Vorstand an, der Verein kauft das Vieh an, wofür je nach dem Wert deS Stücks verschiedene Preise festgesetzt find. Das Vieh wird im Auftrag des Vereins geschlachtet und das Fleisch unter die Mitglieder je nach der Größe der Familien verteilt zu einem Preis, der nur die entstandenen Kosten und Auslagen decken muß. Jedes geschlachtete Tier muß vollständig aufgebraucht sein, bevor ein nei es gekauft und geschlachtet wird. Werden mehrere Tiere zugleich zum Kauf angeboten, so entscheid darüber, welches zuerst gekauft werden soll, das Los oder die Dürftigkeit des Verkäufers. Die Händler haben die Preise unter Ausnützung der Notlage der Landwirte so gedrückt, daß der Bauer durchschnittlich 18—20 Pf. für das Pfund lebend Gewicht erhält. Andererseits stellt sich bei den dermaligen niedrigen Fleischpreisen die Fleischkost kaum teurer als fleischlose Kost. — In dem benachbarten Scharenstetten soll ein gleicher Verein gegründet werden, der mit dem in Radelstetten Zusammengehen will.
* Die neueste Nummer der „Jagst-Zeitung" schreibt: „Vom Lande" wird uns mitgetetlt: Dem praktischen Sinne unserer Landbewohner ist die Lösung des so mißliebigen Alters- und Jnvaltditätsgesetzes auf die einfachste, an den gordischen Knoten erinnernde Weise gelungen: sie verweigern rundab die Weiterzahlung der Beiträge, ohne die es vorher gegangen sei und jetzt auch gehen müsse! Entgegengehaltene Vernunftgründe finden taube Ohren.
* Den Gipfel der Gemeinheit nach der Reichstagswahl noch — erreicht wohl der bekannte Redakteur der „Heilbronner Zeitung' Dr. jur. Franz Lipp in Heilbronn mit folgender Anzeige in seinem Organe Nr. 137: „Erwiderung: Den gesamten „Wahlausschuß für Oekonomierat Mayer" lade ich auf die nächste Kirchweih nach Neckargartach: dort können Sie mich im Adler treffen. Dr. jur. Franz Lipp, immer noch Mitglied des Bürgerausschufses auf vier Jahre.
* Der Kriegsminister ordnete außer dem Ankauf von Kriegspferden auch den Ankauf von Zugpferden an. Der Ankauf wird u. a. stattfinden: am 12. Juli in Waldsee, am 13. Juli in Ravensburg, am 18. Juli in Ehingen und am 19. Juli in Münsingen.
* (Verschiedenes.) In Horb wurde der Dienstknecht des Rankenwirts Müller im Egelsthaler Wäldle erhängt aufgefunden. Derselbe soll seinem Dienstherrn 15 Mk. gestohlen und daun sich abends aus Furcht, nachdem er durch eine Postkarte seine Eltern hievon benachrichtigte, an einem Baum aufgehängt haben. — Ein seltenes Jagdglück hatte der neu angestellte Forstwächter Rieger von Unter - deufstetten, indem er seit 5. Juni nicht nur 4 Rehböcke, sondern dieser Tage auf 2 Schüsse 4 Marder geschossen hat. Gewiß eine Seltenheit! — In Gmünd ist der 17jährige Goldarbeiter B. in dem öffentlichen Badeplatz bei der Rindenbacher Mühle ertrunken; er geriet an eine tiefe Stelle und konnte sich durchs Schwimmen nicht mehr retten. — In Cannstatt fuhren am Sonntag abend 4 junge Damen auf dem Neckar Nachen. Mitten auf dem Flusse wollten sie in einen andern Nachen übersteigen, ihr eigener Nachen kippte dabet um und alle 4 Fräulein fielen ins Wasser. Drei derselben konnten sofort gerettet werden, die vierte, Adelheid Stller, 17jährige
Tochter des Schreiners Siller in LudwigSburg ertrank. Sofort von 2 Aerzten angestellte Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
* Aus Baden, 18. Juni. Die Heuernte fällt im Amtsbezirk Pforzheim spärlich aus, wie seit Menschengedenken nicht. Bei manchen Wiesen lohnt es sich nicht, dieselben abzumähen. Der Boden ist ganz ausgebrannt.
