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Donnerstag den 13. Juki
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Einrück- lungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6
auswärts je 8 ^ die 1spalt.Zeile
1893.
Amtliches.
Der „St.-Anz." berichtigt das Ausschreiben bezügl. der Bezirksgeometerstcllen. Der Oberamtsgeometer Ströhlein in Calw ist zum Bezirksgeometer für die Oberamtsbezirke Calw und Neuenbürg (nicht Nagold) mit dem Wohnsitz in Calw, er-
Gestorben: Zeugmacher Killinger, Ebhausen; Privatier Güldig, Großgartach; Apotheker Hennßler, Voll; Sekondelieutnant Hasbach, Ulm; Ludwig Gottl. Strecker, Buchhalter, Ludwigsburg- Stuttgart ; res. Apotheker Wecker, Hall.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 8. Juli. In der Fortsetzung der ersten Lesung der Mllitär-Borlage erklärt Gröber (Zentr.), seine Fraktion habe beschlossen, unter der Zustimmung oller zahlreichen neuen Mitglieder, der neuen Vorlage gegenüber die gleiche ablehnende Haltung einzunehmen, wie gegenüber der ursprünglichen, v. Bennigsen (nat.lib.) weist die Notwendigkeit der HeereLverstärkung nach im Hinblick auf die wachsenden Rüstungen der Nachbarstaaten. Erst wenn Deutschland stärker sei als Frankreich und Rußland jedes für sich, würde der Revanchegedanke in Frankreich zurückgedrängt werden. Reichskanzler Graf Caprivi: Die Ausführungen Gröbers zeigen, daß die demokratische Richtung im Zentrum immer weitere Fortschritte macht, so daß das Zentrum aus einer konfessionellen Partei in eine politisch-demokratische übergeht. Was die Forderungen der Vorlage anlange, so stimmen alle militärischen Autoritäten überein, daß Deutschland nicht so viel Truppen besitzt, wie nötig sind, um den Krieg erfolgreich zu Ende führen zu können. Abg. Preuß (elsäsfischer Protestler:) Er und seine Genossen seien nach wie vor Gegner der Militärvorlage. Die Streitkraft des deutschen Reiches sei gegenwärtig stark genug, um einen Krieg zurückzuweisen. Alle Anfechtungen und Drohungen würden seine Freunde nicht von ihrem Standpunkte abbringen. Sie würden ihren Weg weiter gehen und „fürchten nur Gott und sonst nichts in der Welt!- Abg. Böckel (deutsche Reform- Partei) macht seine und seiner Anhänger Zustimmung zu der Vorlage von der Erklärung der Regierung abhängig, daß die notwendigen Verbrauchsgegenstände nicht höher besteuert würden. Abg. Richter (freis. Volkspartei) hält an der ablehnenden Haltung gegenüber der Vorlage fest. Abg. Iazdzewski (Pole) erklärt, seine Fraktion werde für die Vorlage stimmen. Abg. Rickert (freisinnige Vereinigung) stimmt im Prinzip der Vorlage zu. Er würde lieber aus dem Liberalismus austreten, als sich zwingen lassen, das Nötige zur Sicherung des Vaterlandes nicht zu bewilligen. (Lebhafter Beifall.) Die zweite Lesung der Vorlage wurde auf Donnerstag festgesetzt.
Lavdessalirilbtea.
* Altensteig, 12. Juli. In der Nacht vom Montag auf Dienstag früh halb 3 Uhr zog das erste schwere Gewitter in diesem Jahre vorüber, der Blitz erleuchtete fast ununterbrochen das dunkle Firmament, mächtig rollte der Donner und einige äußerst grelle Blitzschläge haben offenbar in nächster Nähe eingeschlagen. Die Nachtruhestörung nahm man gerne in Kauf, denn ein ergiebiger, wohl eine Stunde anhaltender Regen ergoß sich über die lechzenden Fluren, großen Segen spendend. Man darf nun zuversichtlicher hoffen, daß die Oehmdernte einen ordentlichen Ertrag abwirft. — Unter die Zahl der Gemeinden, welche einen Zuschlag zur Liegenschaftsaccise erheben, ist auch die Stadt Wildberg getreten. Es übersteigen daselbst die für Gemetndebedürfniffe aufzubringenden Mittel den Betrag der Staatssteuer. Von 100 Mark des der staatlichen Accise unterliegenden Kaufpreises wird fernerhin ein örtlicher Zuschlag von 50 Pfg. erhoben. Die Anordnung erfolgte auf Grund des Gesetzes vom 14. April 1893 und sie hat bereits die ministerielle Genehmigung erhalten.
