Mehraufwand erfordert, als ein nahe der Stadt zu errichtendes Pumpwerk — muß doch die Leitung auf eine Entfernung von mehr als 1 Stunde Hierhergefährt werden — neigt man doch derselben zu, weil bei einem natürlichen Gefall keine fortdauernden Betriebskosten entstehen, was natürlich sehr in die Wagschale fällt. Zunächst wird nun ein Plan und Kostenvorschlag ausgearbeitet werden und wenn sich die Kosten nicht gar zu hoch bemessen, darf in naherZeit der Bau der Wasserleitung in Aussicht genommen werden.
* Alten steig. 10. Juli. In dem Etatsjahre 1892/93 sind im Ganzen 28 826 Mk. für verschiedene Schulgemeinden des Landes zur Aufbringung der Gehalte ihrer Schulstellen aus der Staatskaffe in stets widerruflicher Weise verwilligt worden. Darunter erhält Schönmünzach (freiwillige katholische Konfessionsschule) 520 Mk., Nagold 100 Mk., Schönmünzach 44 Mk.. Hutzenbach 164 Mk., Rohrdorf 150 Mk. Im gleichen Etatsjahre wurden sodann zu Unterstützungen an Gemeinden bet dem ihnen obliegenden Aufwand für Kirchen-, Pfarr- und Schul- hauSbauten 119115 Mk. 71 Pf. verwilligt und figurieren unter Kirchen-, Pfarr- und Schulhausbauten: Wildbad (katholische Pfarrgemeinde) 700 Mk., Calw (katholische Pfarrgemeinde) 1000 Mk., Unterreichenbach und Dennjächt 340 Mk., Unterhaugstett 700 Mk.
* (Die landwirtschaftliche Notlage.) Nach den uns von kompetenter Sette gemachten Mitteilungen hat sich die Lage auf dem Lande im allgemeinen gebessert, wenn auch zugegeben werden muß, daß in einzelnen Gegenden der Notstand sich noch in recht herber Weise fühlbar macht. Tritt noch einigermaßen dem Futterwachstum günstiges Wetter ein, so wird es den Landleuten möglich, mit Hilfe von Maisfütterung sich durchzuhalftern. Würden dagegen durch anhaltende Trockenheit diese Hoffnungen vernichtet, so wäre zu befürchten, daß in den Monaten Februar und März der Notstand aufs Höchste stiege. Um dieser Eventualität wirksam zu begegnen, wird sich die Regierung entschließen müssen, noch wenigstens 1000 Waggons Mais in Lieferungsfristen anzukaufen. Bis jetzt hat die Notstandskommisfion im ganzen 552 Waggons Mais erworben. Einstweilen ist der Kredit der Regierung noch nicht in Anspruch genommen worden, indem bis jetzt für die Einzelgemeinden die Amtskorporationen eingetreten find. Daß bet der Endabrechnung die Regierung immerhin mehrere Hunderttausend Mark auf fdie Staatskasse wird nehmen müssen, darf als sicher vorausgesetzt werden. An den Ankauf von Heu können die Bauern bei den gegenwärtigen Preisen noch nicht denken. Das amerikanische Heu kommt hierhergelegt auf 7 Mk., das österreichische auf 6 Mk. 80 Pf. per Ztr. Die Notstandskommisfion hat alle Hände voll zu thun, um die an sie gelangenden zahlreichen Aufträge auszusühren. Auf besonderen Wunsch des Ministers v. Schmid ist noch der um Landwirtschaft und Viehzucht verdiente Oberamtmann Filser von Heidenheim kooptiert worden.
* Grömbach, 7. Juli. Heute wurde das Pumpwerk unserer neuerbauten Wasserleitung zum erstenmal in Gang gesetzt. Die Probe befriedigte in hohem Grade. Das Werk wird durch die Kraft des etnqe- leiteten Quellwaffers bewegt und arbeitet mit großer
Der zweite Mann.
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
„Begreifen Sie diesen frechen Betrug ? Ich könnte aus der Haut fahren, so wütend bin ich. Mir wird das Direktorium unserer Gesellschaft jetzt die prächtigsten Elogen machen, möglicherweise kann ich mit meinem eigenen Vermögen für die Schurkerei aufkommen.
„Ich bitte Sie, versäumen Sie nichts, Herr Doktor; ich übertrage Ihnen im Namen der Gesellschaft den ganzen Prozeß. Die Bande muß sofort eingesteckt und alles, was sie noch besitzt, mit Arrest belegt werden.
„Die zehntausend Thaler werden hoffentlich noch nicht ganz vergeudet sein, suchen Sie zu retten, was nur irgend gerettet werden kann. Keine Schonung mit diesen Gaunern! Das hiesige Gericht wird ebenfalls ihre Verhaftung beantragen, aber der Amtsweg hat seine Längen, deshalb warten Sie nicht, greifen Sie vor, so rasch Sie können."
Gedankenvoll faltete Gustav Varnay den Brief wieder zusammen.
Der Inhalt desselben hatte ihn nicht überrascht, und darin, daß nun sofort gehandelt werden mußte, war er mit dem Schreiber einverstanden.
Er mußte nun auch im Namen der Versicherungs- Gesellschaft auf die konfiszierten Gelder Arrest legen und das sollte heute noch geschehen; sobald er mit Friedrich gesprochen hatte, wollte er den Brief dem Untersuchungsrichter vorlegen.
Ruhe und Regelmäßigkeit. Täglich fördert das Pumpwerk 35 000 Liter Wasser 130 m hoch, doch kann die Leistung noch erhöht werden. Herr Baurat Kröber, nach dessen Plan und unter dessen Oberleitung das ganze Wasserwerk durch Hrn. Baurat Schwend in 3 Monaten erbaut wurde, war selbst hier um den Betrieb zu eröffnen. Die Freude beim Erscheinen des ersten Wasserstrahls im Hochreserooir war eine ungeteilte.
g* Stuttgart, 5. Juli. Bei einem Durchschnittsstand der Gefangenen in den Strafanstalten Württembergs von 1850 täglich, betrug pro 1891 bis 1892 der Gesamtaufwand auf dieselben 1401573 Mk., wovon 824 950 Mk. durch die eigenen Einnahmen der Strafanstalten gedeckt wurden. Der Aufwand auf den einzelnen Gefangenen in den verschiedenen Strafanstalten differierte ziemlich stark. Im Zuchthaus zu Ludwigsburg betrug er nur 225 Mk. 28 Pf. per Kopf, in den Landesgesängniffen Hall und Rottenburg ca. 288 Mk., im Zellengefängnis Heilbronn 376 Mk. 57 Pf. und im Zuchthaus in Stuttgart gar 508 Mk. 22 Pf. In der Strafanstalt für weibliche Gefangene in Gotteszell betrug der Aufwand 373 Mk. 79 Pf. Die Verpflegungskosten allein bezifferten sich auf 185 Mk. 28 Pf. pro Kopf. Der Reinertrag der Gefangenen - Arbeiten in den Strafanstalten belief sich 1891—92 auf 315 017 Mk. Der aus ihren Arbeiten den Gefangenen zugewiesene Nebenverdienst machte 52 878 Mk. 36 Pf. aus, im Durchschnitt auf einen Gefangenen 28 Mt. 57 Pf., wovon zu erlaubten Kostzulagen 23000 Mk. 80 Pf. oder 12 Mk. 43 Pf. für einen Gefangenen verwendet wurden.
* Ludwigs bürg, 5. Juli. Kürzlich war ein Soldat, der sich aus Furcht vor seinem Unteroffizier einen Finger der linken Hand abhteb, um durch Verblutung seinen Tod herbeizuführen, zu 1 Jahr Gefängnis und Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes verurteilt worden, während der Unteroffizier 1 Jahr 3 Monate Festungsgefängnis erhielt und zum Gemeinen degradiert wurde. Der König von Württemberg hat nun laut „Fr.Z." die Strafe des Soldaten auf 3 Monate Festungsgefängnis reduziert und die Versetzung in die 2. Klaffe des Soldaten- ftandes aufgehoben.
* (Hagelschlag.) Ein schweres Hagelwetter zog über den größten Teil der Markung Weil im Schönbuch und wurde daselbst das Sommer- und Winterfeld, sowie das Brachfeld stark betroffen. Die dicht fallenden Schloffen erreichten die Größe von welschen Nüssen, teilweise auch Hühnereiern. Der an allen Fruchtgattungen, namentlich auch an den sehr schön stehenden Obstbäumen angerichtete Schaden ist enorm. Angesichts dieses Schadens sowie der herrschenden Futternot, sieht der Landmann mit bangem Herzen in die Zukunft.
* (Verschiedenes.) Am Samstag vormittag halb 9 Uhr ist ein großer Luftballon der K. bayerischen MWär-Lllftschifferabteilung auf einer Wiese nahe bei Zuffenhausen glücklich gelandet. Der Ballon mit drei Begleitern besetzt, ist morgens 3 Uhr in München aufgestiegen und hat um 6 Uhr Ulm passiert. — In Dettingen u. T. hat sich eine ledige Frauensperson von etwa 30 Jahren, bei der sich m
Eben hatte er die unterbrochene Arbeit wieder ausgenommen, als die Thür abermals geöffnet wurde und Friedrich eintrat.
Ihm genügte ein Blick in das strahlende Antlitz des Freundes, um ihn erkennen zu lassen, was vorgefallen war.
Rasch erhob er sich, beide Hände dem Freunde entgegenstreckend.
„Du hast dein Ziel erreicht?" fragte er.
„Ich bin der glücklichste Mensch unter der Sonne", erwiderte Friedrich.
„Dann gratuliere ich dir von ganzem Herzen! Ich sagte es dir ja voraus, daß du bei Hallstädt nicht auf die Schwierigkeiten stoßen würdest, die du zu finden befürchtetest; er hat dir gewiß seine Zustimmung bedingungslos gegeben!"
„Bereitwilliger und freudiger, als ich es erwarten konnte," nickte Friedrich. „Sie sind beide mit mir herübergekommen, meine Braut und ihr Vater; ich hoffe, du wirst meine Einladung zu einem kleinen Frühstück nicht ablehnen."
„Das wäre ja eine Beleidigung. Aber die Einladung kommt mir zu einer ungelegenen Stunde; ich habe noch eine Arbeit zu erledigen und außerdem soeben diesen Brief erhalten, mit dem ich zum Untersuchungsrichter gehen muß. Ließ nur die Zeilen; du wirst aus ihnen ersehen, daß mich meine Vermutungen nicht irre geführt haben."
Friedrich kam der Aufforderung nach; ein Ruf der Entrüstung entfuhr seinen Lippen.
„Das ist stark!" sagte er, „Man sollte nicht
letzter Zeit Spuren von Schwermut zeigten, erhängt.
— In Ulm stieg ein 9jähriger Knabe auf einen auf dem Geleise stehenden Eisenbahnwagen und bemerkte trotz Zurufen nicht, daß eine Maschine mit andern Wagen auf diesen auffuhr. Durch den Zusammenstoß wurde der Knabe auf das Geleise geschleudert und überfahren. Im Krankenhaus, wohin er verbracht wurde, mußte ihm noch am selben abend das rechte Bein abgenommen werden. — Bet einem Gewitter am Dienstag schlug der Blitz am Oesterberg bet Tübingen in eine Weinberghütte, in welche sich ein Weingärtner mworstchtigerweise mit einer Sense in der Hand geflüchtet hatte, um Schatz vor dem Regen zu suchen. Vom Blitzstrahl getroffen, wurde er nach einiger Zeit am Fuße des Weinbergs in bewußtlosem Zustande von Vorübergehenden aufgefunden und übel zugerichtet in einem Wägelchen nach Hause geführt. Sein Zustand ist lebensgefährlich. — Am Donnerstag entlud sich über die Gegend von Göppingen ein schweres Gewitter. In Bartenbach schlug der Blitz in den Kirchturm, ohne zu zünden, verursachte aber doch einen Schaden von 50 Mk. Beträchtlichen Schaden richtete jedoch leider der Hagel auf der Markung des Dorfes an. Man schätzt den Verlust an der Ernte auf 50—60 Pr'oz.
— In Söflingen ist ein 3jähriger Knabe in der Blau ertrunken; er spielte mit mehreren Kindern am Wasser und fiel mit dem Gesicht in den Fluß, der an der betreffenden Stelle nicht tief ist, aber den Knaben mit fort riß. Die trostlosen Eltern haben bis jetzt den Leichnam nicht gefunden. — Der Bauer L. in Krailshausen brachte seine rechte Hand in die Futterschneidmaschine und verletzte sie derart, daß sie abgenommen werden mußte. — Se. Durchlaucht Fürst Hugo von Hohenlohe-Oehringen hat aus Anlaß des Notstandes in der Landwirtschaft der Notstandskaffe 25000 Mk. unverzinslich bis Martini 1894 zur Verfügung gestellt. — Ein 2 tutt- garter Wirt namens Stähle zum „Rößle" in der Nähe der Stiftskirche, welcher wegen Kuppelei bestraft worden war, verkaufte in letzter Zeit sein Anwesen. Von dem Angeld zahlte ec der Brauerei zum englischen Garten auf ein Guthaben von 8000 Mk. 3000 Mk, während ihm der Rest von 5000 bis 1. Januar 1894 belasten wurde, um die Zieler möglichst gut verkaufen zu können. Stähle that letzteres auch, behielt aber den Erlös für sich und dampfte nach Amerika. Zwei Bürgen für ihn sollen hierüber nichts weniger als erbaut gewesen sein.
* Karlsruhe, 8. Juli. Zuverlässig verlautet,
die Katsermanöver des 13. und 14. Armeekorps würden wegen der großen Futternot und des Notstandes der Landwirtschaft ausfallen. (Schw. B.)
* Aus Hessen, 6. Juli. Mit Rücksicht auf die durch Futtermangel hervorgernfene Notlage der Landwirtschaft haben die Verwaltungsbehörden eine Beschränkung der öffentlichen Festlichkeiten in den Landgemeinden angeordnet. Tanzerlaubntsscheine werden außerhalb der Kirchweihen vorerst nicht mehr erteilt und die Kirchwethmustk muß unter Ausschluß der Nach-Kirchweihen auf zwei Tage beschränkt werden.
* Berlin. Ungefähr 140000 Wohnungen sind gegenwärtig hier zu vermieten, ein Angebot voa
glauben, daß ein solcher Betrug möglich wäre. Du wolltest die Frau gestern ja besuchen?"
„Das ist auch geschehen und bei dieser Gelegenheit kam's zum vollständigen Bruch. Sie verlangte von mir, daß ich sie retten solle, ich habe kein Blatt vor den Mund genommen und ihr alle Sünden vorgeworfen. Und nun möchte ich offen gestanden, die Frau dennoch retten; könnte sie sich durch die Flucht dem Arme der Gerechtigkeit entziehen, ich wollte ihr gern den Weg ebnen; es ist ein schauriges Los, ein junges Leben im Zuchthaus vertrauern zu müssen."
„Konnte sie es nicht voraussehen, ehe sie die verbrecherischen Handlungen beging? Und kann es noch einem Zweifel unterliegen, daß sie an diesen Handlungen sich beteiligte?"
Gustav Varnay wanderte einige Male auf und nieder, dann blieb er vor dem Freunde stehen.
„Wer ihre Vergangenheit kennt, der muß sie verurteilen," sagte er, „und dennoch kann ich dem Gefühle des Mitleids nicht wehren, das sich in meinem Herzen regt."
„Die betrogene Gesellschaft hat dir die Wahrung ihrer Interessen anvertraut!"
„Der ganze Nachlaß Griesheims ist konfisziert, eine bedeutende Geldsumme befindet sich in den Händen des Gerichts. Ja so, du weißt das noch nicht; der Untersuchungsrichter hat mir gestern die betreffenden Mitteilungen gemacht. In dem Nachlaß haben sich sämtliche Wertpapiere Paulas vorgefunden."
„So wäre das ganze verloren geglaubte Vermögen gerettet?"