* Karlsruhe, 16. Juni. Das Projekt einer Albthalbahn von Karlsruhe über Ettlingen und Frauenalb nach Herrenalb, das wiederholt aufgegriffen, aber immer wieder fallen gelaffen wurde, ist nun von der Stadt Karlsruhe aufgegriffen worden und damit erhält das ganze Projekt die bestimmte Aussicht in allernächster Zeit verwirklicht zu werden. In seiner heutigen Sitzung beschloß der Stadtrat, beim Bürgerausschuß die Bewilligung von 5000 Mk. für die Fertigung des Projekts zu beantragen. Durch den Bau der Bahn wird das Albthal dem Verkehr erschlossen und vor allem der Touristenverkehr in das württewbergische Albthal bedeutend gehoben.
* Seit letzten Sonntag morgens würde auf der Insel Reichenau das etwa 7* */2 Jahre alte Kind des Straßenwarts Wedelich vermißt. Gestern ist dasselbe nun im See als Leiche aufgefunden worden. Wie man hört, ist das Kind das Opfer eines Verbrechens geworden. Nähere Angaben fehlen noch. Ein 70jähriger Mann soll als der That verdächtig verhafler sein.
' In Kehlhetm siegte Dr. Siegl mit ca. 1090 Stimmen Mehrheit.
' (Reicher Knabensegen.) Einem Bauern in Unterweisen (Baiern) wurde der zwölfte Knabe geboren, für welchen Se. k. Hoh. der Prinz - Regent zum Paten erbeten wurde. Bemerkenswert ist, daß den Eltern nie ein Mädchen bescheert wurde und von den 12 Knaben nur einer gestorben ist.
* AuS Berlin, 17. Juni, wird geschrieben: Der preußische Finanzminister Miguel ist, wie der „Voss. Ztg." versichert wird, entschiedener Befürworter einer Reichserbschaftssteuer. Möglich, Herr Miguel har noch einen schönen und „wirksamen" Entwurf dafür ausgenutzt liegen. Aber die Einzelstaaten, in welchen eine Erbschaftssteuer besteht, werden kaum so leicht auf diese ziemlich bedeutende Einnahme verzichten. Der Vorschlag einer Reichseinkommensteuer findet am wenigsten den Beifall der Regierung; man hat sich vermutlich erinnert, daß dann ein Reichsfinanzministerium mit erneutem Nachdruck gefordert werden würde. Merkwürdig still ist es auch von einer Besteuerung der Rennwetten geworden, obgleich eine solche nur das wohlhabende Publikum trifft. Man hat berechnet, daß die Summen, welche alljährlich am Totalisator und in den sogenannten Sportkommisfioasbureaux umgesetzt werden, sich auf circa 200 Millionen Mark belaufen! Eine Besteuerung dieser Wetten auch nur mit 7 Prozent des Einsatzes ergäbe schon einen Jahresertrag von 10 Millionen Mark. Gegner dieser Steuer besorgen von der Einführung eine Verminderung des Besuchs der Rennen und damit eine Schädigung der Landespferdezucht, welche doch eng verknüpft sei mit militärischen, speziell kavalleristischen Interessen. Dem
läßt sich die Erfahrung entgegenhalten, daß die Spieloder Wettlust auch in den Ländern, welche ganz erhebliche Abzüge von den Gewinnen oder Einsätzen zum Besten der Staatskasse machen, nicht die mindeste Abnahme erfahren hat. Als die Börsensteuer 1881 eingeführt wurde, sagte man mit großer Bestimmtheit den „Ruin" des Börsenverkehrs voraus. Jetzt, wo die Börsensteuer verdoppelt werden soll, wiederholt niemand die düstere Prophezeiung.
* Die „Nordd. Allg." Ztg." fordert angesichts der Stichwahlen die Wähler auf, sich fest zusammenzuschließen und denjenigen Kandidaten zum Siege zu verhelfen, welche für die Verstärkung der deutschen Wehrmacht eintreten. In zweiter Linie aber mögen sie alles aufbieten, um die Sozialdemokratie zu schwächen.
