an Gerbstoff habe. Betreffs des zur Zeit stärkeren Anfalls an Häuten führte Redner aus, es sei zu bedauern, daß keine Häute von besserer Qualität anfallen, für diese Häute sei der Preis, welcher bezahlt werde noch ein hoher. Jeder Gerber gerate in Verlegenheit, was er aus diesen Häuten machen solle. Um günstigere Einkaufsbedtngungen zu bekommen, forderte er zu einem einmütigen Zusammenhalt auf; wünschenswert sei ein fleißiger Besuch der Ausschußfitzungen des Vereins. Hr. Roser aus Feuerbach gab seinem Bedauern Ausdruck, daß noch nicht alle Gerberet- betriebe in die Unfallversicherung ausgenommen seien, es könne ja in einer kleineren Gerberei so gut ein Unfall Vorkommen, wie in einer größeren. In der Sektion VI. der Berufsgenoffenschaft der Lederindustrie (umfassend Bayern, Württemberg, Baden, Elsaß-Lothringen) seien im letzten Jahre 132 Unfälle zur Anzeige gekommen, sin 40 Fällen habe eine Entschädigung bezahlt werden müssen. (Die Sektion VI. umfasse 715in die Unfall-Versicherung aufgenommene Betriebe, welche 8960 Arbeiter beschäftigen und in runder Summe Pr. Jahr 7 Millionen Mark Arbeitslöhne bezahlen.) Die meisten Unfälle kämmen beim Rindenschneiden (in Lohmühlen) vor. Herr Kassier Bauer erstattete hierauf den Rechenschafts- und Kassenbericht. Die Einnahmen des Vereins beliefen sich seit der letzten Versammlung inUlmam5.Jult 1891 auf 1175 M. 80 Pfg., die Ausgaben auf 985 Mk. 03 Pf., somit besteht noch ein Kaffenvorrat von 190 Mk. 15 Pf., außerdem verfügt der Verein über einen verzinslich angelegten Reservefond von 1118 Mk. 68 Pfg. Nun folgte Punkt 3 der Tages-Ordnung, die Wahl des Ausschusses. Gewählt wurde: Ehr. Bantlin, Reutlingen; Gustav Braun, Heilbronn; Gottl. Kemps, Altensteig; Louis Schweizer, Backnang; Karl Beh- rtnger, Stuttgart; E. F. Roser, Stuttgart; H. Roser, Eßlingen, I. I. Schläger, Reutlingen; Ehr. Bräu- ninger, Schorndorf; Carl Ernst, Marbach; Karl Schäfer, Metzingen; Botzenhardt, Calw; PH. Gänßlen, Metzingen; Karl Käß, Backnang; Otto Bader, Göppingen; L. Unsöld, Ulm. Vorstand, Vicevorstand, Schriftführer und Kassier werden von den Ausschußmitgliedern gewählt. Nun folgte ein Vortrag des Herrn A. F. Die hl aus Pirmasens über die allgemeine Lage der deutschen Leder-Industrie, über den Konsum von Prima- und geringem Leder und dessen Zukunft. Zuerst führte Redner aus, daß die Bedeutung der Schnellgerb-Methode nicht verkannt werden dürfe, denn die Anstrebung billiger Lederpreise, sofern sie auf solider Grundlage beruhe, sei gerechtfertigt. Zu einem Krebsschaden würde aber die zu rasche unsolide Schnellgerbung führen, auch schon wegen der eintretenden Ueberproduktion. Ein gutes Sohlleder könne bei der Schnellgerbung in 5, ein schweres prima Sohlleder in 9 Monaten hergestellt werden. Verfehlt würde es sein, sich zu viel in theoretische Methoden einzulaffen oder nur ein untergeordnetes Leder zu fabrizieren, aber verfehlt würde es geradeso sein, sich nicht nach der Geschäftslage der Neuzeit, die auf eine Umwälzung Hinweise, zu richten. Auf die beste Ausnützung der verwendeten und mög lichste prozentuale Anwendung der vorhandenen schnellwirkenden Gerbstoffe sei Bedacht zu nehmen, namentlich sei das Mcmbratscho-Holz zu empfehlen, weil es
Interessen verbanden uns ja. sind was nach Abzug dieser beiden Summen noch übrig bleibt, darauf werden andere Anspruch machen.
