* Die anfängliche Meldung, daß die Stichwahlen im ganzen Reiche sämtlich am24. d. stattfinden-sollen, hat schon dadurch einen Widerspruch gefunden, daß des Johannistages wegen die Stichwahlen in Bayern auf den 26. d. festgesetzt wurden. Auch in einigen Wahlkreisen Norddeutschlands findet erst an diesem Tage die Stichwahl statt, in anderen dagegen schon am Freitag.

* Allgemein wird die Ersetzung des Regierungs­präsidenten Häberlen in Ludwtgsburg durch den Regierungsdirektor v. Riekert and die Uebertragung der Stelle des letztem an Häberlen als eine Folge desFalls Hegelmaier* aufgefaßt, wobei sich der bis­herige Regierungspräsident von Ludwigsburg Blößen gegeben habe.

* Rottweil, 20. Juni. (Strafkammer.) Am 10. März ds. Js. haben die ledigen Bürstenmacher Xaver Geiger, Nikolaus Kaupp und Jakob Störzer, sämtlich aus Lützenhardt, in ein Holzscheit 2 Höh­lungen gebohrt, diese etwa mit 17 Gr. Pulver ge­füllt und nachdem sie die Oeffnungen mit Holzketlen verschlossen Hatten, das Holz neben die Hausthüre der Witwe Katharine Ruf gelegt. Hiebei gingen die Burschen davon aus, die Tochter der Ruf werde das Scheit wegnehmen und es zum Einheizen verwenden, wodurch dann der Ofen zerstört und das Mädchen verletzt werden solle. Den Störzer, der mit Recht schwereres Unheil von der unbesonnenen Handlung fürchtete, reute diese alsbald und er entfernte ohne Wiffen seiner Kameraden das Pulver wieder aus dem Scheit, weshalb er auch straflos ausging. Die beiden Ande.n aber wurden jüngst von der Straf­kammer wegen eines versuchten Verbrechens im Sinne des Z 5 des Reichsgesetzes betreff, denverbrecherischen und gemeingefährlichen Verbrauch von Sprengstoffen zu der Gefängnisstrafe von je 4 Wochen verurteilt.

* In den Notstand der Viehbesttzer im Rems- thal läßt eine Postkarte einen Einblick thun, die ein Vater aus Oberurbach an einen in Eßlingen im Geschäft stehenden Sohn richtet. Er schreibt: Ein Tuch voll Klee habe ich noch zu 2 Kühen und ein Stier. Von einem Morgen habe ich das Heu geholt mit dem Bretterwagen, was hätte 3 Heuwägen geben sollen. Letzten Freitag sind 3 Kühe und 1 Rind ge­schlachtet worden. Heute sind 30 Stück zu schlachten auf diese Woche angezeigt. Altes Stroh, schon 2 Jahre im Laubstall, verdorben und angesault, muß gefüttert werden. Unsere Kühe warten von 7 Uhr morgens bis abends 7 Uhr ganz geduldig. Im Heuholen bekommen sie kein Maul voll. In Haubers­bronn sind auf diese Woche 40 Stück zum Schlachten angezeigt, damit nicht alles an einem Tag schlachtet.

* Zur Linderung der Futternot sind, wie das Ulmer Tagblatt* hört, den Landleuten zum Ankauf von Futter namentlich aus Mitteln der Oberamts­sparkassen Darlehen zu so niederem Zinsfuß ange­boren, daß die Kassen erhebliche Verluste tragen.

* Ell Wangen, 18. Juni. Die Futternot nimmt täglich zu und die Viehpreise find jetzt schon auf dem denkbar niedrigsten Niveau angekommen. Täglich gehen auf den württbg. Bahnen Viehzüge nach El­saß und Frankreich. Dieselben bringen überzähliges Vieh aus dem Bayerischen, Württemberg und Franken in die Reichslande und nach Frankreich. Der Zeit-

dem, was mein Mann dir gab, und wollte er deinen Forderungen nicht Nachkommen, dann sprachst du stets von der Notwendigkeit einer Trennung und zwar einer solchen Trennung, bet der uns das gesamte Ver­mögen gesichert wurde. Soll ich dem Richter Mit­teilen, was du noch vorgestern nachmittag mir sagtest ?"

