als Mitglied deS Reichstages für die Militärvorlage gestimmt. Nach einer Streifung der Behandlung der Handelsverträge, zu deren Prüfung dem Reichstag keine Zeit geboten worden sei, unterwarf der Fürst die Bureaukratie einer herben Kritik, dieselbe Bureau- kratte, die 1806 den Franzosen die Wege ebnete und 1848 bei der Barrikaden-Revolution haltlos zusammenbrach. Der Fürst erklärte, es wäre eine größere Oeffentlichkeit bei Vorberatung von Gesetzen angebracht, er mahnte zum Festhalten und zur Wahrung der verfassungsmäßigen Rechte und verwahrte sich gegen die Insinuation, beim Empfang der Ltpper dem Parttkulartsmus das Wort geredet zu haben. Er wünsche, daß man sich in kleineren Kreisen lebhafter mit der Reichspolitik befasse und daß in ministeriellen Kreisen mehr als bisher mit der Karte auf dem Tisch gespielt werde. Die hie und da behauptete Minderung des Ansehens des deutschen Reiches im Auslande möge man dadurch wett zu machen suchen, daß man sich in Zukunft z. B. in den Landtagen lebhafter mit der deutschen Frage, mit der inneren Entwicklung des Reichs beschäftige. Auf Grund seiner SOjähr. politischen Thätigkeit glaube er es nicht, daß die Haltung der Polen in der Militärvorlage eine aufrichtige gewesen sei. Betreffs dieser Sache frage er, wie jemand bei dem Tode Talleyrands: »Was hat der alte Fuchs damit beabsichtigt, daß erstarb?" Zum Schluffe toa- stierte der Fürst auf den Regenten von Braanschweig, Prinz Albrecht.
LaadeSiachrichtea.
-r. Alten steig, 26. Juli. Weil auf dem hintern Wald das Vieh in die Waldungen zur Weide getrieben wird, gefällt es dem dortigen Hochwild nicht mehr. Die Hirsche machen sich nun in die anderen Waldungen, wo kein Vieh weidet und mehr Ruhe herrscht. Deshalb kommt es vor, daß unsere Jagdpächter auch Hochwild erlegen können. Der städtische Waldschütz erlegte gestern einen prächtigen Achtender, von dem heute das Pfd. zu 35 Pf. ausgehauen wurde. Es ist dies in wenigen Wochen der 3. Hirsch, der im städtischen Wald Priemen erlegt worden ist. Vorgestern wurde im Walde bei Besenfeld ein Zehnender erlegt.
-r. Pfalzgrafenweiler, 25. Juli. Zu unsrer bevorstehenden Schultheißenwahl haben sich ziemlich Kandidaten eingefunden. Einige sind wohl wieder zurückgetreten, doch haben die Wähler noch eine stattliche Auswahl. Heute stellten sich die Kandidaten, denen es ernst ist, der Wählerschaft auf dem Rathause vor. Am meisten Aussicht zum Stege durfte Hr. Verwaltungsaktuar Decker von Freudenstadt haben. Aber auch andere Kandidaten: Gemeinderat Luz, Seckler Schwenk, Gneiting zum grünen Baum, Stockinger zum Stern und Ftnkbeiner von der Pfaffenstube haben ihre Anhänger.
* Freudenstadt, 24. Juli. In der Gemeinde Röth hat sich heute nacht ein junger Gutsbesitzer auf dem Heubarn in seinem Wohnhaus erhängt. Derselbe war erst seit Anfang vorigen Monats verheiratet. Ungünstige Vermögensverhältniffe sollen ihn in den Tod getrieben haben.
* Vom Lande, 24. Juli. Der Saatenstand in Württemberg stellt sich nach dem„St.-A." für Mitte
Edward ermannte sich und riß den Briefumschlag auf. Mit fiebernden Lippen, zitternd vor Erregung las er hierauf folgendes:
„Mc. Pherson u. Co., Rio de Janeiro!
