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Samstag den 22. Juli

Wr. 85.

Amtliches.

Die Konkursprüfung für die Aufnahme in das evangelische Seminar in Maulbronn hat u. a. mit Erfolg bestanden: Hein­rich Schnürle, S. d. Bäckermeisters in Calw.

Die zweite theologische Dienstprüfung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Karl Dorner, Pfarrverwefer in Schwarzenberg.

Gestorben: Seminaroberlehrer Schmid, Künzelsau; Ober­amtmann Vellnagel, Welzheim.

Ferien der Politik.

Die Reichsboien haben Berlin verlassen; mit der Erledigung der Militärvorlage haben die politischen Ferien begonnen. Seit einem halben Jahre bildete das Schicksal der deutschen Heeresreform den Anlege- Punkt aller politischen Betrachtungen des In- und Auslandes und man sah in derselben gewissermaßen einen Kraftmesser des neuen Kurses. Der Entwurf ist Gesetz geworden, allerdings nur mit einer kleinen Mehrheit aber die Hauptsache ist und bleibt, daß nunmehr die Erregung der Gemüter beseitigt ist, daß man nun mit einer Thatsache rechnen kann und daß die Geschäftswelt, die unter der Spannung litt, nun­mehr wieder die Wogen geglättet sieht und Ver­trauen fassen kann.

Tie Verabschiedung des Entwurfs fällt in eins Zeit politischer Windstille. Wohin das Auge schweift, nirgends ein Anzeichen von gespannten internationalen Beziehungen; das »bißchen Siam" w ll nicht viel sagen. Das stets unruhige Frankreich bietet auch sonst keinen Grund zu irgendwelchen Befürchtungen, denn es hat sich mit seinen inneren Angelegenheiten gründlich festgefahrev. Der häufige Ministerwechsel, politische Streiks und Straßenunruhen haben für die Gesamtcntwickelung gar keine Bedeutung; die Monar­chisten sind der Republik nicht mehr gefährlich, seit­dem Papst Leo sich ausdrücklich auf Seite der Republik gestellt hat; die Thronanwärter find un­taugliche und ungefährliche Personen die Sozialisten find in viele kleine Fraktionen zerspitlert, die sich gegenseitig bekämpfen die Republik hat keinen ernst­lichen Gegner mehr, nicht etwa weil sie an sich gut wäre, sondern weil ihre Feinde schwächlich und zer­fahren find.

Seit dem Tode Gambettas hat sich immer noch die größte Energie, so schwach sie oft den Ausländern erschien, und die größte politische Klugheit bei den

Mittelparteicn, den sogenannten Opporiunisten, ge­sunden. Ans ihnen wurden mit einigen Schwankungen bald nach rechts, bald nach links bisher die Minister genommen und die Namen Jules Feny, Freyclnet, Rouvier und Covstans bewiesen, daß sich, wenn nicht Männer ersten Ranges, doch immerhin bedeutsame Talente unter ihnen fanden. Das Unglück ist, daß sich keine feste Mehrheit auf die Dauer zusammen­schließen will, daß eine Verbindung zwischen den Monarchisten und den Radikalen und Sozialisten stets im stände ist, ein Ministerium zu Fall zu bringen, so bald auch nur ein Dutzend Mitglieder im Zentrum oder eine Handvoll ehrgeiziger Streber eineVer­wandlung der Szene" für nötig halten. Zehn Jahre lang hat Paris Europa an diese Stürme im Glase Wasser gewöhnt, so daß im Grunde niemand von den Neuwahlen eine tiefer gehende Aenderung erwartet.

Gloire" brauchen die guten Franzosen immer, wenn auch diese Bezeichnung seit 1870 etwas in Miß­kredit gekommen ist. Kann es einmal Elsaß-Lothringen nicht fein, so muß man sich mit Dahomey und Siam begnügen. Die Krieger jener tropischen Länder sind auch nicht so unvernünftig zahlreich und grob wie die Deutschen, und aus dem Kleinkriege in außer­europäischen Ländern lassen sich auch keine europäischen Verwickelungen befürchten.