Bah, man sagt manches Wort, ohne es zu überlegen"

Das mag sein, du aber thust es nicht und ich weiß nur zu gut, daß"

Wenn du mich verderben willst, so thu's in Gottes Namen," erwiderte Grüner zornig auffahrend, du selbst wirst keinen Vorteil davon haben."

Wie könnte ich darin einen Vorteil suchen wollen? Ich kann selbst nur wünschen, daß die Schmach nicht auf deinen Namen fallen möge, denn es ist der Name unserer Eltern, den ich gern in Ehren halten möchte."

Wie viel Unehre hast du selbst auf ihn gehäuft ?" fragte Grüner spöttisch seine Schwester.

Auf diesen Namen? Keine; Entschließe dich rasch, ich vermute, daß"

Sie konnte diese Vermutung nicht aussprechen, die Thür wurde in diesem Augenblick hastig geöffnet und die Gerichtsherren traten ein.

Im ersten Moment stutzte der Richter, als sein Blick auf die junge Frau fiel, die er hier zu finden nicht erwartet hatte.

Ich habe Ihnen befohlen, in Ihrem Zimmer zu bleiben," sagte er,was suchen Sie hier?"

Zu meinen Zimmern gehört auch dieses," er­widerte Elisabeth,und ich denke, Sie müssen es

Punkt, wo auch die Schafherden auf der Weide nicht mehr ernährt werden können, ist nicht mehr fern, und man fürchtet, daß auch bei dieser Viehgattung dieselbe Verschleuderung wie beim Rindvieh Platz greifen werde.

* Von der Seegegend, 20. Juni. Alle Be­richte vom Lande schildern die trostlose Lage der Landwirte infolge des enormen Futtermangels. Die Viehpreise gehen rapid zurück, die Futterpreise er­reichen dagegen eine noch nie dagewesene Höhe; für den Zentner Heu auf dem Halm werden bis zu 7 Mk. bezahlt. Der Landwirt weiß sich vor Sorgen kaum zu helfen.

* (lieber heiße Sommer,) in welchen Dürre herrschte wissen alte Chroniken manches zu berichten. So schreibt eine Heilbronner Chronik von 1473:Der Sommer war so heiß und trocken, daß alle Bäche und Brunnen austrockneten: Anfangs September war die Weinlese vorüber." Johann Herold, Pfarrer in Weinsberg, bericht in seinemZeit- und Jahrbuch der Stadt Hall: Ann. Dom. 1540 am Dienstag nach Quasimodogeniti ist die große Dürre angegangen, gewert bis in den Winter, wenig geregnet, gar kein Daub (Thau) gefallen; man hatte bei uns an sant ubrichs Tag (4. Juli) gar abgeschnitten gehabt. Es ist wenig He« nnd gar kein Ohmat worden ; das Fuder Heu hat 5 fl. gekost. Die Wiesen waren um Jakobi wie Brachäcker." Aus der Gegend von Grrabronn finden wir von 1684:Im Jahr 1584 ereignete sich der dürre Sommer, da man den Haber mit den Händen aus dem Erdboden rupfen mußte und nicht einmal schneiden konnte. Das Vieh wurde wegen Mrnglls an Futter so unwert, daß man eine feine Kuh um 34 fl verkaufte." Auch 1740 und 1807 waren solche Mißjahre.

