Mk. 30.— Seife, das Dtzd. L 50 oder 60 Pf., bestellt hat, wie er meint, sondern daß als dritter Artikel 10—15 Dtzd. Seifen L Mk. 6.—, dann 6—10 Dtzd. Parfume-Flaschen L Mk. 12.— und Mk. 18.— notiert sind, alles im Betrage von Mk. 225.— bis Mk. 350.—. Alle Versuche, den Auftrag zu annullieren, sind vergeblich, das Haus besteht auf der Lieferung und der Besteller muß innerhalb 3 Monaten bezahlen, sonst wird er gerichtlich dazu gezwungen. Will er strafrechtlich Vorgehen, so kann er nur gegen den Reisenden als Betrüger, nicht gegen das Haus, dessen Schlußnota er unterschrieben hat, den Strafantrag stellen. — Also Vorsicht im Unterschreiben von Aufträgen!!'
Vom hintern Wald, 21. Juli. Das Einsammeln von Heidelbeeren, das zur Zeit immer noch nicht seinen Abschluß gefunden hat, lieferte Heuer ein überaus günstiges Ergebnis. Es beschäftigte sich deshalb auf unfern Waldorten auch Jung und Alt, namentlich Weiber und Kinder, mit dem Sammeln derselben. In den ersten Tagen, in welchen das Sammeln mit dem »Reff' gestattet war, konnte eine gewandte Sammlerin täglich 4—5 Simri gewinnen. Da für das Simri durchschnittlich 1 Mk. bezahlt wurde, ergab sich für die meisten Familien unserer Ortschaften ein recht schöner Verdienst. Die Beeren wurden teils an die einheimischen Brennereien abgegeben, teils durch Vermittlung in Fässern nach Tübingen, Wildbad rc. versandt. Erwähnt mag noch werden, daß eine einzige Familie in dem benachbarten Beuren jetzt schon über 100 Simri einheimste, was bei obigem Preise eine recht hübsche Summe ins Haus brachte. Welch großen Nutzen eine reichliche „Heidelbeer-Ernte" unseren Waldorten bringt, beweistauch dieThatsache, daß von einem einzigen Vermittler in Simmersfeld, welcher die Beeren an Gebrüder Schweickardt in Tübingen liefert, 32 volle Fässer ü 600 Liter — etwa 1000 Simri Heidelbeeren an obige Firma abgeschickt werden konnten. — Bei einer Hochzeit in Oberweiler schoß sich gestern ein Fünfbronner Bursche infolge unvorsichtiger Handhabung der Schußwaffe den linken Daumen ab.
* Pfalzgrafenweiler, 19. Juli. Die Familie des Herrn Anwalt Bohnet von Oberwaldach wurde vorgestern abend in große Trauer versetzt. Als der Vater von der an diesem Abend stattgefundenen Abschiedsfeier des scheidenden Herrn Schullehrer Sattler nach Hause zurückkehrte, fühlte er sich etwas unwohl. Er ging vor dem Bettgcheu nochmals zur Thüre hinaus; plötzlich hörte man großes Geräusch — der Vater stürzte die Treppe hinunter und war nach wenigen Stunden eine Leiche.
* Freudenstadt, 18. Juli. Gestern hielt der hiesige Verschöuerungsverein unter dem Vorsitz seines Vorstands, Stadtschultheißen Hartranft, die jährliche Plenarversammlung ab. Er zählt 230 Mitglieder, seine Jahreseinnahme beläuft sich auf ca. 800 Mk., worunter 500 Mk. Beitrag aus der Stadtkasse. Beschlossen wurde die Anlegung eines Springbrunnens an der Kniebisstraße gegenüber dem Hotel Waldeck, welcher von dem Abwasser des städtischen Wasserreservoirs gespeist werden soll, ein Verbindungsweg zwischen Teuchelwald und Palmenwald und mehrere
kleinere Weganlagen. — Die Zahl der Luftkurgäste hat schon wieder eine bedeutende Höhe erreicht.
