von Arbeitern, welche sich bei einem schweren Ge­witter unter eine Baumgrnppe flüchteten, durch einen herunterfahrenden Blitz zwei getötet, während ein Dritter zwar mit dem Leben davonkam, aber fürchter­lich zugerkchtet wurde. Den Getöteten sind die Klei­der vollständig vckin Leibe gerissen worden, die Ge­sichter waren ganz blau. Trotz der schlimmen Ver­letzungen des Dritten (namentlich im Unterleib) hofft man, daß er gerettet werden kann. Es ist dies eine Warnung sich bei Gewittern nicht unter Bäume zu flüchten.

* Einen sonderbaren Grund, sich das Leben zu nehmen, fand inDortmundein junger Stellmacher. Er war bei der Militäraushebung zur Infanterie geschrieben worden, sein Wunsch war jedoch Artillerist zu werden. Weil er diesen Zweck nicht erreichte, ging er in den Wald und schoß sich eine Kugel in den Kopf.

* Hamburg, 8. Juli. Die Arbeitersfrau Pohl­mann versuchte ihre vier kleinen Kinder durch Kohlen­dunst zu töten. Die Kinder wurden jedoch noch recht­zeitig durch Nachbarn gerettet. Die Thäterin, welche geistesgestört zu sein scheint, wurde verhaftet.

Ausländisches.

* Wien, 8. Juli. Heute mittag wurden im Zen­tralpostamte einem Kreditanstaltsdiener aus der Leder­tasche 11200 Gulden von einem jungen Burschen entwendet; der Bursche lief davon.

* Wien, 10. Juli. Ein großes Massenmeeting von Sozialdemokraten für das allgemeine Wahlrecht, woran 55 000 Arbeiter teilnahmen, verlies vollkommen ruhig. Um 7 Uhr morgens begann der Einzug nach der inneren Stadt vor das Rathaus; 1000 Ordner fungierten. Alle Teilnehmer trugen rote Nelken im Knopfloch, viele Frauen rote Blousen. Nur wenige Abgeordnete nahmen an der Versammlung teil. Der sozialdemokratische Führer Dr. Viktor Adler referierte über das allgemeine Wahlrecht der Arbeiter, ohne Neues zu sagen. Die in einem offiziösen Blatte gestern angekündigte Errichtung von Arbeiterkammern sei ungenügend; das allgemeine Wahlrecht müsse ganz gewährt werden. Der Redner schlug eine dies­bezügliche Resolution vor. Sämtliche übrigen Redner hoben die internationale Bedeutung der Sozialdemo­kratie hervor und wandten sich gegen die nationalen Streitigkeiten; mehrere tschechische Redner sprachen gleichfalls gegen die nationalen Kämpfe Oesterreichs. Aus der vorgeschlagenen Resolution mußten auf An­ordnung der Polizei drei Worte gestrichen werden; der Abmarsch vollzog sich in vollkommener Ruhe. In keinem einzigen Falle mußte die Polizei inter­venieren. In den Kasernen war das Militär zahl­reich konsigniert.

* Aus Wien wird geschrieben: «Unsere biederen Landleute" sind manchmal zu gar absonderlichen Hand­lungen fähig. Im mährischen Bezirke Wsetin hat sich eine regelrecht organisierte Gesellschaft von Bauern gebildet, deren Mitglieder nach einem förmlichen Sy­stem ihre Besitzungen gegen Feuerschaden versicherten und dieselben hernach gegenseitig in Brand steckten, um die Versicherungssummen einzuheimsen. Sie gingen dabet in der Weise vor, daß derjenige, dessen Eigen­tum vomUnglück" betroffen werden sollte, zu dem betreffenden Zeitpunkt von daheim abwesend war, um

Der zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Schluß.) '

Nicht dafür, sondern für andere Verbrechen, an denen sie unzweifelhaft teilgenommen haben muß. Was bewog dich zu dem Entschluß, mich hier aufzusuchen?"

Die Sehnsucht nach dir, die durch einen Brief Theodore? plötzlich geweckt wurde."