„Und wo bleibe ich?" fragte sie trotzig.
„Ich kann's nicht wissen; kommen Sie in Not und Elend, so haben Sie es selbst verschuldet. Sie haben auch nicht gefragt, welches Los die Leute erwartet, die Ihr Mann um das Letzte betrog. Somit ist es nur eine gerechte Vergeltung."
Gustav Varnay hatte seinen Hut genommen, aber ehe er die Thür erreichte, stand Elisabeth zwischen ihr und ihm und ihre Hand ruhte mit eisernem Druck aus seinem Arme.
„So dürfen Sie nicht von mir scheiden," sagte sie mit heiserer Stimme, „es wäre zu qualvoll für mich. Alles, was Sie mir augethan haben, will ich Ihnen verzeihen, nur lassen Sie diese furchtbare Anklage fallen. Es kann ja ihr Ernst nicht sein, daß Sie mich verderben wollen, ich würde daran zweifeln, daß Sie mich jemals geliebt haben. Bei jener Liebe beschwöre ich Sie, retten Sie mich!"
„So geben Sie zu —"
„Nichts, nichts, ich kann nichts zugeben, ich fordere nur, daß Sie die Anklage fallen lassen."
„Ich erhebe sie nicht, ich kann auch die Versicherungs-Gesellschaft nicht veranlassen, von ihr abzustehen."
„Aber Sie können mir raten."
„Damit ist es vorbei," sagte der Advokat kalt, „die Folgen Ihrer Handlungen hätten Sie früher bedenken müssen, nun ist es zu spät, sie abzuwehren. „Ich kann Ihnen keinen Rat mehr geben, die Flucht
28,06 Proz. leichtlöslichen Gerbstoff besitze. Redner ist für Ermäßigung des Zolls auf Gerbstoffe, denn die erleichterte Zufuhr derselben seiimmerhin empfehlenswerter, als die Ueberflutung mit ausländischem Leder. Um bei dem darniederliegenden Geschäftsgang den Absatz zu erleichtern, resp. der Konkurrenz wirksamer begegnen zu können, empfehle es sich für spezielle Zwecke Prima- Leder zu fabrizieren, im Uebrigen aber auf den Massen Consum und die Geschmacksrichtung Bedacht zu nehmen. Eine tüchtige Geschäftskennlnis und zweckmäßige Geschäftsführung sei zum lohnenden Betrieb notwendig, auch sei auf maschinelle Einrichtung zu zu sehen. Es gebe jetzt selbstthätige Weichen und Aescher, durch welche sich manche Ersparnisse erzielen ließen. Kalte Gerbung und eine sorgfältige schonende Einarbeitung der Häute sei die Grundlage eines guten Leders. Eine bestimmte Gerbmethode aufzustellen sei schwer, die einzig richtige Fachschule sei der Großbetrieb und die Ausübung einer Spezialität Bedingung für eine sichere Rentabilität. (Schluß folgt.)
* Altensteig, 3. Juli. Die bösartige Diph- theritis, der Würgengel der Kinder, hat im Hause des Gutsbesitzers Karl Kalmbach in Wörners- berg eine erschreckende Einkehr gehalten. Den bedauernswerten Eltern wurde vor 14 Tagen ein 5jähr. Knabe, vor 8 Tagen ein 8 Jahre altes Mädchen und letzten Samstag ein 15 Jahre altes Mädchen von dieser Krankheit dahingerofft. Was es heißt, in so kurzer Zeit 3 blühende Kinder zu verlieren, darüber wollen wir kein Bild entwerfen. Das Mitgefühl mit der schwergefrüften Familie ist ein allgemeines.
*Ml tensteig, 3. Juli. Durch das jüugste feuchtwarme Wetter ist auch die Bienenzucht, der durch d e anhaltende Trockenheit ein vollständiges Fehljahr drohte, wieder günstiger geworden. -Doch wollen sich die Hauptvorräte nicht recht mehren und 1893 wird offenbar ein geringes Honigjahr werden. Dahin lauten auch alle Berichte aus unserem Land. Es ist dies bedauerlich, wenn man bedenkt, welchen Aufschwung die Bienenzucht unseres Landes in den letzten Jahren genommen hat.
