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Erscheint Dienstag Donners­tag und SamStag.

Bestellpreis pr. Quartal im Bezirk Nagold 90 ^, außerhalb 1.

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Dienstag dm i. August

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- - ungSpreiS f. Altensteig s und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmal. je «

auswärts -s je 8 ^ die 1spalt.Zeile

1893.

Amtliches.

Das landwirtschaftliche Hauptfest wird am Donnerstag, den 28. Sipt. d. I., auf dem sogenonnten Mosen bei Cannstatt ab- gchalten. Bei demselben findet eine Preisverteilung für Pferde, Rindvieh. Schafe und Schweine an württembergischeZüchter, eine Ausstellung der prämierten Pferde, des prämierten Rindviehs, von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, non Obst, Trauben und anderen landwirtschaftlichen Produkten, endlich ein Pserde-Wettrennen statt. Zm Hinblick auf die besondere Bedeu­tung, welche das diesjährige landwirtschaftliche Hauptfest dadurch erhält, daß es das erste ist nach dem Regierungsantritt Seiner Majestät des Königs, wird den landwirtschastl. Bezirksvereinen Gelegenheit gegeben, in größerer Vertretung an diesem Fest sich zu beteiligen. Es ergeht daher an dieselben die Einladung, je eine Deputation bis zu 10 Personen zu diesem Feste anzuordnen und ihre Fahnen oder sonstigen Embleme, welche sie bei festlichen Gelegenheiten zu gebrauchen pflegen, den Deputationen mitzu­geben. Außerdem wird denselben anheimgegeben, sofern noch in einer Gegend eine eigentümliche ländliche Tracht vorherrscht, auch noch eine Vertretung dieser Tracht durch erwachsene männliche und weibliche Personen anzuschließen. ImSt.-Anz." Nro. 176 sind die Bestimmungen über die Preiszuerkennung bei der Viehpramierung veröffentlicht.

Die Lehrerdienstprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: G. Hornberger, Seminarlchrer in Nagold; W. Jetter, Unterlehrer in Oberschwandorf; I. Mall, Unterlehrer in Sulzdorf.

Gestorben: Kameralamtsbuchhalter Schneider, Ehingen; Ochsenwirt Braumüller, Börslingen.

LairdeSvachrichteu.

* Altensteig, 30. Juli. Dem Vernehmen nach treten im Bezirk des Postamts Altensteig in nächster Zeit einige Aevderungen ein, indem die Gemeinde Grömbach, welche seither zu Pfalzgrafenweiler ge­hörte, dem Postbezirk Altcnsteig zugeteilt wird. Auch wird in Grömbach eine Posthilsstelle errichtet werden, welche voraussichtlich mit der dortigen Telkphonstelle vereinigt wird. Grömlach und Garrweiler mit der Kohlsägwühle werden in Zukunft einen Botcnbezirk bilden, welcher durch den seitherigen Landpostbotcn ron Garrweiler begangen wird. Ferner werden die Gemeinden Egenhausen und Spielberg nebst Parzellen zu ein e m Botenbczirk vereinigt und durch einen neuen Boten, welcher seinen Sitz in Egenhausen hat bedient werden.

* Altcnsteig, 31. Juli. Nach den Anträgen der Eencraldirettivn der Stactseisenkahnkn bei dem K. Ministerium der answ. Angelegenheiten ist in Be­zug auf den Wivterfohrplan u. o. beabsichtigt die Zöge 586 und 587 der Allensteiger Bahn Altensteig

ab 9.23 Nagold an 10.23 nachts und Nagold ab ll Uhr Altcnsteig an 12 Uhr nachts ausfallen zu lassen. Dagegen sind Aenderungen auf den Linien Tübingen-Horb und Stuttgart-Calw beantragt, durch welche eine Abendverbindung mit Alten steig im Fernverkehr wieder Her­tz e st e l l t w i r d. Ter bisher in Stuttgart abgehende Pcrsonenzug 7.25 nachm, soll vorgerückt werden und wird künftig in Stuttgart abgehen 6.30 nachm. Calw an 8.15 zum Anschluß an den Zug 185 nach Nagold. Sodann soll Zug 585 der Allensteiger Bahn hinaus- geri'ckt werden und in Nagold unmittelbar noch An­kunft des Calwer Zugs abgehen um 9.05 mit An­kunft in Allensteig um 10.05 nachts. Von Tübingen noch Horb wird ein Zug eingelegt: Tübingen ab 5.27 Horb an 6.36 zum Anschluß an den Zug 184 nach Nagold, Horb ab 6.40, Nagold an 7.32 abends. Wenn auch die Verbindung von Tübingen aus einen Aufenthalt in Nagold von IV- Stunde aufweist, so ist doch in den Anträgen eine Abendverbindung beab­sichtigt, mit der man sich in den Wintermonaten wohl zufrieden geben kann.