Du wußtest, daß dein Bruder hier war?"

Ich hatte keine Ahnung davon; meine freudige Ueberraschung kannst du dir wohl denken. Theodore lud mich ein, bei ihr in Brunnen Quartier zu nehmen; ich kam gestern vormittag dort an und erfuhr im Hotel, daß Hallstädts sich auf dem Rigi befanden und erst heute zurückkehren würden. Gestern abend erhielt ich ein Telegramm, die Möglichkeit berücksichtigend, daß ich inzwischen eingetroffen sein könnte, hatte Theo­dore es vom Rigi abgeschickt. Es enthielt nur die Bitte, ich möchte mich heute morgen auf das erste von Vitznau kommende Schiff begeben, um Theodore nach Luzern zu begleiten. Das war alles, und nun fand ich Theodore als Braut meines Bruders! Wie das alles gekommen war, wurde mir so kurz wie möglich erzählt, dann mußte ich das hier Vorgefallene erfahren und schließlich wurde der Plan dieser Zu­sammenkunft beraten."

Paula brach ab, Hallstädt und das Brautpaar traten in diesem Augenblick ein. Gustav erhob sich von seinem Sitz, um die Braut und ihren Vater zu begrüßen.

Der Kellner servierte das Frühstück. Gustav Varnay dachte nicht mehr an die unerledigte Arbeit.

ein Alibi Nachweisen zu können, während ein Freund und Genosse das dem Feuer geweihte Haus anzündete. Binnen kurzer Zeit hat in dem genannten Bezirk eine Versicherungsgesellschaft über 200000 Gulden an Schadenssumme auszahlen müssen. Aber gerade die Häufigkeit und die Gleichartigkeit der Brandfälle führte auf die Spur der Urheber derselben, und so wurde das ganze verbrecherische Treiben aufgedeckt. Jetzt sind die daran beteiligten Bauern in Haft, und man steht einem großen Brandlegerprozeß entgegen.

* Rom, 9. Juli. Das Gesundheitsamt teilt mit, daß ganz Italien cholerafrei ist. Dagegen ordnete die Regierung die strengsten Maßregeln gegen alle Pro­venienzen aus Südfrankreich an, wo die Cholera be­deutend grassiert.

* Ein ungeheurer Lottogewinn ist in Neapel, dem Elorado des Aberglaubens und des Lottos soeben gemacht worden. Seit vier Jahren hatten zahlreiche kleine Leute (gegen 45 000!) auf den Rat eines Mönchs mit unglaublicher Beharrlichkeit auf die Zahlen 5 und 37, welche im Zusammenhang mit dem heiligen Vincentius stehen sollen, gesetzt. Die beiden Zahlen kamen nun vorgestern tatsächlich her­aus, und zwar mit circa 2^2 Millionen Lire! In dem Volksguartier Neapels schlug die Nachricht wie eine Bombe ein; die Lotto-Banken wurden geradezu gestürmt und Polizei und Militär mußte einschreiten, um den Freudentaumel des »xoxolmo« (kleinen Man­nes) einzudämmen. Die ganze Nacht hindurch waren die Stadtviertel illuminiert und die Leute jubelten und zechten und strömten zu dem Bilde des heiligen Vincens. Der Staat freilich fährt bet der Geschichte schlecht. Ein Glück, daß ein Zufall dieser Slrt nur sehr selten vorkommt, aber immer noch häufig genug, um dem Aberglauben der Neapolitaner immer neue Nahrung'zu geben.

* Paris, 10. Juli. Seit Samstag abend ist in Paris nicht mehr die mindeste Ruhestörung vor­gekommen. Die Aktion der Polizei beschränkte sich während dieses Zeitraums darauf, einige Banden demonstrativ pfeifender Gassenjungen zu vertreiben. Diese plötzliche Ruhe hat auf ängstliche Gemüter einen unheimlichen Eindruck gemacht. Sogar das Gespenst Ravachols, dessen Hinrichtungstag morgen ist, wird in der Presse heraufbeschworen. Unbefangenere ziehen den Schluß, daß die Tumulte jeder Organisation ent­behrten und plan- und ziellos waren.

