Breis pr. Kilo in Prozenten an): Ftchtenloh 11,59, (Mk. 0,54). Eichenloh 10,10 (1,28), Dividivt 41,51 (0,28), Mirobalanen 30,26 (0,96), Valonea 28,57 (1,48), Mimosa 31,89 (1,04), Knoppern 29,82 (1,04), Quebracho (nicht Membratscho wie in letzter Nummer angegeben) 24,15 (0,58). Das Verhältnis, in welchem diese Gerbstoffe zu verwenden sind, legte Redner alsdann ausführlich dar. Als einen alten Schlendrian bezeichnete er die Methode, daß geringwertige Häute vielfach noch gleiche Gerbung bekommen, wie Prima-Häute, was eine Verschwendung des teuren Lohstoffes sei. Um den Absatz zu erleichtern, empfehle sich eine gute rasche Trocknung, durch welche das Leder eine schönere Farbe bekomme, denn auf ein re- präsentables Aussehen der Ware sei viel zu halten. Von den oben bezeichneten Gerbmaterialien hatte Hr. Ernst Proben zur Ansicht aufgelegt, welche von ihm auf einen besonderen Wunsch hin, der hiesigen Lateinschule überlaffen wurden. Vom Vorstand wurde Hrn. Ernst für seinen anregenden Vortrag ebenfalls der Dank der Versammlung ausgesprochen. Hr. Ernst s en. aus Marbach befürwortete die in Bayern angewendete Trocknungsart der rohen Fellen, nämlich durch flache Ausbreitung derselben; vieler Schaden könnte dadurch verhütet werden. In nächster Versammlung werden Schritte zur Abhilfe beraten werden. Dann tadelte Hr. Ernst, daß unsere Bahnverwaltung zum Rindentransport innerhalb Württembergs keine Decken zur Verfügung stelle. Auf seinen Antrag beschloß man, trotzdem frühere Gesuche abschlägig beschicken wurden, auf's neue vorstellig zu werden. Nach Schluß der Verhandlungen, welche bis IV, Uhr dauerten, wurde von der Versammlung ein Huldigungstelegramm an Se. Majestät den König nach Friedrichshafen abgesandt. Um 2 Uhr fand im Gasthof zur Traube das Festesten statt mit ca. 80 Gedecken. Hiebei toastierte der Vorstand, Hr. Bantlin, auf II. Maj. den König und die Königin, weitere Toaste fielen auf den Vorstand, auf die Stadt Altensteig und auf die erschienenen auswärtigen Festgäste. Nachher fand im Löwengarten eine musikalische Unterhaltung und abends in der Linde ein Bankett, bei welchem eine sehr animierte Stimmung herrschte, statt. Leider entführten die Abendzüge wieder die größere Zahl der Gäste, doch hielten auch ca. 20 derselben noch den zweiten Tag aus. An demselben (Montag) wurde der Frühschoppen im Anker eingenommen und mittags ein gemeinschaftlicher Spaziergang nach Berneck ausgeführt. Auf das Huldigungstelegramm ist noch am Sonntag nachmittag folgende Drahtantwort aus Friedrichshafen eingelaufen: „Se. K. Majestät lassen für die von den bei der 9. Generalversammlung des württembg. Gerbervereins in Altensteig versammelten Gerbern dargebrachte Huldigung gnädigst danken und den Verhandlungen einen guten Verlauf wünschen. Der Cabinettschef: Griesinger." — Am Montag besuchte Hr. Diehl aus Pirmasens mehrere Gerbereien, wo er mündliche Ratschläge erteilte und manch praktischen Wink gab. Für das Fest, das unter der Gunst der Witterung stand, zeigte die ganze Einwohnerschaft ein reges Interesse und es nahm einen schönen Verlauf. Daß bei der Geschäftsflauheit doch noch ein gesunder Humor die Gerber beseelt, davon lieferten die Inschriften an verschiedenen Gerber-Häusern einen
sprechenden Beleg; zum Schluffe des Berichts möge hier eine solche, welche beim Hause des Hrn. Chrn. Luz (Lor. S.) angebracht war, wiedergegeben werden:
Ohne Gerbstoff, ohne Wasser,
Ohne Häute, ohne Loh,
Ohne Schuster, ohne Gelder Wird der Gerber niemals froh.
