'Klung: Die Möglichkeit, daß Deutschland durch Ein« führang des russischen Maximaltartfs sich gezwungen sehen würde, seinerseits die Zölle gegen Rußland zu erhöhen und dadurch die Einfuhr russischen Getreides zu erschweren oder zu verhindern, habe der Militärverwaltung Anlaß zu geeigneten Anordnungen gegeben, um den Folgen vorzubeugen, welche etwa der Ausschluß russischen Getreides hinsichtlich der Verpflegung der Armee haben könnte. Die Versuche, durch eine möglichst gründliche Schälung des Brotkorns zu einer ergiebigeren Ausnutzung des Nahrungsgehaltes zu gelangen, seien noch nicht abgeschlossen. Erfüllten sich indessen die gehegten Erwartungen, so werde für die Folge eine nicht unwesentliche Ersparnis an Roggen bei der Brotverpflegung der Armee und dadurch eine verhältnismäßige Einschränkung der Benutzung ausländischen Getreides einireten.
* Metz, 26. Juli. Heute findet man die herrlichsten reifen Trauben, und zwar in der Metzer Gegend gewachsen, auf dem Markte, das Pfund zu 56 Pf. Daß man die edle Goüesgabe schon am Jakobustag abschneidcn kann, fit wohl noch in keinem Sommer dieses Jahrhunderts möglich gewesen.
* Bern, 26. Juli. Die Berner Regierung hat das Tragen der roten Fahne an öffentlichen Orten und bet Umzügen bei Konfiskation und 100 bis 500 Franken Buße oder 8 bis 40 Tagen Gefängnis im ganzen Kantonsgebiet untersagt.
* Wie die „Basl." Nachr." Mitteilen, kam letzten Mittwoch von Havre, durch das dortige schweizerische Konsulat derBahnhofinspektion der Zentralbahn avisiert, ein Kind Namens Marte Wuest, im Alter von 5 Jahren, ohne Begleitung in Basel an. Die Kleine kommt aus Neu-Mexiko und hat die Reise nach Basel allein gemacht. Ihr Ziel war Reiben (Kanton Luzern). Das Kind hat keine Eltern mehr und wird von einer Großmutter erwartet. Es trug bet seiner Durchreise durch Basel noch 11 Fr. bei sich.
* Paris, 26. Juli. Ein Artikel des „Daily Telegraph" erregt hier Entrüstung, worin es heißt: „Darf England das hilfesuchende Siam pretsgeben? Frankreich darf sich doch nicht alles erlauben, geht es doch jetzt schon an die Grenze des Möglichen mit seiner brutalen Verachtung der Interessen befreundeter Mächte, mit seiner Verachtung der Schwachen, mit seiner Neigung zum Blutvergießen, und das alles — zu Wahlzwecken!" — Die Erbitterung gegen England ist im Wachsen und übertrifft im Augenblick sogar die gegen die Prusstens. — Der „Temps" sucht in einem den deutsch-russischen Verhandlungen gewidmeten Artikel nachzuweisen, daß Deutschland die Schuld trage, wenn die Verhandlungen scheitern. Man kann zwischen den Zellen lesen, daß der „Temps" diese Eventualität herbeiwünscht; sie wäre, schreibt er, die Besiegelung der Thatsache, daß die Traditionen der Intimität zwischen den beiden Höfen von Berlin und St. Petersburg aufgegeben seien. Nebenbei giebt der „Temps" dem Reichskanzler zu bedenken, daß er, wenn er dem Andrängen der Agrarier und der Konservativen nicht widerstehe, dem armen Mann das Brot verteure. — Warum giebt dann Frankreich nicht zuerst seine Protektions-Politik auf?
„Also hast du trotz deiner Beteuerung, dich nie zu verheiraten, meinen Rat noch schneller als mein Beispiel befolgt?"
Edward lächelte: „Ich kann es selbst nicht fassen."
„Und die erste hast du doch vergessen und dich rasch mit einer zweiten getröstet," forschte Antonio mit gutmütigem Spott weiter.
„Da irrst du," gab Edward ernst zurück, „meine teure Gattin Delta ist dieselbe Miß Delta, welche ich schon lange Jahre liebe, und der ich vor sieben Jahren das Versprechen gab, nur sie oder keine zu ehelichen."
vio3! Du bleibst dir treu — auf Ehre! Dann aber verzeihe mir die Frage, wer ist deine Frau, d. h. was war sie immer gewesen?"
„Meine Frau ist seit sechs Jahren Chef des Hauses Lambert u. Barr. Du errätst nun manches Frühere!"
Die zwei Herren hatten das Gespräch im Flüstertöne geführt, so daß Mistreß Barmore kein Wort davon verstehen konnte. Sich umbltckend, wunderte sie sich, wie Mr. da Cuccha gleichsam versteinert stehen geblieben war und beide starr, fast fassungslos ansah. Edward lachte herzlich über diesen Effekt, den er bet seinem Freunde erzielt.
