200. Amts- NN- AnMgetüatt für den O-eramtsdenrk Calw» 86. Jahrgang.

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Lrscheinungrtag«: M-ntnii, Dienstag, Mitt«»ch, »»nncrttag. Freitag und Samttag. Jn1«rti»n»prei« !I Pfg. pr« Zeile sür Stadt u. BezirkSorte; außer »eziri 1» Psg.

Montag, den 28. August 1911.

Bezugrpr. i. d. Stadt V^LHrl. UI. Lriigerl. Mk. 1.25. Postbezugrpr. s. b. Orts- u. Nachbarortsverk. >/<jijhrl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.S0. Bestellg. in Württ. SV Pfg., in Bayern u. Reich 4iPfS>

Amtliche Vekanntmach«nge«»

Die SchultheitzeuLmter

werden an Erledigung des oberamtlichen Erlasses vom 15. Juli 1911, Calwer Wochenblatt No. 164, betreffend

die Errichtung und deu Betrieb von Backereien nnd solchen Konditoreien, in denen auch Bäckerwaren hergestellt werden, erinnert.

Calw, 26. August 1911.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Bekanntmachung,

bete, die Motzsperre aus der Kleinen;.

Die unterm 27. Juli ds. Js. verhängte Floß- Sperre auf der Kleinen; ist aufgehoben.

Calw, 26. August 1911.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

ragesnenigkeite«.

* Calw 28. Ang. Auf dem letzten Wochenmarkt waren Kartoffeln und Steinobst in großer Menge zugeführt. Letztere« kommt von der nächsten Umgebung und au« dem Oberami Neuenbürg. Pflaumen aller Art wurden zu 10 bi» 20 ^ pro Pfund je «ach Qualität angeboten, aber nur langsam abgesetzt. Auch Frühbirneu standen viele Körbe zum Verkauf; da» Pfund stellte sich auf 1816 A Edlere Sorten wurden höher bezahlt. In nächster Zeit werden Stutt­garter Gaißhirtle auf den Markt gebracht, die zum Einmacheu besonder» geeignet sind. E» kommt viel mehr Obst auf de« Markt al» man «ach verschiedenen Berichten erwarte« konnte. Kartoffeln kosteten anfangs 6 -) pro Pfund, später ging der Preis auf 5 bi» 4'/- -) zurück. E» kann jetzt schon festgestellt werden, daß die

Kartoffelernte in unserer Gegend nicht schlecht auifallen wird und daß eine größere Verteuerung dieses überaus wichtigen Nahrungsmittels nicht in Aussicht zu nehmen ist. Saure Butter war stark angeboten; der Preis sank von 1.40 ^ auf 1.20 ^ da» Pfund. Eier kosteten anfangs 9 c) pro Stück, später waren sie um 8?V- ^ zu haben. Bei diesen beiden Nahrungsmittel« scheint sich schon da« Nachlassen de» Besuches der Kurorte geltend zu machen. Bohnen waren infolge de» niedergegangrne» Regens billiger al» vor 8 Tagen zu haben; der Preis betrug pro Pfund 2230 Kraut- und Salatköpfe wurden je nach Größe bezahlt. Da» Liter Preisel­beeren kostete 50 da» Liter Brombeeren 30 A Für einen kleinen Rest Heidelbeere« wurden 28 -) pro Liter verlangt. An jungem Geflügel war kein Mangel, Hahnen kosteten 65 bis 90 A eine junge Gans 44.20

s) Calw 28. Aug. Gestern abend 8'/» Uhr brannte in Altburg das Gasthaus zur Krone" (Besitzer Fr. Bühl er) total nieder. An Mobilar konnte nur wenig gerettet werden. Der Gesamtschaden wird auf 20 000 ^ geschätzt. Ueber die Brandursache verlautet noch nicht» Bestimmte».

Calw 28. Aug. Von den Fahrten de» Luftschiffe»Schwaben" wird un» gemeldet: Am letzten Samstag machte da» Lufschiff eine Fahrt nach Straßburg und überflog da» Münster (trotz Gouvernementsverbot). Am Sonntag früh 7,30 Uhr stieg dieSchwaben" zu ihrer 50. Passagierfahrt auf, der ein weiterer Aufstieg um 11,30 Uhr folgte. Am Sonntag den 3. September ist eine Fahrt nach Landau-Pfalz projektiert und am 5. September soll die Fahrt «ach Gotha gehen,

von wo au» einige Fahrten zwischen Gotha und Berlin unternommen werden sollen.

Birkenfeld OA. Neuenbürg 26. Aug. Die Tochter des früheren Waldhornwirt», Berta Fauser, fiel in einem epileptischen Anfall über da» Herdfeuer. Ihre Kleider und Haare wurde» von der Flamme erfaßt und die Bedauernswerte schrecklich zugerichtet. Sie wurde in« Spital »ach Pforzheim gebracht, ist aber dort ihre« Verletzungen erlegen.

