Lalszenen und dergleichen vollführen, von jetzt an mit Geldbuße nicht unter 10 Mk., bezw. mit sofortiger Haft bestraft werden. Dies bezieht sich auch auf Ruhestörungen, die innerhalb der Wirtschaften nach 11 Uhr abends durch Singen, Musizieren re. bei offe­nen Fenstern verübt werden. Auch soll die gebräuch­liche Verlängerung der Polizeistunde aufgehoben werden.

* Fürst Bismarck gedenkt nach derNat. Ztg." auf der Rückkehr von Kissingen einige Zeit in Heidelberg auf der Villa Landfried zu verweilen.

* Berlin, 21. Juli. Gegen 9 Reservisten eines hiesigen Regiments, die in einer Schenkwirtschaft so zialistische Lieder sangen, ist auf Anzeige eines Gen­darmen die milttärgerichtliche Untersuchung eingeleitet worden.

* Berlin, 25. Juli. Der Handelsminister macht Lekannt: Nach Mitteilung der russ. Regierung tritt der russische Maximaltarif am 1. August Deutschland gegenüber in Kraft.

* Berlin, 25. Juli. Die Kreuzzeitung spricht die Erwartung aus, daß Deutschland das Inkraft­treten des russischen Maximaltarifs am 1. August mit der Eröffnung eines Handelskrieges gegen Ruß­land beantworten werde. Die Maßregel Rußlands sei um so gehässiger, als man in Petersburg nicht für nötig befunden habe, sich bis zum Abschluß der laufenden Verhandlungen zu gedulden.

* DemReichs-Anzeiger* * zufolge sind die ermäßig­ten Ausnahmetarife für Futter- und Streumittel nun­mehr auf die Eisenbahnen des ganzen Reichsgebiets ausgedehnt worden.

* Nach dem Austritt des Grafen Hoensbroech aus dem Jesuitenorden hat sich dies seither wiederholt; es sind nämlich der Pater Theodor Wolf, ein Professor der Theologie im Kloster Maria-Laach, und Pater Rieth in Bonn aus der Gesellschaft Jesu ausgetreten.

* Berlin, 25. Juli. Ein hiesiger Kaufmann hatte einem ungetreuen Lehrlinge wider besseres Wissen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Der Lehrling bekam darauf hin Anstellung bei einem Bankier, dem er alsbald eine größere Summe veruntreute. Die Folge war, daß der Bankier von dem Kaufmann Schadenersatz forderte. Der Kaufmann weigerte sich, wurde verklagt und ist jüngst zum Ersatz der vollen, dem Bankier unterschlagenen Summe verurteilt wor­den. Wir teilen dies mit als Warnung, besonders mancher Hausfrauen, die ihren Dienstboten häufig wider besseres Wissen gute Zeugnisse ausstellen, nur um keinen Aerger zu haben". Auch sie können später für angerichteten Schaden haftbar gemacht werden.

* Der russische Botschafter am Berliner Hofe. Graf Schuwaloff, hat die Reichshauptstadt mit Urlaub Zerlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Botschaftsrat v. Tscharykoff als Geschäftsträger. Es kann dahingestellt bleiben, ob die Urlaubsreise Schuwaloffs von vornherein schon jetzt geplant war; jedenfalls steht, nach derVoss. Ztg.", fest, daß sie nicht ohne politische Bedeutung ist. Während einer­seits gemeldet wird, daß ein russischer Kommissär zu mündlichen Verhandlungen über den deutsch-russischen Handelsvertrag sich auf dem Wege nach Berlin be­findet, steht es andererseits fest, daß in jedem Augen­blick ein Beschluß in Petersburg erwartet wird, den

Maximaltarif gegen Deutschland in Anwendung zu bringen. Die Entscheidung wurde in diesen Tagen erwartet. Bestätigt sich jedoch eine telegraphische Meldung aus St. Petersburg, so stehen wir am Vor­abend eines deutsch-russischen Zollkriegs.

