Kinder reichlich mit Preisen »nd Gaben aller Art bedacht werden. Die Alten fanden an den munteren Spielen der beglückten Kinder ebenfalls ihre Freude und die gesellige Vereinigung, welche durch die Klänge der Stadtmustk belebt wurde, dauerte bis 8 Uhr abends. Der Himmel, der vormittags in drohendem Grau sich wölbte, hellte sich gegen Mittag mehr und mehr aus und zeigte dem Fest der Kleinen seine günstige Seite. Eine bleibende dankbare Erinnerung an das ihr bereitete Fest, wird in den Herzen der Jugend fortleben.

* Altensteig, 17. Juli. Am letzten Samstag wurde der erste geschnittene Roggen hier eingeführt. Die ältesten Leute können sich nicht denken, daß schon so frühzeitig reife Frucht geerntet wurde. Die Reife der anderen Körnerfrüchte schreitet ebenfalls rasch vor­wärts, so daß wohl in einigen Wochen mit dem Einheimscn allgemein begonnen werden kann.

* Nagold, 14. Juli. Das hiesige Elektrizitäts­werk funktioniert bis jetzt tadellos. Verschiedene Ge­werbetreibende haben Motoren ausgestellt, die sehr befriedigen. Herr Klingler hat so viele Aufträge er­halten, daß er wahrscheinlich diesen Herbst noch eine weitere Wasserkraft erwirbt undelektrisch" verwertet. Werkmeister Benz beabsichtigt ebenfalls, künftig seine Sägmühle durch Motoren zu betreiben.

* Vom oberenEnzthal wird demSchw. B." geschrieben: In Bezug auf die allgemein herrschende Futternot ist unsere Gegend noch ganz ordentlich daran. Es giebt bei uns Ortschaften, wo bis jetzt der Bauer sein Vieh hat alles ernähren können, mußte also seinen Viehstand nicht reduzieren. In der Ge­meinde Aichelberg wurde noch kein einziges Stück Vieh wegen Futtermangel verkauft oder gar geschlachtet. Man hat in dieser Gegend wohl auch etwas weniger Heu bekommen, aber dieser Abmangel soll sich dadurch ausgletchen, daß jeder Viehbesttzer sein Vieh auf die Waldweide treiben darf, was das Revieramt Hofstett in anerkennenswertester Weise in allen Hochbeständen gestattet. Bet dem Weiden im Walde macht man die Erfahrung, daß die das Waldweiden und Wald­futter ungewohnten Tiere in den ersten Wochen recht mager werden, dann aber schlägt das doch nahrhafte Futter und der Aufenthalt im Freien rasch an und die Weidetiere kommen wieder zu Leib. Die Aich- halber hoffen, wenn es noch ordentlich Oehmd giebt, alle ihre Tiere überwintern zu können, was für die Gemeinde bei den voraussichtlich im nächsten Jrhr sehr steigenden Viehpreisen ein großer Vorteil wäre.

* Freuden st adt, 14. Juli. Wie vor 14 Tagen angesichts der Futternot die hiesigen bürgerlichen Kollegien den Viehbesitzern die Erlaubnis erteilt hatten, ihr Vieh in die städtischen Waldungen zu treiben, so daß man jetzt täglich wie in denguten alten Zeiten" den Hirten seine Herde zum Thor Hinaustreiben sieht, so erläßt auch heute das Stadtschultheißenamt eine Bekanntmachung, wornach mit Rücksicht auf die heurige Notlage der Landwirtschaft nach Genehmigung des K. Forstamts bestimmte Waldflächen zu einer außer­ordentlichen Streunutzung freigegeben werden. Diese weitgehende Vergünstigung gegenüber der hiesigen Bürgerschaft ist zur Einhaltung der Ordnung an die Bedingungen geknüpft, daß nicht über 2 Personen aus einem Hause bei der Streugewinnung thätig

sind und ein Verkauf oder Abgabe von Streu an dritte Personen nicht vorkommt.