* Altensteig, 5. Juli. In Berneck wurde gestern die irdische Hülle des Privatiers Graf zu Grabe getragen, wobei eine äußerst zahlreiche Trauerversammlung das letzte Geleit gab. Es lieferte das Begräbnis den ehrenden Beweis, in welch' hohem Ansehen der Verblichene stand.
-u. Eb Hausen, 4. Juli. Am letzten Samstag badeten hier in der Nähe des Gasthauses z. Traube einige Knaben. Dabei geriet der 10jährige Sohn des Wollwebers, Hrn. Killinger, in eine tiefe Stelle der Nagold und sank unter, weil er oes Schwimmens nicht recht kundig war. Auf die Angstrufe seiner Kameraden eilte Hr. Dengler, Besitzer der Maschinenwerkstätte, herbei und sprang, da schleunige Hilfe dringend geboten war, völlig angekleidet ins Wasser und rettete mit eigener Lebensgefahr den mit dem Tode ringenden Burschen. Ehre dem wackern Manne für die edle Thal! — Daß Hr. Dengler auch auf christlich religiöse Sitte viel hält, geht daraus hervor, daß er heute in früher Morgenstunde eine Betstunde abhalten ließ in hiesiger Kirche, woran er, seine sämtlichen Arbeiter, die Bauleute und viele hiesigen Bewohner teil nahmen, vor der Aufrichtung seiner neuen bedeutend vergrößerten Maschinenwerkstätte.
* Tübingen, 3. Juli. Am Samstag gelang es zwei im hiesigen Amtsgerichtsgefängnisse inhaftierten Gefangenen zu entkommen. Der Eine davon ist der vom Schwurgericht wegen räuberischer Erpressung zu 1 Jahr und 4 Monaten Zuchthaus verurteilte Georg Schal von Feuerbach, der Andere, ein gewisser Frei, der vom Landgericht wegen Körperverletzung 1 Jahr und 2 Monate Gefängnis zudiktiert erhalten hat. Bis jetzt ist es nicht gelungen, derselben habhaft zu werden.
* Sicherem Vernehmen nach nimmt Se. Maj. der Kaiser im November d. I. als Gast Sr. Maj. des Königs an den Jagden im Schönbuch teil. Voraussichtlich wird über diese Zeit das Hoflager nach Bebenhausen verlegt werden.
* Ulm, 3. Juli. Das Fußarttlleriebatailon Nr. 13 begab sich gestern Abend 5 Uhr 55 Minuten mittelst Sonderzugs nach dem Schießplatz Wahn bet Köln, wo das Bataillon bis 4. August Schießübungen hält.
* Ulm, 4. Juli. Die „demokr. Ulmer Ztg." berichtet, es sei eine Eingabe an den Reichstag, durch welche seitens der Volkspartei des 14. Wahlkreises die Wahl Bantleons angefochten werde, gestern abend nach Berlin abgegangen.
* (Verschiedenes.) Von der Strafkammer in Ravensburg wurde ein junger Mensch aus Weinsberg, welcher anfangs April im „Oberschwäb. Anzeiger" eine gefälschte Verlobungs-Anzeige einrücken ließ, zu 5 Tagen Gefängnis verurteilt. — In Eibensbach (Güglingen) wurde der Postbote W. wegen Unterschlagung im Amt verhaftet. — Auf dem Bahnhof in Fellbach wurde ein Mann,
Gustav Varnay erschrak; an dieses furchtbare Los, das Elisabeth bedrohte, hatte er noch nicht gedacht.
„Vielleicht können doch noch Milderungsgrände gefunden werden," erwiderte er. Die Frau wurde möglicherweise von ihrem Manne und ihrem Bmder tyrannisiert —"
„Warten wir, welche neue Verbrechen noch hinzukommen werden! Die Leute sind hier aufgetreten, als ob sie über ein kleines Fürstentum zu gebieten hätten, und ich habe bereits von mehreren Seiten gehört, daß man die Anklage auf Betrug gegen sie erheben wird.
„In ihrem Hause soll eine Spielhölle gewesen sein," fuhr der Richter fort, „und man sagt, Madame habe die Netze ausgeworfen und manchen Einfaltspinsel darin gefangen. Es wird schließlich eine langwierige Untersuchung werden, die Betrogenen melden sich ja in der Regel erst dann, wenn es zu spät ist. Aber ich muß scheiden, meine Amtspflichten rufen mich, denken Sie an meinen Rat und versäumen Sie nicht, sich den ersten Anspruch auf die Wertpapiere zu sichern."
Der Richter schied mit einem Handdruck von Gustav, der in Nachdenken versunken, noch lange auf und niederwanderte und Elisabeths wegen fast bereute, die Sache so weit auf die Spitze getrieben zu haben.
Die Sonne sank, die schneegekrönten Alpenspitzen erglühten in purpurfarbenem Licht.
Auf dem Rigi standen zwei glückliche Menschen abseits von der Menge: Theodore, von dem Arme
Friedrichs umschlungen, und Heller wie das Sonnenlicht leuchteten aus ihren Augen die Strahlen des Glückes.
„So ist es denn wahr, Geliebte, du willst mein sein für Zeit und Ewigkeit?" fragte er leise.
„Für Zeit und Ewigkeit," erwiderte sie, die leuchtenden Augen zu ihm erhebend, „so sagte ich und daß ich es darf, das macht mich unaussprechlich glücklich."
„Er zog sie fester an sich und hauchte einen Kuß auf ihre Lippen.
„Ich hatte keine Ahnung von dieser Liebe," flüsterte er.
„Sie erwachte in meinem Herzen in jenem Augenblick, als du dem Schurken gegenüber standest und meine Ehre schütztest," sagte sie.
„Und nun liegt das Leben vor uns in strahlendem Sonnenglanze, und was es auch bringen mag, wir wollen's gemeinsam tragen."
„Beides, die Tage des Glückes, wie die der trüben Stunden," nickte Theodore. „So sonnenhell ist ja kein Menschenleben, daß es frei von jedem Schatten wäre; uns aber sollen die Schatten nicht erschrecken!"
In Schweigen versunken blickten sie auf die in allen Farben leuchtenden Schneefelder der Alpen, sie fanden keine Worte für das unnennbare süße, beseligende Gefühl, das sie berauschte.
„Vor einiger Zeit stand ich an der Seite eines anderen Mannes hier auf derselben Stelle," brach Theodore endlich wieder das Schweigen; „auch er ist mir ein lieber Freund gewesen, und mich betrübt's, daß
der sich in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen gelegt hatte, vom Zug überfahren und sofort getötet. — In Renn in gen ist am Montag die Scheuer des Christian Stanzer abgebrannt; die Entstehungsursache ist unbekannt. — In Reutlingen brach in der Gießerei und Maschinenfabrik von Chr. Laißle Feuer auS, welches nach kurzer Zeit den ganzen Dachstuhl ergriffen hatte. Der oberste Stock des Fabrikgebäudes ist vollständig ausgebrannt.
* Mannheim, 2. Juli, Der Vorstand der hiesigen Tapezter-Meistervereinigung hat beschlossen, zum Einkauf von Rohmaterialien eine Genossenschaft zu bilden, was für das hiesige Kleingewerbe nur bahnbrechend wirken dürfte.
* Nürnberg. Zwei Unteroffiziere und ein Gemeiner des hier garnisonierenden Infanterie-Regiments, die seit acht Tagen vermißt werden, wurden erschossen aufgefunden. Sie hatten ihre Dienstgewehre mit sich genommen.
' Berlin, 3. Juli. Aus bester Quelle erfährt die „K. Z.," daß die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Großfürsten-Thronfolger von Rußland in Berlin infolge bloßer Zufälligkeiten unterblieb; sie wird jedenfalls bei der Rückkehr des Thronfolgers stattfinden, nachdem die Einzelheiten durch Schriftwechsel zwischen den betreffenden Höfen festgestellt sind.
* Berlin, 3. Juli. Die Verordnung betreffend das Verbot der Ausfuhr von Streu- und Futtermitteln wurde heute vom Bundesrat genehmigt; sie tritt sofort in Kraft.
* Die „Nordd. Mg. Ztg." schreibt: „Gegenüber der Menge von irrigen Meldungen, welche in der Presse über den Stand und Verlauf der handelspolitischen Verhandlungen zwischen Deutschland und Rußland im Umlaufe sind, stellen wir folgende That- sachen richtig: Die deutsche Regierung hat auf die russische Anregung einer handelspolitischen Verständigung hin von Anfang an den Standpunkt vertreten, daß — wie dies auch von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts im Reichstage wiederholt bargelegt wurde — eine Herabsetzung des gegenwärtigen russischen Zolltarifs bezüglich der wichtigen deutschen Exportartikel die notwendige Voraussetzung für Gewährung des deutschen Konventionaltarifs an Rußland bilde; sie hat dem entsprechend der russischen Regierung auf deren Wunsch :m März d. I. eine Liste der Diesseits geforderten Zollermäßigungen übermittelt. In der im April d. I. ergangenen russischen Antwort wurden einzelne dieser Forderungen bewilligt, andere abgelehnt und bezüglich einer größeren Reihe von Posiiionen zwar Herabsetzung des gegenwärtigen russischen Zolltarifs angeboten. aber in erheblich geringerem Umfange, als diesseits gefordert worden war. Die Mitte Juni übergebene deutsche Antwort hat diese Gegenvorschläge als nicht ausreichend bezeichnet, um sin Aequivalent für den deutschen Konventionaltarif zu bilden, worauf die russische Regierung vor wenigen Lagen die Fortsetzung der Verhandlungen im Wege kommissarischer Beratungen in Berlin in Vorschlag gebracht hat. Das ist der gegenwärtige Stand der Verhandlungen."
* Berlin, 4. Juli. Wie die „Nationalzetiung" hört, verlieh der Kaiser dem Finanzminister Miguel das Großkreuz des Roten Adlerordens mit der Krone.
* Berlin, 4. Juli. (Erste Sitzung des Reichstags.) Alterspräsident Dteden eröffnet die Sitzung. Er beruft die provisorischen Schriftführer. Der Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 291 Mitgliedern. Das Haus ist also beschlußfähig.
* Nach der „Köln. Ztg." sind für Preußen von etwa 3 bis 4 Konsortien gegen 1200 Kilometer Kleinbahnen auf Grund des neuen Gesetzes geplant und vorbereitet. Eine größere Anzahl solcher Bahnlinien
er nicht gleich uns sich ganz seinem Glücke hingeben darf."
„Hoffen wir, daß auch hier die dunklen Schatten zerfließen werden."
„Ich habe ihm eine Ueberraschung bereitet, von der ich das beste erwarte."
Er schaute ihr mit fragendem Blicke in das Antlitz, das ein freudiges Lächeln verklärte.
„Ich habe Paula eingeladen, hierher zu kommen," fuhr sie fort; „ich darf wohl annehmen, daß sie diese Einladung nicht ablehnen wird."
„Das hättest du gethan?" fragte er überrascht.
„In der That, es war ein kluger Gedanke, er kann alles wieder ins Geleise bringen. Wann ist es geschehen s"
„Schon vor einigen Tagen."
„So könnte sie schon bald hier eintreffen?"
„Heute schon, wenn sie gleich nach Empfang meines Briefes sich zur Abreise entschlossen hat."
„Du hast ihr mitgeteilt, was hier vorgefallen ist ?"
„Ich habe ihr nur kurz das nötigste berichtet," sagte sie. „Das übrige werde ich ihr hier ausführlich erzählen."
„Wenn sie nur kommt!"
„Zweifelst du daran? Muß sie nicht selbst wünschen —"
„Gewiß, Geliebte, aber Mißtrauen und Eifersucht gestatten selten, daß eine Brücke über die Kluft gebaut wird, die sich mit jedem Tage zu erweitern strebt. Dein Vater schrieb mir, er wolle morgen Brunnm verlassen."
(Fortsetzung folgt.)