die vorgeschrittene Zeit, die wir jetzt haben, sei Doppelsaat nicht zu empfehlen. Außer Mais könne zum Anbau empfohlen werden: weißer Senf, Buchweizen und Jnkernatklee. Die beiden elfteren Futtergewächse bringen in kurzer Zeit eine Menge Futter, lieben auch unseren Boden. Aber die Tiere fressen dieses Futter weniger gern, sie müssen erst daran gewöhnt werden. Dabei sei zu bedenken, daß Senf eine ölige Pflanze und deshalb nicht für tragende und milchgebende Tiere zu empfehlen sei. Redner möchte Mischsaaten empfehlen: 30 Pfund Futtererbsen, 25—30 Pfd. Sommerrogen oder Frühhaber, auch Gerste darunter, 10—12 Pfd. Mais, 2 bis 3 Pfd. weißer Senf, Kohlreps, statt Erbsen kann man auch Wicken nehmen, aber diese keimen lange, wachsen langsam und geben nicht aus. Solche Mischung gedeihe rasch, liefere viel Futter, und dieses werde von dem Vieh auch gern gefressen. Stoppelrüben seien in milderen Gegenden schon längst als gutes erträgliches Mehfutter bekannt. Man solle auch bei uns einen Versuch mit ihrem Anbau machen. Gute Düngung und sorgfältiger Bau des Ackers sei die Bedingung für Gedeihen; die Saat geschähe wegen der Gleichmäßigkeit am besten, wenn man die Samen mit Sand vermischt, um die Saatgutmasse besser verbreiten -zu können. Walzen sei nötig. Vor dem Keimen sei Güllezufuhr gut. Nach dem Aufgehen der Saat sei zu Hacken und dabei sollen so viel Pflanzen mit weggehackt werden, daß die stehenbleibenden 1 Meter von einander entfernt stehen. Bei solcher Behandlung sei auf guten Ertrag zu hoffen. Iohannisrogg en sei bei jetziger später Zeit nicht mehr zu empfehlen. — Um im kommenden Frühjahr recht bald Grünfutter zu erhalten, ist Futterroggen anzubauen. Dazu beziehe man frisches Saatgut und säe in 2 Abteilungen, die eine Hälfte vor dem 15. August, die andere vor dem 30. Aug. Das Saatgut nehme man reichlich, 40—120 Pfund pro Morgen. Diese Futtergattung verholze nur zu gerne, deswegen wäre eine Mischung aus Winterwicken oder zottigen Sandwicken zu empfehlen. Dieses Mischen komme aber teuer zu stehen. Jnkernatklee eigne sich ebenfalls gut für baldiges Grünfutter. Man nehme 20—24 Pfd. Redner empfiehlt noch gute Herbstdüngung für unsere Wiesen, dann erhalte man im Frühjahr auch bälder Ertrag von ihnen. Auf den Morgen nehme man 50—60 Pfd. Chilisalpeter und ca. 150 Pfd. Superphosphat. Eingehend verbreitete sich Redner noch über die Winterfütterung, die für ca. 220 Tage dürres Futter erfordere. Die gleichmäßige Einteilung des vorhandenen Futters und Nachhilfe durch Kraftfuttermtttel sei eine Notwendigkeit. Ueber die Anwendung und den Wert der einzelnen Nährstoffe machte Redner so ziemlich die gleichen Angaben, wie sie in letzter Zeit in diesem Blatte mehrfach dargelegt worden sind. Am Schluffe des gediegenen Vortrags wurden noch manche Erfahrungen ausgetauscht und wertvolle Ratschläge gegeben. Hr. Oberamtmann Vogt dankte Hr.Dr.Wiedershein für seinen so wichtigen Vortrag und ermahnte die Zuhörer, die gegebenen Ratschläge zu befolgen.
x Pfalzgrafenwetler, 27. Juli. (Für das Samstagsblatt verspätet eingetroffen.) Bei der heu
rigen Lvayr eines ^rrsvorsteyers wurde Berwaltungs aktuar Decker von Freudenstadt gewählt. Derselbe erhielt 140 Stimmen. Möge die getroffene Wahl der Gemeinde zum Segen gereichen.