* (Verschiedenes.) Aus Hofen (Cannstatt) 20. Juni, wird geschrieben: Eine Menge Menschen eilte heute früh dem Neckarwehr bei der Spinnerei Mühlhausen zu, wo eine merkwürdige Erscheinung zu beobachten war. Seit einigen Tagen war die Falle an der Fabrik nicht gezogen worden und dadurch das Wasser zu völligem Stillstand gebracht. Dies hatte ein massenhaftes Erkranken der Fische verursacht. Als nun heute die Falle gezogen wurde und dadurch eine starke Strömung entstand, riß es die kranken Fische dem Rechen zu und zwar in solchen Mengen, daß der Rechen vollständig verstopft wurde, und kein Wasser mehr durchließ. Die Fische ließen sich willen­los mit Kübeln und Körben sangen. Alles fischte, ohne daß es jemand zu hindern vermochte. Man schätzt die zu Schaden gegangenen und ausgefischten Tiere auf 10 Zentner. Der 23jährige Schlosser H. von Leutkirch, welcher in der Fremde sein nicht unbedeutendes Vermögen verpraßt hatte, suchte bei seiner Rückkehr seine Mutter, eine in dürftigen Ver­hältnissen lebende Witwe, zur Herausgabe ihrer letzten Sparpfennige zu nötigen und drohte derselben bei ihrer Weigerung mit Erstechen. Der Mutter ge­lang es jedoch, zu entkommen und Leute zu allarmieren, worauf der saubere Bursche dingfest gemacht und in das Gefängnis abgeltefert wurde. Einem Kauf­mann in Ulm wurden von einer Packerin 213 Mk. gestohlen. Dieselbe gab ihren Eltern 120 Mk. davon. Tochter und Eltern wurden in Haft genommen. In

natürlich finden, daß ich meinen Bruder aufsuchte, um ihn zu fragen, was dies alles zu bedeuten habe."

Sollte nicht ein anderer Grund Sie bewogen haben, Ihren Bruder aufzusuchen? Kennen Sie diese Tasche?"

Grüner zuckte die Achseln, sein Gesicht war noch fahler geworden, er preßte die Lippen aufeinander, damit ihm nicht ein Laut entschlüpfte, der ihn ver­raten könnte.

Sie ist der Tasche ähnlich, die mein Mann be­saß," sagte Elisabeth,aber es giebt solcher Taschen viele, sie werden ja in großen Mengen angefertigt."

Vielleicht können Sie mir erklären, wie die Tasche in den Keller dieses Hauses gekommen ist und was sie enthalten hat?" wandte der Richter sich zu Grüner, hinter dem bereits ein Polizeibeamter stand; wir fanden sie unter dem Weinschrank, also an einemOrt, wo man solche Gegenstände nicht aufzubewahren pflegt.

Wie kannich das wissen?"erwiderte Grüner trotzig.

Waren Sie nicht gestern morgen in aller Frühe im Keller?" forschte der Richter weiter.

Ich leugne das nicht. Aber hat die Magd das behauptet, dann wird sie Ihnen wohl auch gesagt haben, daß ich mir eine Flasche Selterswasser holte."

Das war wohl nur der Vorwand. Diese Tasche trug Griesheim, als er Abschied nahm, um seine Reise anzutreten, sie war mit Geld gefüllt, jetzt finde ich sie leer im Keller; wer außer Ihnen kann sie dort ver­steckt haben?"

Das sind beleidigende Vermutungen" (Fortsetzung folgt.)

Ebingen hatte ein in den 30er Jahren stehender Hausbesitzer in der Scheuer imGräch" zu thun «nd fiel Hiebes infolge eines Fehltritts so unglücklich durch das Gebälk herunter, daß er sehr schwere innere Verletzungen erlitt, die sein Verbringen in die Klinik nach Tübingen nötigerscheinen ließen. InTrach­tel fingen hat sich eine ältere weibliche Person, Haushälterin bei einem dortigen Bürger, erhängt. Eine der gewichtigsten Personen Stuttgarts dürfte die Köchin im Bachnerschen Restaurant sein, dieselbe wiegt 279 Pfund. Unter den bei der Reichstags­wahl in Pflaum loch abgegebenen Stimmzetteln fand sich einer mit den Worten:der wo Regen geben kann." Am Sonntag morgen ist in Heil­bronn der 21 Jahre alte Schmied Paul Lechner von Cleebronn im sog. Kies beim Pferdeschwemmen von einem Pferde gestürzt und ertrunken. Sein Leich­nam wurde gegen Mittag bei Neckargartach geländet.