-r. Nagold, 30. Juli. Heute war tm Hirsch eine Versammlung des landwirtschaftlichen Vereins, bei der Herr Landwirtschafts-Inspektor Dr. Mieders- Heim einen IVöstülidigen Vortrag hielt über die bet unsrer Futternot höchst wichtigen 3 Fragen: 1. Was hat der Landmavn beim Abräumen der Felder anzu- fovgen, um roch möglichst viel Futter zu bekommen, 2. was Hot er zu thun, um im nächsten Frühjahr recht bald Grünsutlkr zu erholten und 3. wie hat er bei dem geringen Heuvorrat im Winter eine rationelle ViehWcrung zu betreiben. Ter Herr Vereinsvorstand Oberamtmann Vogt hieß die Versammlung will­kommen. Er konstatierte, daß betreffs der herrschen­den Futternot der landwirtschaftl. Vereinsausschuß, vor ollem die Herren Lenk, Wallraff und Schill mög­lichst Hilfe zu schaffen gesucht; es seien bis jetzt schon 6500 Zentner Krastfuttcrmittel beschafft worden und nun sei es Aufgabe des Vereins für den kommenden Winter weitere Mengen Krastfuttcrmittel zu beziehen und über deren zweckmäßige Verwendung Belehrungen zu geben. Nachdem der Herr Vorstand Hrn. Dr. Medelsheim vorgestellt, ergriff dieser das Wort. Er sagte: Als er am 1. Mat in Egenhausen einen

Vortrag über rationelle Viehzucht hielt, seien schon Anzeichen vorhanden gewesen, daß die Trockenheit anhalte und Futternot im Lande entstehen könne. Doch habe man noch keine Ahnung vom eigentlichen Notstand haben können. Der Notstand sei aber ein- getrcten und außer in landwirtschaftlichen Kreisen habe man auch bei der Regierung alles gethan, um weise Maßregeln zur Linderung des Notstandes zu treffen. Redner selbst habe sich durch einheimische Sachverständige aus unserem Bezirk aufs genaueste informieren lassen und gefunden, daß in unserem Bezirk glücklicherweise kein eigentlicher Notstand herrsche wie im östlichen und nördlichen Teil Württembergs. Er betont, daß unser Vereinsvorstand sofort mit voller Kraft vorgegangen und zwar aus eigenem An­trieb, nicht durch Druck von oben, wie sonst geschehen. Die Thätigkeit des Nagolder landw. Vereins stehe im günstigsten Licht, sowohl was Anschaffung von Futtermitteln als auch was die in öffentlichen Blättern gegebenen Belehrungen betreffe. Redner sprach hierauf über den Anbau von Grünsutter nach Abräumen der Felder. Was in dieser Beziehung geschehen könne, sei abhängig von den Bodenverhältnissen, von der Witterung, von lokalen Bedingungen und von der Eigenart der Tiere. Notwendig sei sofort nach Ab­räumen der Felder frischer Umbruch und gute Düng­ung. Anbau von Futtermais sei zu empfehlen. Derselbe sei breitwurfig zu säen oder in der zweiten Furche hinter dem Pflug, 100 Pfund pro Morgen. Wenn er handhoch ist, muß er gehackt werden. Das Saaiquantum müsse bei allen Futterarten stark ge­nommen werden, weil die Jahreszeit vorangeschritten, weil man nicht weiß, wie die Witterung wird, und weil auch mit viel Ungeziefer zu rechnen sei. Vor oder nach dem Hacken sei Gülle zuzuführen. Mais sei die dankbarste Pflanze zum Anbau in Futternot. Durch Raben und Krähen sei sie aber in großer Ge­fahr, weil diese in großen Scharen heranfliegen und die Pflanzen heransreißrn, um den unten hängenden weichen Kern zu fressen. Diese Tiere sind schwer ab- zuhalien. Später sei es gut, wenn man die stärksten Stengel aus dem Mais herausschneide, damit die schwächeren erstarken. Bei Maisbau im Frühjahr sei zu empfehlen den Mais in 2 Abschnitten zu säen, in 2 Abteilungen, die zweite Saat etwa 14 Tage später,

Eine merkwürdige Kandeksveröindung.

(Schluß.)

Aufgerichtet, stehend, erwartete vor dem Schreib­tische eine schwarzgekleidete, verschleierte Dame den Eintretenden.