* Straßburg, 23. Juli. Im Elsaß sollen 3 Städtchen zu Garnisonsorten ausersehen sein, nämlich Saarunion, Molsheim und Barr, in Lothringen Ars a. d. Mosel und Forbach; doch werden auch noch andere Orte genannt, namentlich Buchsweiler und Mörchingen, welche Truppen erhalten, bezw. dessen Garnisonen verstärkt werden sollen. Für militärische Bauten, die in Elsaß-Lothringen infolge der Annahme ver Heeresverstärkung nötig werden, sind allein gegen 7 Mill. Mk. ausgeworfen.

Ausländisches.

* Ein Landwirt im Jechnitzer Bezirke tötete aus Verzweiflung darüber, daß er in Folge der Futternot keinen annehmbaren Viehpreis erlangen konnte, seine 6 Kühe und erhängte sich dann im Stalle.

* Zürich, 22. Juli. Ein direkter Schnellzug von Berlin nach Rom durch den Gotthard steht in Aussicht. Die Strecke würde in ca. 40 Stunden zurückgelegt werden, d. h. in der gleichen Zeit, die der Schnellzug über den Brenner gebraucht, obschon die Gotthardltnie 200 Km länger ist, als die Brenner­route. Es finden gegenwärtig Verhandlungen statt zwischen der Direktion der Gotthardbahn in Verbindung mit der Zentralbahn und der badischen Staatsbahn.

* Zürich, 24. Juli. Auf Anordnung des Bundes - anwaltes wurden 4 Führer der hiesigen unabhängigen Sozialisten verhaftet.

* Paris, 24. Juli. Der französische Gesandte in Bangkok, Pavie, teilte telegraphisch mit, daß Siam bezüglich des Teils des französischen Ultimatums, welcher sich auf die Grenzregulterung bezieht, die Forderungen Frankreichs nur bis zum 18. Breitegrad annimmt. Pavie wird die Antwort Siams auf die übrigen Punkte des Ultimatums der Regierung so­fort übermitteln.

* Paris, 24. Juli. Die Antwort Siams auf das Ultimatum ist hier nicht angenommen worden. Der französische Gesandte verläßt daher voraussicht­lich am 26. Juli Bangkok und begiebt sich au Bord desForfait".

* Paris, 23. Juli. Das Budget wurde in der Fassung des Senats endgiltig genehmigt und die Tagung unter Rufen: es lebe die Republik, geschlossen; auch der Senat schloß seine Tagung.

* Paris, 24. Juli. Das offizielle Journal bringt heute das Dekret, welches die Parlaments­wahlen auf 20. August und die Stichwahlen auf 3. Sept. festsetzt.

* Ein wissenschaftlicher Kongreß behandelte dieser Tage in Paris die Frage derWiederbevölkerung* Frankreichs. Die Bevölkerungsabnahme ist in Frank­reich eine Frage von größter Wichtigkeit geworden; aber ob die von dem Kongreß vorgeschlagenen Mittel helfen werden, muß bezweifelt werden. Alle diese Vorschläge gehören schon in das Gebiet des Krank­haft-Phantastischen. Zum Schluß verlangte der Kon­greß internationale Abrüstung und internationale Schiedsgerichte.

*Lhristiania, 21. Juli. Das Storthing be­schloß gestern mit 62 gegen 52 Stimmen, die Apanage des Königs von 336 000 auf 256 000 Kronen herab­zusetzen. Die Apanage des Kronprinzen wurde mit 61 gegen 53 St. um 50000 Kronen reduziert.

Ha«del und Berkehr.

* Stuttgart, 24. Juli. (Landesprodukten-Börse.) Die reichlich noch vorhandenen Vorräte der 92er Ernte, sowie die um mindestens 14 Tage frühere heurige, dürsten Mitursache der flauen Stimmung sein, welche auch in abgelaufener Woche vorherrschend war. Die Zufuhren von den süddeutschen Märkten haben in Folge der begonnenen Ernte etwas nachgelassen; Preise ohne Aenderung. Diese Börse ist schwach be­sucht, ohne Geschäft. Wir notieren per 100 Kilogr.: Wetzen, L» klata Mk. 18.10, Haber Mk. 18.40 bis 18.75, prima Mk. 19, Kohlreps Mk. 30. Mehrpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppen­gries M. 30.50, Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr.1: Mk. 27.50 bis 28.50, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.5M8 24.50, Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Kleie mit Sack Mk. 11 per 100 Kilo je nach Qualität.