* Stuttgart, 14. Juli. Das königliche Hof­lager verbleibt noch bis Ende dieses Monats in Friedrichshafen, worauf sich I. M. die Königin nach dem Nordseebad Norderney begiebt, während der König das Schloß Bebenhausen aufsucht, um der Jagd ob­zuliegen. In Bebenhausen werden z. Z. größere bauliche Veränderungen vorgenommen, hauptsächlich auch mit Rücksicht auf den bevorstehenden Besuch des deutschen Kaisers.

* Stuttgart, 14. Juli. Das diesmalige Volks­fest, welchem das Königspaar anwohnen wird, erhält nicht allein durch die Einweihung der neuen Neckar­brücke und die im August zu eröffnende Cannstatier Gewerbeausstellung, sondern auch durch eine vom Württemb. Obstbauverein hier veranstaltete Landes- Obstausstellung einen erhöhten Reiz. Für die letztere Ausstellung, die während des Volksfestes abgehalten wird, ist als Lokal die städtische Reithalle gewählt worden. Nachdem in den meisten größeren Etablisse­ments Stuttgarts sich die Verlegung des Zahltages vom Samstag auf den Freitag vorzüglich bewährt hat, denkt auch die städtische V rwaltung daran, diesen Vorgang nachzuahmen.

* (Verschiedenes.) In Laufs en a. N. ist einem dortigen Einwohner eine Württ. Staats­obligation im Wert von 1090 Mk. abhanden ge­kommen. Auf welche Weise ist noch nicht ermittelt. Der Gartenbau-Verein von Heidenhei m machte kürzlich zu Wagen einen Ausflug nach Dillingen. Bei der Rückfahrt wurde die Gesellschaft von einem heftigen Gewitter überrascht; durch einen Blitzstrahl wurden die Pferde scheu und warfen den Wagen um, wodurch sämtliche Insassen mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Der Kutscher des Wagens alterierte sich über dieses Mißgeschick derart, daß er seine Pferde nach Hause brachte und sich dann in der Brenz ertränkte. Auf dem Heimweg vom Vathinger Markt wurden einige Jptinger von 2 Aurichern überfallen und dabei einer mit einer Baumstütze der­art bearbeitet, daß er an den erhaltenen Verletzungen gestorben ist. Die Thäter sind verhaftet. ^

* Berlin, 13. Juli. Der Kaiser wird am 9. September in Straßburg i. E. eintreffen, am 10. September die Grundsteinlegung der neuen evange­lischen Garnisonktrche vornehmen und entweder am gleichen Tage oder aber am 11. September wieder von Straßburg abreisen. Vom 3. bis 9. September wird der Kaiser in Metz, beziehungsweise in Loth­ringen weilen.

* Berlin, 15. Juli. Der Kaiser erschien im Reichstage und nahm den Vortrag des Reichskanzlers entgegen.

* Berlin, 15. Juli. Der Versuch, in der wirt­schaftlichen Vereinigung des Reichstags eine Erklärung gegen den russischen Handelsvertrag im Hinblick auf die Kosten der Militärvorlage durchzubringen, ist ge­scheitert.

Aus Abgeordnetenkreisen heraus ist eine Reichs- Wehrsteuer angeregt worden, d. h. nur eine Besteue­rung der Einkommen über 12000 Mark zu gunsten der teilweisen Deckung der Kosten der Militärvorlage.

Der dem Bundesrat zugegangene Nachtragsetat beziffert die zur Durchführung der Militärvorlage für das laufende Etatsjahr erforderlichen Kredite auf 71200000 Mk., wovon etwa 23 Mtll. auf die fort­dauernden, durch Matrikularumlagen zu deckenden Ausgaben und 48 Mtll. Mk. auf die einmaligen Aus­gaben entfallen, die mittels Anleihe aufzubringen sind. Die fortdauernden Ausgaben betragen für Preußen, Sachsen und Württemberg etwa 19 700 000 Mk., für Bayern 2 500000 Mk. Die einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats belaufen sich für Preußen auf 27 900000 Mk., für Sachsen auf 3 500 000 Mk. für Württemberg auf 2 600 000 Mk; Garnisonbauten u. s. w. 6 Mtll. Mk.; die an Bayern zu zahlende Quote auf 4 300 000 Mk. Hierzu kommen noch für Betriebsfonds, eiserne Bestände 2700000 Mk., zu­sammen also 48 Miü. Mk. einmalige Ausgaben.