Ihr sehr Geehrtes vom 20. v. M. haben wir erhalten und den Inhalt gebührend zur Kenntnis genommen. Der eingeschlossene Ueberschlag ist sorgfältig geprüft und der angehängte Vorschlag ebenso wohl bedacht worden. Die angesuchte Verlängerung der Zeit wird gewährt, jedoch kann ich nicht umhin,-,.zw bemerken, daß in unserem Hause die Meinung herrscht, daß Sie nicht im stände sein werden, künftig Ihren Kredit in voller Höhe zu behaupten und Ihre Geschäfte wieder herzustellen, ohne beträchtliches Bargeld neu einzuschießen. Wir schließen deshalb eine Tratte von fünfhunderttausend Dollar (500 000) auf Bartos u. Co., Bankiers, Rio de Janeiro, zu gunsten Ihres Hauses bei, deren Empfang Sie gefälligst anerkennen wollen.
In der Hoffnung der Fortsetzung der Verbindung unserer Häuser verbleiben wir ergebenst Lambert u. Barr, per A. G. Richard, New-Uork."
„Nun was sagen Lambert u. Barr, forschte da Cuccha neugierig, denn Edward hatte das Schreiben unhörbar gelesen. Aber dieser antwortete nicht. Nochmals las er stumm den Brief durch, dann saß er da wie geblendet, sprachlos, gelähmt .... Es war ihm, als könne er den Sinn nicht fassen. Wortlos reichte er auf eine neuerliche dringliche Frage Antonio den Brief. Dieser las ihn.
Juli wie folgt: Winterwaizen: gut bis mittel, jedoch sehr nahe an mittel, Note 2,9. Sommerweizen: mittel bis gering, Note 3,4. Winterdinkel: gut bis mittel mit Annäherung an mittel, Note 2,8. Winterroggen: gut bis mittel, Note 2,5. Sommerroggen: gut bis mittel, jedoch sehr nahe an mittel, Note 2,9. Sommergerste: ebenfalls gut bis mittel, jedoch sehr nahe an mittel, Note 2,9. Haber: mittel bis gering, Note 3,5. Kartoffeln: gut bis mittel, mit geringer Annäherung an gut, Note 2. Hopfen: gering, Note 4,2. Klee (auch Luzerne): gleichfalls gering, Note 4. Wiesen: mittel bis gering, jedoch sehr nahe an gering, Note 3,9.
* Stuttgart, 23. Juli. Die Zinsscheine württem- bergischer Staatsschuldverschreibungen müssen nach einer Verfügung deS württembergischen Finanzmtnisters vom 1. August 1893 ab auch an den Zollstellen, den Salzsteuerämtern und dem Hauptsteueramt in Stuttgart an Zahlungsstatt angenommen werden. Beschädigte Zinsschetne können jedoch nur von der Staatsschuldenverwaltung eingelöst werden.
* Stuttgart, 25. Juli. Die heute in Ludwigsburg tagende Versammlung der Gemeinde- und Korporationsbeamten, welche von mehreren Hundert Ortsvorstehern aus dem ganzen Lande besucht ist, faßte den einstimmigen Beschluß, bei der K. Staatsregierung dahin vorstellig zu werden, es möge jedes Manöver, durch welches die Feldfrüchte irgendwie beschädigt werden, in diesem Jahr unterbleiben.
* Die Gesamteinnahmen des württ. Gustav-Adolf- Veretns im letzten Rechnungsjahre belaufen sich auf fast 99300 Mk., zur freien Verfügung blieben rund 55600 Mark.