* Stuttgart, 25. Juli. (Kartoffelmarkt.) Zu­fuhr 300 Zentner. Preis per Zentner 4 Mk. 50 Pf. bis 5 M. 50 Pf.

* Rottenburg, 21. Juli. Mit jedem Tage, welcher in Erwartung eines durchweichenden Regens vergeht, nehmen die Aussichten auf eine nur auch mittelmäßige Hopfenernte immer mehr ab. Rauhe Stürme wechselten in den letzten Tagen mit empfind­lich kühlen Nächten ab, so daß bereits kräftige An­lagen, welche bis jetzt jedem Uebel der Witterung ge­trotzt haben, dem abnormen schroffen Wechsel derselben zum Opfer fallen. Die strichweise ntedergegangenen Gewitterregen vermögen der Hopfenpflanze die nötige Nahrung nicht zu geben, während alle übrigen Feld­gewächse mehr oder weniger Vorteil daraus zogen. Es ist deshalb auch nicht zu verwundern, daß die Preise des vorjährigen Hopfens rasch in die Höhe ge­gangen sind. Hier wurde dieser Tage 250 Mk. per Zentner wiederholt bezahlt.

* (Hopfenberichte.) Die vom Nürnberger Markt gemeldete Preissteigerung hat sich behauptet und wurden in dieser Woche Primahopfen zu 200 Mk., Mtttelware bis zu 185 Mk. Pr. Ztr. gehandelt.

* Aidlingen, 22. Juli. In den Hopfenanlagen greift der Schwarzbrand immer mehr um sich, nur vereinzelte Gärten find verschont. Auf vielen Par­zellen ist ein Ertrag fast gänzlich ausgeschlossen. Man will bemerkt haben, daß die in letzter Zeit mit Gülle oder Latrine stark nachgedüngten Gärten am stärksten von der Krankheit befallen worden sind.

* Ravensburg, 22. Juli. (Repspreiszettel.) Zufuhr 101 Kilogr. Preis 26 Mk. 96 Pf., 25 Mk. 83 Pf., 24 Mk. 40 Pf. für 100 Kilogr.

* (Wei »berichte.) Die Aussichten auf einen wirklich ergiebigen und aber in Qualität ganz vorzüg­lichen Ertrag an neuem (1893er) Wein sind fast durchweg gute. Nur im Tauberthal ist kaum ein Viertelherbst zu erwarten. Gefärbte Trauben trifft mau da und dort schon, so in Geradstetten blaue Silvaner, in Untertürkhcim Trollinger, St. Laurenz und Silvaner.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* Brennesselkraut. Man schreibt aus Kirchberg a. I.: Auf den im Württemberg. Staatsanzetger vom 14. Juli d. I. und in andern Blättern erschienenen Aufruf betreffs der Sammlung von Brennesselkraut wandte sich Schreiber dieses an Hrn. A. Bantlin, Stuttgart, und erhielt u. a. nachfolgende Mitteilungen: Wo größere Mengen von Brennesselpflanzen gewachsen, sschneidet oder pflügt man dieselben ab, so weit als die Stiele mit Blättern versehen und noch weich, nicht holzig oder steif sind. In der Regel kann man die großblättrigen Pflanzen 1^2-2 Fuß lang, von der Spitze an gerechnet, schneiden und an derselben Stelle mach 14 Tagen bis 3 Wochen die wieder frisch ge­wachsenen Pflanzen abermals abnehmen. Wenn die Wurzeln nicht zerstört werden, gestattet die Pflanze im Laufe des Sommers eine 68malige Ernte. Die geschnittenen oder abgepflückten Brennesseln müssen, damit die Blätter grün bleiben und nicht braun oder gelb werden, im Schatten z. B. in leeren Scheuren- räumen auf möglichst sauberem Fußboden getrocknet werden und zwar so trocken wie Heu. Dicke, holzige Stengel dürfen nicht mit abgeliefert werden. Man muß sie vielmehr durch Abstreifen mit der Hand oder durch Ausklopfen, ähnlich wie man Getreide mit dem Dreschpflegel ausklopst, von den dürren Blättern aus- lesen, was bei gut getrockneten Pflanzen sehr leicht geht. Am besten thut der Sammler, im Schatten eines Baumes die frisch gesammelten Pflanzen welken und sie dann zu Hause auf dem Boden oder in einer Scheune ziemlich dünn ausgebreitet völlig trocknen zu