Selbstverständlich ist England in und an Siam lebhaft milinteressiert, aber Gladstone hat jetzt alle Hände voll mit der Homerulebill zu thun, eine Arbeit, die schließlich doch vergeblich sein dürfte, denn das konservative Oberhaus kann dem Wechselbalg kein Dasein zuerkennen. Von einem allgemein mensch­lichen Standpunkte aus würde sich gegen eine Selbst­verwaltung Irlands innerhalb gewisser Schranken, um die Einheit des britischen Reiches zu wahren, nichts Ueberzeugendes einwenden lassen, nur müßte dann Ir­land so organisch und unlöslich, wie etwa Sachsen oder Bayern mit dem deutschen Wesen, mit dem eng­lischen verbunden sein. Aber das Entgegengesetzte ist der Fall, Irländer und Engländer sind verschiedene Rassen, und der Gegensatz der katholischen und der protestantischen Kirche vertieft noch den nationalen. Für das Ausland hat die Homerule-Bill nur das Interesse eines Experiments, dessen endloses Scheitern unausbleiblich ist.

Die politische Windstille wäre so recht geeignet, die Mächte zu einem gemeinsamen Vorgehen zu ver­anlassen, dos die Bekämpfung der aus den jährlichen Mekka-Pilgcrzügen der Mohammedaner entspringenden Choleraverschleppung zum Zwecke hätte. Das heilige Mekka ist nun leider einmal ein ganz unheimlicher Choleraherd und seitens der Türket geschieht so gut wie nichts, um von dorther die Verschleppung der Krankheitskeime zu hindern. Die zivilisierte Welt aber hat den Schaden; im vergangenen Jahre hat die Gefahr warnend an unsere Pforten geklopft. Wir wollen hoffen, daß ste uns in diesem Jahre fern­bleibt.

Larrdesvachrichtev.

* Altenstetg, 21. Juli. Wff erhalten folgende Einsendung:Vorsicht beim Unterschreiben. Seit ca. IVs Jahren suchten Firmen aus Berlin, Leipzig und Dresden namentlich kleinere Ladenhalter auch in den unbedeutendsten Städtchen in folgender Weise zu beschwindeln. Ein gewandter Reisender er­scheint bei den Ladenbesttzern mit der Bemerkung, daß ihr Geschäft ihm empfohlen worden sei als geeignet, um den Alleinverkauf seiner bestrenommierten Seifen und Parfümerien zu übernehmen. Seine Firma würde die Reklamenkosten Annoncen) allein tragen und da er 50°/o Rabatt gewähre, sei ein sehr schöner Verdienst für den Besteller sicher. Zuerst ist eigent­lich die Rede blos von Seifen und erst wenn der Besuchte sich zu einemkleinen Versuch" bereit erklärt hat, wird darauf gedrungen, auchversuchsweise" eineKleinigkeit" in denso viel begehrten" Par­fümerien mit aufzugeben, deren Umtausch gegen Seife zugestanden wird. Der Reisende hat gedruckte mitSchlußnota" überschriebene Zettel, auf denen seine Artikel alle verzeichnet sind und auf denen er rasch eine ihm beliebige Zahl vor jeden Artikel setzt und den Besteller bittet,er möge nun, damit eS wegen des Annoncierens keinen Irrtum gebe, seine Firma selbst darauf schreiben." Ist dies geschehen, so verläßt der Reisende unter Hinterlassung einer gleichlautenden Kommisstons - Kopie so schnell wie möglich das Lokal und den Ort selbst. Wenn nach­her der Besteller die Kommissions-Kopie näher an­steht, so findet er, daß er nicht für Mk. 20. bis

Gine merkwürdige Kandetsvervindung.

Novelle von Heinrich Berthold.

(Fortsetzung.)

Er war ein kräftiger, kühner Jüngling, und nach echt amerikanischer Art hatte er es auch nicht unter­lassen, sich, wie stets, ausreichend zu bewaffnen, und so mach e er sich mit gespanntem Revolver und ge­lockertem Dolche hinter den beiden Gestalten hinter­drein, die allem Anschein nach nichts Gutes im Schilde führten. Eben lichtete sich das Dunkel etwas und Edward bemerkte auf dem freieren Plane seinen Reiter langsam und sorglos seines Weges ziehen. Auf die­sen schienen es seine beiden Gentlemen abgesehen zu haben. Schon waren sie ihm in dichter Nähe der Neiter hatte noch immer keine Ahnung davon, nun funkelten in dem Dunkel der Nacht zwei entblößte Dolchklingen da blitzte es aber schon aus Ed­wards Revolver zweimal hell auf, und mit einem derben englischen Ausruf trieb letzterer sein Pferd an, das ihn mit wenigen Sprüngen an die Seite des anderen Reiters brachte. Mit angstvollen Schreckens­lauten ergriffen die beiden Hallunken die Flucht durch das Gestrüpp auch der andere Reiter, erschreckt, hatte sein Pferd herumgerissen und einen gespannten Revolver aus seiner Seitentasche hervorgezogen. . . . Jetzt standen die beiden Reiter dicht nebeneinander und ein Ausruf angenehmer Ueberraschung entfuhr beiden zu gleicher Zeit.

