* Berlin, 19. Juli. Im Juli sollten bekanntlich Vertreter der betr. Jnteressenkreise zu einer Be- prechung über die Durchführung der Sonntagsruhe n der Industrie und im Handwerk berufen werden. Nach hiesigen Blättern hat es sich als zweckmäßiger herausgestellt, zunächst die einzelnen Berusszweige über die geplanten Bestimmungen in Kenntnis zu setzen und erst nach der Zustellung der Mitteilungen zur Abhaltung von Konferenzen zu schreiten.
* In der Annahme der deutschen Heeresvorlage durch den Reichstag erblicken die russischen Blätter eher ein beruhigendes als ein beunruhigendes Anzeichen. Die deutsche Regierung fühlt sich jetzt sicher und habe keinen Grund zu einer Angriffspolitik, die sie auch seit dem Rücktritt Bismarcks nicht verfolgt habe. Im übrigen sind die Blätter der Ansicht, daß Deutschland über lang oder kurz doch zu neuen Rüstungen wird greifen müssen, da aller Wahrscheinlichkeit nach sowohl Rußland wie Frankreich die Weiterentwickelung ihrer Militärkräste ins Auge fassen werden. Dieser Zustand werde fortdauern, solange das deutsche Volk die Militärlast tragen könne.
* Berlin, 19. Juli. In Neustettin ist bei der Nachwahl zum Reichstage der antisemitische Kandidat Professor Förster gewählt worden.
* Berlin, 20. Juli. Das hiesige Tageblatt veröffentlicht einen Bericht seines Korrespondenten Wolf aus Campala in Uganda vom März d. I. über dessen Unterredung mit dem egyptischen Offizier Selim Bey, welcher erklärte, er habe Gründe anzunehmen, daß Emin Pascha nicht tot sei, sich vielmehr auf einem Zuge nach Westen befinde, wohin wisse er nicht. Er glaube, Emin habe mit einigen mächtigen Arabern Blutsbruderschaft geschlossen und sei mit denselben weiter gezogen.
* Berlin. Ahlwardt polemisierte in einer Anti- semitmvcrsammlung gegen Stöcker und nannte ihn einen Heuchler, der das Christentum zur Verfolgung egoistischer Zwecke benutze, worauf stürmischer Betkall ertönte.
* Ein Schnellläufer auf dem Wasser zeigt sich jetzt auf der Oberspree betBerlin. Als „Wasserschuhe" braucht er zwei von ihm erfundene kleine schmale Kähne von Metall, die er an den Füßen festschnallt und dann wie beim Schlittschuhlaufen, vorwärts treibt. Bei ruhigem Wetter behauptet der Erfinder, gut und sicher vorwärts zu kommen; er giebt zu, daß bei unruhigem Wetter die Fahrt noch schwierig und gefährlich sei, doch glaubt er, d'ese schwache Seite seiner Erfindung durch Vervollkommnung der Konstruktion der „Wasserschuhe" beseitigen zu können.
* In Frankfurt a. M. starb dieser Tage, wie die „Frkf. Ztg." berichtet, Landrichter Dr. Th. Buchholz infolge einer Blutvergiftung, die er sich durch einen Mückenstich zugezogen hatte. Der Fall enthält die Mahnung, auch die geringsten Hautverletzungen und Insektenstiche nicht unbeachtet zu lassen.
* Solingen. Ein hiesiger Gasthofsbesttzer reiste vor kurzem nach Chicago. Bei seiner Landung in New-Aork liest er eine Brieftaube, die zu dieser Kcaft- leistung mitgenommen war, aufsltegen. Vor einigen Tagen langte die Taube mit der Nachricht: „Glücklich gelandet. Fritz." in Solingen an. Das Tier hat den Weg von New York in zwei Tagen zurückgelegt!
* Posen, 18. Juli. Wie die „Posener Zeitung" aus Schneidemühl meldet, haben sich in einem Hause der Neuen Kirchstraße neue Riffe gezeigt. An verschiedenen Stellen dringt das Wasser aus der Erde, so daß auf neue Bodensenkungen geschloffen wird. Vorläufig ist die Lage noch keine bedenkliche.
* Bezüglich des Aufenthalts des Kaisers in und bei Metz bet den diesjährigen großen Manövern sind nun nähere Verfügungen getroffen. Der Kaiser trifft am 3. September in Metz ein, nimmt mit kleinem Gefolge in dem wenig geräumigen Schlöffe Urville Wohnung und bleibt bis zum 9., an welchem Tage die Abfahrt nach Straßburg erfolgt. Der Kronprinz von Italien nimmt im Beztrkspräsidium Wohnung. Die Kaisermanöver beginnen am 5. September und werden ganz nach dem Plane abgehalten, der im vorigen Herbste festgestellt worden war. Die nötige Furage wird schon jetzt angeltefert und zwar meistens aus den Rheingegenden.
Ausländisches.