* Reutlingen, 20. Juli. Bei der heute vorgenommenen Wahl eines ritterschaftl. Abg. zur 2. Kammer für den Schwarzwaldkreis wurde der bisherige Abg. Frhr. v. Gültlingen mit allen gegen eine Stimme wiedergewählt.
* Nach der „Tüb. Chron." will die Volkspartei als Kandidaten für das erledigte Landtagsmandat der Stadt Reutlingen den Reichstagsabg. des 6. Wahlkreises Rechtsanwalt Payer in Stuttgart aufstellen. Eine Deputation soll Herrn Payer das Mandat antragen.
* Stuttgart, 19. Juli. Die in Württemberg im verflossenen Jahre zum Abschluß gelangten Konkurse belaufen sich auf 398 gegen 360 im Vorjahre. Die Zahl der Konkurse hat sich demnach im letzten Jahr um mehr als 10 pCt. gesteigert, wodurch der Wirtschaft!. Rückgang einen sprechenden Ausdruck findet. Die Konkurse treffen namentlich das Handelsgewerbe; von dem Kleingewerbe stellt bet uns der Wirtsstand ein hervorragendes Kontingent.
"Stuttgart, 20. Juli. Die Thätigkeit der Notstandskommission hier ist fortgesetzt eine kolossale und kaum zu bewältigende, ein Zeichen, daß der landwirtschaftliche Notstand durch die in den letzten Tagen häufig niedergegangenen Gewitterregen zu existieren nicht aufgehört hat. Als Beweis hiefür dürfte die Thatsache dienen, daß in dem kurzen Zeitraum von acht Tagen der Geldwert der der Kommission zur Verfügung stehenden Waren von 934256 Mark auf 1,533,965 Mark und der Geldwert der abgesetzten Waren von 555,633 M. auf 918,954 Mk. gestiegen ist. Dabei decken noch die meisten Gemeinden ihren Bedarf selbst. Am stärksten ist die Nachfrage aus den Bezirken Heidenheim, Hall, Calw, Maulbronn, Leonberg, Weinsberg, Crailsheim, Künzelsau, Ell- wangen, Nagold und Marbach.
* Stuttgart, 20. Juli. Nach einem Telegramm der „Times" aus Sydney hätten sich daselbst 250 Personen eingeschifft, um in Paraguay eine sozialistische Niederlassung zu gründen.
* Ein Oberförster gesetzten Alters, der in eine ober- schwäbische Garnisonsstadt versetzt worden war, hatte das ihm von einem Justiz Referendär (Reserve- Offizier) angebotene Duell abgelehnt. Infolge dessen erschien der Regimentskommandeur beim Forstmeister und erklärte, das Offizierskorps könne wegen Ablehnung des Duells in keinerlei Verkehr mit dem Oberförster treten.
* Dem diesjährigen großen Volksfest in Cannstatt wird auch das Königspaar beiwohnen. Mit dem Feste wird eine Landesobstausstellung, eine Gewerbeausstellung und die Einweihung der neuen Neckarbrücke verbunden werden.
* Ludwigsburg, 19. Juli. Die hiesige Garnisonverwaltung hat gestern vorbehältlich der Genehmigung der Reichsregierung im sogenannten „Jägerhof" in der Nähe der neuen Trainkaserne mehrere größere Güterstücke zu militärischen Zwecken angekauft. Dem Vernehmen nach sollen auf denselben die Kaserne- ments für die neuzubildenden Bataillone errichtet werden.
"(Verschiedenes.) In Knittlingen ist
den Charakter und die Tüchtigkeit seines Untergebenen viel zu hoch, als daß er dem Drängen seines guten Freundes da Cuccha — ihm den Sennor Edward Barmore abzulassen — Folge gegeben hätte. Der Portugiese aber wuße derw Zuge seines Herzens doch Ausdruck zu geben, indem er seinem alten Freund das nötige Kapital gab, welches diesen in den Stand setzte, seinem Korrespondenten unter gewissen Aeußer- lichkeiten, als Erweiterung und Vermehrung seiner Funktionen, sein Gehalt auf 10 000 Dollar zu erhöhen. Edward — dem die Einwirkung hierin von seiten da Cucchas natürlich unbekannt war, war über ein derartiges unerhörtes Avancement entsetzt und meinte nicht anders, als sein Chef habe plötzlich den Verstand verloren und erwartete von Tag zu Tag dessen Stellung unter Kuratel. Aber da sich Mac Pherson sonst ganz gleich blieb und eher sparsamer als verschwenderischer wurde, ward Edward an seiner Hypothese wieder irre und blieb ihm seine jüngste Dotation ein Rätsel Ging das so fort, so konnte es ja nicht mehr so weit zu den jährlich 100000 Dollar Bellas sein und dann — dann — hatte sie nicht gesagt, sie wolle ihn dann bitten?