Einige Sonderfälle haben dem Reichskanzler Veranlassung gegeben, sich grundsätzlich dahin aus­zusprechen, daß die Osfizierstellen bei den deutschen Schutztrnppen in Afrika fortan ausschließlich mit Offizieren des stehenden Heeres besetzt werden sollen. Dieselben werden nach vorangegangener freiwilliger Meldung zu diesem überseeischen Dienst sorgfältig ausgewählt; sie müssen von sehr guter Führung, energisch, umsichtig und vor allem von untadethafter Gesundheit und erprobter körperlicher Widerstands­fähigkeit sein. Sie sollen immer zunächst für die Dauer von drei Jahren kommandiert bezw. zur Schutztruppe versetzt werden und dann wieder in den Dienst ihrer Waffe zurückkehren.

Man spricht, und zwar mit großer Betonung, von einer systematischen Reichs-Steuerreform, mit der man an den Reichstag herantreren will. Fest steht, daß sofort nach dem Schluß des Reichstages Verhand­lungen zwischen den verbündeten Regierungen auf dem Ftnanzgebiet beginnen sollen.

Durch den Preissturz des Silbers ist die Ge­fahr entstanden, daß das unerlaubte Prägen voll­wichtiger Silbermünzen als gewinnbringendes Geschäft in Aufnahme kommt. Um 1000 Mark in deutschen 5-Mark, 2-Mark- und 1-Markstücken zu ihrem gegen­wärtigen Silbergehalt auszuprägen, gehören 5 Kilo­gramm Silber im jetzigen Werte von etwa 450 Mk., und, hochgerechnet, etwa 50 Mk. Prägekosten. Der Präger würde also 100 pCt. bet dem Geschäft ver­dienen. Natürlich ist ein solches Verfahren gerade so, wie das Ausprägen minderwertiger Geldstücke als Falschmünzerei strafbar, aber das Geschäft brauchte ja nicht im Jnlande betrüben zu werden, und die Münzen, die auf diese Weise hergestellt werden, wären in nichts von echten zu unterscheiden. Unter diesen Umständen tritt an die Regierung die Frage heran, ob es nicht geboten sei, sich in irgend einer Weise gegen etwaige derartige Versuche zu schützen.

* Eine entsetzliche Blutthat ist dieser Tage in dem Dorfe Fredorf bei Potsdam passiert. Eine Anzahl Schnitter waren dort auf dem Felde mit Mähen beschäftigt und gerieten, anläßlich des Trinkens, mit einander in Streit. Der 64jährige Büdner Hanne­mann wollte nun diesen Streit schlichten, als der Arbeiter Brauer sich plötzlich gegen ihn wandte und dem Ahnungslosen mit feiner scharfen Sense einen derartigen Hieb versetzte, daß die Spitze der Sense

Ich habe von ihnen gehört, Sir. Wir bezogen ja, so viel ich mich entsinne, unseren Kaffee haupt­sächlich von ihnen. Es sind große Leute im brasiliani­schen Handel."

Ein großer Mann eigentlich, lieber Edward, denn Lambert ist vor zehn Jahren gestorben und Barr ist alles, was an der Firma da ist, obgleich dieselbe noch unter dem alten Namen fortgeführt wird. Barr hat einen Korrespondenten in Rio de Janeiro es ist Mr. Manuel da Cuccha, welcher große Geschäfte mit ihm macht. Er versorgt die dortigen Pflanzer mit nordamerikanischen Waren, Maschinen und dergleichen. Aber nicht Mr. da Cuccha ist's, der eine Hilfskraft benötigt, sondern ein Ge­schäftsfreund von ihm, Mac Pherson, dessen Handel hauptsächlich mit England und Deutschland vor sich geht. Dieser nun braucht einen Korrespondenten, wel­cher das Französische und Deutsche in Wort und Schrift vollständig beherrscht, vornehmlich aber Deutsch. Sein letzter Korrespondent, sein eigener Landsmann, ließ sich, ich weiß nicht was, zu schulden kommen, seitdem hat der alte Mac geschworen, nie wieder einen Schotten in Dienste zu nehmen. Er will nur einen Amerikaner haben, und da Cuccha ersucht daher Mr. Barr, einen Mann zu senden, für welchen in allen Beziehungen Bürgschaft geleistet werden kann. Für diesen habe ich nun Sie ausersehen, Mr. Barmore. Vergangenen Freitag war ich bei Mr. Barr und em­pfahl Sie ihm. Die Stelle in Rio steht Ihnen da­her offen. Wollen Sie. dieselbe annehmen? Oder wünschen Sie Bedenkzeit?" schloß Morris lächelnd.