* Die Sozialdemokraten haben im ersten Wahlgang 24 Sitze erhalten, gegen 20 bei den ersten Wahlen von 1890 und 36 insgesamt. 20 Sitze haben sie behauptet, 2 von den Freisinnigen zurückerobert (Gotha und Breslau-West), 2 den Freisinnigen ab- genommeu: Sonneberg-Saalfeld und Kiel. In 85 Kreisen kommen sie in die Stichwahl, und zwar 41 Mal mit National Liberalen, 17 Mal mit Freisinnigen, 18 Mal mit Konservativen, 8 Mal mit Antisemiten, je 4 Mal mit Reichspartei und Zentrum, 2 Mal mit dem Bund der Landwirte und 2 Mal mit der süddeutschen Volkspartei (Erlangen.) Verloren hat die Sozialdemokratie bisher Bremen an die vereinigten Liberalen und Aschersleben an die Nationallideralen. Gefährdet für sie erscheinen auch Lübeck und Halle.
* Antisemiten sind bis jetzt drei gewählt: Ahlwardt in Arnswalde-Friedeberg, Liebermann v. Sonnenberg im hessischen Wahlkreis Fritzlar und Gräfe im sächsischen Kreis Bautzen (Oberlausttz). In 19 Kreisen kommen die Antisemiten in die Stichwahl.
* Der Wahlkreis Arnsberg-Meschede-Olpe hat Fus- angel diesmal rund 15 460, dem Rechtsanwalt Scheele, der sich zur Zentrumspartei hält, aber für die Mtli- tärvorlage eintrat, nur 2650 Stimmen gegeben. Der größte Teil der Geistlichkeit trat diesmal für Fus- angel ein. Fusangel soll jetzt in das Zentrum ausgenommen werden.
* Berlin, 20. Juni. In der heutigen Sitzung der Herrenhaus-Kommission erklärte Finanzminister Miguel bet der Debatte über das Ergänzungssteuergesetz, an die Einführung einer Reichserbschastssteuer werde nicht gedacht.
* B erlin , 17.Juni. Reichskanzler Graf Caprivi hielt heute vormittag dem Kaiser Vortrag über den Wahlausfall. Heute nachmittag fand sodann eine Sitzung des Staatsmiliisteriums statt.
'Berlin, 20. Juni. Dem Tagebl. zufolge lehnte Ahlwardt in Arnswalde das Mandat ab, da er auf den Stichwahlsieg in Neustettin rechnet.
* Potsdam, 19. Juni. Heute nacht ist das neue Proviantamt der hiesigen Garnison niedergebrannt. Etwa 600 Zentner Brot sind verbrannt, sowie ein großer Posten Heu. Der Schaden ist ziemlich bedeutend. Die hiesige Feuerwehr war in Thätigkeit bis morgens 5 Uhr. Darauf rückte zur Hilfeleistung eine Kompagnie Gardejäger auf die Brandstelle.
> * In der Armee - Konservenfabrik in Spandau
I sind während der ersten, im vorigen Monat beendig-
„Erinnern Sie sich, bei dieser Gelegenheit auch die lederne Geldtasche gesehen zu haben?"
Das Mädchen blickte ihn starr an, jetzt erst schien es den tieferen Sinn dieser Frage zu begreifen.
„Nein, ich sah die Tasche nicht," erwiderte es, „ich erinnere mich ganz genau, daß sie fehlte."
„Sollte die Herrschaft nicht auch sie vermißt habend" fragte der Richter.
„Ich glaube das doch, aber ich habe nicht ge- gehört, daß darüber gesprochen wurde."
Der Richter wechselte mit dem Beamten leise einige Worte, der letztere nickte und verließ das Zimmer.
Einige Minuten später trat Elisabeth wieder ein; ihre Wangen waren noch bleicher geworden und in dem fieberglühenden Blick, den sie auf den Richter heftete, spiegelte sich angstvolle Erwartung.