* » * *
In oer amerikanischen Geschäftswelt aber erregte eine neue Nachricht Sensation: die Kunde von der neuesten Handelsverbindung zweier der größten Häuser Amerikas, der Comercial-Unton Mc.Phersons u.Co. und Lambert und Barr.
* Parts, 27. Juli. Lord Dufferin hatte heute vormittag eine Unterredung mit Herrn Devplle. Wie verlautet, beabsichtigt Frankreich, vor allem-die Frage betreffs der Verletzung der Verträge und der nationalen Würde, welche durch das Verhalten Siams gegenüber Frankreich angeregt worden sei, zu regeln. Die französische Regierung halte daran fest, keine fremde Einmischung in diese Angelegenheit zu dulden.
* Manbeuge, 25. Juli. Hier und in der Umgegend sind über 100 Personen durch den Genuß verdorbenen Fleisches erkrankt. Zehn sind bereits gestorben.
* Brüssel. Ueber einen großen Postdtebstahl wird gemeldet, daß eine Sendung von Wertpapieren tm Betrage von 150000 Frank, die nach Lyon bestimmt war, während der Eisenbahnfahrt zwischen Brüssel und Lille gestohlen worden ist.
* London, 26.Juli. Meldung aus Tientsin 25. d. Die chinesische Regierung erhebt Einspruch auf die Forderung Frankreichs bezüglich des Gebietes auf dem linken Ufer des Mekong bis zum 23. Grade nördlicher Brette und hält aufrecht, daß die beiden Ufer dieses Flusses bis unterhalb dieses Parallelkreises China gehören, daher von den Siamesen nicht abgetreten werden können. Die den Franzosen feindlichen Mandarinen suchen die Regierung zu unterstützen, um in den Konflikt einzugretfen.
* London, 29. Juli. Der Meinungsaustausch zwischen der deutschen und der britischen Regierung, Siam betreffend, führte eine vollständige Verständigung, sowie die Feststellung gemeinsamer Maßregeln, die Blokade betreffend, herbei. Am Hof zu Bangkok über- wtegt die friedengeneigte Hofpartei, so daß eine friedliche Lösung gesichert erscheint, nachdem der gestrige Ministerrat weitere Zugeständnisse beschlossen hat. Die Nutze ist vollständig. Die Rüstungen der siamesischen Armee dauern fort. Truppentransporte werden nach den bedrohten Provinzen Battambang und Angkov organisiert.
* Belgrad, 26. Juli. Für süddeutsche Häuser erfolgten hier große Abschlüsse von Futtermitteln. Gegenüber dem Gerücht, Serbien plane ein Ausfuhrverbot, erklärte der Handelsmtnister, infolge der guten Ernte liege kein Grund zu einer solchen Maßregel vor.
* New-Jork, 27. Juli. Meldung bes Heralb aus Panama: Einem Privattelegramm aus Nicaragua zufolge nahmen die Aufständischen Managua ein. (Schon am 24. Morgens früh erschienen einer New- Aorker Depesche zufolge 2 Jnsurgentendampfer vor Managua und beschossen die Stadt 4 Stunden lang. Nahe dem Hause des Gesandten der Ver. Staaten platzte eine Bombe. Derselbe sandte den Insurgenten einen Protest, weil sie die Stadt ohne vorhergegangene Warnung beschossen.)
* New-Aork, 29. Juli. Ein furchtbarer Sturm verwüstete Colorado; 7 Personen wurden getötet. Im Arkansasfluß treiben zahlreiche Leichen.
* New Jork. Die Waldbrände im nördlichen Wiskonsin, einen Teil von Minnesota und der Halbinsel von Michigan, fahren fort, sich zu verbreiten. Das in Minnesota von den Flammen ergriffene Gebiet erstreckt sich über 40 Meilen und umfaßt acht neue Bergwerkstädte, von denen 4 vollständig zerstört worden sind. In Wiskonsin wütet das Feuer in zer
streuten Flecken. Viele kleine Städte sind längs des Ufers des „Lake Suiperior," zwischen Michigan und Minnesota, einer Strecke von 90 Meilen, ein Raub der Flammen geworden. Ashland und andere große Städte sind in Gefahr. 100 Meilen Quadratfuß von Fichten sind, wie man schätzt, schon verbrannt worden. Nur starke Regenfälle können den Brand löschen.
Haus und Landwirtschaftliches.
* Vorsicht ist bei der Berfütterung der diesjährigen ersten Heuernte geboten, da das Gras resp. das Heu, welches in der Nähe von Chausseen gewonnen, völlig mit Staub bedeckt ist. Durch den Genuß derartigen Heus entstehen besonders bei Pferden sehr häufig gefährliche Koliken und man soll deshalb solches vor seiner Verwendung ordentlich ausschlagen, was wohl am besten auf einer Tenne mit dem Dreschflegel ge- schehen dürfte.