— In Bezug auf die Handwerkerfrage hat die Reichspartei (Gamp u. Gen.) folgenden Antrag im
Reichstag eingebracht: Den Reichskanzler zu ersuchen: I. mit möglichster Beschleunigung einen Gesetz-Entwurf vorzulegen, durch welchen 1. dem gesamten Handwerk eine organisierte Vertretung in Handwerkerkammern gegeben wird, denen die Beaufsichtigung des Lehrlingswesens, des Herbergenwesens u. s. w., sowie die Aufgabe zu übertragen wäre, die Interessen des Handwerks in technischer und wirtschaftlicher Beziehung zu vertreten, 2. diejenigen von der Ausübung des handwerkmäßigen Betriebes ausgeschlossen werden, welche ihre Befähigung zu diesem Betriebe nicht durch eine längere Ausbildung als Lehrling und Geselle dargethan haben (Befähigungsnachweis); II. bei den Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die die Handwerker schädigende Beschäftigung der Strafgefangenen nach Möglichkeit eingeschränkt wird. Der Antrag ist auch von dem Abg. v. Gültlin gen unterzeichnet.
* Stuttgart, 10. Juli. Nach einer Meldung der „Franks. Ztg." sollen die für diesen Herbst geplanten Kaisermanöver zwischen dem 13. und 14. Armekorps wegen der Futternot aufgegeben sein. Wie nun das „N. Tagblatt" berichtet, ist beim hiesigen Kriegsministerium offiziell hierüber nichts bekannt. Es sind jedoch von württ. Seite dagegen Vorstellungen erhoben worden, daß die badischen Truppen auf württ. Boden verpflegt werden sollen.
* Um die im Lokalverkehr der Württ. Staatseisenbahnen mit Rücksicht auf den vorhandenen Futter- und Streumangel für den wagenladungsweisen Bezug bewilligten Frachterleichterungen bei kleineren Sendungen zu gewähren, wodurch sie leichter dem wirtschaftlich Schwächeren zu Gute kommen können, hat das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, am 7. d. Mts. den Tarif für die Beförderung der Futter- und Streumittel im Lokalverkehr bei Aufgabe als Einzelsendung auf die halben Taxen der normalen Stückguttaxe mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres ermäßigt.
* Stuttgart, 9. Juli. (Vom spanischen Handels-Vertrag.) Daraus, daß seit dem 1. Juli für spanischen Wein der autonome Zollsatz von 24 Mk. anstatt des Vertrages von 20 Mk. in Deutschland erhoben wird, darf geschlossen werden, daß dem Abschluß des spanischen Handelsvertrags Hindernisse im Wege stehen. Käme es zu keiner Verständigung, so hätten auf deutscher Seite den Hauptschaden daran die norddeutschen Brenner und die süddeutsche Textilindustrie.
* Aus dem Jag st kreis, 10. Juli. Die Preise
der alten und nur irgend entbehrlichen Pferde sinken auch nunmehr so rapid, daß ein Bauer ein zweijähriges Tier um 3 Mk., viele andere um 10—20 Mk. absetzten. Einem Fallmeister sollen über Nacht 7 alte Pferde angebunden worden sein mit der Anweisung, daß die Besitzer auf einen Ersatz verzichten. Einem Bauern in N. wurde ein jähriger Stier nachts in dem Stall angebunden, ohne daß sich der bisherige Eigner gemeldet hat. (St. N. T.)
* (Verschiedenes.) Papierfabrikdirektor Sanier in Dettingen a. Erms hat der dortigen Kirchenpflege zum Andenken an seinen jüngst verstorbenen Sohn die schöne Summe von 1500 Mk. zur Heizbar- machung der Kirche überwiesen. — In Lauphetm fiel ein Mhriges Knäblein in einen mit heißem Wasser gefüllten Kübel und wurde derart verbrüht, daß es tags darauf unter großen Schmerzen den Brandwunden erlegen ist. — In Mössingen in der Steinlach sieht man einer netten Zukunft entgegen ; schon seit 8 Tagen kauft man dort Rindfleisch zu 18 Pfg., heute sogar wurde durch die Ortsschelle bekannt gemacht: „Rindfleisch 18 Pfg. und noch eine Wurst umsonst dazu", wte's auch thatsächlich verkauft worden ist. Ein Metzger bot sogar das Pfund Kuhfletsch um 12 Pfg. und auch eine Wurst dazu. — Vom Plateau des Neckars wird geschrieben: Gegen
wärtig richten die Füchse großen Schaden an den Hühnerhöfen an. Täglich macht Meister Reinecke am Hellen Tage Besuche in Ortschaften und geniert sich nicht, Gänse, Enten und Hühner abzuwürgen, ja selbst Truthennen von den Jungen hinwegzunehmen und seinen gefräßigen Jungen zu bringen. Dieser Tage kam es in einem Landorte vor, daß 20 Hühner und Gänse den Füchsen zum Opfer fielen.