* Vom Schönbuch, 23. Juli. (Zur Futternot.) Laut Erlasses der K. Forstdirektion erhalten die Gemeinden Altdorf, Holzgerlingen und Weil i. Sch. wegen erlittenen Hagelschadens die Laubstreu aus den Staatswaldungen zu dem ermäßigten Preis von 50 Pf. per Raummeter, einschließlich der Aufbereitungskosten. In Aussicht genommen ist, soviel Laubstreu abzugeben, daß sie für den nächsten Winter zureicht und das Stroh zur Vtehfütterung verwendbar bleibt. Die K. Forstverwaltung thut überhaupt zur Linderung des Notstandes, was möglich ist; sämtliche Grasplatten und Wege im Staatswald sind zu 20 Pf. die Nummer an ärmere Leute abgegeben und die Gemeindewaldungen stehen in der Hauptsache jedem Viehbesitzer zur Gras- natzung offen. Daß von diesen Vergünstigungen fleißig Gebrauch gemacht wird, ist täglich zu sehen, es kommt voraussichtlich fast jeder Grashalm in den Staatsund Gemeindewaldungen den Viehbesttzern zu gut, wodurch manches Stück Vieh bisher hingehalten werden konnte und noch weiterhin erhalten werden kann. Die Forstbeamten sind einsichtsvoll und zeigen ein warmes Herz für den Notstand der Landwirtschaft, es verdient insbesondere erwähnt zu werden, daß Herr Oberförster v. Btberstein der Gemeinde Weil im Schönbuch ein unverzinsliches Darlehen von 3000 Mk. zur Anschaffung von Futtermitteln in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat.
* Oßtyeil, 24. Juli. Auf der Parzelle Seewiesen, unweit des Schießplatzes bei Poppenweiler, wurde heute der 21 Jahre alte, ledige Weingärtner Stumm bei den Ernte-Arbeiten unversehens von einer
Kugel durch den Rücken ins Herz getroffen, so daß alsbald der Tod eintrat. Man vermutet, daß sich die Kugel vom Poppenweiler Schießplätze aus, wo gegenwärtig Mannschaften des in Stuttgart in Garnison stehen Grenadierregiments Schießübungen halten sich verirrt habe.
* Friedrichsh afen, 24.Juli. Seit Annahme der Mtlitärvorlage ist hier der Wunsch erwacht, Friedrichshafen möchte gleich den übrigen deutschen Bodenseeuserstädten zu einer Garnison werden. Die Stadtvertretung hat beschlossen, Schritte in dieser Richtung zu thun.
* (Verschiedenes.) Auf dem Bahnhof in Laup heim war der 27jährige Werkzeugarbetter F. beim Abladen von Langholz behilflich. Beim Schwenken eines Stammes erhielt F. mit solcher Gewalt einen Stoß an den Kopf, daß er sehr schwer verletzt wurde und nach einigen Minuten starb. — In Lauffen a. N. wurde am Freitag Nacht einem Wirt Geld im Betrag von über 200 Mk. entwendet. — Am Neubau des Landesgewerbemuseums in Stuttgart ist am Dienstag nachmittag ein Arbeiter vom hohen Gerüst auf die Straße herabgestürzt und war auf der Stelle tot. — Dieser Tage wurde im Ochsen in Altheim ein Pferd um den Preis von 10 Pfennig verkauft. Am gleichen Abend kam das Pferd noch in vierte Hand, welcher den Renner sodann nach Salzstetten um 5 Mk. verkaufte. — In der mechan. Buntweberei in Murrhardt wurde ein Arbeiter, der mit Reinigen der Transmission beschäftigt war, von derselben erfaßt, wobei er am rechten Arm so schwere Verletzungen davontrug, daß eine Amputation des letzteren nötig wurde. — In Eutingen (Horb) ist die Scheuer des Kronenwirts Fr. I. Zweig vollständig abgebrannt. — In welch' großer Anzahl dieses Jahr Wespennester vorhanden sind, beweist, daß in Poppenweiler in 4 Tagen 705 Wespen- und 15 Hornissennester gesammelt und htefür durch die Gemeindepflege 108 Mk. 75 Pfg. ausbezahlt worden sind. — Aus Eßlingen schreibt der „Staats-Anz.": Hasen, Spatzen, Wespen und Hornissen sind in der Zeit der Trockenheit so gediehen, daß sie anfangen, zur Plage zu werden. Große Spatzenflüge und Hasenrudel setzen den Bauer in Schrecken, die Wespen und Hornissen den Weingärtner. Unsere Stadtverwaltung Hai schon vor Wochen für Einlieferung eines Wespennestes 30 Pf. und für ein Horntffennest 50 Pf. Belohnung ausgesetzt, und namentlich die Jugend geht — meistens zur Nachtzeit — eifrig auf die Jagd, so daß die Stadtkasse schon gegen 1000 Mk. für eingelieferte Nester zu bezahlen hatte. Die Prämie für ein Wespennest wurde nun auf 10 Pf. herabgesetzt.