Haudel und Verkehr
* Reutlingen, 28. Juli. (Zur Futternot.) Man spricht und schreibt gegenwärtig viel über Futter- und Streunst — und doch sehen wir auf der Bahn^ daß Heu aus Reutlingen als Handelsgut ausgeführt wird. Von zwei hiesigen Männern wird Heu zu 5 Mk. bis 5,20 Mk. aufgekauft, und sind bereits 1000 Ztr. aufgekauft und fortgeführt. Es sollen 5000 Ztr. aufgekauft und als Handelsgut fortgeführt werden. — Kann man sagen: hier ist Futternot?
* Schorndorf, 28. Juli. Ueber den Ausfall der Getreideernte herrscht allgemeine Befriedigung. Da auch der Stand unserer Weinberge auf einen Herbst, wie er seit Jahren nicht erzielt wurde, hoffen läßt, da ferner der Oehmdertrag gut ausfallen wird und der Anpflanzung von Grünsutter kein Hindernis entgcgenfleht, so kann nicht ausbleiben, daß allmählich der Gedanke durchbricht, das heurige Jahr werde trotz der anfänglichen Dürre nicht zu den schlechten zu zählen sein.
* (Hop senberichte.) Ueber den Stand der Hopfenfelder lauten die Nachrichten sehr ungünstig. Aus Schwetzingen schreibt man, daß der Stand ein geradezu trauriger ist. Mit geringen Ausnahmen sind die Pflanzen ganz mit Ungeziefer bedeckt; es fehlt den Ruthen an Kraft, an den Stangen empor zu klettern und selbst die Seirentrtebe sehen kümmerlich aus. — Aus der Rottenburger Gegend erhalten wir ähnliche Klagen, man sieht auch da einer sehr schwachen Ernt: entgegen.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker. Menfteig.
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Vermischtes
" (Abnahme der Geburten in Deutschland.) Eine auffällige und seither unseres Wissens nie beobachtete oder behauptete Thatsache ist jetzt durch die amtliche Statistik erwiesen worden: eine sogar relativ beträchtliche Abnahme der Geburten im Deutschen Reich. Die Zahl der weniger als 10 Jahre alten Kinder hat sich zwischen 1880 und 1890 um 4Vz°/o vermindert. (Selbstverständlich handelt es sich nicht um eine Verminderung der absoluten Zahl, sondern um die Abnahme der Verhältniszahl, die den Prozentsatz der weniger als Zehnjährigen in der ganzen Bevölkerung angiebt.) Da diese Abnahme kaum auf erhöhter Kindersterblichkeit beruht — denn in diesem müßten epidemische Kinderkrankheiten unser Land stark heimgesucht haben — so kann die Erklärung nur in einer Verminderung der Geburten gesucht werden. Es giebt allerdings Personen, die eine Vermehrung der Kindersterblichkeit behaupten. Die Thatsache ist gewiß überraschend, und sie ist es umsomehr, als die Abnahme eine immerhin beträchtliche ist.
* (Für die Mutter in den Tod.) Am Samstag ereignete sich in Battony, einem Orte bei Arad (Ungarn) ein ergreifendes Unglück. Die Bäuerin Szaz Julcsa ging mit ihrer Familie und einigen anderen Jungfrauen an den Fluß, um zu baden. Zu Anfang hielten sich die Frauen am Ufer und tauchten dort in die kühlende Flut; dann wagten sich aber die Szaz Julsca mit einer zweiten Frau weiter hinein; sie verloren plötzlich den Grund unter den Füßen und gingen unter. Der dreizehnjährige
Sohn der Szaz sah das vom User aus; er sprang sofort an das Wasser und schwamm an die Stelle, wo seine Mutter mit den Wellen kämpfte. Da erfaßte ihn aber zuerst die andere Frau und er brachte diese in Sicherheit; als er dann zu seiner Mutter zurückkehrte, um auch diese zu retten, war auch diese in dem Maße erschöpft, daß, als sich seine Mutter krampfhaft an ihn klammerte, der kleine Junge nicht mehr die Kraft hatte, das zweite Rettungswerk zu vollbringen. Mutter und Sohn sanken unter und ertranken.
* Eine überaus heitere Szene spielte sich dieser Tage in einem herumziehenden Theater auf dem Meßplatze zu Ltlle ab. Der Zauberkünstler Sarvacum richtete am Schluffe einer seiner Vorstellungen folgende Ansprache an das Publikum: „Jetzt will ich die an- gekündrgte sensationelle Enthauptung eines Zuschauers vornehmen. Ich fordere irgend einen Herrn, der sich dieser Operation unterziehen möchte, auf, zu mir auf die Bühne zu kommen." Sofort meldete sich ein junger Mann aus Armantieres, der, von Eifersucht geplagt, mit seiner Braut Streit gehabt hatte und stieg dte zur Bühne führende Treppe hinan. Schon war alles zu der mit Spannung erwarteten Enthauptung bereit, als plötzlich die Braut des Delinquenten, laut weinend und jammernd, auf die Bühne stürzte, ihren Geliebten unter dem Rufe: „Nein Paul, Du darfst nicht sterben!" in die Arme schloß und ihn mtt Gewalt aus der Meßbude schleppte. Man kann sich denken, welche erheiiernde Wirkung diese rührende Szene auf sämtliche Zuschauer ausübte.