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Dienstag dm 18. Juli

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Amtliches.

Versetzt wurde, seinem Ansuchen gemäß, der Expedient Riedesser in Freudenstadt nach Wildbad.

Gestorben: Forstmeister a. D. Plochmann, Kirchheim u./T.; Kanzlkirat Ditzingcr, Kupferzell.

Deutscher Reichstag.

* Berlir., 14. Juli. Der Antrag auf Einstellung des Strafverfahrens gegen Ahlwardt wurde ange­nommen. Es folgt die Abstimmung über den An­trag Carola th betr. Festlegung der zweijährigen Dienstzeit. Für den Antrag Carolath stimmten die Nationalliberalen, die Polen, die freisinnige Ver­einigung, die Antisemiten außer L cbermann, ferner Frhr. v. Gültlingen, Schultz-Lupitz und Höffel von der Reichspartei, sowie die Fraktionslosen Pachnicke und Anker, der Elsässer Colbus, Schnaidt, südd. Volkspartei, und Pflüger, freist Volkspartei. Der Reichstag hat den Antrag Carolath mit 274 gegen lOSStimmeu abgelehnt. Nach der Abstimmung über den Antrag Carolath erklärt Gröber zu Art. 2, die Vorlage lasse Zweifel übrig, ob Leute, die nach zweijähriger Dienstzeit entlassen würden, Reservisten oder Disposttionsurlauber sind. Diese Zweifel müssen durch eine entsprechende Aen derung des betreffenden Paragraphen beseitigt werden. Major Wachs erklärt, der Paragraph bedürfe keiner Aenderung, die Militärverwaltung bittet, es bei der Bestimmung der Vorlage zu belassen. Gras Herbert Bismarck sagt, von der Notwendigkeit der Ver­stärkung der Armee war niemand mehr überzeugt, als ich. An der Hand des Vergleichs mit anderen Staaten kann man nicht sagen, daß wir finanziell nicht im stände wären, Deckung zu leisten (Abgeord­neter Richter zur Sache!) Er (Bismarck) bedauert die Abschwächung der Vorlage gegen die ursprüngliche und hofft, daß es noch nicht zu spät sei zur Wieder­herstellung der ursprünglichen Vorlage. (Wiederholte Rufezur Sache.-) Redner fährt fort: Ich werde Sie ruhig rufen lassen. Sie haben mehr Lungen als ich. (Richter ruft § 2, furchtbarer Lärm. Vizepräsident Bürklin: Ich bitte, den Redner nicht zu unter­brechen.) Bismarck führt fort: Ein echt konservativer Mann dürfte sich nicht losmachen von dem Vermächt­nis Kaiser Wilhelm I. (Richterzur Sache-; Lärm.)

Graf Bismarck schließt: Der Wandel in der Auf­fassung von dem Bundesratstisch sei kein heiterer unter der Regierung des jetzigen Reichskanzlers. (Große anhaltende Heiterkeit links.) Bismarck fährt fort: Ihre staatsrechtliche Bildung steht nicht auf der Höhe Ihrer Heiterkeit. Unter dem jetzigen Reichskanzler sei der ausgezeichnete Artikel veranlaßt worden, wel­cher die Notwendigkeit der dreijährigen Dienstzeit be­tont habe. Es hatte da geheißen, daß unter diesen Umständen auf die dreijährige Dienstzeit durchaus nicht verzichtet werden dürfe. Das war vor 3 Jahren. Die Zuversicht des Reichskanzlers auf eine dauernde 2jähr ge Dienstzeit sei keine sehr große, sonst würde er doch diese gesetzlich sestlegm. Er (Bismarck) wolle für die 2jährige Dienstzeit die Verantwortung nicht übernehmen. Der Reichskanzler erwidert und beleuchtet verschiedene Ausführungen des Grafen Bis­marck. In der fortgesetzten 2.Lesung der MilitärvorlagewurdendteeinzelnenAr- tikel durch Händeaufheben angenommen.