lassen. Nach guter Trocknung werden die Pflanzen in Säcken recht fest verpackt (etngetreten,) wobei es gletchgiltig ist, ob die Blätter zerbröckeln oder ganz bleiben. Für das Kilo gut getrockneter Pflanzen werden 14 Pf. bezahlt. Bet einigem Fleiß könnte sich namentlich unsere ärmere Landbevölkerung durch Sammlung genannter Pflanzen den Sommer hindurch ein schönes Stück Geld verdienen.

* (Haferfütterung an Milchvieh.) Ueber die Vor­teile derselben spricht sich Professor Merker so aus: Bei weitem nicht genügend wird der Hafer bei der Fütterung von Milchvieh gewürdigt. Nicht nur der Ertrag an Fett und Menge der Milch wird durch eine Hafergabe von l V 2 Kilo pro Tag und Kopf ge- steigert, sondern auch der Geschmack der Milch und Butter in günstiger Weise beeinflußt. Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, die Milch von Kühen zweier verschiedener Kuhställe zu kosten, in welchen im wesent­lichen dieselbe Viehrasse mit demselben Futter ernährt wurde. Die Milch in A. hatte einen angenehmen süßen Geschmack, war aber nicht so schmackhaft wie die in B. erzeugte. Der Unterschied im Geschmack war ein großer. Als ich die Milch in B. kostete und den nußartigen Geschmack in für die Milch so günstiger Weise ausgeprägt fand, forschte ich nach der Futterzusammenstellung und fand, daß in A. zwei Kilo Erdnußmehl gereicht wurden, tn B. dagegen ein Kilo Hafer und ein Kilo Erdnußmehl, und daß bei gleicher Futtergabe in A. die Milch den gleichen Ge­schmack hatte. Hiernach darf es als erwiesen betrachtet werden, daß der Hafer den Geschmack der Milch günstig

beeinflußt und ein geeignetes Mittel zur Erzielung einer vorzüglich schmeckenden Milch und Butter ist. Daß der Hafer aber auch günstig auf den Fettgeh alt der Milch wirkt, möchte ich aus der Thatsache schließen, daß die Milch im Stalle B. stets um V 2 °/o Fett mehr hatte als in A.

* (Kartoffelkraut als Grünfutter.) Es ist noch weithin unbekannt, daß das Kartoffelkraut gerade gegenwärtig sich in ausgezeichneter Weise zur Ver- fütteruug eignet. Es ist eine Fabel, daß das Kartoffel­krautgiftig* sei. Vielmehr ist es Thatsache, daß es genau wie jedes andere Grünfutter verwendet wer­den kann und auf das Vieh in keiner Weise schädlich einwirkt. Ja, die Milchergiebigkeit wird durch dieses Futter eher vermehrt, als vermindert. Für die Kar­toffeln bringt das Abschneider: des Krautes, wenn es zur rechten Zeit, nämlich jetzt, erfolgt, keinerlei Nach­teil. Im Gegenteil durch das Beschneiden des Krautes wird die Erkrankung der Knollen verhindert und der Ertrag keineswegs beeinträchtigt. Der Schnitt des Krautes ist vierzehn Tage nach dem Verblühen zu beginnen. Ueber das Schneiden sagen dieBern. Blätter für Landw.*:Vom Verfahren des Ab­schneidens ist es abhängig, ob die Knollen fortfahren oder aufhären zu wachsen. Der Schnitt muß immer­hin mit einer scharfen Sense ausgeführt werden, weil jedes Zerren die Wurzeln entkräftet oder abreißt, und zwar dicht über dem Boden. Letzteres hat den Vorteil, daß das Kraut nicht mehr ausschlägt, was auf Kosten der Knollen geschähe, und eine größere Futtermaffe erzielt wird. DaS Adschneiden mit Sicheln, Messern und Rebmessern rst nachteilig"