Stuttgart 26. Aug. (Gegen die Milchpantscherei.) DerBeobachter" schreibt: Vielfach wird darüber geklagt, daß trotz der vielen Bestrafungen die Milchpantscherei nicht aufhört, diese vielmehr eher zu- al« abnimmt. Es scheint, daß de» Milchpantschern oder mehr «och den Milchpantscherinnen immer noch uicht genügend beizukomme« ist. Es gibt leider »och immer manche Bäuerin, die morgens »ach dem Aufstehen ihren Morgensegen liest und dann mit aller Seelenruhe deu Melkkübel so kräftig aus­schwenkt, daß die Milchpantscherei fertig ist. Könne« »un Mittel und Wege gefunden werden, diese Milchpantscherei, diesen gemeine» Betrug, mit Stumpf und Stiel auSzurotten? Ja wohl, da« ist möglich und zwar durch ein sehr einfaches Mittel. Die Gemeinde«, in welche Milch ein- grführt wird, brauchen nur die polizeiliche Be­stimmung zu treffen, daß die Genoffenschafte« und Händler, welche Milch liefern, in de» Sammel­stellen eine ständige Kontrolle der angelieferten Milch einzurichten, da» Ergebnis der Kontrolle bei jedem eiuzelue» Milchlieferer in ein Kontroll- buch einzutragen und das Kontrollbuch von Zeit zu Zeit der Polizeibehörde der Gemeinden, wo­hin die Milch geliefert wird, vorzulegen habe». Uu» sind mehrere Genossenschaften bekannt, wo die Milchkontrolle schon ««geführt ist, man

Frau Lores Lebenswerk.

23) Roman von Erich Ebenstein.

«Fortsetzung.)

Jeder Wunsch, de« sie selbst aus Sparsamkeit sich versage, den müsse partout die gnädige Fra« «füllen nicht genug kann sie tun ihm Gebe». Aber so war sie schon immer, Fräulein Affynta Barbe vergaß meistens im Gespräch, daßDa» Kind" sich inzwischen verheiratet hatte wisse e« ja ohnehin. Solange der alte Herr noch lebte, durfte sie nicht. Jetzt aber du lieber Gott, kein Wunder, daß sie kaum auskam, trotzdem eine Person weniger sei. Onkel Peter hatte schon ein paar Mal

Bemerkungen gemacht, aber die Mama höre nicht auf ihn-ja, ja,

sie sei viel zu gut für diese schlechte Welt, und sie, Barbe, wäre nur neugierig ob man ihr diese Liebe denn auch einmal danken würde?-

All' da» zog blitzschnell an Assuntas Geist vorüber.

O jaman" dankte es der armen Mama. Und wie! Wenn

Barbe da» wüßte!-Eine tiefe an Verzweiflung grenzende Scham

überkam die junge Frau. In diesem Augenblick haßte sie Ferry und hatte keine» andern Wunsch, al» von ihm fortzugehe», zurück zur Mama, in der sie selbst sich gekränkt und mißachtet fühlte. Tausend Kleinigkeiten fielen ihr ei», auf die sie bi» dahin nicht geachtet hatte. O nun wußte sie e«: er hatte die Ihre» nie gemocht! Zugleich packte sie schmerz­licher Schrecken. Ihr süße», strahlende» Glück wohin war e» mit einem Mal gekommen? Vorüber vorüber für immer-

Sie ließ den Kopf auf die Tischkante sinken und brach in wilde» Schluchzen au». Ihr ganzer Leib bebte und wurde geschüttelt von einem Schmerz ohne gleiche».

Lanzeadorf stand «eben ihr und blickte verstä»dni»lo» auf sie nieder. Erst war er ärgerlich, dann fiel ihm ihr Zustand ei», und er machte sich

Vorwürfe, daß er die Sache nicht in milder Form vorgebracht hatte. Er kannte doch ihre Sensibilität in Gemütsdingen-

Er beugte sich zu ihr und küßte ihr Haar. Selbst in diesem Moment entzückte ihn der gleißende Schimmer desselben, der so pikant abstach von der perlmutterartigen Weiße des Nackens, und er vergaß darüber beinahe, daß sie weinte.

Aber Kind, Kind," murmelte er, rät dem Verlangen kämpfend, sie sogleich in seine Arme zu reißen und jede» weitere Wort mit seinen Küsse« zu ersticken.

Wer wird denn so sentimental sein? Ich wollte Dir doch nicht weh' tun-nein, gewiß nicht!"

Assunta schüttelte ihr Haar, als wollte sie seine Küsse damit von sich werfe», stand auf und sagte kalt:

Laß mich. Rühre mich nicht an. Nie mehr! Du hast mich nie wahrhaft geliebt, denn sonst könntest Du die nicht eine Fremde nennen, die mir alle« war, bi» ich Dich kennen lernte."

Er machte eine ungeduldige Bewegung.

Immer diese großen Worte! Bloß weil ich finde, daß die Schwieger­mutter eine zu große Rolle in unserem Leben spielt! Es ist kindisch von Dir-"

Dann starrte er in ihr weiße» Gesicht, in dem die blauen Augen zu glühe» schienen und mit so seltsam fremdem, kaltem Ausdruck auf ihm ruhte».

Die Kälte war ihm ne« an ihr, die sonst ganz demütige Hingabe war. Wie schön sie war mit diesem königlichen Trotz um die schwellende»,

feingeschnittenen Lippe«-und dem kühlen Ausdruck in dem sonst

leidenschafisglühenden Gesicht.

Irgendwie erinnerte sie ihn plötzlich an Wassernixen Undine kühle Seejungfern, die «st an der flammenden Liebe eine» Irdische» er­wachen, Seele bekommen-Da» blaßgrüne Gewand und da» lose,