* Petersburg, 10. Juli. Petersburger Wede- mosti treten nachdrücklich für den deutsch-russischen Handelsvertrag und die Herabsetzung der Höhe der russischen Schutzzölle ein. Beispielsweise trage der jetzige Einfuhrzoll auf Bau- und Eisenbahnmatecial schon mehr als einen Prohibitiv-Charakter. Für Rußland würde die Verbilligung der ausländischen Fabrikate eine wichtige Wohlthat sein, da die Pro­tektion der russischen Industrie eine unmäßige sei auf Kosten der Bauern. Bei einer Verringerung dieser Protektion werde der russische Landmann fernerhin nicht genötigt sein, sein Getreide, das er für seinen Unterhalt braucht, dem Auslande zu verkaufen, wie es jetzt geschieht. Das Blatt schließt: Die Steuer, die das Schutzzollsystem auferlegt, erscheint als Hemm­schuh für die Einführung jeder Verbesserung bei der Produktion sowohl wie beim Absatz der Erzeugnisse.

Hallstädt bat uM den Brief, den der Agent ge­schrieben hatte; auch die-Damen wünschten ihn zu lesen.

In der That eine schöne Bande!" sagte der alte Herr entrüstet;jetzt kann man nur bedauern, daß Griesheim tot ist, er hätte sein Leben lang sonst im Zuchthaus Wolle spinnen müssen!"

Die Früchte seiner Thaten hat er doch nicht geerntet," erwiderte Theodore,und empfindet er diese Strafe auch nicht, sie hat ihn dennoch getroffen."

Für den Mörder fühle ich kein Mitleid," fügte Paula hinzu,möge das Gesetz in seiner ganzen Strenge ihn treffen; aber die junge Frau dauert mich. Es ist wahr, sie hat mich verleumdet und ihre Absicht war es, mir mein Glück zu rauben; aber ist sie nun nicht schwer genug bestraft? Sie hat alles verloren, den Gatten, den Bruder, ihre Ehre und ihr Vermögen, ihr bleibt nichts übrig, als arm und ver­lassen in die Fremde hinauszuziehen, und was dort ihrer wartet, weiß sie nicht."

Das Los, das sie erwartet, hat sie verdient!" sagte Hallstädt.An Ihrer Stelle, Herr Doktor, würde ich die sofortige Verhaftung beantragen."

Das liegt nicht in meinen Befugnissen," erwiderte Gustav kopfschüttelnd,es ist Sache des Richters und ihm will ich gern die Entscheidung überlassen. Ich bin nur verpflichtet, im Aufträge der Versicherungs- Gesellschaft Arrest auf das Geld der Hinterlassenschaft zu legen und das soll heute noch geschehen."

Er hatte sich beiden letzten Worten erhoben, und in seinen Zügen spiegelte sich feste Entschlossenheit.

In einer Stunde spätestens werde ich wieder

* Gegenüber offiziösen Auslassungen derNowoje Wremja" gegen die deutsche Presse konstatiert die Köln. Ztg.", daß, da große, beachtenswerte Teile der deutschen Bevölkerung eine drohende Stimmung beherrsche, keine deutsche Regierung es wagen würde, mit Rußland einen Handelsvertrag abzuschlteßen, ohne auf wertvolle positive Vorteile des Abkommens Hinweisen zu können. Je früher die maßgebenden russischen Kreise sich das klar machen, um so besser wird Rußland fahren.

* Chicago, 11. Juli. Das Reutersche Bureau meldet: Ein unweit der Ausstellung belegenes Lager­haus ist abgebrannt; infolge des Einsturzes des Daches sind 20 Feuerwehrleute in die Flammen gestürzt und umgekommen. 5 andere wurden durch den Einsturz des Turmes zerschmettert, 60 Menschen wurden ver­wundet. Der Schaden beträgt eine halbe Million Dollars. Die Ausstellungsgebäude blieben unbeschädigt.