Mit dem einstigen Freunde seines Vaters und seinem vormaligen Chef Mr. Morris aus New-Iork blieb Edward in ständiger Privat - Korrespondenz. Und so erfuhr er denn eines Tages — er unterließ es in keinem Briefe, stets und wiederholt angelegentlich nach Miß Delta Trescott und deren Mutter anzufragen — daß letztere kürzlich gestorben und Delia anscheinend New-Iork verlassen habe, da sie seit dem
Tode ihrer Mutter verschwunden sei. Edward hatte ihr in den ersten Monaten seines Hi.rseins öfter geschrieben, in der Hoffnung, einer steten freundlichen Korrespondenz pflegen zu können. Sie aber hatte auf alle seine Briefe hartnäckig geschwiegen. War er schon damals von diesem ihrem Verhalten in tiefer Seele betrübt, so wurde er jetzt gar melancholisch, und ernste Zweifel, ob Delia ihn je geliebt habe und ob ihre Weigerung nicht e n Vorwand war, ihn für immer los zu werden, stiegen in ihm auf.
Wie, wenn das angebetene Mädchen seiner heißen Liebe nicht wert war und dies nie gewesen wäre? Wenn sie selbstsüchtig, hochfahrend gewesen und einen andern gewählt hätte, der ihr das geboten hätte, wonach ihr Herz Verlangen tmg? Zum ersten Male im Leben fühlte sich Edward unglücklich; aber es that ihm bald wehe, derart nachteilig von der geliebten Delia zu denken. Er that ihr gewiß Unrecht. Sie war vielleicht doch noch in New-Iork und harrte seiner. Aber hätte sie der Tod ihrer Mutter nicht veranlassen können, ihm endlich zu schreiben? War damit nicht — gemäß ihrer damaligen Erklärung — das Hindernis beseitigt, welches ihrer Verbindung früher im Wege gestanden? . . . Und von diesen Zweifeln geplagt, war Edward lange, lange Zeit eine Beute gemischter Gefühle. Um Gewißheit über Delias Aufenthalt zu bekommen, bestürmte er in seinem nächsten Briefe seinen alten Gönner Morris von neuem, Kunde über Miß Trescott zu erlangen zu suchen. Aber da brachte der Telegraph Mc. Pherson und da Cuccha die Nachricht von Mr. Morris Tode. Ed-
am 18. ds. Mts. die Scheuer des Metzgers und Blumenwirts Ludwig Dolt nebst Anbauten abgebrannt. Entstehungsursache vermutlich Brandstiftung. — In Allmendingen ist am Montag abend anläßlich häuslicher Zwistigkeiten der Hirschwrrt Wörz von seinem Tochtermann Hummel mittels eines sogen. „Rindenschälers" totgeschlagen worden. Der Thäter ist verhaftet. — Am Montag abend geriet in der Nähe von Großaspach ein schon älterer Mann von Gerlingen unter einen mit Möbeln beladenen Wagen und wurde überfahren. Dabei erlitt er so schwere Verletzungen, daß er nach wenigen Stunden starb. — In Ottmarsheim wurde der Bauer Paul Veigel beim Graben von Lette durch den Absturz einer größeren Erdmasse verschüttet und dabei so schwer verletzt, daß der Tod schon nach 2 Stunden eintrat. — In Laichin gen hat ein 18jähriger Schretnergehilfe unter eigentümlichen Umständen Selbstmord verübt. Während einer kurzen Abwesenheit seines Meisters und des Lehrlings knüpfte sich der Lebensmüde Jüngling am Kamin aufl gegenüber von sich einen Spiegel aufpflanzend. Motiv unbekannt.