* (Wie kommen wir über die Futternot hinüber?) Diese Frage wird gegenwärtig in den verschiedensten, auch nicht landwirtschaftlichen Kreisen häufig besprochen. Die einen sagen: Der Staat soll Helsen, die andern verlangen Hilfe von der Gemeinde, ein Dritter glaubt, der Wald solle herhalten. Einsender dieses glaubt der Landwirtschaft treibenden Bevölkerung einen Dienst zu erweisen, seine Ansicht auch öffentlich auszusprechen. Vor allem gilt es sich moralisch aufrecht zu erhalten, was der Landwirt in den verschiedensten Lagen so notwendig braucht. Vernichtet z. B. der Hagel seine ganze Ernte, oder nimmt eine einzige kalte Nacht alle Herbstausstchten weg, ist es nicht dann allein diese Thatsache, die es möglich macht, dieses alles in Ergebung zu tragen? Doch natürlich ist es, daß man bet diesem allein nicht stehen bleiben darf, nein, es gilt auch zu handeln besonders in der jetzigen Zeit gilt es darüber nachzudenken ob es nicht möglich wäre, den Viehstand zu erhalten, anstatt ein Stück um das andere hinzuschlachten und zu Schleuderpreisen zu verkaufen. Es sind dem Schreiber die landw. Verhältnisse nicht unbekannt.
Macht man z. B. einen Gang durch die Felder, so entdeckt man noch so viele leere Stellen, auf welchem Grünfütter gesät und gepflanzt werden könnte, was bedeutende Erträge abwerfen würde. Doch sollte dann besonders kräftig mit Dünger nachgeholfen werden und wo Gülle nicht ausreichend ist, stehen ja die verschiedensten künstl. Düngmtttel zur Verfügung. Auch ist ja vorauszusehen, daß wir eine frühe Ernte bekommen und in diesem Falle wäre sehr zu empfehlen, daß nach derselben mancher Acker sofort gestürzt und mit Herbstfutter angesät würde. Als solches dürfte sich besonders empfehlen: Donaumais, Stoppel-Rüben, Senf, Wicken rc. Alle diese sind schon mit bestem Erfolg als Herbstfutter angebaut worden. Doch trotz alledem wird vielleicht mancher sagen: Was hilft es mich, wenn ich auch mein Vieh bis zum Winter durchschlage, was dann ? Das Heu ist nicht ausreichend für den Winter. Doch dem möchte ich antworten, daß es nicht so schlimm steht. Es ist ja möglich, daß wir einen guten Ertrag von Oehmd bekommen. Wenn wir uns dann bei Zeiten mit gutem Kraftfutter versehen, und der Wald seine Streu liefert, so daß wir das Stroh verfüttern können, dann wird auch die Not im Winter zu überwinden sein. Jedoch müssen wir dann auch, soviel an uns ist, noch dafür sorgen, daß man im Frühjahr möglichst bald Grünfutter holen kann und dazu dürfte Futterroggen und Jncarnat-Klee in erster Li tte in Betracht kommen, welche beide noch nach der Ernte mit gutem Erfolg gesät werden können.
* Oßweil, 29. Juni. Gestern wurde hier der erste reife Roggen cingeführt, was seit Menschengedenken im Monat Juni noch nie der Fall gewesen sein soll; Qualität und Quantität sollen nichts zu wünschen ügrig lassen.
'Von der Tauber, 29. Juni. Die Vieh- Preise werden stetig und gehen zum Teil schon in die Höhe, da viel Heu vom Ausland eingeführt und durch Anwendung von Krattfuttermittel der herrschenden Notlage entgegengearbeilet wird. Damir kann den Sommer über viel Futter gespart und doch das Vieh in einem ganz guten Ernährungszustand erhalten werden.