* Heidelberg, 21. Juni. Im Neckarbette, et­wa in der Höhe der Hirschgaffe, sind mehrere Steine zu Tage getreten, die den niedrigen Wafferstand von 1558, 1776 und 1842 durch die betreffende einge­meißelte Jahreszahl angeben. Das Andenken an den ganz außerordentlich niederen Wafferstand dieses Jahres soll in der gleichen Weise verewigt werden.

* Schenkenzell im Badischen, 20 Juni. Eine Radikalkur nahm in unserer nächsten Nähe ein Bauer an einem kranken Stück Vieh vor, die allerdings den Tod des Tieres nach sich zog. Das Tier zeigte sich etwas widerwärtig und störrig und wollte die ihm verordnete Mixtur nicht einnehmen. Nach mehrmaligen mißlungenen Versuchen dachte ded Bauer:Bist du stärker oder ich!" Gesagt, gethan. Mit herkulischer Kraft wurde dem Tier der Mund geöffnet, die Zunge erfaßt und dasTränkle" eingeschüttet. Aber o Wunder, o Graus leider hatte der Bauer zu sehr seine Kraft erprobt, denn bald zeigte es sich, daß dem Oechslein gar nicht mehr ganz gut zu Mute war ; es war ihm die Zunge ausgeriffsn. Man konnte daher nichts eiligeres thun, als das Tier zu schlachten und das Fletsch bei gegenwärtiger Futternot zu herab­gesetzten Preisen verkaufen.

* München, 22. Juni. Es sind 7 Mann des Leibregiments gestorben. Der Zugang von Neu­erkrankten ist keineswegs abgeschlossen. Der Menage­meister, ein Sergeant, welcher die Mannschaftskost z« probieren hatte, liegt nun gleichfalls im Sterben, ein Beweis, daß bloß die Menage die Schuld an den Erkrankungen trägt, diese selbst aber Vergiftungen sind.

* H o f. Aus einer seltsamen Ursache hat der hiesige Zuckerwarenhändler Hilpert seine Frau mittels einer Hacke erschlagen. Hilpert besaß ein Vermögen von 20 000 Mk.; er beschäftigte sich nebenbei damit, aus den Karten die Zukunft zu lesen. Diese hatten ihm nun verraten, seine Frau sehne sich nach dem Tode ihres Mannes und nach dessen Vermögen. Um zu verhindern, daß das Vermögen der Fra« zufalle, erschlug er sie und sprang dann in die Saale. Das Wasser schien aber ernüchternd auf ihn zu wirken, denn Hilpert, ein baumlanger Mensch, durchwatete die Saale und begann zu schreien, als ob er wahn­sinnig sei, was wohl auch nicht ausgeschlossen ist.

Wan«.

Wer ist ein Mann? Der beten kann Und Gott dem Herrn vertraut;

Wenn alles bricht, er zaget nicht,

Dem Frommen nimmer graut

Wer ist ein Mann? Der glauben kann, Inbrünstig, wahr und frei;

Denn diese Wehr trügt nimmermehr, Die bricht kein Mensch entzwei.

Wer ist ein Mann? Der lieben kann Von Herzen fromm und warm;

Die heil'ge Glut gibt hohen Mut Und stärkt mit Stahl den Arm.

Dies ist der Mann, der streiten kann Für Weib und liebes Kind;

Der kalten Brust fehlt Kraft und Lust, Und ihre That wird Wind.

Dies ist der Mann, der sterben kann Für Freiheit, Pflicht und Recht;

Dem frommen Mut deucht Alles gut, Es geht ihm nimmer schlecht.

Dies ist der Mann, der sterben kann Für Gott und Vaterland;

Er läßt nicht ab bis in das Grab Mit Herz und Mund und Hand.

M ä t s e k.

Durch starre, eisige Gefilde Wälzt seine Flutte» es dahin,

Das auch den Namen eines Weibes Dir giebt in einem andern Sinn.

Setz st du am Schluß ein ander Zeichen, So muß vor ihm die Kälte weichen. ; Läßt folgen aber einen Laut,

So dichs in Versen hold erbaut. Auflösung folgt in nächster Nummer.