"Karlsruhe, 19. Juli. Teuer bezahlte Gefälligkeit. Gestern früh gegen 6 Uhr ersuchte ein Fremder in der Bahnhofwirtschaft einen Kellner, ihm 120 Dollarscheine auszuwechseln mit dem Vorgeben, er sei Pferdehändler, habe Pferde in Mannheim stehen, welche er auslösen müsse, und brauche dazu deutsches Geld, jetzt aber noch kein Bankier sein Geschäft auf habe. Da derselbe Fremde vorgestern früh bei demselben Kellner 3 Dollarscheine auswechseln ließ, welche später auch ein Bankier auswechselte, so trug der Kellner kein Bedenken, dem Fremden die Gefälligkeit zu erweisen und gab ihm den richtigen Betrag von 485 Mk. für die Scheine. Als der Kellner diese Scheine indes beim Bankier umwechseln lassen wollte, erfuhr er zu seinem Schrecken, daß die Dollarscheine zwar echt, aber schon längst außer Kurs gesetzt und ganz wertlos seien, und ist nun der Kellner für seine Gefälligkeit um die 485 Mk. betrogen.
" Ein bedauerliches Vorkommnis trug sich auf dem Waldhof bei Mannheim zu. Daselbst geriet der 11 Jahre alte Josef Keller mit dem 4jährigen Heinrich Stumpf von dort in Neckereien, wobei er diesem mit einem Stecken an die Magengegend stieß. Stumpf klagte sofort über schwere Schmerzen und starb bald darauf.
* Der bayrische Minister des Innern hat ein Rundschreiben gegen die unnötige Vtelschreiberei in Gemeindesachen erlassen und den persönlichen Verkehr zwischen den Verwaltungsbeamten und den Gemeinden empfohlen. Das ist so verständig, daß es in allen anderen deutschen Staaten Nachahmung verdient, denn die Vtelschreiberei in Berwaltungssachen ist M Deutschen Reich geradezu zu einer Krankheit geworden.
* Würzburg, 20. Juli. Die Kavalleriemanöver für Unterfranken sind abbestellt woroen, während die Manöver der Infanterie stattfinden.
* Aus Eichstätt, 18. JuU, läßt sich die „A. Postztg." schre-bcn, daß Prinz Max von Sachsen seit einigen Tagen dorr weile, um am Lyceum die Vorlesungen über Theologie zu hören und sich dem Prnsterstande zu widmen.
ward betrauerte den alten Mann aufrichtig. Seither aber blieben alle von Edward eingeleiteten Schritte, Auskunft über Delia zu erhalten, ohne Resultat.
Es vergingen zwei weitere Jahre. Da starb auch der alte Manuel da Cuccha.
(Fortsetzung folgt.)
Hoffnung und KrMnng.
Wie Kinder stehn vor fremdem Gartenthor, Dahinter Blumen Märchenträume wecken,
So stehn wir vor der Hoffnung buntem Flor, Sehnsüchtig lugend durch geschloßne Hecken.
Und endlich wird die Pforte aufgethan,
Die Kinder stürmen jubelnd auf die Beute — — Wo sind die Blumen, die wir leuchten sah'n?
Sie blüh'n nur einen Tag — und der ist heute.
Die sticht — du ziehst verletzt die Hand zurück, Und die ist seellos, ohne Duft, den süßen.
Die schönste, die bezaubert deinen Blick,
Die schönste — fällt entblättert dir zu Füßen.
Die schon gepflückten welken in der Hand Und achtlos läßt du sie zu Boden sinken. —
O Zeit, da ich noch vor der Pforte stand Und sah sie tauig durch das Gitter blinken.
-Logogr-ph.
Ein zartes Ding in zarter Hand Wird nach und nach zum Prachtgewand. Doch ohne Kopf lebts von der Flut, Schmeckt Fürsten, wie dem Bettler gut. Auflösung folgt in nächster Nummer.