Nicht eine Minute!" rief Edward lebhaft,vor­ausgesetzt, daß das Gehalt angemessen ist."

Sie erhalten 2000 Dollar jährlich, also das Doppelte von dem, was Sie bei mir haben Außer­dem haben Sie freie Station, denn die Stelle ist ein Vertrauensposten, und Mac Pherson, welcher in der Nähe Rios eine herrliche Niederlassung besitzt, wünscht, daß Sie bei ihm wohnen. Erringen Sie seine Gunst und sein Wohlwollen, so können Sie sehr leicht avancieren. Wollen Sie also?"

Ich will, Sir!" erklärte der junge Mann ent­schieden.Wann muß ich reisen?"

Wann? Warten Sie! Heute ist Mittwoch" Mr. Morris schlug in einem Verkehrskalender nach ja, das nächste und letzte Schiff in diesem Monat segelt am Sonntag nach Rio von New-Iork ab. Dann giebt es bis Anfang März kein anderes mehr."

Ich kann bis morgen nachmittag zur Abreise bereit sein."

Das ist prompt genug. Wenn es Ihnen recht ist, telegraphiere ich nach Rio."

Wie's beliebt, Mr. Morris," sagte Edward sich erhebend und die beiden Männer nahmen von einander warmen Abschied.

* * *

Edward Barmore segelte thatsächlich mit den besten Empfehlungen von Mr. Morris ausgestattet, den nächstfolgenden Sonntag nach der schönen Haupt­stadt Brasiliens ab. Um sich konsequent zu bleiben, hatte er es vermieden, mit Delta noch einmal eine Zusammenkunft herbetzuführen, er wollte sich den Ab­

schied nicht so schwer machen. Er begnügte sich da­mit, am Tage der Abreise an das geliebte Mädchen ein kurzes Abschiedsbillet zu richten, worin er mit­teilte, daß er New-Iork verlasse, um eine Stelle in Rio anzutreten, setzte ihr das Nähere kurz auseinander, versprach ihr seine unwandelbare Treue, hielt jedoch im allgemeinen das Schreiben kühl denn seine Bitterkeit über die erlittene Abweisung war noch nicht verschwunden. Aber bald dachte er milder über die angebetete Delia und ihr Verhalten; andere Sorgen und Dinge nahmen seinen Geist in Anspruch und wie ein sanftes Symbol der Liebe und Hoffnung um­schwebte ihn das Bild der Geliebten im Kampf des Lebens, im Wirken seiner Berufsthätigkeit.

Er hatte keine Ursache, feinen Eintritt in die Dienste Mac Phersons zu bedauern. Der alte Mann erschien zwar anfangs als ein mürrischer, ja sauer­töpfischer Patron und zeigte sich recht anspruchsvoll in seinen Anforderungen an Fleiß, guten Willen, Fähigkeiten und Arbeitskraft Edwards. Letzterer hatte anfangs Mühe, die stattliche Korrespondenz, die ihm auferlegt wurde, zu bewältigen, denn Mr.Archi- bald Mac Phersons Handel war sehr bedeutend und ausgedehnt. Groß war die Zahl der Pflanzer im Innern Brasiliens, mit denen er in steter reger Ge­schäftsverbindung stand; bedeutend war auch sein Ex­port von Kaffee, Droguen, Farben und brasilianischen Hölzern nach Europa, ebenso sein Import jeglicher Jndustrieartikel und Fabrikate aus Deutschland und England.(Fortsetzung folgt.)

Auflösung der Charade in Nr. 82:Eidam."