichen Regierung erklärt, »die günstige Lage der Landesfinanzen mache eine Erleichterung der auf Grund und Boden haftenden Zinslast zur Pflicht." Natürlich war der Landtag gerne dabei, dieser angenehmen Pflicht, so schnell als es die Geschäfts- Ordnung erlaubte, nachzukommen. Also auf nach Liechtenstein!
* (Folgen des Sonntagsruhegesetzes.) Folgendes hübsche Geschichtchen erzählt der »A. St. A.": »Die Frau Fabrikant X. bekam am Sonntag Besuch von zwei bekannten Damen. Um die Gäste mit etwas zu traktieren, schickt sie ihre beiden Jüngsten nach der A.'schen Conditorei, um von dem so beliebten Kirschenkuchen holen zu lassen. Nach einer Zeit langen Wartens kehren die kleinen Sendboten zurück. Als jedoch die Frau Mama dem Korbe die leckere Speise entnehmen will, findet sie diesen vollständig leer. Auf ihre erstaunte Frage, ob denn die Kleinen keinen Kirschenkuchen gekauft hätten, erfolgte die naive Antwort: »Ja, wir haben für das Geld Kuchen gekauft, aber der Herr Konditor hat gesagt, wegen der Sonntagsruhe dürften wir ihn nicht mit über die Straße nehmen, wir müßten ihn gleich bei ihm aufeffen, und das haben wir auch gethan." . . .
* (Wozu das Vermögen da ist.) „. . . Verlassen Sie mich jetzt, Herr Baron — sparen Sie Ihre Worte! Ich werde überhaupt nie heiraten!" »Aber was wollen gnädiges Fräulein denn mit Ihrem kolossalen Vermögen anfangen?"
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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Anny Hood — denn so hieß sie jetzt — zog bald darauf in ihr neues Heim und Archibald blieb einsam zurück.
Er wurde menschenscheu und man erzählte sich, daß oft Wochen vergingen, ehe er einen Fuß über seine Schwelle fetzte. Desto mehr irrte er in seinem Hause umher. Seine Diener versicherten, daß er manche Nacht nicht aus den Kleidern käme. Er durchwanderte seine Wohnung von einem Ende bis zum andern. Er streifte durch die großen, dunklen Zimmer und murmelte halblaute Worte vor sich hin.
Wäre es möglich, daß —?
Zwei Jahre waren seitdem verflossen. Die Zeit heilt alles Leid, pflegt man zu sagen. Bei allen Menschen trifft dies nicht zu. Es gibt Naturen, welche nie vergessen können.
Wäre es möglich?
Archibald Förster mußte Hood hassen, das war nicht anders denkbar.
Förster war jetzt nicht mehr der Einsiedler, der er vor zwei Jahren gewesen. Er hatte wieder angefangen teilzunehmen an dem Leben, das ihn umgab. Man hatte ihn oft mit Hoods am gleichen Orte getroffen; daß er aber mit seiner früheren Frau gesprochen, daß er dem einst so geliebten Freunde die Hand gedrückt — das hatte niemand gesehen.
Voraussetzung: Förster haßte Hood; Schlußfolgerung: Er würde sich rächen. Das Leben, das Archibald Förster einst Benjamin Hood geschenkt, das nahm er wieder.
Das hatte er genommen in der Nacht zwischen dem ersten und zweiten März, in der Nacht zwischen Dienstag und Mittwoch. Sein getreuer Diener, der Neger Sam, hatte blindlings dem Worte seines Herrn gehorcht, für seine Riesenkräfte war das Ganze ein Kinderspiel gewesen, das Werk weniger Sekunden.
— Und sein Gewissen! Das Gewissen eines Negers!
Mit Lebensgefahr hatte ich mich nach Five-Points hineingewagt, hatte alle Ecken und Winkel durchsucht, war so glücklich gewesen, den rechten Mann zu treffen, und hatte — das Feld räumen müssen.
Wie aber konnte ich wissen, daß ich ihn in der
verrufenen Schänke treffen würde?-Ach, ein
Detektiv kennt diese übel berüchtigten Stätten, und ihre Stammgäste kann er an den Fingern herzählen. Förster war kein strenger Herr — schon manche liebe Nacht habe ich Sam in diesem verrufenen Hause getroffen — das Negerblut fordert sein Recht!
Jetzt handelte es sich nur darum, des Negers habhaft zu werden und ihn zum Geständnis zu bringen, denn Beweise für seine Schuld hatte ich nicht.
Die Sache schien mir ganz sonnenklar zu sein
— es galt jetzt nur, einen Plan zu entwerfen, der zum Ziele führen konnte, Schritt für Schritt vorzurücken, bis jeder Zweifel ausgeschloffen war, bis ich die handgreifliche Wahrheit vor mir hatte, um mich dann wie der Habicht auf meine Beute zu stürzen. Und dies alles mußte bald geschehen, in einem gewissen Zeitraum; eine Woche war ja die höchste Frist, über die ich zu verfügen hatte.
(Fortsetzung folgt.)
Arommer Wunsch.
Fast macht' ich bittend zu dir sagen:
Sieh mich nicht an, mein holdes Kind So sehr erweckst du alte Klagen,
Aus Zeiten die verklungen sind.
Denn jene Augen, die sich schlossen,
Als du zum Leben einst erwacht,
Aus dir nun schaun sie glanzumflossen Mich an mit alter Zaubermacht.
Die Wanzen, die mein Kuß durchglühte; Der Mund voll Hellem Liederklang;
Die Stirn, wie heiße Fliederblüte;
Ach, alles, wie ich's einst besang.
Und schwebst du durch die Rosenhecken Als jugendschöne Rosenfee,
Dann muß ich mein Gesicht bedecken In tiefem, nie gestilltem Weh.
Dann strömt zurück mir aus den Klagen Ein Hauch des Glücks, das mir geraubt; - Laß Gott dich solches Leid nicht tragen,
Sein reichster Segen aus dein Haupt.
L o g o g r y p h.
Du findest mich bei Baum und Strauch. Beim Pastor und im Gasthaus auch.
Und bist Du klug weist Du auch dann,
Daß ich fünf Köpfe tragen kann,
Fünfmal verschieden ist mein Sinn:
Bald zieh ich über'm Wasser hin,
Bald drück ich Deinen Rücken nieder,
Bald auch lab ich die müden Glieder,
Bald bin der Eile ich verwandt Bald reicht der Wirt mir froh die Hand. Auflösung folgt in nächster Kummer.