* Hechiugen, 22. Juli. Ein 4jähr. Mädchen, welches ein Quantum Kirschen samt den Steinen verzehrte, ist gestern abend nach zweitägigen schrecklichen Leiden gestorben. Die Mutter der Kleinen begab sich vor einigen Tagen zu einer Hochzeit (ins Amt Stockach) und findet nun bei ihrer Rückkehr ihren Liebling als Leiche.
* Heidelberg, 24. Juli. Einer Verfügung des Bezirksamts zufolge sollen infolge sich häufender Ausschreitungen alle nächtlichen Ruhestörer, dieSkan-
„Bei Gott!" rief dieser dann freudig aus. „Wenn du nicht glücklich bist, Mensch, dann ist es niemand! Das reißt dich köstlich heraus! Du bist nicht allein gerettet, du bist gänzlich hergestellt"
„Ja — wenn ich es annehme . . ." sagte Barmore unsicher, „oder vielmehr, annehmen kann."
„Nicht annehmen?" versetzte Antonio fast entrüstet. „Du mußt es annehmen! Hast du denn eine Wahl! Bis vor einer Viertelstunde hast du noch mit Zagen und Bangen dem Brief von Lambert u. Barr entgegengesehen und jetzt, wo dir die Firma nicht nur Prolongation, sondern unaufgefordert einen so ansehnlichen Barkredit gewährt, zögerst du, es anzunehmen? Greif' zu, Mensch! Du stehst in Gunst bei Barrs, oder vielmehr bei dessen Nachfolger. Erinnere dich nur des Briefes, welchen er uns vor Jahren über dich schrieb."
„O, sehr gut erinnere ich mich daran."
„Nun? Du siehst doch, daß er das Interesse aufrecht erhält. Nimm dreist an, du würdest ihn schlecht behandeln, wenn du es nicht thätest."
Barmore war eine Weile stumm. Dann sprach er: „Gut, ich will's thun. Ich glaube, daß ich es ihm werde prompt zurückzahlen können. Auch werde ich kaum das ganze Darlehen benötigen. Aber befreit von meiner Bedrückung durch Lambert und Barr — das heißt für jetzt, denn ich schulde ja jetzt der Firm eine halbe Million Dollar und darüber — werde ich wohl wieder rasch auf die Beine kommen können. Aber die — Handlungsweise Lambert u. Barrs macht mich erstaunen. So viel Kredit — ohne Bürgschaft zu
verlangen — ein Personal-Darlehen — unverlangt gegeben — es ist beispiellos und ich kann es nicht begreifen."
„Das ist auch nicht nötig. Wohl überraschte es mich selbst, aber ich ließe mir an deiner Statt keine grauen Haare darüber wachsen. Du bist eben ein Glückspilz, Edward! Doch vor allem, anerkenne jetzt den Empfang der Sendung und danke ihnen für ihre Großmut. Dann betreibe weiter dein Geschäft und mach' dir über anderes keine unnützen Sorgen. Du wirst auch in deinen Geschäften wieder Glück haben, denn eben bessern sich wieder die Verhältnisse allgemein, und die Kaffeepflanzen verlieren wieder ihre Krankheit."
„Ich weiß das alles und danke ich dir. Ich sehe meinen Weg klar vor Augen."
„Also, dann frisch ans Werk! D« mußt kühn vorwärts schreiten auf der betretenen Bahn, sammle dir ein Vermögen, und — dann folge meinem Beispiele."
„Das Geschäft etwa aufgeben?" fragte Edward rasch.
„Nein, denn dann würdest du dich nicht glücklich fühlen. Aber heiraten sollst du, meine ich!"
„Ich werde nie heiraten," versetzte Edward bestimmt.
„Hoho! Warum nicht?"
„Weil ich es jemand versprochen — nein, geschworen habe."
(Fortsetzung folgt.)