* Stuttgart, 28. Juli. Wie der „S. M." hört, ist auf Befehl Sr. Majestät des Königs eins wesentliche Einschränkung der bisherigen Manöver in die Bahn geleitet und steht die bezügliche Anordnung unmittelbar bevor.
»Stuttgart, 28. Juli. Das Ministerium des Innern hat dieser Tage das statistische Landesamt beauftragt, im Einvernehmen mit der württem- bergischen Forstdirektion die erforderlichen Einleitungen zu treffen, um im Laufe des Sommers eine Ermittelung des Standes der württembergischen Forsten nach der Holzart und dem Besitzstand zu veranstalten. Auch die Mitwirkung der einzelnen Gemeindebehörden Württembergs wird namentlich mit Rücklicht auf die Enquete über die Verteilung der Waldflächm nach dem Besitzstand notwendig werden. Des wetteren werden die Gemeindebehörden beauftragt, den Revierämtern die Gesamtwaldflächen der den Revierämtern zugetetlten Gesamtgemeindebezirke und die Gesamtfläche der geringeren Waldungen, sowie des „Oed- und Unlandes» mttzuteilen. (Schw. B.)
* Ueber die diesjährigen Herbstübungen erfährt der „St.-Anz.", daß auf Befehl Sr. Maj. des Königs in Rücksicht auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse folgende Aenderungen gegenübe. den seitherigen Bekanntmachungen angeordnet sind: 1) Die Uebungen der 26. Division finden nicht in der bisher beabsichtigten Gegend, sondern im Gelände zwischen Tübingen—Nürtingen und der Alb, mit teilweisem Uebergreifen auf das linke Neckarufer, statt. 2) Das Regiments- und Brigadeexerzieren der 51. Jnfanteriebrigave wird zum Teil auf dem Exerzierplatz bet Cannstatt, zum Teil in der Gegend von Echterdingen abgehalten, dasjenige der 52. Jnfanteriebrigade findet bet Ludwigsburg statt. 3) Die Manöver der 27. Division werden in die Gegend südlich von Btberach verlegt. 4) Das Regiments- und Brigadeexerzieren der Infanterie sdieser Division wird auf den Exerzierplatz bei Ulm verwiesen. 5) Die 26. Kavalleriebrigade nimmt an den Brigade- und Divisionsmanövern nicht teil. 6) Jeder Division wird nur 1 Kavallerieregiment zugeteilt. 7) Das Ulanenregiment Nr. 20 exerziert bet Ludwigsburg, das Dragonerregiment Nr. 26 auf dem Exerzierplatz bei Ulm. 8) Das Exerzieren der 27. Kavalleriebrigade fällt ganz aus. 9) Auch von der Feldartillerie beteiligen sich an den Brigade- und Divisions-Manövern von 7 Abteilungen nur 4. Die in Aussicht genommenen gefechtsmäßigen Exerzier-Uebungen dieser Waffe im Gelände finden nicht statt.
»(Verschiedenes.) InAltheim wollte der 50 Jahre alte Mich. Sauter über einen Gartenzaun aus Bohnenstecken klettern, hiebei rutschte er aus und fiel so unglücklich, daß ihm ein 2Vs om starker Stecken 25 om tief in den Unterleib eindrang. Der Zustand des Verunglückten ist besorgniserregend. — Dem Straßenwärter Ziegler in Neukirch wurde in der Nacht vom 20. bis 21. Juni ein von der Schulstelle gepachteter, mit Dinkel angsblümter Acker abgemäht. Einige Tage nachher fand der Geschädigte in einem Schächtelchen vor seinem Fenster 100 Mk.,
den ungefähren Ersatz für den boshafterweise zugefügten Schaden. — In Untertürkheim ist ein Weingärtner beim Ausladen eines Langholzwagens dadurch verunglückt, daß die Hölzer vom Wagen herabfielen und ihn totdrückten. — In Ulm hatte ein Infanterie-Unteroffizier mitte vorigen Monats die Nachricht verbreitet, er habe in der Brenzer Lotterie 3000 Mk. gewonnen. Auf diesen angeblichen Gewinn hin kehrte er in einer größeren Anzahl Wirtschaften in einem Zeitraum von ca. 10 Tagen ein und regulierte seine Kameraden, denen er in jeder der Wirtschaften ein Faß Bier auflegen ließ. Auch kaufte er sich goldene Ringe. Als es aber zur Bezahlung kommen sollte, wurde er flüchtig, jedoch wieder erwischt und eingeliefert, woselbst er sich noch wegen dieser Betrügereien in Untersuchungshaft befindet. — Dieser Tage wurde in Stuttgart ein Schwindler festgenommen, der sich als Wilh. Schmitt, Sek.-Lteut. eines bayerischen Feldart.-Regt., in verschiedene Gesellschaften und auch bei Studierenden der Tierheilkunde und bet Offizieren eingeführt und sich des Kredits wegen als vielfacher Millionär ausgegeben hat.
