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-G Wr. 73.
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Samstag dm 24. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
Die zweite höhere Dienstprüfung im Departement des Innern hat u. a. mit Erfolg bestanden: Edmnnd Rau von Dobel. OA. Neuenbürg.
Lavdesaachrichtes.
* Altensteig, 23. Juni. Zwei hiesige Metzger ließen heute fettes Kuhfleisch zu 22 Pfg. das Pfund ausrufen. Es spricht das mehr als alles für die herrschende große Not. Wir möchten nun doch den Viehbesitzern den Rat erteilen. Mut zu behalten und ihr Vieh nicht zu allen Preisen loszuschlagen, denn eS regt sich ja jetzt allenthalben im Lande, eine nachhaltige Hilfeleistung zu entfalten. Jedem, dem es nur halbwegs möglich ist, sein Vieh noch mehrere Wochen zu ernähren, sollte noch nicht losschlagen, denn er trägt dadurch nur zur Vermehrung der Kalamität bei und ein panikartiger Verkauf des Viehes ist nicht ver- nünftig. Zu hoffen und zu wünschen ist, daß die Gemeindevertretungen jetzt rasch Vorgehen und Futter beschaffen und solches auf Kredit an die bedrängten Bürger abgeken. Außerordentliche Verhältnisse erfordern gebieterisch außerordentliche Maßnahmen. Jetzt heißt es, wer rasch hilft, hilft doppelt!!
-r. Altensteig, 23. Juni. Gestern war hier ein Ingenieur aus Petersburg mit Hr. Direktor Theurer von der Masch.-Fabr. Eßlingen, Maschineningenieur Zütt von Rottweil und Betriebsinspektor Huzenlaub von Calw. Derselbe wollte sich über die Anlagen und den Betrieb unserer Schmalspurbahn, namentlich auch über die Konstruktion und die Verwendung der bei unserer Bahn im Gebrauch befindlichen Transporteure informieren. Vor einiger Zeit war, wie berichtet wurde, ein französ. Ingenieur im Auftrag seiner Regierung zum gleichen Zwecke hier.
* Stuttgart, 20. Juni. Der Volksverein Stuttgart nahm heute Stellung zu der Stichwahl zwischen Kloß (Sozialist) und Siegle (Deutschpartciler). Nach mit Beifall aufgenommenen Reden Gallers und Payers wird ohne Debatte einstimmig der Antrag angenommen: Die deutsche Volkspartei tritt mit aller Kraft für die Wahl des Sozialdemokraten Kloß ein.
* Stuttgart, 20. Juni. Die Abrechnung der südd. Buchhändlermeffe ist heute sehr glatt von statten gegangen. Es ist erfreulich zu hören, daß die Bedeutung Stuttgarts als Verlageplatz von Jahr zu Jahr wächst. 1892 wurde von hier aus das un-
Aer zweite Mann.
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
In den dunklen Augen der jungen Frau blitzte es zornig auf. eine heftige Erwiderung schwebte ihr auf den Lippen, aber sie bezwang sich und drängte sie zurück.
Der Richter schritt jetzt zur Haussuchung, die Aussagen der Magd bewogen ihn' damit im Keller zu beginnen; es mußte ja befremden, daß Grüner am Morgen nach dem Ereignis so früh im Keller gewesen war.
Elisabeth ging in den Salon, der mit den Wohn- und Schlafzimmern in Verbindung stand, und kaum war sie hier in einen Sessel niedergesunken, als sie draußen den gleichmäßigen Schritt eines Mannes vernahm, der vor der Thür auf und niederwanderte.
Ein spöttisches Lächeln glitt über ihre Lippen, rasch entschlossen erhob sie sich, es war nicht nötig, daß sie auf den Korridor hinaustrat, wenn sie aus dem Salon das Zimmer ihres Bruders erreichen wollte.
Er stand am Fenster, als sie eintrat; erschreckt fuhr er bei ihrem Anblick zusammen.
„Was willst du hier?" fragte er. „Haben die Leute das Haus noch immer nicht verlassen?"
„Ich fürchte, daß sie es ohne uns nicht verlassen werden," erwiderte Elisabeth mit zitternder Stimme, „und doch weißt du selbst, wie völlig schuldlos ich an allem bin."
„Schuldlos? Woran?"fragteerhieraufsarkastisch.
„An der Ermordung meines Mannes."
geheure Quantum von 3 Millionen Kilogramm Bücher versandt. Gestern mittag war Festessen im Königsbau, an welchem auch zahlreiche Schriftsteller und Künstler teilnahmen und abends war Konzert im Europäischen Hof.
* Stuttgart, 22. Juni. Unter dem Vorsitz des Ministers des Innern v. Schmid trat Mittwoch vormittag im Ständehaus mit den Mitgliedern der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft eine Anzahl von Lberamtlcuten, Landtagsabgeordneten und hervorragenden Vertretern der Landwirtschaft aus allen Teilen des Landes zusammen, um über Mittel und Wege zu beraten, wie dem durch die fortdauernde Trockenheit überall hrrvorgerufenen Notstand zu begegnen sei. Der Sitzung wohnte auch Finanzminister Tr. v. Riecke bei. Da die Aussichten für später ziemlich trostlos sind, so wurde von allen Seiten die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Linderung der Not anerkannt. Was den Umfang des Notstandes in den verschiedenen Landesteilen betrifft, so scheint unstreitig der Jagstkreis augenblicklich am stärksten betroffen zu sein. Die Aktion zur Hilfeleistung soll in erster Linie durch Selbsthilfe der Gemeinden, landwirtschaftlicher Darlehenskassen und Amtskorvorationen erfolgen, wobei der Staat natürlich subsidiäre Hilfe in der Weise in Aussicht stellt, daß er die respektiven Kaffen durch entsprechende Vorschüsse in die Lage versetzt, ihrerseits Darlehen auf längere Fristen zu gewähren. Der Staatsminister der Finanzen erklärte sich seinerseits zu der ausgiebigsten Hilfeleistung bereit. Es wurde sodann zur Konstituierung eines Aktions- komites mit Anschluß an die landwirtschaftliche Zentralstelle unter Vor sitz des Präsidenten v. Ow geschritten. Diesem Komite, welches aus einer Reihe der berufensten Vertreter der Jnteressenkreise besteht, liegt die Pflicht ob, nach Maßgabe der aus den verschiedensten Landesteilen eingehenden Berichte und Vorschläge einen vollständigen Plan zu entwerfen, von dem man hoffen darf, daß er den weitgehendsten Wünschen gerecht zu werden sucht. Außer den auf Zoll- und Frachtermäßigung gerichteten Anträgen hat das Aktionskomite, welches schon gestern nachmittag zu einer längeren Sitzung zusammengetreten ist, ven Ankauf von 300 Waggons Mais beschlossen, wozu der Finanzminister die Vorschüsse bewilligt hat. Uebrigens mag noch
„Glaubst du auch schon an diese Dummheit?" fragte er.
«Ich habe das Verbrechen vermutet, ehe das Gericht kam, und ich glaube auch zu wissen, wo ich den Mörder suchen muß. Wo ist die Geldtasche geblieben ?"
„Weiß ich es?"
„Ja, du weißt es, du mußt es wissen!"
Ein drohender Blick traf sie aus seinen stechenden Augen.
„Dein Verstand scheint schon gelitten zu haben," sagte er, „du ergehst dich in Vermutungen, die jeder Begründung entbehren. Setzen wir den Fall, hier läge wirklich ein Verbrechen vor, muß ich es dann auch begangen haben ? Kann der schwerberauschte Mann nicht auf der Brücke einem Vagabunden begegnet sein, der ihn niederschlug und beraubte?"
„Hätte ein anderer es gethan, so würdest du augenblicklich die Geldtasche vermißt haben."
„Hatte ich denn Zeit, daran zu denken? Nahmen nicht meine eigenen Angelegenheiten mich so in Anspruch ? Kann nicht die Tasche noch im Wasser liegen?"
„Mich betrügst du nicht!" sagte Elisabeth ernst, wärst du nicht mein Bruder, so hätte ich dem Richter anders geantwortet. Glaube nicht, daß ich das Verbrechen deshalb entschuldige, im Gegenteil, zwischen uns beiden ist fortan das Band zerrissen, aber ehe wir scheiden auf Nimmerwiedersehen wirst du mir mein Eigentum ausliefern. Nur unter dieser Bedingung will ich verschweigen, was ich weiß uud —"
„Die hochtönenden Phrasen kannst du dir er
bemerkt sein, daß einzelne Gemeinden bereits den Weg der Selbsthilfe mit großer Energie beschritten haben durch gemeinschaftliche Ankäufe von Futtermitteln rc. — Pon einer Anzahl volksparteil. Landtagsabgeordneter, die in den letzten Tagen über die trostlose Lage unserer Landwirtschaft konferierten, ist folgende Eingabe an das K. Staatsministerium abgesandt worden: „Die Unterzeichneten Mitglieder der Kammer der Abgeordneten halten sich angesichts des durch die anhaltende Dürre und den Futtermangel herbeigeführten Notstandes weitester Kreise der landwirtschaftlichen Bevölkerung für verpflichtet, an das K. Staatsministerium das ebenso ehrerbietige als dringende Ersuchen zu richten: 1) Es wolle der ländlichen Bevölkerung zum Bezug von Futtermitteln ein Notstaudskredit in umfassendem Maße eröffnet und zu diesem Behuf die sofortige Einwilligung der Stände zu einem Not- standsanlehen eingeholt werden. 2) Es wolle im Bundesrat dahin gewirkt werden, daß die Einfuhr sämtlicher zum Viehfutter verwendbarer Produkte bis auf weiteres von jeder Zollabgabe befreit werde. 3) Es wolle eine Verständigung der deutschen Eisen- bahndircktionen, in erster Linie der Staatsbahnver- waltungen, dahin angestrebt werden, daß der Transport der bezeichnten Produkte frei sei, oder wenigstens ermäßigte Fracht genieße, und es wolle entsprechende Anordnung für Württemberg getroffen werden. 4) Es wolle im Bundesrat dahin gewirkt werden, daß die zur Viehsütterung dienenden Abgänge landwirtschaftlicher Produkte, sogenannte Schlempe, von der durch das Branntweinsteuergesetz herbeigeführten Besteuerung und Kontrolle bis auf weiteres befreit werde und, falls die Zustimmung hierzu vom Bundesrat nicht zu erlangen wäre, der betreffende Steuerbetrag den württembergischen Steuerpflichtigen rückvergütet werde. 5) Es wolle veranlaßt werden, daß die Abgabe von Laub und Gras an die ländliche Bevölkerung aus den Staats- und Korporationswaldungen in einer gegenüber der bisher beklagten Zl-rückhaltung seitens der Forstbehörden rückhaltslosen und umfassenden Weise erfolge. — Einer besonderen Begründung wird diese Bitte angesichts des trostlosen Zustandes und der Gefahr einer massenhaften Verarmung unserer Landbevölkerung nicht bedürfen. (Folgen die Unterschriften.)
I sparen," fiel Grüner ihr in die Rede, „durch sie lenkst du nur den Verdacht auf mich. Ich weiß von dem Gelde nichts und protestiere gegen deine grundlosen Vermutungen; ich habe Griesheim an der Brücke verlassen, was weiter geschehen ist, kann Sch unmöglich wissen."
Elisabeth schüttelte drohend das Haupt, ihre feingewölbten Brauen zogen sich drohend zusammen.
„Ich verlange kein Bekenntnis deiner Schuld," sagte sie, „ich fordere nur mein Eigentum. Was ich thun konnte, um den Bruder zu retten, ohne mich selbst eines Meineides schuldig zu machen, das habe ich gethan; sage mir, wo ich das Geld finde, daun fliehe, so rasch du es vermagst."
„Weshalb soll ich fliehen?"
„Weil die Verhaftung droht. Ich werde bereits in meinem Zimmer bewacht, man hat mir verboten, es zu verlassen, dennoch habe ich diesen Schritt gewagt, um dich zu warnen."
„Wozu? Gerade das erregt Verdacht! Bedanke dich bei dem Advokaden Varnay dafür, er allein hat uns diese Suppe eingebrockt. Könnte ich nur der ganzen Bande einen Tort anthun, an dem sie zeitlebens genug hätte!"
„Denke jetzt an dich selbst; die Kohle liegt dir auf dem Fuß. Willst du meiner Bedingung dich fügen ?"
„Wie kann ich es? Ich habe das Geld nicht!"
„Du hast es!" sagte Elisabeth scharf. Willst du mich zwingen, dich dem Richter zu überliefern?" Soll ich dich an die Aeußerungen erinnern, die du früher schon fallen ließest? Du warst nicht zufrieden mit