' Es sind nun sechs Monate, daß zwischen der Schweiz und Frankreich der Zollkrieg herrscht. Die Erfahrungen, welche man während dieser Zeit mit Bezug auf die Wirkungen dieses Zustandes sammeln konnte, sind für die Schweiz bemerkenswert günstige, sowohl hinsichtlich der Rückwirkung auf die Staatsfinanzen, als auf die Industrie und den Handel des Landes. Die Einnahmen der schweizerischen Zollämter weisen eine beträchtliche Steigerung auf, die Anzahl der nach der Schweiz entsandten fremden Handelsreisenden, sowie derjenigen, welche von der Schweiz in das Ausland geschickt werden, nimmt stetig zu, und bezeichnend für die Lage ist es auch, daß die Ankündigung fremder Produkte in den Zeitungen des Landes immer zahlreicher werden. Die Industrie und der Handel der Schweiz haben neue Absatzgebiete in Deutschland, Italien und Oesterreich-Ungarn gefunden, welche Länder wieder ihrerseits eine starke Vermehrung ihres Exports nach der Schweiz zu verzeichnen haben.
* Die Franzosen haben fortgesetzt das Streben, die Aufmerksamkeiten von ihren inneren, höchst faulen Zuständen dadurch abzulenken, daß sie außerhalb irgendwo Radau anfangen. Und ist ihnen auch der Ruhm, »»zivilisierte, schlecht bewaffnete Völker schließlich unterworfen zu haben, in Dahomey und in Tonking in den letzten Jahren noch teuer genug geworden, sie können es nicht lassen, sich neue, Ebenbürtige Feinde auszusuchen und sich an ihnen zu reiben. So haben sie mit dem hinterindischen Königreich Siam t Händel begonnen. Ohne jede Berechtigung ließen sie die Schiffe in den Menam einlaufen, und nachdem die Siamesen sich dem mit Waffengewalt widersetzten, freilich ohne vorher das übliche „Wer da?" zu rufen, glauben sie sich berechtigt, die Beleidigten zu spielen, und ihre „Pioniere der Civilisation" lassen es sich angelegen sein, mit gallischer Kowödiantenhaftigkeit die Schneidigen zu spielen. So hat, wie der „Times" aus Bangkok gemeldet wird, der Kapitän des „For- fait" gedroht, alle in siamesischen Diensten stehenden Fremden zu töten. Der Hafenkapitän in Bangkok, I. R. Vil, habe in Erwiderung dieser Drohung erklärt, er sei Deutscher. Der französische Kapitän habe darauf einen Offizier zu dem Hafcnkapitän gesandt.
um diesem einen Besuch abzustatten. Der Gedanke an Tötung scheint dem Herrn Kapitän also schnell vergangen zu sein, um einer alsbaldigen Verlegenheit Platz zu machen. Man darf darauf gespannt sein, wie sich die Angelegenheit in Hinterindien entwickelt.
* Paris, 19. Juli. Das Ultimatum an Siam fordert die Räumung des ganzen linken Mekongufers vom Austritt des Flusses aus dem chinesischen Territorium bis zur nördlichen Grenze Kambodschas, ferner die Zahlung eines Schadenersatzes von 3 Mill. Franks. Falls Siam diesen Vorschlägen zustimmt, wird die Regierung als Unterpfand des guten Willens die Auslieferung eines Forts oder eines vorteilhaften Ankerplatzes während der Dauer der Verhandlungen über die Entschädigung und Grenzregulierung von Siam verlangen. Lehnt Siam ab, so wird die Regierung die Blokade über die siamesischen Küsten erklären; falls endlich Siam unfähig wäre, die Gesamtsumme der geforderten Entschädigung sofort zu bezahlen, würde Frankreich die Einkünfte aus den Fischereien des großen Sees verlangen.
* London, 19. Juli. Aus Queenstown: Die hier etngetroffene Post meldet: Jn Santos sind Tausende an gelbem Fieber gestorben; die Geschäfte stocken allgemein. 45 Schiffe liegen im Hafen ohne Besatzung, 20 sind ohne Kapitän. Während des Monats Juni starben täglich 200 Personen. Hunderte verwesende Leichen schwimmen im Fluß.
* London, 20. Juli. Nach einer Meldung des Bureaus Reuter aus Tientstng vom 19. ds. traf die chinesische Regierung infolge der jüngsten Ereignisse in Siam Maßnahmen zur Unterstützung Siams.
* Belgrad, 18. Juli. In der Skupschtina wurde die Debatte über die Mintsteranklage fortgesetzt. Garaschanin verlangte, daß, falls die Skupschtina wirklich Licht und Schatten gleichmäßig verteilen wolle, auch gegen die Regentschaft eine Anklage erhoben werde, wofür die Verfassung eine genügende Handhabe biete.
* Belgrad, 20. Juli. (Skupschtina.) Nach Schluß der Debatte stimmten sämtliche Radikalen gegen den Uebergang zur Tagesordnung. Sodann wurde mit 102 Stimmen die Minister-Anklage beschlossen und zur Durchführung des Beschlusses ein Komite von 12 Mitgliedern gewählt.
Handel ««d Berkehr.
* C a l w, 19. Juli. Zu dem heutigen Viehmarkt waren außerordentlich viele Händler erschienen, weshalb der Verkehr sehr belebt war. Zugeführt waren 450 Stück Rindvieh, 58 Pferde und 48 Körbe Schweine. Der Handel fand bei durchgängig stark steigenden Preisen statt, namentlich war fette Ware und ebenso Milchvieh sehr gesucht; aber auch Ein- stellvieh fand guten Absatz. Höchster Erlös für ein zu 15Vs Ztr. schätzendes Paar Ochsen 1020 Mark.
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