Da die Herrin des Handelshauses aber weder sprechen, noch ihm entgegenschreiten wollte was den jungen Kaufherrn sehr in Verwunderung setzte fühlte er sich ziemlich verlegen. Seine alte Schüch­ternheit brach durch. Aber er nahm sich doch soweit zusammen, um einige einleitende Worte sprechen zu können r

Ich bitte um Verzeihung, Mylady, aber ich hoffe doch das Vergnügen zu haben, mit"

Ja wohl dem Chef des Hauses Lambert und Barr, werter Mr. Barmore. Bitte, setzen Sie sich," sprach die Dame endlich, doch war ihr Ton un­sicher, durch den Schleier gedämpft und ihre sonstige Redeweise unbeständig.

Edward setzte sich.

Auch die Dame sank nun etwas schwer und mühsam in einen Stuhl. Den Schleier hielt sie hartnäckig vor dem Gesicht.Wer weiß, wie häßlich sie ist," dachte -er junge Mann weiter. Laut fuhr er fort:

Ich habe mich beehrt vorzusprechen, gnädige Frau, um der Firma meine Hochachtung und Dank­barkeit zu bezeugen ... ja, ihr zu danken Ihnen zu danken, Mylady, für den ganz unschätzbaren Dienst unendlich zu danken, den Sie mir in einer äußerst kritischen Periode meiner Handels- und Vermögens­

umstände erwiesen haben einen Dienst . . . nein keinen Dienst, eine Wohlthat, ein edles Werk der Rettung meiner Existenz als Geschäftsmann, von wel­chem ich nicht weiß, wodurch ich es verdient habe..."

Die Dame beugte ihr Haupt, lüftete jedoch ihren Schleier noch immer nicht. Es entstand eine Pause. Dann ergriff die Lady das Wort:

Sagen Sie mir, Mr. Barmore," Hub sie mit unsicherer, gedämpfter Stimme an,sagen Sie mir vor allem, Mr. Barmore, ehe ich Ihnen auf Ihre Frage antworte: Begleitete Sie Mistreß Barmore auf Ihrer Reise hierher?"

Mistreß Barmore?" gab Edward unbefangen zurück.Verzeihung, Mylady, es gibt keine Mistreß Barmore, denn ich bin noch unverheiratet. Darf ich übrig ns mir die Frage erlauben, gnädige Frau, was Sie auf diese Vermutung brachte?"

Ich nehme so viel Anteil an Ihnen, Mr. Bar­more wenigstens Miß Trescott..." Sic konnte nicht zu Ende sprechen. Jäh unterbrach sie der em­porfahrende Edward.

Miß Trescott!? Delia Trescott!?... Ver­zeihen Sie, Mylady ... o, ich kenne das unschätzbare, hohe Interesse, das Sie an mir nehmen, und welches ich nicht begreifen kann. Aber Verzeihung, My­lady! Sie haben da soe.en einen Namen ausge­sprochen, de» Namen einer Person, die mir über alles in der Welt geht und von der ich trotz aller Nach­forschungen lange Jahre hindurch nichts erfahren konnte. Ich weiß nicht, ob und wie und wo sie lebt... sie ist verschollen, verschwunden von New-Aork wem ^

stens, so weit ich mir berichten ließ. . . Aber My­lady scheinen dieselben zu kennen. O, bitte, bitte, verehrte Mylady, sagen Sie mir, wo ich Miß Trescott auffinden kann ... sagen Sie es mir und der Dienst, den Sie mir durch Ihre Prolongation und das Per­sonaldarlehen geleistet haben, soll gering sein gegen dieses einzige Wort. . ."

Edward bot ein Bild der Erregtheit. Wie flehend blickte er auf die Dame vor ihm. Da hörte er unter ihrem Schleier ein leises Lachen.

Köstlich, köstlich," sagte die Verschleierte,das heißt man, ein Andenken hoch halten."

Bitte, ich stehe Sie an. Mylady, sagen Sie mir, wo ich meine Delia finde. Oder ist sie etwa vermählt?"

Nicht, daß ich wüßte."

Also, wo wo kann ich sie finden?"

Sie ist nicht weit zu suchen," sagte in diesem Augenblick eine glockenhelle und so freundlich vertraute Stimme, daß sich Edward wie elektrisiert umkehrte und in dem Zimmer nach der Sprecherin suchte. Aber er sah niemand und war es denn möglich, daß die anscheinend ältere Dame vor ihm über eine so jugendfrische, süße Stimme verfügen konnte? Er sah scharf auf sie hin feine Aigen schienen den undurch­sichtigen Schleier durchdringen zu wollen, da es seinen Händen nicht gestattet war, denselben herabzureißen. Wieder lachte die Dame und jetzt schlug sie den Schleier zurück.

Delia! Miß Trescott! Sie?!"

Im nächsten Augenblicke war er vor ihr ins Knie gesunken und bedeckte ihre Hand, die sie ihm