„Ich muß noch einmal die Frage au Sie richten, ob Ihr Gatte als er von Ihnen schied, eine namhafte Geldsumme bei sich trug," sagte der Richter; „Sie haben vorhin diese Frage verneint, denken Sie ernst darüber nach, die Antwort ist von großer Wichtigkeit."
„Ein scharfer harter Zug umzuckte die Mundwinkel der jungen Frau, sie schien noch immer entschlossen zu sein, die Wahrheit zu verheimlichen, so weit sie es konnte.
„Ich kann nur wiederholen, was ich gesagt habe," erwiderte sie, die finanziellen Verhältnisse meines verstorbenen Mannes sind mir immer unbekannt geblieben."
„Sollten Sie auch die lederne Geldtasche nicht gesehen haben, die er bei seinem Abschied trug?"
„Die lederne Tasche habe ich allerdings gesehen, aber ich weiß nicht, was sie enthielt. Mein Mann trug sie auf allen Touren, aber selten habe ich Geld in ihr gesehen."
„Wenn man sich zu einer großen Reise rüstet, dann versieht man sich doch auch mit der nötigen Geldsumme; haben Sie denn gar nicht daran gedacht, als Sie später diese Geldtasche vermißten?"
„Wie konnte ich daran denken! Der furchtbare Schicksalsschlag, der so plötzlich mich traf, hat alle meine Sinne betäubt, es ist mir noch immer, als müsse das alles nur ein wüster Traum sein."
„Nichtsdestoweniger mußte es Ihnen auffallen, daß die Tasche fehlte, man denkt doch in solchen Fällen auch über die Ursachen des traurigen Ereignisses nach."
„Fehlt nicht auch die Reisetasche?"
„Das Verschwinden dieses Gepäckstücks läßt sich leicht erklären," sagte der Richter ernst, „das Verschwinden der Geldtasche hingegen nicht."
„Ich hoffe, daß man sie finden wird, dann muß es sich ja ergeben, was sie enthielt."
„Der Richter schüttelte mißbilligend das Haupt.
„Sie weichen mir aus," erwiderte er, „ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Ihnen daraus die größten Unannehmlichkeiten erwachsen können. So betrübend und erschütternd auch der Unfall sein mag, der Sie betroffen hat, jedenfalls werden Sie schon darüber nachgedacht haben, wie Ihre Zukunft sich gestaltm soll. Da ist es natürlich, daß Ihre Gedanken sich auch mit dem Nachlaß des Verstorbenen beschäftigt haben —"
„Bis jetzt noch nicht," unterbrach Elisabeth ihn, „ich werde daran erst denken können, wenn die Leiche beerdigt ist."
„In der ledernen Tasche soll sich eine bedeutende Geldsumme befunden haben."
„Wer behauptet das?"
„Ich weiß es und kann nicht glauben, daß Sie es nicht gewußt haben sollen. Ich muß Sie ersuchen, sich in Ihre Gemächer zu verfügen und bis auf weiteres dieselben nicht zu verlassen. Sie tragen selbst die Schuld daran, daß ich diese Anordnung treffen muß; ich gebe Ihnen den wohlgemeinten Rat, sich derselben geduldig zu fügen." (Fortsetzung folgt.)
Haus- und Landwirtschaftliche-.
* Die Krankheiten der Schweine. Im Sommer und Herbst sind die Scheine mehr den Krankheiten ausgesetzt als im Winter, und da vielfach, wenn nicht fast ausschließlich falsche Ansichten über die bekanntesten, aber auch gefürchtetsten Krankheiten herrschen, so mögen einige Erläuterungen wohl hier am Platze fein. 1. Bräune. Diese Krankheit kommt meist an heißen Sommertagen vor, besonders dann, wenn die Tiere durch Laufen stark erhitzt sind und darauf plötzlich in den kühlen Stall oder in kühles Wasser kommen. Es tritt plötzlich keuchendes, röchelndes Atmen ein, das Tier hat sehr heisere Stimme, an Ohren und Rüssel zeigt sich vermehrte Wärme, die Augen sind rot und hervorgetreten, der Blick mild; oft tritt Würgen oder Erbrechen ein; in der Gegend des Kehlkopfes entsteht hochwarme Geschwulst, die rasch größer wird;