"New-Iork. In Gegenwart einer großen Volksmenge überschritt am 1. d. ein gewisser Calver- ley den Ntagarafall auf einem Drahtseil. Er schob vor sich her einen Karren mit einem Kochapparat,, hielt auf halbem Wege an, zündete ein Feuer an und kochte sich ein Mahl.

* In Mekka kamen in der letzten Woche 4097 Todesfälle infolge der Cholera vor.

* Der PostdampferKhiva" mit 980 Pilgern, von Bombay nach Mecca unterwegs, verbrannte auf offenem Meere. Zwanzig Pilger ertranken, viele kamen in den Flammen um.

Ratschläge zur Verminderung der Futteruot.

II.

In dem letzten Aufsatz haben wir besprochen, wie der einzelne Landwirt den seitherigen Ausfall an Grünfutter und Heu durch Düngung der Wiesen und Kleefelder, durch Ansaat der verschiedenen in Be­tracht kommenden Futterpflanzen zur Erzeugung von Sommer-, Herbst- und Frühjahrsfutter, durch Ersatz des Streustrohs durch andere Einstreumittel, z. B. Torf, Erde, Schneitelstreu, Laub und die dadurch er­möglichte Verwendung der gesamten Stroherntr zu Futterzwecken ersetzen kann.

Nun handelt es sich um Anleitung und Rat­schläge, wie der Landwirt den zweckmäßigsten Gebrauch von seinen eigenen und den etwa zuzukaufenden Futter­mitteln machen kann, um seinen Viehstand möglichst sich zu erhalten.

Jeder Landwirt hat sich die Frage zu beant­worten, ob es zweckmäßiger ist, jetzt oder im Lause dieses Jahres bei den so sehr gedrückten Viehpreisen Tiere zu verkaufen, um sie im nächsten Jahr zu ungemein gesteigerten Preisen wieder anzukaufen, oder Futter- und Einstreu­mittel jetzt anzukaufen, und durch diesen Zu­kauf in dem Stande zu sein, seinen Viehstand soviel als möglich zu erhalten.

In den meisten von der Dürre hauptsächlich heim­gesuchten Bezirken ist, bis der zweite Kleeschnitt mäh­bar und die angesäeten Futterpflanzen herangewachsen sind, sie Fütterung durch Klee- und Wiesenheu mit etwaigem Stroh zu bewerkstelligen. Mag nun auch der zweite Klee- und Wtesenschnitt gut ausfallen, und die anderen Futterpflanzen, welche aus dem Acker

hier sein," wandteer sich zu seiner Braut; dann stehe ich zur Verfügung, es ist besser, daß ich jetzt alles ab­mache, damit wir später nicht mehr gestört werden."

Einige Minuten darauf verließ er das Hotel, um dem Untersuchungsrichter den Brief des Agenten zu überbringen.

Schon bei seinem Eintritt in das Büreau deS Richters fiel ihm die Erregung des sonst so ruhigen Mannes auf.

Ich wollte eben zu Ihnen schicken und Sie um Ihren Besuch bitten lassen," sagte der Richter.Wissen Sie bereits was vorgefallen ist?"

Ich bringe Ihnen die Nachrichten, die ich schon seit einigen Tagen erwartet habe," erwiderte Vamay, während er den Brief auf den Tisch legte;das Ver­brechen, welches ich vermute, ist nun auch bewiesen."

Der Richter entfaltete den Brief und las ihn; sinnend wiegte er das Haupt.

Ich wußte es schon," sagte er,heute morgen erhielt ich aus Ihrer Heimat ein amtliches Schreiben, worin ich aufgefordert wurde, die Frau Griesheim zu verhaften. Daß Griesheim tot und Grüner bereits verhaftet ist, muß man dort schon wissen."

Ich habe unsere Staatsanwaltschaft davon unter­richtet," entgegnete der Advokat,ich that das, um sie meinem Antrag geneigt zu machen. Sie werden jener Aufforderung nun wohl Folge leisten müssen."

Ich habe es schon gethan."

Frau Griesheim ist im Gefängnis?"

Sie steht vor einem höeren Richter."

Sie ist tot?" fragte Gustav bestürzt.