»Karlsruhe, 28. Juli. Der Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau ist heute vormittag zur unerwarteten Besichtigung der Garntsonsanstalten eingetroffen.
* Karlsruhe, 29. Juli. Aach soeben ans Werkt« eingetroffener Bestimmung wnrden die Kaisermanöver des 13. (württembergischen) und 14. (badischen) Armeecorps abvestellt. Ks finde« «nr die Waraden vor dem Kaiser statt. (Schw.-B.)
* Berlin, 28. Juü. Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung dem ihm vom Reichskanzler vorgelegten Entwürfe einer kaiserlichen Verordnung, betr. die Erhebung eines Zollzuschlags für die aus Rußland kommenden Waren zugestimmt.
»Berlin, 28. Juli. Die russische Regierung , beabsichtigt dem Vernehmen nach strenge Vorschriften I über die Ursprungszeugnisse alle für nach dem Ausland ' gehenden Waren zu erlassen. Eine ähnliche Maßregel steht selbstverständlich von deutscher Seite bevor. In den letzten Wochen sind gewaltige Mengen von Heu aus Rußland über die schlesische Grenze eingeführt worden; doch sind neuerdings die russischen Zollämter angewiesen worden, die Ausfuhr von Heu und Klee nach Deutschland nicht mehr zu gestatten.
* Nach einer Mitteilung von zuständiger Seite werden diejenigen Mannschaften, die im Herbst 1892 eingestellt worden sind, unbedingt im Herbst 1894, also nach zweijähriger Dienstzeit, entlassen werden. Dagegen können diejenige», die bereits im Herbst 1891 eingetreten sind, nicht bestimmt vor Herbst 1894 auf ihre Entlassung rechnen, da ein Teil davon erforderlichenfalls noch das dritte Jahr unter der Fahne bleiben wird. DochsollenfürdiesenJahrgangdteBeurlaubungen zur Disposition thunlichst ausgedehnt werden.
Der Bundesrat hat in seiner Frerlagssitzung die Ankündigung, daß Rußland gegen Deutschland vom 1. August an seinen Höchsttaris in Anwendung dringe« wird, mit einem Zollzuschlag von fünfzig Prozent für alle aus Rußland eingehenden Waren beantwortet. Damit ist der deutsch-russische Zollkrieg eine Thalsache l
» Die „Nordd. Allg. Zig.» bring: sorgende Mit-
itternd gereicht, mit freudigen Küssen. Ja, es war seine innig geliebte Delia — wie sie immer gewesen war — um einige Jahre gealtert, weniger voll als früher, aber die faszinierende Schönheit, das gute, stolze Gemüt war ihr geblieben . . . sie war es — er hielt ihre Hand in der seinen — es äffte ihn kein böser Traum, das merkte er, so oft er sich, wie um eine Halluzination abzuwehren, über das Gesicht fuhr.
„Stehen Sie auf, Mr. Barmore," versetzte Delia endlich, „man könnte uns überraschen."