* Berlin, 15. Juli. Dritte Lesung der Militär­vorlage. v. d. Decken (Welfe) erklärt namens seiner Freunds daß sie gegen die Vorlage stimmen, in der sie eine Folge der 1866 begonnenen Politik sehen, welche Gewalt vor Recht, Erfolg über Moral gesetzt habe. Bebel (Sozialdemokrat) meint, die Mehrheit für die Vorlage bei der 2. Lesung sei eine bloße Zu­fallsmehrheit gewesen, die Polen hätten nur aus taktischen Gründen dafür gestimmt. Die militärischen Ausgaben halten die Völker ab, den notwendigen Kulturaufgaben gerecht zu werden. Frankreich könne man für die Vorlage nicht ins Feld führen, da es an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt sei. Auch der italienische Kriegsminister habe erklärt, daß Italien die militärischen Lasten aus die Dauer nicht ertragen könne. Das seien Anzeichen, welche beweisen, daß alle Staaten eifrig den Krieg verhüten werden; Deutschland habe also gar keine Ursache, auf dem betretenen Wege fortzufahren. Solange das heutige politische und wirtschaftliche System in Rußland herrsche, könne auch dieses nicht daran denken, einen Krieg gegen Westeuropa zu führen. Die Sozial­demokraten erkennen an, daß bei den heutigen Ver­hältnissen jeder europäische Staat gerüstet sein müsse, sich gegen Angriffe zu verteidigen. Im Verteidigungs­

kampfe würde Deutschland nicht durch die Bourgois, sondern auch durch die Arbeiterklassen gerettet werden; aber Deutschland müsse seine militärische Organisation so gestalten, daß dem Volke nicht unerschwingliche Lasten daraus erwachsen. Redner verbreitete sich darauf ausführlich über Scharnhorsts einstige Re­organisationsplane. Kardorff (Reichsp.) wendet sich gegen Bebel, was die Deckungssrage anlange, so habe er Vertrauen zur Regierung, daß sie dieselbe loyal lösen werde. Speziell der Finanzminister Miqu-l sei geeignet wie kein anderer, die Deckungsfrage zu lösen. Er hoffe, daß Miguel sie auch im Reichstage vertreten werde. (Bewegung.) Erbitte, die Militär­vorlage anzunehmen um die im Fluge eroberte Macht­stellung des Reiches zu behalten. Schädler (Zentr.) erklärt: Die Verhandlungen könnten seine Partei nicht veranlassen, den Widerstand gegen die Vorlage aufzugeben. Rickert (freisinnige Vereinigung) für die Vorlage unter der Voraussetzung, daß keine neue Lebensmittelsteuer geplant werde. Plötz (kons.) für die Vorlage in der Erwartung, daß die Regierung der Not der Landwirtschaft abhelfe. Um 5V? Uhr Wied zur Abstimmung geschritten, Art. 1 wird durch Ausstehen, sämtliche übrige Artikel ohne weitere Ab­stimmung angenommen. Schließlich wurde die ganze Vorlage in namentlicher Abstimmung mit 201 gegen 185 Stimme« angenommen. Nachdem noch der Nachtragsetat debattelos angenommen wurde, wurde hierauf der Reichstag durch eine kaiserliche Bot­schaft geschlossen.

Laadesvachrichteu.

* Alien steig, 17. Juli. Am Samstag wurde hier das alle 2 Jahre stattfindende Kinderfest ab- gehalten. Vorauf die Stadtmustk zog um V,1 Uhr die festlich gekleidete Kinderschar in einem Zug und in Begleitung der Herren Lehrer und Frln. Lehrerinnen in die Kirche zum Gottesdienst. Nachher bewegte sich der Zug auf den Festplatz unter die Eichen, wo nach einem Gesang des Liederkanzes alsbald die Spiele der Kinder begannen. Die Spiele bestanden in Wett­springen, Sackhüpfen, Klettern, Aufführung von Reigen, auch war zur Belustigung der lieben Kleinen ein Karroussel in Thätigkeit. Dank der Opferwilligkeit der Stadtväter und der Einwohnerschaft konnten die

Gine merkwürdige Kandeksveröindung.

Novelle von Heinrich Berthold.

(Fortsetzung.)

Als Edward, nach der bewegtenAuseinandersetzung mit seiner Geliebten, heimgekommen war, fand er auf seinem Schreibtische ein Billlt von seinem Chef Mr. Morris, welcher ihn dringend aufforderte, noch an demselben Abend in einer wichtigen Angelegenheit bei ihm vorzusprechen. Verwundert machte sich der junge Mann aus den Weg nach dem Hause Morris' und befand sich in kurzer Zeit vor seinem Herrn und Gönner.

, Der alte Kaufmann, der Edward in seinem Privatbureau, vor den mit Büchern und Papieren bepackten Schreibtische sitzend, erwartete, empfing den jungen Mann sehr freundlich. Als er denselben ein- treten hörte, wandte er sich um und lud ihn ein, neben ihm Platz zu nehmen.

Mechanisch gehorchte der junge Mann und harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Der Kaufmann begann:Wie Sie wissen, Mr. Barmore, bin ich Ihrem Vater außerordentlich verpflichtet; ich habe Ihnen dies bereits einmal erzählt. Als wir beide Ihr Vater und ich noch junge Männer waren er reich und ich arm, gab er mir durch seine Unterstützung einen festen Halt im Leben legte sozusagen den Grund zu meiner heutigen Existenz und ich habe ihm das nie vergessen. Als er starb und es sich herausstellte, daß von seinem vermeintlichen

großen Vermögen infolge seines großmütigen Herzens und seiner Vertrauensseligkeit nichts mehr vorhanden war, stellte ich Sie hier an. Dabei trug ich mich mit der Absicht, Sie später, sobald Sie nur die nötige Erfahrung hat en, in die Firma aufzunehmen und mein Kompagnon Roberton hatte mir darin voll­kommen beigestimmt."

Ich danke Ihnen, Mr. Morris,* fiel hier Ed­ward gerührt ein, aber der Kaufmann fuhr mit ernst­haftem Kopfschütteln fort:

Er war meine Absicht. Aber es ist unmög­lich geworden."

Ich bin aber dessen gewiß, versetzte Barmore be­troffen,daß ich versucht habe, stets mein möglichstes zu thun ..."

Gewiß haben Sie das, gewiß, junger Freund und es ist Ihnen auch vollkommen gelungen. DK Firma ist mit Ihnen sehr zufrieden. Nur zu Zeiten e n wenig mehr Entschiedenheit benötigend, haben Sie sonst jede andere Eigenschaft, die dazu gehört, einen ganzen Geschäftsmann zu repräsentieren. Aber das ist es nicht, was mich in meiner Absicht hindert; wohl aber haben wir gerade in der letzten Zeit eine Anzahl schwerer Verluste erlitten. Wenn ich mich auch der Hoffnung hingebe, daß wir dem größten Teile unserer Verpflichtungen bald werde« Nachkommen können, so sind die Schulden unserer Firma doch so groß, und ihr Nichteingehen hat uns, für die nächste Zeit wenig­stens, ernstlich in Verlegenheit gebracht. Monatelang haben wir dagegen angekämpft vergebens freilich und wir sind nur noch tiefer hinein geraten. Schon

wollten wir alle unsere Gläubiger zusammenrufen und einen Aufschub verlangen, aber nach einer Schluß­prüfung unserer Angelegenheiten bin ich zu dem Ent­schluß gelangt, daß wir besser thäten, die Firma ganz aufzulösen.

Mr. Morris fuhr nach einer Pause fort: Ich befinde mich hierin in Uebereinstimmung mit Roberton. Viel wird uns allerdings nicht bleiben, aber etwas doch und vollkommen genug für Mrs. Morris und mich, um unser Leben ruhig und sorgenlos be­schließen zu können. Ich bin ein alter Mann, dazu kränklich, leidend, und kann im Ernste nicht willens sein, mich für meinen Lebensrest elend zu machen. .... Doch genug davon, und nun über Sie, junger Freund! Jobson hat sich etwas erspart und widmet sich dem Detailhandel. Unsere anderen Leute werden schon Stellungen erhalten, jedoch für Ihre Zukunft, mein Lieber, muß gründlich gesorgt werden. Ver­stehen S>e etwas von der portugiesischen Sprache?"

Nein, Mr. Morris, es thut mir leid. Sie wissen aber, daß ich sowohl spanisch als französisch, sowie deutsch spreche und schreibe, aber ich verstehe nichts von portugiesisch."

Aber letzteres ist dem Spanischen zunächst ver­wandt, und Sie vermögen in Kenntnis des Spanischen es mit Leichtigkeit zu erlernen an einem Orte, wo es überall um Sie gesprochen wird. Uebrigens ist es Ihr Deutsch, das am hauptsächlichsten von Ihnen gebraucht werden wird dort, wo ich Sie unterzubringen gedenke. Sie kennen ja Lambert und Barr hier in New-Iork?"