* (Verschiedenes.) In Wald bürg leckte das Vieh eines Bauern an alten Tapeten, die man als Streumittel verwendet hatte. Die Folge war, daß eine Kuh zu Grunde ging und eine weitere Kuh und eine Kalbel geschlachtet werden mußten. — Bet Vorsee wurde in einer Kiesgrube eine Frau, Mutter von 6 Kindern, verschüttet und konnte nur als Leiche hervorgezogen werden. — In Erlach, Gemeinde Gelbingen, hat der Blitz in eine Scheuer eingeschlagen ; dieselbe ist mit sämtlichen Futter- und Streuvorroten abgebrannt. — In Jagstheim ist das 11jährige Söhn- chen des Schneidermeisters Leydtg beim Baden in der Jagst ertrunken. — In Hetdenheim wollte der Knecht eines dortigen Bauunternehmers in der Dampf-Z'cgelei Steine holen; bei der Ausfahrt wurde er so unglücklich von seinem Wagen an das Gebäude gedrückt, daß er sofort tot war. — Am Mittwoch stürzte der Führer des Schnellzugs, der um 1 Uhr 50 Min. in Ergenzingen abgeht, unweit dieser Station während der Fahrt von der Maschine. Derselbe hatte glücklicherweise so wenig Schaden genommen, daß er von Eutingen an den Dienst wieder
ist Ihnen unmöglich gemacht, und das. was Sie Ihr Vermögen nennen, befindet sich in den Händen des Gerichts. Ich bedauere Sie, aber helfen kann ich Ihnen nicht, wenn ich auch noch so gern es wollte. Leben Sie wohl, ich werde Ihrer mit herzlicher Teilnahme gedenken und stets bedauern, daß ein so reich angelegtes Leben so schmachvoll zu Grunde gehen mußte."
Er ging hinaus, und als er das Haus verließ atmete er schwer und tief auf.
Er war nicht zufrieden mit sich und doch mußte er sich sagen, daß er nicht anders handeln konnte.
So sehr er auch die Frau bemitleidete, die ihm einst teuer gewesen war wie das eigene Leben, so mußte er auf der andern Seite auch der Opfer gedenken, die durch sie betrogen und in Not und Sorge gebracht worden waren.
Wäre es ihr gelungen, seine Verlobung mit Paula zu lösen, so würde sie darüber triumphiert und nicht danach gefragt haben, ob durch ihre Verleumdungen zweiMenschenherzen zeitlebens unglücklich wurden.
Ueberdies konnte er sie auch nicht retten, selbst wenn er es gewollt hätte, die Dinge mußten jetzt ihren Gang gehen.
Verstimmt kehrte er ins Hotel zurück; der Kellner meldete ihm, daß ein Herr ihn im Spcisesaal erwarte.
Es war der Untersuchungsrichter; Varnay bat ihn, mit ihm in sein Zimmer zu gehen.
„Die Siegel sind gelöst und die Vorgefundenen Gelder und Papiere geordnet worden," sagte der Richter, nachdem er Platz genommen hatte, „und Ihre Vermutung hat sich noch als richtig erwiesen."
„Die sämtlichen Papiere sind vorhanden?' fragte Gustav, den diese Nachricht überraschte, trotzdem er einigermaßen auf sie vorbereitet gewesen war.
„Insgesamt! Außer ihnen hat sich noch eine sehr bedeutende Summe vorgefunden."
„Von der die Versicherungsgesellschaft einen großen Teil beanspruchen wird."
„Ich würde Ihnen raten, schon jetzt im Namen der Eigentümerin Arrest auf die Obligationen legen zu lassen, man kann ja nicht wissen, wie viele Gläubiger Anspruch erheben werden. Sie sichern sich dadurch den Vorrang."
„Ich bin Ihnen dankbar für diesen Rat, den ich natürlich noch heute befolgen werde."
„Sodann müßte die Dame, welche die Obligationen reklamiert, ihre Rechte beweisen und persönlich geltend machen."
„Würde es nicht genügen, wenn sie einen hiesigen Sachverwalter damit beauftragte?"
„Wenn sie ihn in gesetzlicher Form bevollmächtigt, allerdings, aber das Besitzrecht muß bewiesen werden!"
Der Advokat nickte zustimmend.
„Dieser Beweis soll nicht fehlen," sagte er, „ich werde unverzüglich darum schreiben. Grüner hat noch nicht eingestauden?"
„Nein, er war vorhin wieder im Verhör, sein Leugnen wird ihn nicht retten. Daß er die That begangen hat, steht fest, überdies sind in seinen Papieren wie in den Papieren Griesheims merkwürdige Dinge gefunden worden."(Forts, folgt.)
Auflösung dcs Rätsels in Rr. 76: Hör, Horeb, Ohr, Horb.