Senuor Barmore!" rief der Fremde.Wie kommen Sie daher?"

Jst's möglich, Sir Antonio?" rief Edward zurück.

Sie schüttelten sich herzhaft die Hände und der Amerikaner erzählte dem andern in wenigen Worten, wie er durch Zufall Zeuge der Gefahr geworden, die ihm dem Sohne seines Freundes, da Cuccha, ge­droht hätte. Der sonst so zurückhaltende Antonio konnte aber in diesem Augenblick sein südlich lebendiges Mut nicht verleugnen und er dankte in überschwäng­lichen Rufen seinem Lebensretter für sein rechtzeitiges, tapferes Eingreifen. Nachdem Antonio da Cuccha seinem dankbaren Herzen hinlänglich Luft gemacht hatte, erzählte er Edward über die Ursache des von ihm so glücklich abgewendeten Ueberfalls. Jene zwei verjagten Burschen habe er sofort an ihrer Stimme erkamn. Bei ihrem Angriff auf ihn habe es sich bei denselben weniger um seine Beraubung, als um einen Racheakt gehandelt; denn beide zwei arbeitsscheue, liederliche Vaganden und Diebe habe er vor Jahr und Tag in seinen Diensten gehabt und sie, als er einstens sie auf einer Unthat ertappte, unnachsichtlich der Bestrafung durch das Gericht überliefert. Sie hätten ihm Rache geschworen, das habe er längst schon gewußt, doch fürchte er sich jetzt nicht mehr vor ihnen, venu er sei dessen gewiß, daß die Strolche nach dem mißglückten Attentat trachten würden, aus Besorgnis vor ihrer neuerlichen Dingfestmachung und Einlieferung ins Zuchthaus Rio de Janeiro so schnell als möglich und wohl für immer zu verlassen.

In munterem, freundschaftlichen Geplauder ritten die beiden Herren dahin; bald gelangten sie unter

der Führung des wegskundigen Antonio auf die sichere Landstraße. Vor dem komfortablen Landhause da Cucchas schieden die beiden Freunde, deren Bund auf der so sicheren festen Basis von Dienst und Erkennt­lichkeit aufgerichtet worden war, und Antonio gab Edward, als dieser in seinem hoch entwickelten Pflicht­gefühl, da er noch eine wichtige Unterredung mit seinem Chef für heute Abend vorhatte, durchaus nicht die angebotene Gastfreundlichkeit unter dem Dach Antonions allnehmen zu können erklärte zwei seiner erprobtesten Diener als Begleitung auf den Weg mit, und mußte ihm Edward versprechen, ihn häufig zu besuchen und ja niemand andern vor ihm zu bevorzugen, wenn er in Rat und That jemand bedürfe.

Dieses Abenteuer fiel bereits in das Ende des zweiten Jahres von Edwards Verweilen in Rio de Janeiro und es sollte den Grund zu seinem raschen und sicheren Emporkommen legen. Antonio war that- sächlich schrankenlos überschwänglich in seiner Freund­schaft und Dankbarkeit gegen den jungen amerikanischen Freund. Sein Vater stand ihm darin nicht nach, dessen erklärter Liebling Edward von da an wurde. Konnte ihm ein Mensch im Leben wohl noch einen größeren Dienst erweisen, als er, der seinem geliebten einzigen Sohn das bedrohte Leben gerettet hatte? Fast mit Gewalt wollte er den jungen Mann in eine glänzende Stellung in sein Geschäft bekommen. Aber Edward war durch Kontrakt für eine Reihe von Jahren an Mac Pherson gebunden und letzterer schätzte