„Ich bin glücklich, überselig, Sie gefunden zu haben. Miß Trescott," flüsterte bewegt Edward, „o — so lange habe ich von Ihnen nicht gehört — Sie haben meine ersten Briefe unbeantwortet gelassen. Warum das, Miß Trescott? Wie ist das Ganze überhaupt gekommen? Erzählen Sie mir, bitte —"
„O, daran ist nichts Ueberraschendes," versetzte Miß Trescott mit einem wahrhaft kindlich übermütigen Lachen. „Meine verstorbene Mutter war des seligen Mr. Barr Koustne. Sie und ich waren die einzigen lebenden Verwandten, die er hatte. Wir Hallen, Familienzerwürfniffe halber, keinen Verkehr mit ihm, doch als er starb, htnterließ er uns alles, was cr besaß — Geschäft und Vermögen, kurz alles. Cs war eine Bedingung in dem Testament, daß das Geschäft, wie so häufig, unter dem alten Namen fortgeführt würde — wenigstens zehn Jahre lang. Leider erfreute sich meine arme Mama nicht lange unseres kolossalen Besitzes. Sie starb bereits einige Wochen nach der Erbschaft und so fiel mir alles in den Schoß, und so kommt es," schloß sie neckisch, „daß der
neue Chef des Hauser Lambert und Barr — eine Dame ist."
„Wie — und dennoch schrieb mir Mr. Morris, daß er nichts von Ihrem Aufenthalt wisse?"
„Das war zu der Zeit, als er Ihren Brief erhielt, auch richtig. Bald nachher erfuhr er's doch, jedoch ersuchte ich ihn aus eigenen Gründen, Sie nichts wissen zu lassen, wo und wer ich jetzt bin; auch Ihre übrigen Bekannten, soweit ich sie und sie mich kannten. Ich wollte selbst die Erste sein, die sich bet Ihnen meldete ... Ich that es auch bald genug, noch als Sie bei Me. Pherson einfacher Korrespondent waren. Sie werden doch von einem gewissen Briefe Kenntnis haben?"
„O — das waren Sie, Miß Trescott, die an mir so lebhaftes Interesse nahm?" rief Barmore bewegt. „Aber freilich, wer hätte es sein können? Ich dachte an Mr. Robertson, an ein Vermächtnis meines früheren Chefs, Mr. Morris . . ."
„Ja wohl," schmollte die junge Dame, „aber nur Ihre eigene Schuld war es, daß Sie nicht sich genauer erkundigten. Es hätte Ihnen die Richtige nicht verborgen bleiben können!"
„O — Verzeihung, Vergebung, Miß Trescott — aber ich — ich weiß nicht, wie es gekommen . . ." Und vom Gefühle neuerlich überwältigt, sank er aufs neue in die Kniee und mit überströmendem Herzen rief er aus:
„Also Ste — Sie waren der gütige Schutzengel, der mich überwacht und gerettet hat? O Delta! . . ."
„Wegen des gütigen Schutzengels danke ich schön," lachie Delia Heller. „Nun werden Ste aber nicht länger von mir übel denken, wie damals, da Sie mich für so selbstsüchtig hielten."
„Ich habe nie geglaubt, daß Sie selbstsüchtig waren, Miß Trescott," beteuerte Edward. „Aber meine heiße Liebe hatte mich nur heftiger sprechen lassen, als ich's im Innern gemeint ... und ich habe es gut gemeint mit Ihnen — meine geliebte Delta."
L *
Es war zwei Monate später. Im Hafen von Rio de Janeiro ging Don Antonio da Cuccha ungeduldig auf und ab. Er harrte mit freundschaftlicher Sehnsucht des großen Postdampfers, der heute seinen Freund Edward Barmore zurückbringen sollte. Endlich wurde das längst stgnalrsterte Schiff draußen im Vorhafen sichtbar — m.n warf es Anker und schaffte seine Passagiere ans Land. Auch Edward mit einer Dame am Arme stieg ans Land. Zwischen beiden Freunden gab's ein herzliches Begrüßen. Dann machte sich Edward ans gegenseitige Borftellen.
„Dir, meine teure Delia, brauche ich wohl den Namen dieses Herrn nicht erst zu nennen. Es ist mein vielgeliebter Freund Antonio da Cucha. Und hier, meine liebe Gattin — Mrs. Delia Barmore, früher Miß Trescott."
Freund und Gattin begrüßten einander warm und herzlich. Alle drei schleuderten dann durch die herrlichen Hafenanlagen. Antonio war an die Seite seines Freundes getreten. Lächelnd flüsterte er ihm zu: