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Helfer de» Grafen Passy.) Die Untersuchung gegen den Hilfrschlußer Metzger scheint sich mehr zu dessen Ungunsten zu wenden. ES habe« sich für den Verdacht, daß Metzger mit der Geliebte» Schiemangks in brieflicher Verbindung gestanden hat, ziemlich sichere Anhaltspunkte ergebe». In der Wohnung Metzger» wurde» beschriebene Papierschnitzel gefunden, die sich al» Bruchteile einer solche» Korrespondenz herauSstellten. Infolgedessen wird auch ein Verfahre« gegen da» Mädchen eingeleitet werde». Weiter wurde festgestellt, daß aller Wahrscheinlichkeit nach da» Paket, da» Metzger aus C(arlotten- burg empfing, von Alber», dem „Privatsekcelär" Schiemavgk» herrührt. Trotz dieser drückenden Beweismittel leugnet Metzger nach wie vor entschieden jede Schuld.
Tettnang 26. Aug. Für Hopfen find gestern 260—290 ^ vereinzelt auch noch 300 ^ für den Zentner bezahlt worden. Die Frühhopfen dürsten in wenigen Tagen zur Neige gehen. Mit der Pflücke de» Späthopfen» wird jetzt allgemein begonnen.
Au» Hohenzollern 26. Aug. lieber die schwere Brandkatastrophe auf der fürstlichen Domäne Birkhof, eine Stunde südlich von Neufra, wird noch berichtet: Gerettet konntrn nur 6 Stück Vieh werden, während der ganze übrige Viehbestand, 70 Stück, darunter 25 Milchkühe, sowie ein Matterschwein mit 8 Jungen ei« Raub der Flammen wurde» bezw. erstickten. Man fand die armen Tiere, Viehstücke aller Gattungen, zum Teil wahre Prachttiere, an ihren Krippen verendet vor, noch an die Ketten gebunden, die Haare großenteils versengt und verbrannt, die Tiere von Hitze und Rauch ganz schwarz. Zwei Schweizer, die in dem brennenden Gebäude schliefe», konnten mit knapper Not den Flammen entrinne». 160—170 Wagen Futter und 4000 Habergarben, fielen dkm entfesselten Element zum Opfer. Ein bei der Scheuer aufgeschichteter Schober von 40—50 Wagen vorjährigem Stroh verbrannte gleichfalls. Neben der Hettinger trafen auch die Feuerwehren von Harthausen a. Sch. und Neufra verhältnismäßig rasch auf dem Brandplatze ein. Den Anwesenden bot sich ein schrecklicher Anblick: au« dem Innern des Gebäudes drang da» Gebrüll und Gestöhne der Tiere. Man konnte sie nicht rette», die H'tze war so stark, daß sich niemand nahen konnte. Stundenlang hielten die die armen Geschöpfe — am längsten die Schweine — in Rauch und Hitze au», bis der Tod ihre Qualen endete. Ein Farren riß lo» und sprang in» Freie und von da wieder in die Flammen, um den sicheren Tod zu finde». Man ist hier sehr gespannt auf die Untersuchung de» Brandfalle». Schon seit einigen Tagen hatte man Brandgeruch wahrgenommen und bemerkt, daß
im Dache des Virhhause» ein verborgene» Feuer z sein müsse. Die Feuerspritze von Harthausen war dethalb schon mehrere Tage auf dem Platze und auch ein Teil der Wehr de» Ortes anwesend.
E» ist auffallend, daß da» Vieh nicht au» den Stallungen entfernt wurde, obwohl man annahm, daß e» im Dachstock brenne. Wie mau weiter hört, wollte Pächter Schmohl das Vieh herauitu», sei aber von kompetenter Seite daran behindert worden. Da» Vieh wurde in Gruben verkocht.
Au» Hohenzollern 28. Aug. (Lachende Erben.) Aus Wachenheim in der Pfalz kommt die Kunde, daß au» einer seriösen amerikanischen Erbschaft mehrere Millionen nach Hechingen und anderen hohenzolleruschen Orten fallen werden. Es handelt sich um den in Boston verstorbenen Rechtsanwalt Morse, einen geborenen W.chenheimer, der ursprünglich Maas hieß und seinen Anverwandten große Kapitalien hinterlassen hat. Der Name Maa» ist ziemlich häufig. Deshalb werden die Familienver hältnifse noch genau durchforscht. An dem Millionensegen für die hohenzollernschen Verwandten ist aber nicht zu zweifeln.
Vom Boden fee 26 Aug. Ein Man» au» Böhmen wurde, al» er im Begriff stand,
6 Kilo Saccharin zu schmuggeln in Konstanz verhaftet und in» Gefängnis eingeliefert.
Altona 25. Aug. Bei der Festtafel für die Provinz Schleswig-Holstein im Hotel Kaiserhof erwiderte der Kaiser auf die Rede de» Oberpräfidente» von Bülow:
„Empfangen Sie, mein lieber Oberpiäsident, den herzlichsten Dank namens Ihrer Majestät und in meinem Namen für die freundlichen Worte des Willkommens und der Ergebenheit, mit denen Sic uns soeben die Gefühle von Schleswig-Holstein verdolmetscht baten. Wir sind ebenso tief bewegt dadurch, wie durch den glänzenden Empfang der mächtig aufblühenden Stadt Altona. Als wir vor sieben Jahren ans gleichem Anlaß hier weilten, da konnte ich Ihnen die Verlobung meines ältesten Sohnes mit der holden Fürstentochter aus dem Mecklenburger Lande mitteilen. Der Himmel hat die Ehe meiner Kinder reich gesegnet, und inzwischen wurde der Segen der Ehe auch zwei weiteren meiner Söhne bescheert. Der Eintritt einer lieblichen Tochter aus dem Hause Glücksburg in mein Haus knüpft frische Bande zwischen Schleswig-Holstein und mir zu denen, die schon bestanden durch meine Verbindung mit Ihrer Majestät der Kaiserin. Die erlauchte Frau, d e als Königin von Preußen und deutsche Kaiserin die erste in unserem Lande ist, wird, so bin ich überzeugt, mit Stolz von jedem Schleswig-Holsteiner als seine Landsmännin angesehen, eine Frau, stets bereit zu helfen, wo es gilt, Not zu lindern, das Familienleben zu stärken, die Ausgaben der Weiblichkeit zu erfüllen und ihnen neue Ziele zu verleihen Die Kaiserin hat dem Hohen- zollernhaus ein Familienleben bescheert, wie es vielleicht nur die Königin Luise vor ihr getan hat.
braucht uur da» Kontrollbuch zur Hand zu nehme», um sofort zu sehe», wer Milch mit unteruottnalem Gewicht geliefert hat und e» ist dann ein leichte», die Uebeltäter zu fasten. Die Kontrolle muß nicht so umfangreich eingerichtet werden, daß jeden Tag jede Milch kontrolliert wird, e» genügt, wen» jede Milch in der Woche einmal an die Reihe kommt. Ein Uebelstand ist es, wenn in einer Gemeinde mehrere Genossenschaften oder Händler sind, die Milch liefern, diese machen sich dann gegenseitig Konkurrenz und üben die Kontrolle gar nicht oder nur mangelhaft au» und gehen von sich au» gegen die Milch- panischer nicht vor, um keine Mitglieder oder Lieferanten zu verliere». Alle diese Mißstände lassen sich beseitige», wenn die Milchkonirolle und die Führung eine» Kontrollbuchr» polizeilich vorgeschrieben wird, die Pantschereie» werden bald aufhören, da die Pantscherinnen ohne weitere» gefaßt werden können.
Stuttgart 26. Aug. (Schwerer Unfall.) Heute mittag kurz nach 12 Uhr wurde Ecke Linden- und Calwerstroße Frau Bankdirrktor Keller von einem Radfahrer umgefahren. Im selben Augenblick wurde sie von der Straßenbahn erfaßt und so schwer verletzt, daß sie in» Katharinenhr^pital geschafft werden mußte. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt.
Stuttgart 26. Aug. Frau Bankdirektor Keller ist de« schweren Verletzungen, die sie bei ihrem heutigen Unfall davongetragen hat, im Katharinenhospital erlege». Sie ist eine Tochter de» Rechnungsrat» a. D. Bumiller. Die Schuldfrage bezüglich de» Radfahrer» ist »och nicht völlig geklärt.
^ Rottweil 28. Aug. Gestern abend zwischen 7 und '/-8 Uhr hat der Pulverarbeiter Dehner hier seine mit ihm und seiner Familie zusammenwohnende Schwiegermutter die Witwe K«stermann durch Messerstiche ermordet. Dehner, der mit seiner Schwiegermutter schon seit langem in Unfrieden lebte, war kurz zuvor nach Hause gekommen, wenige Minuten später war er mit blutigem Messer in der Hand auf der Straße und ging auf die Polizeiwache, um sich zu seiner Verhaftung zu stellen.
Kirchheim u. T. 26. Aug. Dem Lokomotivführer Thomas Rammeißer hier ist in Anerkennung seine» umsichtige« Verhalten» bei einer dem Personenzug 823 am 2. Mai 1911 in Unterboihingen drohende» Betriebsgefahr eine außerordentliche Belohnung verwilligt worden.
Go » bach OA. Geirlingen 26. Aug. Bei einem kurzen Gewitter gestern abend zwischen 5 und 6 Uhr schlug der Blitz in die 1 Stunde von Wiesevsteig entfernte Papiermühle, die vollständig niederbranvte. Da» Wohnhaus blieb unversehrt.
Heilbronn 26. Aug. (Die Helfers
lange, funkelnde Haar — ja, e» funkelte wirklich auf bei jeder Bewegung, wenn ein Lichtstrahl es traf — die geheimni»volle» Nixevaugen —
Jetzt hatte er e»: die schöne Melusine! Halb Weib, halb Dämon —
Verlangende Leidenschaft stieg in ihm auf. Sie sollte ihn nicht länger so ausehen mit dieser fremde» Kälte. Ihr Blick sollte sich wieder entzünde» an feiner Glut, die ihr entgegenflammte — —
„Assunta," stammelte er halblaut und öffnete die Arme, um sie an sich zu reißen.
Aber diesmal versagte seine Macht über sie. Mit einer jähe» Bewegung wich sie zurück, wandte sich ab.
„Laß mich!" e» klang hart und abweisend.
Langsam, mit bebenden Händen, drehte sie das Haar zu einem Knoten und steckte e» auf. Dann wollte sie, ohne ihn zu beachten, in ihr Schlafzimmer nebenan.
Er vertrat ihr den Weg, bleich vor Aerger, Enttäuschung und Leidenschaft.
„Assunta, was soll da» heißen? Wohin willst Du?"
„Fort", antwortete sie dnwpf, „zurück zu Mama. Da» Hau», in dem sie eine Fremde sei» soll, kann da» meine nicht mehr sein-"
Jetzt erfchrack er ernstlich. So weit kannte er sein Weib doch, daß er wußte: Komödie spiele« konnte sie nicht. Alle« in ihr war Wahrheit und Jmpul». In diesem Augenblick war e» ihr zweifellos ernst mit dem, wa» sie sagt«. Aber daß sie so etwa» sagen — nur denken konnte, erfüllte ihn plötzlich mit Angst und Schrecken.
Er hatte viel Abenteuer mit Frauen hinter sich, eigentlich waren „die Weiber" ihm allezett da» wichtigste im Leben gewesen. Aber geliebt — nicht bloß mit den Sinne», — sondern wahrhaft geliebt, hatte er keine, al» Assunta.
Und keine hatte ihn befriedigt, ausgefüllt, selig gemacht, wie sie.
Nun fand gerade diese Mut und Kraft, sich von ihm zu wende». Keine vor ihr hätte da» gekonnt. Alle hatte er verlassen. Und warum tat sie es? Wege« der Schwiegermutter? E» war zum Lachen-
Aber er lachte nicht. Er knirschte mit den Zähnen vor Wrt über die Schwiegermutter, die e» verstanden hatte, ihr Kind so an sich zu fesseln. Und zugleich steigerte sich die Liebe zu diesem Weibe bi» zur rasenden Ekstase.
„Ich Dich gehen lasten?", kenchle er und seine Arme umschloffen sie wie eiserne Klammern. „Willst Du mich töten? Weißt Du nicht, wie ich Dich anbrte?"
Starr und mühsam atmend suchte sie sich au» der erstickenden Umarmung frei zu mache«, obwohl bei dem heißen Ton seiner Stimme eine Vision der glückliche» Stunden, die hinter ihnen lagen, vor ihr aufstieg.
Und er fühlte da» instinktiv. Nein, sie war nicht Melusine, nicht Undine, die Kühle, sie war ein Weib mit Blut und Sinne» — sie war sein Weib!
Er gab sie frei, warf sich zu ihre» Füßen nieder, umklammerte ihre Kniee und stammelte trunkene Wort! der Liebe. Alle», was sie wollte, sollte geschehen. Er habe e» ja auch nicht so ernstlich gemeint. Wenn e» zu ihrem Glück nötig sei, Mama bei sich zu sehen, so habe er nicht» dagegen. Sie würde ja selbst barmherzig sein, und wenn sie ihn liebe, dafür sorge», daß auch er sie manchmal für sich allein habe — ihrer Kindespflicht wolle er nicht in den Weg trete«!
„Al» ob Mama je gekommen wäre, wenn Du daheim warst!", warf Assunta ein, aber ihre Stimme klang schon bedeutend weicher. „Sie war ja rücksichtsvoll! Nur jetzt, wo sie ganz allein lebt, müssen wir «v» mehr ihrer annehme». Unsere Liebe ist ihr einzige» Glück, das mußt Du doch begreifen? Und e» wäre schrecklich, wen» Kinderliebe nur eine Pflicht wäre!" (Fortsetzung folgt.)