* Zur Warnung diene folgendes aus Oppenau (Schwarzwald) gemeldetes Vorkommnis: Hier verstarb am letzten Samstag eine junge Frau, die beim Kirschen- efsen die Steine verschluckt hatte.
* Berlin, 8. Juli. Wie die „Post" erfährt, war die Bemühung des badischen Abgeordneten Frhrn. v. Hornstein, einen Suspens des Ausfuhrverbots von Futtermitteln für die badischen Grenzbezirke zu erwirken, von Erfolg begleitet. Es wird wesentlich vom Verlauf der zweiten Lesung und dem dann erkennbaren Schicksale der Militärvorlage abhängen, ob und in welcher Ausdehnung diese und andere Anträge überhaupt zur Verhandlung kommen.
* Berlin, 8. Juli. Zur ferneren Vermeidung von Grenzzwischenfällen find die französische und die deutsche Regierung, wie der „Hamb. Korr." meldet, übereingekommen, eine deutlichere Feststellung der Grenzlinien vorzunehmev. Vertreter beider Länder werden in kurzer Zeit die ganze Linie abschreiten und man wird vornehmlich dort, wo sie durch hochgelegene Waldungen geht, auf jeder Seite einen zwei Meter breiten, neutralen Zwischenraum frei lassen. Außerdem werden fast alle Grenzpfähle durch andere mehr in die Augen fallende ersetzt werden.
* Berlin, 10. Juli. Ueber den gestrigen Empfang des Reichstagsprästdimns durch den Kaiser wird berichtet: S. Maj. wies auf die militärischen Verstärkungen hin, welche in den Nachbarreichen erfolgt seien. Zur Aufrechterhaltung des Friedens sei es notwendig, daß wir gleichen Schritt halten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse erfordern dringend eine Beruhigung, welche allein die Annahme der Militärvorlage bieten werde. Der Kaiser betonte, wie schnell in Frankreich das Kadresgesetz alle Stadien' durchlaufen habe, wie dort militärischen Forderungen gegenüber niemals eine Opposition sich geltend mache. Betreffs der Fulteruot müsse, was möglich sei, durch die Reichs- und Staatsbehörden geschehen, um zu helfen und schlimmeren Folgen vorzubeugen. Der Kaiser äußerte schließlich die Hoffnung, daß der Reichstag seine Beratungen schnell zum Entschluß bringen werde, damit in der vorgeschrittenen Jahreszeit auch den Abgeordneten bald die erwünschte Erholung zu Teil werde. Er selbst werde vor der Erledigung der Militärvorlage keine Reise antreten.
' Berlin, 11. Juli. Das Auftreten der Cholera in Südfrankreich hat die deutsche Regierung zu einem Rundschreiben an die Medizinalbehörden der Bundesstaaten veranlaßt, worin ste denselben eine strenge Ueberwachung der Herkünfte aus den französischen Südhäfen zur Pflicht macht.
* Ueber neue Aussöhnungsversuche geht der T. R. nachstehende Meldung zu, die dieselbe indessen mit allem Vorbehalt wiedergiebt: In ähnlicher Weise, wie seiner Zeit durch den Brief des Prinzregenten von Braunschweig, Prinzen Albrecht von Preußen, bekannt geworden ist, scheint jetzt der Großherzog von Sachsen, der als alter Freund des Fürsten Bismarck gilt, für eine Versöhnung des Kaisers mit dem Fürsten Bismark thätig zu sein. Darauf deutet anscheinend die jetzige Rundreise des Großherzogs bei den süddeutschen Höfen und es ist nicht unbemerkt geblieben, daß Exzellenz v. Braner, der politische Vertrauensmann des Großhcrzogs von Baden, vor kurzem der Gast des Fürsten Bismarck in Friedrichsruh war.
* Worms, 5. Juli. Die Unglücksfälle durch Blitzschlag mehren sich. So wurden heute mittag